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Kaum erwachsen flieht das Findelkind François vor seinen Pflegeeltern und landet in einem zwielichtigen Hotel an der Küste von Marseille, wo er von "Le Boche", dem Deutschen, in obskure Geschäfte verwickelt wird. Er fühlt sich wohl in diesem Hotel, das nur selten Gäste beherbergt - bis dort ein Mann tot aufgefunden wird. François zieht in die Ungewissheit New Yorks, und bald - blind vor Liebe - nach Montreal in Kanada, wo ihn seine Gutgläubigkeit und der kalte Winter nahe an den Abgrund bringen. Aber kann man überhaupt leben, ohne zu wissen, wer man wirklich ist? Wie schon in "Am Rand" geht es…mehr

Produktbeschreibung
Kaum erwachsen flieht das Findelkind François vor seinen Pflegeeltern und landet in einem zwielichtigen Hotel an der Küste von Marseille, wo er von "Le Boche", dem Deutschen, in obskure Geschäfte verwickelt wird. Er fühlt sich wohl in diesem Hotel, das nur selten Gäste beherbergt - bis dort ein Mann tot aufgefunden wird. François zieht in die Ungewissheit New Yorks, und bald - blind vor Liebe - nach Montreal in Kanada, wo ihn seine Gutgläubigkeit und der kalte Winter nahe an den Abgrund bringen. Aber kann man überhaupt leben, ohne zu wissen, wer man wirklich ist? Wie schon in "Am Rand" geht es Hans Platzgumer um die wesentlichen, die existenziellen Dinge im Leben.
Autorenporträt
Hans Platzgumer, geboren 1969 in Innsbruck, lebt in Bregenz. Er studierte Musik in Wien und Los Angeles, veröffentlichte Dutzende Tonträger und widmet sich heute vornehmlich der Schriftstellerei. Er schreibt Romane, Essays, Hörspiele, Theatermusik und Songs. Am Rand stand 2016 auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschienen Drei Sekunden Jetzt (2018), Willkommen in meiner Wirklichkeit! (Essay, 2019) und zuletzt bei Zsolnay seine Romane Bogners Abgang (2021) und Großes Spiel (2023).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.06.2018

Blutrünstiges Licht
Hans Platzgumers Roman "Drei Sekunden Jetzt"

Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll. Dieser Befund ist unglücklicherweise nicht Ausweis der breitgefächerten emotionalen und ästhetischen Register, die Hans Platzgumer in "Drei Sekunden Jetzt" zieht, vielmehr der Grund für das brachiale Scheitern dieses Romans.

Bereits in früheren Büchern hat der österreichische Autor und Musiker einen Hang zur literarischen Ausgestaltung biographischer Extremsituationen erkennen lassen. Versucht Platzgumer sich also in "Drei Sekunden Jetzt" an der aktuellen Variante eines existentialistischen Romans und will das tragische, nicht fliehbare Schicksal seines Protagonisten veranschaulichen und ist deshalb der Roman auch in Frankreich angesiedelt? Oder will die Story um François, der an seinem zehnten Geburtstag durch seinen lieblosen Stiefvater erfährt, dass er adoptiert worden ist, eine Persiflage des Genres sein, ein hanebüchen verzerrter Wiedergänger? Die Krux ist: Mit voller Sicherheit lässt es sich nicht sagen, was aber kaum die Intention des Autors sein dürfte. Zu befürchten steht zudem: Wir haben es mit Variante eins zu tun, der ernstgemeinten.

François wurde als Kleinkind von seiner leiblichen Mutter in einem Marseiller Supermarkt ausgesetzt, was von den anderen Kunden lange nicht bemerkt wurde, weil das Kind selig und vertrauensvoll im bunten Warenrausch dämmerte (das Geworfensein des modernen Menschen plus Kapitalismuskritik!), immerhin stand der Einkaufswagen in der Buch- und Zeitschriftenabteilung. Als junger Mann, insgesamt eher mickrig geraten, bricht François mit seinen Stiefeltern und lernt die resolute und beständig schimpfende Lucy kennen, ebenfalls ein Findelkind. Lucy wurde im Senegal in einer Mülltonne ausgesetzt, aus der das kleine Mädchen aber aus eigener Kraft herauskrabbelte, um laut und beharrlich auf sich aufmerksam zu machen. Als wäre diese gleiche-ungleiche Freundin nicht des Zufalls genug, lässt Platzgumer seinem Protagonisten nun allerhand nicht nur Unwahrscheinliches, sondern literarisch Unmotiviertes widerfahren. Als Portier in einem Hotel wird er in krumme Machenschaften verwickelt. Ausgerechnet einer der wenigen Gäste, dem Leben überdrüssig, erschießt sich in seinem Zimmer. Als François den Toten entdeckt und über diesem zusammenbricht, soll es wohl tragisch werden, gerät allerdings zum abstrusen Slapstick. Schließlich verschlägt es Platzgumers Helden nach New York, von dort aus, in Liebe zu einer Unbekannten entbrannt, mit der er in einer Bar ein paar Worte gewechselt hat, ins bitterkalte Montreal, wo er schlussendlich auf der Straße landet.

Das eigentlich Ärgerliche an diesem Roman ist nicht die an den Haaren herbeigezogene Dramaturgie, ist nicht seine sprachliche Beschränktheit, sind nicht die zahllosen Wiederholungen und Ausrufe, mit denen mehr der Autor als der Erzähler sich zum Forterzählen zu ermuntern scheint, oder die bedeutungsheischenden, stets klappernden und allenfalls genretauglichen Bilder: "Das blutrünstige Licht des untergegangenen Tages schob sich wie gebündelt in den Türspalt hinein." Oder: "Ich roch Monsieur Ackermann, roch, was er sich angetan hatte, ich fühlte die Endgültigkeit der Tat. Noch machte ich mich stark. Doch mit jedem Detail begann die Sackgasse, in die ich geraten war, mich zu verschlucken."

Anmaßend und unstatthaft ist, dass Platzgumer emotionale Not ohne auch nur einen Hauch Empathie ausnutzt, um seinem Schreiben einen Schein von Dringlichkeit zu geben.

WIEBKE POROMBKA.

Hans Platzgumer: "Drei Sekunden Jetzt". Roman. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2018. 256 S., geb., 22,- [Euro].

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"Das Ende des Romans ist schlichtweg genial. Völlig überraschend, traurig und tröstlich zugleich. Ein ungewöhnliches, aber vielleicht gerade deshalb ein sehr empfehlenswertes Buch." Christine Westermann, WDR5 Bücher, 28.7.18

"Hans Platzgumer schreibt in 'Drei Sekunden Jetzt' mit Wucht und Überzeugungskraft über die Suche nach Identität und dem Sinn des Lebens." Sonia Neufeld, ORF

"Es sind existenzphilosophische Fragen, die Platzgumer in seinem Roman abhandelt. Und es gelingt ihm, diese als bewegende Handlung auszubreiten und Mitgefühl am Schicksal seiner Figuren zu wecken." Ruth René Reif, Der Standard, 03.06.18

"Platzgumers feines Gespür für Sprache und seine gute Beobachtungsgabe ziehen den Leser in den Bann und nehmen ihn mit auf Francois' Reise." Aachener Zeitung, 23.05.18

"Hans Platzgumer ist ein ambitionierter und zugleich ausgefuchster Erzähler, der sich nicht so schnell zufrieden gibt mit einer glatt dahinlaufenden Story ... 'Drei Sekunden Jetzt' ist das Porträt einer Generation, die sich auf den Straßen, Bahnhöfen und Flugplätzen eingerichtet hat - laufend auf der Reise und Flucht, oft ohne Ziel und ohne sicheren Hafen ... Eine Hymne ans Erzählen und an die Macht der Imagination." Ö1, 18.03.18

"Platzgumer ist ein Meister darin, Extremsituationen fühlbar zu machen. Zugleich denkt er in seinem Roman raffiniert darüber nach, wie wir unsere eigene Biografie konstruieren." Profil, 04.02.18