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Spätsommer 1900 im Bayerischen Wald. Die junge Arbeiterin Maria blickt von einer Anhöhe herab auf ihr Dorf. Die Glasfabrik, die den Menschen hier Arbeit gibt, steht in Flammen. Maria selbst hat das Feuer gelegt aus Rache für eine ungesühnt gebliebene Vergewaltigung. In dieser verheerenden Brandnacht nimmt die Geschichte einer Familie ihren Ausgang, in deren Zentrum der Aufstieg Georg Schatzschneiders, unehelicher Sohn einer Magd, zum Lenker eines Großkonzerns steht. Doch wo vordergründig unbändiger Ehrgeiz und unternehmerischer Instinkt zu den Erfolgsgaranten einer atemberaubenden Karriere im…mehr

Produktbeschreibung
Spätsommer 1900 im Bayerischen Wald. Die junge Arbeiterin Maria blickt von einer Anhöhe herab auf ihr Dorf. Die Glasfabrik, die den Menschen hier Arbeit gibt, steht in Flammen. Maria selbst hat das Feuer gelegt aus Rache für eine ungesühnt gebliebene Vergewaltigung. In dieser verheerenden Brandnacht nimmt die Geschichte einer Familie ihren Ausgang, in deren Zentrum der Aufstieg Georg Schatzschneiders, unehelicher Sohn einer Magd, zum Lenker eines Großkonzerns steht. Doch wo vordergründig unbändiger Ehrgeiz und unternehmerischer Instinkt zu den Erfolgsgaranten einer atemberaubenden Karriere im erst noch geteilten, dann wiedervereinigten Deutschland werden, begleicht im Hintergrund Generation um Generation dieser Familie eine große, aus einer Notlüge entstandene Schuld, die die Vorfahren Georgs auf sich geladen haben.

In seinem ersten Roman, Die Unverhofften, erzählt der preisgekrönte Dramatiker Christoph Nußbaumeder eine packende und berührende Familiensaga über vier Generationen; ein Sozial- und Aufsteigerepos, das die Verteilungskämpfe und Widerstandsbewegungen eines ganzen Jahrhunderts bis in die unmittelbare Gegenwart verhandelt und gleichzeitig den ewigen Treibstoff der großen Menschheitsdramen anschaulich macht: Liebe, Verrat und das unstillbare Bedürfnis des Menschen nach Anerkennung.
Autorenporträt
Christoph Nußbaumeder, 1978 im niederbayerischen Eggenfelden geboren, ist Dramatiker und Autor. Nach Abitur und Zivildienst arbeitete er in einer Automobilfabrik in Pretoria/ Südafrika und studierte Rechtswissenschaften, Germanistik und Geschichte in Berlin. Seine Stücke wurden u.a. bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen, an der Berliner Schaubühne, am Schauspielhaus Bochum und am Schauspiel Köln uraufgeführt. Die Unverhofften ist sein erster Roman. Christoph Nußbaumeder lebt in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.10.2020

Nichts hält uns zuliebe an
Mit den politischen Verhältnissen verändert sich auch die Landschaft:
Christoph Nußbaumeder erzählt eine Familiengeschichte über 120 Jahre
VON CHRISTOPH SCHRÖDER
Christoph Nußbaumeder eröffnet seinen opulenten Debütroman mit einer Art von Geobiografie, mit einem Urmeer, in dem sich vor Jahrmillionen Sand und Ton ablagerten und die Grundlage bildeten für jenes Material, das die Basis für „Die Unverhofften“ bildet: Glas. Das Dorf Eisenstein, unmittelbar an der Grenze zu Tschechien gelegen, ist Ausgangs- und Schicksalskreuzungspunkt einer Geschichte, die 1900 einsetzt und von Nußbaumeder bis in die Gegenwart hinein entwickelt wird.
Nußbaumeder, geboren in Eggenfelden, rund 100 Kilometer von Eisenstein entfernt, ist bislang nur als Dramatiker in Erscheinung getreten. Im Jahr 2010 hatte sein Stück „Eisenstein“ am Schauspielhaus Bochum Uraufführung. Dort traten bereits jene Charaktere auf, die Nußbaumeder nun im Roman als Protagonisten in den ambitionierten Versuch integriert hat, zum einen Zeitläufte über 120 Jahre zu erzählen und zum anderen in Dekadenschritten die Gestimmtheit der jeweiligen Epoche paradigmatisch in Einzelereignissen abzubilden.
Da ist Erna Schatzschneider, die 1945 auf der Flucht aus Böhmen in Eisenstein auf dem Hof der mächtigen Familie Hufnagel strandet. Georg, der Junge, den sie 1946 zur Welt bringt, ist nicht wie von ihr behauptet das Ergebnis einer Liaison mit dem Sägewerkserben Josef Hufnagel, sondern wurde in einernächtlichen Begegnung mit einem in den letzten Kriegstage aus einem KZ entkommenen Häftling gezeugt. Doch um die Versorgung ihres Sohnes sicherzustellen, versichert Erna dem verheirateten Josef glaubhaft, Georg sei sein Sohn. Diese Täuschung ist eine der Urszenen, die die Mechanik von „Die Unverhofften“ in Schwung halten, weil sie entscheidende, ja katastrophale Wirkung auf gleich mehrere Biografien hat.
Mehr als 100 Jahre auf knapp 700 Seiten – wie sollte dieses monströse Jahrhundert unter dem Brennglas provinzieller Verhältnisse heute noch fassbar sein, ohne sich gefährlicher Auslassungen schuldig zu machen oder plakativ zu werden? Nußbaumeder umgeht beide Fallen. Seine Sprache ist demonstrativ schmucklos, stellenweise archaisierend, dann wieder umgangssprachlich und orientiert am Jargon der jeweiligen Zeit. In sieben Großkapiteln wirft er Schlaglichter auf gesellschaftliche Entwicklungen und die Biografien seiner Figuren.
Jedes Buch verschiebt die Perspektive leicht; zwischen jedem der Bücher liegt ein Zeitraum von etwa zehn Jahren. Dementsprechend ist die Erzählstimme zum einen immer wieder zu einem summarischen Aufarbeiten historischer Ereignisse gezwungen, um den Zusammenhang wiederherzustellen, um dann wieder szenisch der Individualität seiner Figuren Rechnung zu tragen. Die Erzählinstanz ist nicht nur allwissend, sondern geradezu allmächtig; sie kennt das Große und das Kleine, das Innenleben aller Charaktere wie den geschichtlichen Kontext.
Es ist weit mehr als Aufstieg und Zersprengung und Wiederaufstieg einer mächtigen Familie, die Nußbaumeder nachvollzieht, wobei allein schon die Idee einer Dynastie als identätsstiftendes Element als ein auf Blut und Boden basierender Selbstbetrug dekonstruiert wird. Nußbaumeder zeigt vor allem, wie Politik und Ökonomie, die Organisation von Arbeitswelten und deren sozialpolitische Formung sich in der Nachkriegszeit entwickelt haben. Und wie eine Landschaft sich unter wechselnden politischen Verhältnissen wandelt und Einfluss auf die Mentalität ihrer Bewohner nimmt. Das beginnt bereits im ersten Kapitel, in dem Maria, Ernas Mutter, aus Rache für eine Vergewaltigung durch den Gutsherren, Josefs Vater, die Glashütte in Brand setzt und das Dorf verlässt. Erst aus der Zerstörung der Glashütte heraus erfolgt die Gründung des Sägewerks, das dem Dorf über Jahrzehnte hinweg Wohlstand und Arbeit sichert.
Nußbaumeders Figuren sind Typen, gleichzeitig gewinnen sie in der Erzählung Statur und Eigenständigkeit. Georg Schatzschneider, geboren 1946, ist die Hauptfigur, die Nußbaumeder durch die Jahrzehnte führt. Der stille, ehrgeizige Junge bekommt im Alter von 18 Jahren die Leitung des Sägewerks anvertraut und steigt durch zunächst geschicktes, später skrupelloses Geschäftsgebaren zu einem der reichsten Menschen der Republik auf. An Georgs Biografie durch die Wirtschaftswunderzeit, die liberalen, aber ökonomisch retardierenden Brandt-Jahre, die yuppiesken Achtziger, bis in die Wendezeit um 1990 verfestigt sich der Paradigmenwechsel, nach dem Verdienst nichts mehr mit Arbeit zu tun hat und Gewinn nicht an Produktivität, sondern an die richtigen Investitionen gekoppelt ist. Dass gleich drei Menschen durch Autounfälle zu Tode kommen, ist nicht fantasielos, sondern konsequent: Das Vehikel des Wirtschaftswunders fährt schließlich in der Gegenwart tatsächlich buchstäblich an die Wand. Wem gehört was? Wer zahlt wofür welchen Preis? Das sind die nie ausgesprochenen, aber zentralen Fragen, die Nußbaumeders Figuren antreiben, quer durch die Epochen. Bei allen berechtigten Vorbehalten gegen den Deutungsanspruch einer solchen Chronik muss man festhalten: „Die Unverhofften“ ist ein kluger, ungemein unterhaltsamer Roman geworden.
Christoph Nußbaumeder: Die Unverhofften. Roman. Suhrkamp Verlag, Berlin 2020. 672 Seiten, 25 Euro
Die zentrale
Frage, quer durch
die Zeit:
Wer zahlt wofür
wie viel?
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension

Rezensentin Katharina Teutsch ist Feuer und Flamme für das Romandebüt des Dramatikers Christoph Nußbaumeder. Das Können des Autors erkennt sie unschwer daran, wie er seine süddeutsche Familiensaga um Liebe, Verletzungen und Verdrängung über hundertzwanzig Jahre hinweg ausbreitet, ohne dass die Romankonstruktion oder die Leserin dabei zusammenbricht. Arbeiterbewegung, Krieg und Zwischenkrieg, Nationalsozialismus, BRD, Aufstieg und sogar die Klimakatastrophe finden neben allerhand persönlichen Katastrophen im Text Platz, staunt Teutsch. Schlank der Stil, souverän die Montage der Teile, glaubwürdig die mal sachlich, mal dramatisch geführte Handlung und lang erinnerlich die Figuren, findet Teutsch.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.11.2020

Die bayerischen Buddenbrooks
Vom Theaterstück zum Roman: In Christoph Nußbaumeders erzählerischem Debüt "Die Unverhofften" wird jede Generation auf ihre eigene Weise desillusioniert

Episch, tragisch und turbulent: "Die Unverhofften" fällt einigermaßen unverhofft vom Blätterbaum des Bücherherbstes. Denn Christoph Nußbaumeder hat es mit seiner Lebenschronik aus dem Bayerischen Wald nicht mal auf die Longlist des Deutschen Buchpreises geschafft. Unverständlich! - wird man doch schon auf den ersten Seiten tief hineingezogen in eine Dorfgesellschaft, die von den Gründerjahren des Deutschen Reichs über die Gründerjahre der Bundesrepublik bis in unsere Verhältnisse hinein beschrieben wird.

Maria Raffeiner ist die erste von vielen Frauenfiguren, die der Autor mit sicherer Hand auf knapp siebenhundert Seiten entwirft. Sie ist die Tochter eines Arbeiters, der in der örtlichen Glashütte schuftet. Ein Kämpfer, der sich für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz in der Arbeiterbewegung engagiert. Doch dann kommt es zu einem tödlichen Arbeitsunfall. Er bleibt unaufgeklärt. An die Härten der Hierarchien gewöhnt, wächst Maria nun im Schatten der Glashütte auf. Nahe der tschechoslowakischen Grenze im Dorf Eisenstein. Die meisten Dörfler sind in der Fabrik oder auf dem Gut der Familie Hufnagel beschäftigt. Auch Maria.

Doch die junge Frau träumt nicht von einer Zukunft in Eisenstein. Sie träumt von Amerika. Dorthin hat es einen Cousin verschlagen. Ihm will sie nachfolgen. Was so leicht nicht ist. Denn Siegmund Hufnagel macht ihr den Hof. Als Maria sich weigert, ihre Amerika-Pläne für ihn aufzugeben, droht Hufnagel seine Angestellte wegen Diebstahls anzuzeigen: "Es war eine Art Gewohnheitsrecht, das man den Dienstboten zugestand. Meist waren es Überreste vom Abendessen, zu schade für die Tiere, zu gut für den Abfall, eigentlich viel zu billig, um ihr daraus einen Strick zu drehen. Hätte Maria es nicht mit dieser lähmenden Angst zu tun bekommen und wäre sie auch nur eine Spur überlegener geblieben, hätte sie alles abstreiten können." Nachdem Siegmund Maria erst bezichtigt, dann vergewaltigt hat, wird sie wieder zum Pfand fremder Interessen. Die Arbeiter, an die sie sich wendet, sehen von einer Anzeige ab. Bedingung: Hufnagel soll einen Tarifvertrag unterschreiben.

Christoph Nußbaumeder ist zwar neu im Metier der Romanciers. Als versierter Stückeschreiber - auch "Die Unverhofften" sind die Weiterentwicklung eines Theaterstücks über das Dorf Eisenstein - gelingt es ihm aber, seine Geschichte trotz ihrer Länge aus einer Urszene heraus zu entwickeln: Mit Marias monströser Rache an ihrem Dienstherrn Siegmund Hufnagel und der anschließenden Flucht setzt die Familiensaga "Die Unverhofften" ein.

Zweiter Aufzug: Eisenstein befindet sich im Zustand seiner Entnazifizierung durch die Amerikaner. Der Krieg ist vorbei. Hufnagels haben inzwischen auf Holz umgestellt. Siegmunds Söhne teilen sich den Betrieb. Der eine war ein begeisterter Parteigänger, der andere ein skeptischer Kriegsveteran mit Holzbein. Mitten in den Befreiungswirren gelangt eine junge Frau auf das Gut der Brüder. Wie sich später herausstellen wird, handelt es sich um Marias Tochter, die aus Böhmen kommend Schutz vor den Russen sucht.

Dass Erna ein Kind erwartet, verrät sie ihrem Gutsherrn freilich nicht. Denn sie fürchtet, weggeschickt zu werden. Aus Schwäche oder Berechnung beginnt sie eine Affäre mit Joseph Hufnagel und redet ihm die Vaterschaft ein. Natürlich bleibt alles geheim, Joseph ist verheiratet. Seine Frau wird in Kürze selbst ein Kind zur Welt bringen. Ärger kann Joseph jetzt also nicht gebrauchen: ",Gut', sagte Josef und schlug ein, ,bis zur Niederkunft kannst bleiben, für die darauffolgende Zeit auch. Für danach lass ich mir was einfallen.'"

Was Joseph dann einfällt, ist Marias Vermählung mit seinem Bruder Vinzenz. Ein Arrangement, das funktioniert. Und in dem der kleine Georg zu einem entschlossenen jungen Mann heranreift. Seit an Seit mit Josephs Töchterchen Gerlinde. Eine tragische Liebesgeschichte nimmt Jahre später ihren Lauf, denn ein Lügengespinst um Herkunft und Abstammung wird fortan das Schicksal bestimmen: Georg glaubt, der Sohn eines Kriegsgefallenen zu sein. Joseph meint, Georgs Vater zu sein. Auch Gerlinde wird das glauben, weswegen sie den ahnungslosen Georg jäh verlässt. Nur Erna kennt die Wahrheit - und wird sie fatalerweise mit ins Grab nehmen. Immerhin hinterlässt sie einen Brief.

Inzwischen hat der dritte Teil des Romans begonnen. Beschrieben wird die Beziehung zwischen Georg und Gerlinde im Geiste der Sixties: Studentenheimpartys, Kommunardenpalaver, Frauenemanzipation und Zukunftspläne! All das wird mit großer Sympathie erzählt. Und als es vorbei ist, leidet der Leser mit auf jeder Seite: "Vielleicht", mutmaßt Gerlinde, "litt sie an einer Art Geisteskrankheit, an einer Form von Hybris, die sie gegen die überlebensnotwendige Vermischung der menschlichen Gene auf selbstzerstörerische Weise rebellieren ließ." Erst viele Jahrzehnte später können die Missverständnisse ausgeräumt werden. Für Gerlinde und Georg ist es da längst zu spät.

Ungerührt vollzieht sich indes das Leben: Familien werden gegründet, Kinder geboren, Ehen geschieden, Firmen gegründet. Das alles bei gebrochenen Herzen. Dort, wo Gerlinde sich in die Bindungslosigkeit flüchtet, reift Georg zum Patriarchen. Er wird vom Holz-Unternehmer zum Immobilienmilliardär. Pikanterweise heiratet er Gerlindes ahnungslose Schwester. Naturgemäß kann das nicht glücklich enden. Tut es auch nicht.

Es ist erstaunlich, wie Christoph Nußbaumeder in seinem Romandebüt nicht nur die Stimmung der Jahrhundertwende herausarbeitet, sondern auch den materialistischen Geist der achtziger Jahre. Die hemdsärmelige Nachkriegszeit ist vorbei. Der Markt geht auf Deindustrialisierung. Gerlinde verkörpert mit ihrer Lebensführung jenseits aller Illusionen den skeptischen Teil der Gesellschaft. Sie wird Mitglied einer Partei namens "Die Grünen". Die Enkelgeneration professionalisiert ihren Protest später im Klimaschutz. Ähnlich wie in Thomas Manns "Buddenbrooks" wird bei Christoph Nußbaumeder jede Generation auf ihre eigene Weise desillusioniert. Dennoch ist das ohne Pathos geschrieben. Dem Autor geht seine Chronik der deutschen Lebensverhältnisse so leicht von der Hand, dass man nur staunen kann, bisher nichts von ihm gehört zu haben. Denn neben dem Schicksal reserviert der Dramatiker auch immer noch ein Plätzchen für Fortuna.

"Die Unverhofften" lautet die letzte Kapitelüberschrift des Romans. Nußbaumeder kehrt darin wieder an den Anfang seiner Erzählung zurück. Zu Maria, die nach ihrer Brandstiftung nach Amerika fliehen will. Sie kommt nicht sonderlich weit. Genauer gesagt nur in den Böhmischen Wald, wo schließlich Georgs Mutter das Licht der Welt erblickt. Auch hier ist das Schicksal doppelt konnotiert: Ein Sturz macht Maria reiseunfähig. Eine Zufallsbegegnung ermöglicht ihre Rettung. Und später sogar die große Liebe.

Ein bisschen Unglaublichkeitseffekt hat dieses Buch also auch, denn Theaterschminke klebt an Nußbaumeders Händen. Mit dem Gespür des Dramatikers, der große Zeitsprünge in symbolträchtigen Szenen und zwischenmenschlichen Begegnungen pointieren kann, hat er ein süddeutsches Familienepos geschrieben, das eine große literarische Überraschung ist.

KATHARINA TEUTSCH

Christoph Nußbaumeder: "Die Unverhofften". Roman.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2020. 672 S., geb., 25,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Gegen Ende vegetiert ein Familienmitglied in einer Wohnung ... Aber in einem packenden Buch, das Die Unverhofften heißt, ist das nicht das letzte Wort.« Michael Angele der Freitag 20201119