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»Zum Sterben schön«_Seit den kulturellen Umwälzungen der Reformationsjahre war sie zu hören - nur von denen nicht, deren tränenreiches Gedenken ihr schmerzlichschönes Spiel galt, den Toten: die Beerdigungs-Violine (auch »Totengeige«) ersetzte die römisch-katholischen Bestattungsrituale im protestantischen und anglikanischen Europa._Die Geschichte der melancholischen, zutiefst bewegenden Begräbnis-Kompositionen geriet nach der Gegenreformation in Vergessenheit, und die Mitglieder der 1586 gegründeten britischen Gilde der Totengeiger verzogen sich vor mehr als 170 Jahren in den Untergrund einer…mehr

Produktbeschreibung
»Zum Sterben schön«_Seit den kulturellen Umwälzungen der Reformationsjahre war sie zu hören - nur von denen nicht, deren tränenreiches Gedenken ihr schmerzlichschönes Spiel galt, den Toten: die Beerdigungs-Violine (auch »Totengeige«) ersetzte die römisch-katholischen Bestattungsrituale im protestantischen und anglikanischen Europa._Die Geschichte der melancholischen, zutiefst bewegenden Begräbnis-Kompositionen geriet nach der Gegenreformation in Vergessenheit, und die Mitglieder der 1586 gegründeten britischen Gilde der Totengeiger verzogen sich vor mehr als 170 Jahren in den Untergrund einer Geheimgesellschaft. In Deutschland, wo es bis zum ersten Weltkrieg von mehreren Künstlern mit besonderer Inbrunst ausgeübt wurde, ist das schaurig-schöne musikalische Genre längst ausgestorben._Der englische Musikologe Rohan Kriwaczek - selbst praktizierender Geigenspieler, Flötist und Klezmer-Spezialist - hat einen Zugang zu dem Archiv der Gilde gefunden und eine schier unglaubliche, spannende und fabelhafte Chronik dieser zu Unrecht missachteten Musikrichtung und ihrer gedemütigten Künstler verfasst. Das Buch, 2006 in England und in den USA erschienen, erregte ungemeines Aufsehen: Hatte sich der Autor einen komplizierten Scherz erlaubt oder hat er einen historiographischen Coup gelandet, den andere Musik-Historiker ihm neiden? So oder so - der empfindsame, mitfühlende und mithörende Leser dieses unwahrscheinlichen Buches wird die Wahrheit im eigenen Herzen entdecken.
Autorenporträt
Rohan Kriwaczek ist der Vorsitzende der englischen Gilde der Begräbnisviolinisten. Bis heute hat er über hundert verschiedene Melodien für Beerdigungen gechrieben, erhaben, temperamentvoll, melancholisch oder getragen - je nach Charakter der Toten.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.05.2008

Die Ewigkeit der G-Saite
Rohan Kriwaczeks „Unvollständige Geschichte der Begräbnis-Violine”
Auf dem einzigen Foto, das von Rohan Kriwaczek bekannt ist, sieht er deutlich älter aus als ein Mann von 40 Jahren. Seine Augen, so meint man, blicken bereits aus dem Jenseits in die Kamera. Nun gut: Kriwaczek ist amtierender Präsident der Zunft der Trauerviolinisten. Da mag das Wissen von der Hinfälligkeit alles Lebens früher als bei anderen in der Physiognomie seinen Ausdruck finden.
Obwohl er schon in jungen Jahren sein Violin-Examen an der Royal Academy mit Bravour bestanden hatte, schaffte es Kriwaczek nicht auf die großen Konzertpodien dieser Welt. Er suchte und fand eine musikalische Nische: Er wollte die traurigsten und dramatischsten Werke pflegen, die für die Violine je geschrieben wurden. Am liebsten brachte er sie während heftiger Unwetter in den dunklen Kirchen von Northumberland zu Gehör. Bald war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Zunft der Trauerviolinisten auf ihn aufmerksam wurde und ihm eine Begräbnisvioline in die Hand drückte. Man erkennt sie daran, dass der Wirbelkasten nicht in einer Schnecke, sondern in einem Totenkopf ausläuft.
Kriwaczek nimmt für sich in Anspruch, eine europäische Musiktradition am Leben zu erhalten, die in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts beinahe abgerissen wäre und heute nur noch von Eingeweihten gepflegt wird. Mit seiner „Unvollständigen Geschichte der Begräbnis-Violine” wagt sich seine Zunft seit langer Zeit wieder an die Öffentlichkeit – wobei diese Geschichte oft lückenhaft bleibt und sich in Andeutungen ergeht. Ob das nur an den Quellen liegt, die nicht reichlich sprudeln? Die Überlieferung reicht immerhin zurück bis ins England des 16. Jahrhunderts, als unter der protestantischen Königin Elisabeth I. manch exzessive Praktiken des katholischen Trauerritus verboten wurden.
Adel und bürgerliche Oberschicht wollten ihre Toten aber weiterhin würdevoll zu Grabe tragen, und so entwickelte sich eine pompöse Bestattungskultur, die sich profaner Versatzstücke bediente und deshalb über den konfessionellen Auseinandersetzungen stand. Spätestens mit dem Auftritt des Virtuosen John Babcotte (1542-1607) bei der Trauerfeier für Sir Philipp Sidney im Jahre 1587 sicherte sich die Begräbnisvioline ihren festen Platz in der Funeralkultur. Ein Zeitgenosse schreibt: „Mit ungeheuer ernstem Blick und tragisch entstelltem Gesicht, dem man die Anstrengung ansah, entlockte er der Violine eine tieftraurige und zugleich leidenschaftliche Musik. . . . Er eröffnete mit der Introduktion eines Ostinato aus vier Noten, die so langsam gespielt wurden, dass jede Note die Ewigkeit in sich zu enthalten schien . . . Es war eine Musik, die ich nie vergessen werde, und ich bete aufrichtig darum, dass Babcotte mich lange genug überlebt, um auf meiner Beerdigung spielen zu können, da nie ein Mann zuvor in Abwesenheit seiner Seele derart geehrt worden ist.”
Wir gewinnen aus solchen Berichten eine Ahnung davon, wie Babcottes Musik geklungen haben mag. Sie wirkte stilbildend auf die späteren Meister: auf Hieronymus Gratchenfleiss, Pierre Dubuisson oder Charles Sudbery, der mit der Erfindung der siebensätzigen Funerary Suite kurz vor der Verfolgung der Trauerviolinisten im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts deren Kunst auf einen letzten Gipfel führte. Dass die Begräbnisgeiger die Trauernden nicht nur in England, sondern auch in Frankreich und Deutschland so sehr ergriffen, dass sie von der katholischen Kirche als Konkurrenz empfunden und daher verboten wurden, lag nicht nur an ihrer Virtuosität, sondern auch am eigenartigen Zwittercharakter ihrer Musik.
Doppelgriff und Todesnähe
Da ist zunächst der singende Ton der Geige, der so unmittelbar wie kaum ein anderes Instrument die Empfindungen der Zuhörer anrührt. Diese emotionale Intensität jedoch wird nun kunstvoll gebrochen. Die Trauervioline adaptiert Gattungen und Ausdrucksmittel, die überhaupt nicht zum Charakter der Violine passen, etwa den Trauermarsch: Die leere G-Saite kann das rhythmische Fundament, wie es sonst von Pauke und Großer Trommel gelegt wird, allenfalls andeuten. Das solistische mehrstimmige Musizieren stößt selbst bei den größten Violinvirtuosen an vergleichsweise enge harmonische Grenzen. Die Trauerviolinisten verstanden es jedoch, diese Grenzen mit Hilfe virtuoser Doppelgriffe und Arpeggien immer weiter auszudehnen, um die theatralischen Effekte ihrer Darbietungen zu steigern. Die vierte „Funerary Suite” von Charles Sudbury beginnt in diesem Sinne programmatisch mit einem „Marsch für das sanfte Nahen des Todes; um die Ängste zu beschwichtigen und der Seele ihre leichte Verlegenheit zu nehmen”.
Diese Kunst entwickelte sich in einer eigenen Welt, zünftisch organisiert und unabhängig von der musikalischen Hochblüte des 18. und 19. Jahrhunderts – auch wenn verborgene Verbindungen zu Mozart, Beethoven und Chopin führen. Das freie Künstlertum, eine epochale Erfindung dieser Zeit, blieb den Trauerviolinisten fremd. Sie näherten sich der Musik eher von der sportlichen Seite, bei manchen Bestattungen trafen gleich zwei von ihnen aufeinander, um in offenem Wettstreit zu entscheiden, wer die wunden Seelen der Trauernden schneller und intensiver erreiche. Immer ging es dabei natürlich auch um Geld und Prestige; Alkohol, Prügeleien, auch ein gewisser Machismo war den Meistern keineswegs fremd. Einige Begräbnisviolinen, die in London im Archiv der Zunft aufbewahrt werden, sollen noch heute mit Saiten bezogen sein, die aus den Därmen John Babcottes gesponnen wurden, der seinem Leben selbst ein Ende setzte.
Das Londoner Archiv wurde immer wieder durch Brände und Überschwemmungen zerstört, entsprechend lückenhaft sind die Bestände des überlieferten Notenmaterials. Kriwaczek hat eine repräsentative Auswahl in den Anhang aufgenommen. Sein Buch könnte die Kunst der Begräbnisvioline rehabilitieren, eine wirkliche Renaissance wäre freilich erst zu erwarten, wenn ein überzeugender Trauerviolinist ein ambitioniertes Label fände. Was man bis jetzt im Internet (www.rohan-k.co.uk) hören und sehen kann, ist eher von historischem als von musikalischem Interesse.
Dieses Buch, intelligent, kenntnisreich und reich an kühnen Syn- und Hypothesen, schließt eine kulturhistorische Lücke – noch ehe sich diese überhaupt geöffnet hat. Denn Kriwaczek verfolgt wohl kaum das Ziel, die Begräbnisvioline zu popularisieren. Das würde schlecht zu einer mehr oder minder geheimen Gesellschaft passen, als die sich die Zunft der Trauerviolinsten weiterhin versteht. TOBIAS HEYL
ROHAN KRIWACZEK: Eine unvollständige Geschichte der Begräbnis-Violine. Aus dem Englischen von Isabell Lorenz. Eichborn Verlag (Die Andere Bibliothek), Frankfurt am Main 2008. 306 Seiten, 34 Euro.
Auch eine Begräbnisvioline läge ihm gut in der Hand: Der israelische Violinist Ivry Gitlis 1995 in Paris Foto: CORBIS
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.2008

Leicht, aber tränenreich

Ein spirituelles Vakuum: Wir wissen wenig über die Geschichte der Begräbnisvioline. Rohan Kriwaczek geht ihr in der Anderen Bibliothek nach.

Womöglich war er der Erste: George Babcott, geboren 1542 in Canterbury, gilt jedenfalls als Gründer (1586) der Zunft der Trauerviolinisten. Sein "Erroneous Dirge" ("Falscher Klagegesang") ist eines der nicht eben zahlreichen Werke einer untergegangenen Kunst, deren "unvollständige Geschichte" der englische Geiger, Komponist und Schriftsteller Rohan Kriwaczek in einem materialreichen, melancholischen und amüsanten Band zusammengetragen hat. Über George Babcott, Sohn eines Gefängnisaufsehers, erfahren wir aus Krawiczeks akribischem Quellenstudium, dass er in den 1570er Jahren im Umfeld des Edward De Vere, Earl of Oxford, auftaucht, ja, sogar in einer aktenkundigen Rauferei im Dienste des Earl seine halbe Nase verloren haben soll.

Immerhin ließ De Vere (der auch als Verfasser von Shakespeares Werken einen gewissen Ruhm genießt) seinem treuen Geiger eine "schöne künstliche Nase aus Walrossknochen, derart bemalt, dass man sie für echt halten möge", anfertigen. Später soll Babcott nicht nur seiner allertraurigsten Töne wegen zum Günstling der Königin aufgestiegen sein, "die sich anerkennend über seine ,rauhen Manieren' und seine vielen Späße geäußert haben soll, welche auch ,das Abnehmen und das scherzhafte Verlegen' seiner Nase betrafen".

Unter König Jakob fiel der berühmte Begräbnisgeiger und offenbar große Trinker in Ungnade, im Jahr 1607 soll er sich einer Verfolgung als Häretiker durch Selbstmord entzogen haben: "Er wurde (nachdem man ihm einen Pflock ins Herz getrieben hatte) an einer Weggabelung in Sussex begraben." Sein Leichnam wurde, berichtet Kriwaczek, von Schülern wieder ausgegraben, der Pflock entfernt und aus den Därmen des Meisters wurden fünfundzwanzig Satz Violinsaiten angefertigt, die von den Nachfahren der Zunft zu speziellen Gelegenheiten aufgezogen wurden: "Viele Gelehrte sind überzeugt davon, dass sich einige Violinen mit diesen besonderen Saiten immer noch im Besitz der Zunft befinden und nur beim Begräbnis eines Präsidenten der Zunft gespielt werden." Stimmt dies, dann kann Kriwaczek selbst, der als "Amtierender Präsident der Zunft der Trauerviolinisten" zeichnet, nach seinem Ableben einer solchen Ehre entgegensehen.

Über die Geschichte der Begräbnisvioline wird man in den einschlägigen Enzyklopädien der Musikwissenschaft kaum etwas erfahren; Kriwaczek hat seine Kenntnisse also aus eigener Archivarbeit vor allem in der Zunftbibliothek gezogen, die er allerdings in außerordentlich schlechtem Zustand vorgefunden haben will und deren Bestände zumal durch Brandkatastrophen stark dezimiert wurden. Danach entwickelte sich diese entlegene Sonderkunst der Begräbnisvioline aus jenem "spirituellen Vakuum", das durch die Abschaffung der Fürbitten aus dem Begräbnisritus entstanden war. Vor allem in den Kerngebieten des Protestantismus, lernt man bei Kriwaczek, war das Trauergeigen spätestens Ende des siebzehnten Jahrhunderts weit verbreitet, eine Art musikalischer Meditation am offenen Grabe. Hundert Jahre später erlebt die Gattung ihre Blütezeit durch Herrn Hieronymus Gratchenfleiß, Schüler von G. K. Bach ("einem weniger bedeutenden Vetter von Johann Sebastian"), der schon in jungen Jahren zum Trauerviolinisten des Kurfürsten von Niedersachsen aufstieg.

"Herr" Gratchenfleiß führte das Genre auf eine einsame Höhe - was Kriwaczek und also wir nur deshalb wissen können, weil 1983 aus einer vergessenen Truhe einer Hildesheimer Kirche Gratchenfleißens Testament und eine verschimmelte Notenhandschrift geborgen werden konnten. Kostproben seiner Kunst (die nicht ohne Einfluss auf Paganinis Capricci gewesen sein sollen) sind im Notenanhang dem Buch beigegeben, darunter eine "Lange Ungewissheit des Todes" (Vortragsanweisung: "Leicht, tränenreich, fragend, aber nie weit von der Melancholie entfernt"), sogar eine "Düstere Koketterie des Todes".

Im neunzehnten Jahrhundert findet die Begräbnisviolinliteratur ihre formale Festigung in der Trauersuite: Sieben Sätze, darunter drei Märsche, eine "Panik", ein "Traum", eine "Lobrede" und eine "Flucht". Die 1830er Jahre markieren einen Höhepunkt - und zugleich den gewaltsamen Abbruch der Tradition. Jetzt beginnt das geheime Zerstörungswerk jener Agenten des Vatikans, die die allzu mächtig gewordene spirituell-musikalische Konkurrenz mit allen Mitteln zum Schweigen bringen wollen. Vor allem Papst Gregor XVI. wird gemeiner Drangsalierungen der Zunftmitglieder, Brandstiftung, Geschichtsfälschungen aller Art bezichtigt, die unter dem Stichwort "Trauersäuberungsaktionen" von Kriwaczek als veritable Verschwörung ausgebreitet werden: Trauergeiger wurden aus Gemälden herausgeschnitten oder retuschiert, die typischen Totenkopfschnecken der Begräbnisviolinen kurzerhand abgesägt und anderes mehr.

Der Hass der "Wortpriester" auf die Friedhofsmusik muss keine Grenzen gekannt haben. Kein Wunder, dass wir nicht mehr über diese Kunst wissen! Immerhin: eine Walzenaufnahme (ungefähr 1910) des letzten der großen Trauerviolinisten, Wilhelm Kleinbach, soll sich erhalten haben: "Wenn die Klangbildung zuweilen auch etwas wacklig ist, sind doch Energie und Intensität seines Spiels immer noch deutlich erkennbar."

Geschichte ist Geschichte der Sieger, zu denen hier auch Beethoven, Chopin, Mahler gehören. Was sie den vergessenen Meistern der gegeigten Trauermärsche verdanken, macht Kriwaczek im Einzelnen deutlich. Über dieser ersten Gesamtdarstellung des Themas liegt nicht nur der Nebel der vielfältigen Ungewissheiten, verschwundener Manuskripte, getilgter Spuren, gefälschter Bilder, sondern auch der dunkle Schleier der Melancholie: Was ist das heute übliche Abspielen von Konservenmusik im Trauerfall im Vergleich zu jenen Klängen an der Grenze von Leben und Tod, deren Meister hier wenigstens in einer Art historisch-literarischem Halbdunkel noch einmal erscheinen dürfen?

Im souveränen Spiel mit den Tonfällen musikologischer Beglaubigung entdeckt Kriwaczek Musikgeschichte als etwas, das sie auch immer schon war und ist: eine Projektionsfläche von Vergangenheitssehnsüchten. In seinen besten Momenten streift dieses skurrile und sehr britische Buch den Humor von Sternes "Tristram Shandy" oder Boswells "Dr. Johnson". Man muss die Musik, von der hier die Rede ist, gar nicht wirklich hören wollen: Die traurigste Musik der Welt spielt doch in unserer Einbildung.

HOLGER NOLTZE

Rohan Kriwaczek: "Eine unvollständige Geschichte der Begräbnis-Violine". Aus dem Englischen übersetzt von Isabell Lorenz. Die Andere Bibliothek. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2008. 310 S., geb., 32,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Im souveränen Spiel mit den Tonfällen musikologischer Beglaubigung entdeckt Kriwaczek Musikgeschichte als etwas, das sie auch immer schon war und ist: eine Projektionsfläche von Vergangenheitssehnsüchten. In seinen besten Momenten streift dieses skurrile und sehr britische Buch den Humor von Sternes Tristam Shandy oder Boswells Dr. Johnson."
(Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 14. Mai 2008)

"Dieses Buch, intelligent, kenntnisreich und reich an kühnen Syn- und Hypothesen, schließt eine kulturhistorische Lücke — noch ehe sich diese überhaupt geöffnet hat."
(Süddeutsche Zeitung, 17./18. Mai 2008)

"Kriwaczek hat ein Lehrstück britischen Humors geschaffen: tiefschwarz und voll Freude am eigenen Einfallsreichtum."
(Neue Zürcher Zeitung, 30. April 2008)

"Mit Genuss wälzt man sich durch detailverliebt erzählte Biografien erfundener Trauerviolinisten, hautnah verfolgt man die Entwicklung der siebensätzigen Trauermusiksuite mit und lässt sich absurderweise sogar von dem Problem gefangen nehmen, ob der begleitende Einsatz der Trommel historisch und ästhetisch vertretbar ist oder nicht."
(Der Tagesspiegel / alpha, Frühjahr 2008)

"Mit Genuss wälzt man sich durch detailverliebt erzählte Biografien von Trauerviolinisten wie jene des exzentrischen Herrn Hieronymus Gratchenfleiss, hautnah erlebt man die Ausbildung der Trauermusiksuite mit und lässt sich sogar von dem Problem gefangen nehmen, ob der begleitende Einsatz der Trommel historisch und ästhetisch vertretbar ist oder nicht. Glauben muss man davon kein Wort — aber wers liest, wird selig."
(Rondo, Mai/Juni 2008)

"Der Musiker und Komponist entwirft für die Begräbnis-Violine einen ziemlich stringenten historischen Rahmen. Er erzählt von den Anfängen vor rund 10.000 Jahren, vom Siegeszug der Trauermusik im späten Mittelalter und der Neuzeit und von der großen Säuberungsaktion des Vatikans. […] Ein bisschen makaber ist dieser Streifzug durch eine fiktive Musikwelt, aber gleichzeitig äußerst unterhaltend — eben ein musikalischer Spaß nach bester britischer Art."
(Das Orchester, Juni 2008)

"Detailgenau und anschaulich..."
(Lesart, Frühling 2008)

"Ein höchst amüsanter Diskurs zur Geschichte der Musica ficta."
(Deutschlandradio Kultur, 21. März 2008)

"Fiktion oder Wirklichkeit? Der Begräbnisviolinist auf dem Friedhof. Dank Kriwaczek wurde diese scheinbar sehr alte Tradition wiederentdeckt. Zumindest für einen flüchtigen Augenblick. In einer unterhaltsamen Kulturgeschichte, die sich auch tatsächlich so hätte abspielen können.
(BR — online, 25. April 2008)

"Rohan Kriwaczek erzählt eine ungeheuer spannende Geschichte, reich an musikalischen Details — im Anhang sind sogar Partituren verschiedener Kompositionen abgedruckt — und gut gewürzt mit dem berühmten britischen Humor. Augenzwinkernd weist er teilweise selbst durch pure Übertreibung den Weg hinaus aus dem Fabeldickicht, doch genauso oft lässt der Präsident der Gilde der Totengeiger den Leser rätseln."
(NDR, 22. April 2008)

"Doch Vorsicht: Was ist das Buch genau? Eine seltene musikhistorische Entdeckung oder ein recht tiefgründiger musikalischer Spaß — zu schön und traurig um wahr zu sein? […] Wir erfahren viel Wissenswertes und hören von merkwürdigen Violinduellen auf dem Pariser Friedhof Père Lâchais, von höfischen Intrigen, morbiden Moden und schrulligen Exzentrikern des Metiers. […] Der schwarze Humor in Kriwaczeks Fabel fungiert als Vehikel für das, was hier mit todernster Miene abgehandelt wird, das alte Thema, für das sich bekanntlich die Romantiker so begeistert hatten: die Bedeutung der Kunst für das Leben. […] Im Todeskult der Begräbnisviolinisten spiegelt sich die Kritik des Autors an der Verflachung und Entleerung unseres modernen Verständnisses von Kunst und Kultur. Sie sind es, die hier auf dem Sterbebett liegen. Kriwaczeks Chronik ist ein als Musikhistorie getarntes philosophisches Exerzitium, ein elegischer Traktat über die letzten Dinge und als solches ein Brevier der Lebenskunst;"
(WDR — Mosaik, 7. Februar 2008)

"Das Buch, 2006 in England und in den USA erschienen, erregte ungemeines Aufsehen: Hatte sich der Autor einen musikhistorischen Scherz erlaubt, ganz in der Tradition britischer Literaturmystifikationen, oder hat er einen historiographischen Coup gelandet, den andere Musikhistoriker ihm neiden? So oder so — der empfindsame, mitfühlende und mithörende Leser dieses unwahrscheinlichen, detailverliebten Buches wird die Wahrheit im eigenen Herzen entdecken."
(MDR, 2. April 2008)

"…so unterhaltend, humorvoll und detailreich, das man absurderweise gar nicht anders kann, als sich in diesen "wissenschaftlichen" Erguss zu verlieben. Einhübsch auf altmodisch getrimmtes Büchlein, das Kriwaczek mit einer clever inszenierten Verschwörungstheorie anreichert."
(Berner Zeitung, 20. März 2008)

"Die im Untergrund agierende Gilde der Begräbnisviolinisten erlaubte nach langem Zögern die Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse, die nun, gebunden in trauerflorschimmerndes Schwarz, auch den deutschen Lesern vorliegen: ein schaurig-schönes Vergnügen. […] Und wenns nicht wahr ist, so ists doch gut erfunden."
(Bayern2 KulturWelt, 6. Februar 2008)

"…wunderbar verständlich und mit Liebe zum Detail geschrieben."
(Kleine Zeitung, 8. März 2008)

”Lesen Sie selbst. Sie müssen es lesen. Irrwitzig, dieses Buch. Absolut irrwitzig.“
(Die Welt, 21. Juni 2008)
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensentin Irene Binal ist begeistert von diesem Buch von Rohan Kriwaczek, das sich ihren Informationen zufolge einfach nicht kategorisieren lässt. In ihren Augen ist seine Geschichte der Trauer-Violine eher "Schelmenstück" als Sachbuch. Ein offenkundiger Recherchefehler lässt die Rezensentin jedenfalls spekulieren, dass er "absichtlich einen Hinweis auf die mangelnde Authentizität seines Werkes einstreuen wollte". Doch das mindert den Wert des Buches ihrer Meinung nach ganz und gar nicht: "Die fabelhafte Musikwelt des Rohan Kriwaczek entwickelt ihre eigene Realität."

© Perlentaucher Medien GmbH