28,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

2 Kundenbewertungen

Wie viel Staat muss sein? Nach dem internationalen Bestseller »Warum Nationen scheitern?« widmen sich Starökonom Daron Acemoglu und Harvard-Politologe James A. Robinson in ihrem neuen Buch dieser fundamentalen Frage. Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Milizen in Libyen, Einschränkung der Presse- und Demonstrationsfreiheit in der Türkei, Umerziehungslager in Nordkorea. Gegenwärtig erleben wir viele Staaten als problematisch: sie sind entweder gescheitert, überreguliert oder despotisch. Aber wie viel Staat ist denn eigentlich notwendig? Die Autoren geben hierauf eine überraschende und…mehr

Produktbeschreibung
Wie viel Staat muss sein? Nach dem internationalen Bestseller »Warum Nationen scheitern?« widmen sich Starökonom Daron Acemoglu und Harvard-Politologe James A. Robinson in ihrem neuen Buch dieser fundamentalen Frage.
Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Milizen in Libyen, Einschränkung der Presse- und Demonstrationsfreiheit in der Türkei, Umerziehungslager in Nordkorea. Gegenwärtig erleben wir viele Staaten als problematisch: sie sind entweder gescheitert, überreguliert oder despotisch. Aber wie viel Staat ist denn eigentlich notwendig?
Die Autoren geben hierauf eine überraschende und provokante Antwort. Anhand zahlreicher historischer und aktueller Beispiele - vom antiken Griechenland über Deutschland im Nationalsozialismus bis zum heutigen China - zeigen sie: Wohlstand, Sicherheit und Freiheit sind in hohem Maße von dem richtigen Rahmen abhängig, in dem der ewige Kampf um Macht zwischen Staat und Gesellschaft ausgetragen wird.
Eine überzeugende Analyse, die demonstriert: Ein starker Staat und eine starke Gesellschaft sind kein Widerspruch, sondern bedingen sich gegenseitig.

Autorenporträt
Daron Acemoglu, geboren 1967 in Istanbul, ist Professor für Wirtschaftswissenschaften am  renommierten Massachussetts Institute of Technology (MIT). Er gehört zu den zehn meist zitierten Wirtschaftswissenschaftlern und ist Träger der John-Bates-Clark-Medaille, die als Vorstufe zum Nobelpreis gilt. 2019 wurde ihm der Weltwirtschaftliche Preis in Kiel zuerkannt, als Vordenker einer weltoffenen, marktwirtschaftlichen und sozialen Gesellschaft.   James A. Robinson, geboren 1960,  ist Politik- und Wirtschaftswissenschaftler und Professor  an der Harvard University. Er ist der weltweit führende Experte für  Entwicklungshilfe, Lateinamerika und Afrika. Er arbeitete in Botswana, Mauritius, Sierra Leone und Südafrika. Christa Prummer-Lehmair lebt in München und übersetzt Belletristik und Sachbücher aus dem Englischen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.11.2019

Schmaler
Pfad
Daron Acemoğlu und James Robinson
beschreiben das komplexe Verhältnis
zwischen Staatsmacht und Gesellschaft
VON CHRISTOPH DORNER
In „Alice hinter den Spiegeln“ von Lewis Carroll machen Alice und die rote Königin ein Wettrennen durch den Wald. Der Hauptfigur Alice kommt es bald so vor, als bewegten sie und die Königin sich trotz der Anstrengung nicht vom Fleck. „Hierzulande musst du so schnell rennen, wie du kannst, wenn du am gleichen Fleck bleiben willst“, sagt die Königin zu dem Mädchen. In ihrer staatstheoretischen Studie „Gleichgewicht der Macht“ benutzen der Ökonom Daron Acemoğlu vom Massachusetts Institute of Technology und der Politologe James A. Robinson von der University of Chicago dieses Bild aus dem surrealistischen Kinderbuchklassiker, um das komplizierte Verhältnis zwischen Staatsmacht und Gesellschaft zu beschreiben.
Der Rote-Königin-Effekt, mit dem Evolutionsbiologen auch das Hochrüsten konkurrierender Organismen bezeichnen, ist für die Autoren eine zentrale Voraussetzung dafür, dass manche Nationen zu prosperierenden Demokratien werden konnten, während andere diesen Entwicklungspfad nicht betreten haben. Der Effekt soll die Bedeutung einer Machtbalance zwischen Staat und Gesellschaft herausstellen. Je stärker das eine, desto stärker muss auch das andere sein. Sonst, so die These der Autoren, drohen extreme Herrschaftsformen, was sie im Buch mit Länderstudien zu Nigeria, China, Saudi-Arabien oder Argentinien auch ausführlich darlegen. Diesen Staaten fehlt das Gleichgewicht, was erhebliche Folgen haben kann: Terrorismus, Korruption oder fehlende Innovationskraft.
Es ist aber auch ein schmaler Pfad, auf dem sich die freiheitlichen Gesellschaftsordnungen in Europa und den USA bewegt haben. Und bewegen. Das legt der englische Titel des Buchs nahe: „The Narrow Corridor“. Denn auch die liberalen Demokratien des Westens sind weder vor einem Abdriften in Despotismus und Anarchie noch vor blinden Flecken gefeit, etwa der langlebigen Benachteiligung von Frauen und ethnischen Minderheiten. Allein diese Diagnose macht dieses weit ausgreifende Buch sehr aktuell.
Mit „Warum Nationen scheitern“ hatten Acemoğlu und Robinson schon 2012 eine Theorie der Weltungleichheit vorgelegt. Darin beschrieben sie, wie das Zusammenwirken inklusiver politischer und wirtschaftlicher Institutionen die Macht von Eliten eindämmen und damit nationalen Wohlstand erzeugen kann. Das Buch wurde zu einem Bestseller. Nun haben die Wissenschaftler ihren konzeptuellen Rahmen noch weiter gedehnt. Sie wurden hierfür bei einem Klassiker der politischen Philosophie fündig: Mit dem Leviathan hatte der britische Philosoph Thomas Hobbes im 17. Jahrhundert eine allmächtige Staatsgewalt erdacht, die den Krieg aller gegen alle verhindern sollte.
Die Autoren haben die monolithische Denkfigur in ein Modell überführt, mit dem sie glauben, den Freiheitsgrad und so auch die ökonomische Leistungsfähigkeit von Nationen vergleichen zu können. Ihre Analyse ist wegen der fast schon archäologischen Perspektive des Buchs, die von der altbabylonischen Zeit bis in die Gegenwart des Syrien-Konflikts und der #MeToo-Bewegung reicht, sehr grundsätzlich.
In Europa habe es im fünften Jahrhundert eine günstige Konstellation für ein Kräftegleichgewicht zwischen Staat und Gesellschaft gegeben, schreiben die beiden Autoren. Germanische Stämme drangen in Gebiete des weströmischen Imperiums vor, das sich im Niedergang befand. Dabei trafen basisorientierte, partizipatorische Gemeinschaften auf eine zentralistische Staatsapparatur mit bürokratischen und rechtlichen Traditionen. Es ist der Humus für das, was Acemoğlu und Robinson als den „Gefesselten Leviathan“ bezeichnen: Einen Staat, der seinen Machtbereich ausdehnt, dabei aber Freiheitsbewegungen zulässt. Hierfür nennen sie in einem Parforceritt durch die Zivilisationsgeschichte einige Wegmarken: den aufblühenden Handel der italienischen Stadtstaaten; die Unterzeichnung der Magna Carta als Geburtsstunde des Parlamentarismus; das Zusammenwirken von Technik, Wissenschaft und freiem Unternehmertum in der Phase der industriellen Revolution.
Acemoğlu und Robinson gelangen zu der vorsichtigen Einschätzung: „Der Gefesselte Leviathan scheint der ideale Staat zu sein, dem wir vertrauen können.“ Welche Instabilität ihm trotzdem innewohnen kann, schildern sie am Beispiel der Weimarer Republik. Dort traf eine stark mobilisierte Nachkriegsgesellschaft auf preußische Eliten, die in die autoritären Verhältnisse des Kaiserreichs zurückkehren wollten. Dieser Zielkonflikt habe neben schwachen Institutionen und der Weltwirtschaftskrise den Weg für die Nazis geebnet, analysieren die Autoren auf zwanzig Seiten.
Ein anderes Beispiel für die Anfälligkeit des „Gefesselten Leviathan“ sind die Vereinigten Staaten. Hier mussten die Föderalisten 1787 eine Verfassung akzeptierten, die den Gesamtstaat so schwach hielt, dass dieser bis heute nicht in der Lage ist, zentrale Funktionen des Leviathans zu erfüllen: die Bürger vor Unterdrückung durch Rassismus und vor Waffengewalt zu schützen.
Überhaupt mögen sich Acemoğlu und Robinson nicht der Selbsterzählung der größten Demokratie der Welt anschließen. Der amerikanische Leviathan sei zwar erfolgreich darin gewesen, Anreize für Wirtschaftswachstum zu entfachen. Ihm gelinge es aber nicht, die Gewinne aus dem Modell der öffentlich-privaten Partnerschaft gleichmäßig zu verteilen. Mittlerweile hätten Globalisierung und Automatisierung den „Gefesselten Leviathan“ derart unter Spannung gesetzt, dass die Forscher eine Abkehr vom Paradigma des Wirtschaftsliberalismus fordern.
Beim Säulenheiligen dieser Ökonomierichtung, Friedrich August von Hayek, waren planerische Eingriffe in das Marktgeschehen das Einfallstor für einen despotischen Herrschaftsapparat. Darauf gründeten sich die amerikanischen Dogmen des Antikommunismus und der Deregulierung. Letzteres hat laut Acemoğlu und Robinson dazu geführt, dass Staat und Gesellschaft dem Wachstum der Finanzindustrie und dem Aufstieg gigantischer Digitalunternehmen wenig entgegenzusetzen hatten. Deshalb brauche es eine Verständigung auf ein staatliches Regulativ gegen alte und neue Herrschaftsansprüche des Kapitals. Acemoğlu und Robinson vertreten dabei just die Ideen sozialdemokratischer Wohlfahrt, mit denen die US-Linke um Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez liebäugelt.
Das Buch „Gleichgewicht der Macht“ liefert eher einen Betrachtungsrahmen, der historische Staatsbildungsprozesse schlüssig darstellbar macht, denn ein restlos überzeugendes Theoriemodell. Das lässt sich schon an den ungefähren Diagrammen ablesen, mit denen die Autoren den schmalen Korridor zu bestimmen glauben, in dem sich das Kräftegleichgewicht zwischen Staat und Gesellschaft entfaltet. Der vergleichenden Politikwissenschaft vermögen Acemoğlu und Robinson mit der Wiederbelebung des Begriffs Leviathans keine neuen Impulse zu verleihen. Hier sind Messungen wie der Demokratieindex der Zeitschrift The Economist schlicht nachvollziehbarer. Als Großerzählung über Demokratie und Gewaltenkontrolle ist dieses kenntnisreiche Buch allerdings zu empfehlen.
Der ideale Staat
ist für die zwei Wissenschaftler
die Denkfigur des „gefesselten
Leviathan“ – in Anlehnung
an Thomas Hobbes
Daron Acemoğlu,
James A. Robinson:
Gleichgewicht der Macht:
Der ewige Kampf zwischen Staat
und Gesellschaft.
Aus dem Englischen
von Bernhard Jendricke,
Christa Prummer-Lehmair,
Sonja Schuhmacher
und Thomas Wollermann.
S. Fischer-Verlag, Berlin 2019.
784 Seiten, 28 Euro
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.2020

Fesseln für den Leviathan
Daron Acemoglu und James Robinson analysieren das prekäre Machtverhältnis von Staat und Gesellschaft

Demokratie ist nicht nur eine Staats-, sondern zugleich eine Lebensform, ein allgemeines Gestaltungsprinzip sozialer Beziehungen. Der Geist und die Prinzipien der staatlichen Ordnung, wie sie sich in der Verfassung und im Regierungssystem widerspiegeln, sind mit den Ordnungsvorstellungen einer Gesellschaft demzufolge eng verwoben. Eine autoritäre Gesellschaft könnte einen demokratischen Staat weder stützen noch dauerhaft legitimieren.

Warum gelingt es dann bis heute nur einer kleinen Minderheit von Staaten, stabile und funktionsfähige Demokratien hervorzubringen, während die meisten anderen in undemokratischen Zuständen verharren? Die beiden amerikanischen Ökonomen Daron Acemoglu und James Robinson, der eine am MIT in Cambridge, der andere an der Universität in Chicago lehrend, suchen und finden die Antwort im vorhandenen oder nicht vorhandenen Machtgleichgewicht zwischen Staat und Gesellschaft. Freiheit könne nur entstehen und aufrechterhalten werden, wenn sowohl der Staat als auch die Gesellschaft stark seien. Ein starker Staat sei nämlich erforderlich, um den Gesetzen Geltung zu verschaffen, eine effektive Verwaltung aufzubauen und diejenigen öffentlichen Dienstleistungen bereitzustellen, die es den Einzelnen ermöglichten, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Eine starke, mobilisierte Gesellschaft sorge wiederum dafür, dass der Staat in seiner Herrschaftsausübung eingehegt und kontrolliert werde.

Acemoglu und Robinson knüpfen mit ihrem neuen Buch an das Erfolgsrezept von "Warum Nationen scheitern" an - ihrem 2012 erschienenen und in viele Sprachen übersetzten Bestseller, in dem sie die unterschiedliche ökonomische Leistungsfähigkeit verschiedener Länder zu erklären versuchten. Der Aufbau funktionsfähiger wirtschaftlicher und politischer Institutionen spielte hier bereits eine Schlüsselrolle. In dem vorliegenden Buch wird diese Perspektive nochmals erweitert.

Die Autoren unterlegen ihre einfache Theorie mit ebenso einprägsamen wie eingängigen Bildern. Der von einer starken Gesellschaft getragene freiheitssichernde Staat wird im Anschluss an Thomas Hobbes als "gefesselter Leviathan" charakterisiert. Ihm werden als Antipoden der "abwesende" und der "despotische Leviathan" gegenübergestellt. Im einen Fall gelinge es nicht, eine gemeinsame staatliche Autorität über die Gesellschaft aufzubauen, deren Stämme auf Verwandtschaftsbeziehungen basierten und ihren je eigenen Normen unterlägen ("Normenkäfig"). Im anderen Fall werde der Staat übermächtig und versuche, jegliche gesellschaftliche Freiheit im Keim zu ersticken. Den Wettlauf zwischen Staat und Gesellschaft beschreiben Acemoglu und Robinson als "Rote-Königin-Effekt" - in Anlehnung an Lewis Carrolls Märchen "Alice hinter den Spiegeln". Dort veranstaltet die Protagonistin mit der roten Königin ein Rennen, bei dem sie den Eindruck hat, dass weder sie noch die Königin sich von der Stelle bewegten. Für den Staat und die Gesellschaft sei es demgegenüber unabdingbar, dass sie sich immerfort weiter entwickeln müssten, um mit der jeweils anderen Seite Schritt zu halten.

Der Pfad, auf dem sie sich dabei historisch bewegt haben und bis heute bewegen, ist ein schmaler. Die Autoren bezeichnen ihn als "Korridor" - im englischen Original trägt das Buch den Titel "The Narrow Corridor". So wie der Rote-Königin-Effekt durchzieht auch dieses Bild die Darstellung von Anfang bis Ende. Die optimistische These vom unaufhaltsamen Vordringen von Freiheit und Demokratie teilen die Autoren ebensowenig wie die Sorge, dass Anarchie und Despotismus (auch in neuer digitaler Form) sich auf der Welt zunehmend ausbreiten könnten. Stattdessen verweisen sie zu Recht darauf, dass viele Länder bis heute soweit vom Korridor des gefesselten Leviathans entfernt seien, dass sie keine realistischen Chancen hätten, bald in diesen einzutreten und ein ausgewogenes Verhältnis von staatlicher Macht und gesellschaftlicher Kontrolle zu entwickeln. Gleichzeitig seien auch die Länder innerhalb des Korridors nicht davor gefeit, aus dem Positivsummenspiel des Kräftegleichgewichts ein Nullsummenspiel zu machen oder gar in despotische Verhältnisse abzugleiten.

Um ihre Theorie zu bestätigen, holen die Autoren weit aus. Von Altbabylon und der athenischen Republik über das Frankenreich im Frühmittelalter, die chinesischen Dynastien, die Staatswerdung der Vereinigten Staaten bis hin zu den Gegenwartsproblemen der indischen Kastengesellschaft, der lateinamerikanischen und schwarzafrikanischen "Papier-Leviathane" oder der Nachfolgestaaten der Sowjetunion bleibt kaum eine Epoche und Weltregion ausgespart. Dies erhöht zweifellos das Lesevergnügen.

Nur selten wird die Aufmerksamkeit für einen "Fall" über mehr als acht oder zehn Seiten beansprucht, bevor die Darstellung in eine andere Zeit oder Gegend weiterspringt. Auf der anderen Seite bleibt dadurch in der Analyse vieles notgedrungen grobschlächtig. So wird etwa der erfolgreiche Weg der (west)europäischen Staaten zur Fesselung des Leviathans auf das Zusammentreffen zweier Traditionen zurückgeführt - den vom römischen Kaiserreich übernommenen staatlichen Einrichtungen, und den Sitten und Institutionen der gesellschaftlichen Teilhabe, die die germanischen Stämme entwickelt hatten. Lassen sich andere Erklärungen wie der Einfluss des Christentums einfach so beiseite schieben? Auch auf das Wirtschaftswunder des despotischen Leviathans in China können sich die Autoren mit ihrer Theorie keinen rechten Reim machen. Ist das Land nicht gerade ein Beispiel dafür, dass anhaltender ökonomischer Erfolg und technologische Innovationen auch in einer unfreien Gesellschaft möglich sind?

Auf sichererem Terrain bewegen sich Acemoglu und Robinson bei der Betrachtung der Geschichte und Gegenwart ihres eigenen Landes, den Vereinigten Staaten, mit deren einerseits unterentwickelter und andererseits überschießender staatlichen Handlungsmacht sie betont kritisch ins Gericht gehen. Ihr normatives Leitbild ist der Wohlfahrtsstaat europäischer Provenienz, der am schwedischen Beispiel freilich arg weichgezeichnet wird.

Aus wissenschaftlicher, zumal politikwissenschaftlicher Sicht hinterlässt das Buch auch in diesen Teilen einen zwiespältigen Eindruck. Seine Stärke liegt in der Bereitstellung eines Suchsystems, das wertvolle Einblicke in die vergleichende Geschichte der Staaten und Gesellschaften vermittelt. Wer genaueren Aufschluss über die Bedingungen des Gelingens und das tatsächliche Scheitern historischer oder gegenwärtiger Demokratien erwartet, dürfte nach der Lektüre dagegen eher enttäuscht sein.

FRANK DECKER.

Daron Acemoglu / James A. Robinson: Gleichgewicht der Macht. Der ewige Kampf zwischen Staat und Gesellschaft.

S. Fischer Verlag, Berlin 2019. 784 S., 28,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
detailliert recherchierte und spannend verfasste Erinnerung daran, dass breite Korridore der Freiheit entscheidende Wettbewerbsvorteile liberaler Demokratien sind Michael Wiederstein NZZ am Sonntag 20200126