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Spannender Krimi, abgründige Liebesgeschichte und finsteres Polit-Drama: Meisterhaft verschränkt "Die Rache der Mercedes Lima" einen tragischen Vater-Sohn-Konflikt mit der jüngsten Landesgeschichte.
Guatemala-Stadt, Ende der 1980er Jahre: Der Geschichtsprofessor Daniel Rodríguez Mena wird auf offener Straße erschossen. Er hinterlässt seine Frau und zwei Söhne. Es herrscht Bürgerkrieg, täglich verschwinden oder sterben Menschen. Wie unzählige andere bleibt auch dieser Mord ungeklärt.
Etwa 25 Jahre später bemerkt sein Sohn Alberto im Supermarkt eine Frau, die er sofort wiedererkennt:
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Produktbeschreibung
Spannender Krimi, abgründige Liebesgeschichte und finsteres Polit-Drama: Meisterhaft verschränkt "Die Rache der Mercedes Lima" einen tragischen Vater-Sohn-Konflikt mit der jüngsten Landesgeschichte.

Guatemala-Stadt, Ende der 1980er Jahre: Der Geschichtsprofessor Daniel Rodríguez Mena wird auf offener Straße erschossen. Er hinterlässt seine Frau und zwei Söhne. Es herrscht Bürgerkrieg, täglich verschwinden oder sterben Menschen. Wie unzählige andere bleibt auch dieser Mord ungeklärt.

Etwa 25 Jahre später bemerkt sein Sohn Alberto im Supermarkt eine Frau, die er sofort wiedererkennt: Mercedes Lima, eine ehemalige Studentin seines Vaters. Schlagartig kehrt die Erinnerung an dessen gewaltsamen Tod zurück und er beschließt, ihr zu folgen - ist sie doch die Einzige, die die Hintergründe kennen könnte. Nie hat Alberto erfahren, ob sein Vater von der Junta exekutiert oder Opfer eines Eifersuchtsdramas wurde, in das auch eine junge Frau mit "sehr langem, schwarzem und glänzendem Haar" verwickelt war.

Fesselnd, einfühlsam und verstörend direkt berichtet der vielschichtige Roman vom Leben, Lieben und Sterben in einem Land, auf dem noch immer der Schatten eines jahrzehntelangen Bürgerkriegs liegt.
Autorenporträt
Gálvez Suárez, Arnoldo
Arnoldo Gálvez Suárez, geboren 1982 in Guatemala-Stadt, ist Schriftsteller und Professor für Journalistische Textgestaltung. Seit 2011 koordiniert er das Kommunikationsteam von interpeace, einer unabhängigen internationalen Organisation für Friedensarbeit. Sein Debütroman "Los Jueces" (2008) wurde mit dem Mario Monteforte Toledo Prize for Fiction ausgzeichnet, 2013 folgte ein hochgelobter Band mit Kurzgeschichten. Der vorliegende Roman erhielt 2015 den BAM Letras Prize for Fiction.

Trojanow, Ilija
Ilija Trojanow, 1965 in Sofia geboren und in Kenia aufgewachsen, ist einer der renommiertesten deutschen Autoren. Sein neuestes Werk Nach der Flucht erscheint im Mai 2017. Seit 2008 gibt Trojanow die Reihe "Weltlese - Lesereisen ins Unbekannte" heraus.

Kliche, Lutz
Lutz Kliche, geboren 1953, verbrachte nach dem Studium der Literaturwissenschaft und Soziologie fast zwanzig Jahre in Zentralamerika, u.a. als Mitarbeiter Ernesto Cardenals im Kulturministerium Nicaraguas. Er übersetzte unter anderem Werke von Ernesto Cardenal, Gioconda Belli, Eduardo Galeano und Sergio Ramírez. Daneben arbeitet er als Lektor und Literaturvermittler.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.11.2017

Tödliche Wunde
Arnoldo Gálvez Suárez und der Kampf in Guatemala

Der Urknall der lateinamerikanischen Literatur, auf Englisch "boom" genannt, lässt sich exakt datieren: 1967, vor fünfzig Jahren also, erschien erstmals jener Roman, der wie kein anderer das Buchgeschäft aufmischte und seinen Verfasser in eine Weltumlaufbahn katapultierte: "Hundert Jahre Einsamkeit" von Gabriel García Márquez. Seither ist viel Wasser den Río Magdalena herabgeflossen, und der mit diesem und anderen Titeln assoziierte magische Realismus hat neuen Schreibweisen Platz gemacht. Hier ist vor allem der früh verstorbene Roberto Bolaño zu nennen, dessen Krimi-Parodie "Die wilden Detektive" die Sprachspiele von Borges mit postmoderner Poetik verband, sowie Mario Vargas Llosa, der mit "Das Fest des Ziegenbocks" einen Action-Thriller über die Ermordung des dominikanischen Diktators Trujillo schrieb. Zu dieser an nordamerikanischen Vorbildern orientierten Literatur gehört auch der Roman "Die Rache der Mercedes Lima" des jungen Guatemalteken Arnoldo Gálvez Suárez, den, von Lutz Kliche punktgenau übersetzt, die Edition Büchergilde in der von Ilija Trojanow betreuten Reihe "Weltlese" vorlegt.

Ähnlich wie bei Stephen King, dem Altmeister des Genres, handelt es sich um eine auf niedere Instinkte zielende Mischung aus "Sex and Crime", wobei die zur Suchterzeugung nötige Dosis kontinuierlich gesteigert und die Leseerwartung durch "Cliffhanger" am Ende jedes Kapitels wachgehalten wird: "Die Geschichte einer tiefen, tödlichen Wunde. Von einem Streit in einer Bar in der Nähe der Universität, wo er junge Leute mit traurigen Gesichtern Geschichte lehrt, die nicht wissen, dass am Ende jeden Wegs eine Schlucht liegt, ein Abgrund, in dem sie sich das Genick brechen werden. Dass er dort war, weil er bei ein paar ordentlichen Gläsern Rum entspannen musste. ,Warum lügst du mich an, Daniel?', fragt sie dann, ohne sich umzudrehen."

Trotzdem wäre es falsch und vorschnell, das Buch als Horrorstory oder gar als Splatter-Roman abzutun, denn wie in Zentralamerika nicht anders zu erwarten, tritt ein Element hinzu, das in kommerziellen Bestsellern nur selten anzutreffen ist: die Politik. Der Text ist spiralförmig angelegt, als Abwärtsbewegung oder nach unten offene Richterskala, falls es das gibt, und erst bei aufmerksamer Lektüre wird klar, dass ihm kein lineares Fortschrittsdenken zugrunde liegt, sondern das, was Nietzsche als "Wiederkehr des Gleichen" bezeichnet hat - eine zutiefst pessimistische Weltsicht ohne trostbringendes happy ending. Ein realistisches Fazit, wenn man bedenkt, dass Geschichte und Gegenwart Guatemalas dominiert werden von exzessiver Gewalt, die sich mit jeder Drehung der Schraube tiefer ins Fleisch des geschundenen Volkes bohrt: von den spanischen Konquistadoren und der Zerstörung der Maya-Kultur bis zur teuer erkauften Unabhängigkeit. Und weiter von den Klassenkämpfen der fünfziger zum Bürgerkrieg der achtziger Jahre, gefolgt vom Krieg der Drogenkartelle, der Staat und Gesellschaft korrumpiert hat und den Kampf linker Guerrilleros gegen rechte Todesschwadronen als harmloses Vorspiel erscheinen lässt.

Hier ist nicht der Ort, die auf mehreren Zeitebenen spielende, auf viele Personen verteilte Handlung im Einzelnen nachzuerzählen. Statt einer Inhaltsangabe eine Stilprobe, die deutlich macht, wie meisterhaft es dem Autor gelingt, an einem willkürlich herausgegriffenen Detail den Niedergang seines Landes zu exemplifizieren: "Die Rebellion der Studenten hatte vor zwanzig, dreißig Jahren mit einer Handvoll junger Leute begonnen, die die Welt verändern wollten, und endete an jenem Tag mit dem Bild eines Studenten, der in einen Hörsaal scheißt. Ob er sich den Hintern mit einem der Flugblätter abgewischt hatte, die noch in der Universität verteilt wurden und auf denen die fortschrittlichen Volksmassen, die Arbeiter und Bauern agitiert wurden, sich zu einer Revolution zusammenzuschließen? Ob er sich den Hintern überhaupt abgewischt hatte?"

HANS CHRISTOPH BUCH

Arnoldo Gálvez Suárez: "Die Rache der Mercedes Lima". Roman.

Aus dem Spanischen von Lutz Kliche. Edition Büchergilde, Frankfurt am Main 2017. 336 S., geb., 25,- [Euro].

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