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"Ein erschütterndes Buch, aber es ist eine heilsame, eine befreiende Erschütterung, eine hilfreiche, mit der man deutlich weiter kommt als mit aller wohltuenden Erträglichkeit. [...] im Kern eine Liebesgeschichte - und ein großes Zeugnis." Sten Nadolny
Ein Schlaganfall, zehn Tage später der zweite, haben ihren Mann aus allem herauskatapultiert, was er bis dahin gelebt hatte. Und aus ihr wird die Frau des Kranken. Wie liebt und hütet man einen Mann, der an dem Tag zusammenbricht, an dem man ihm gesagt hat, man könne nicht mehr leben mit ihm? Wie schafft man die Balance, in der Krankheit zu…mehr

Produktbeschreibung
"Ein erschütterndes Buch, aber es ist eine heilsame, eine befreiende Erschütterung, eine hilfreiche, mit der man deutlich weiter kommt als mit aller wohltuenden Erträglichkeit. [...] im Kern eine Liebesgeschichte - und ein großes Zeugnis." Sten Nadolny

Ein Schlaganfall, zehn Tage später der zweite, haben ihren Mann aus allem herauskatapultiert, was er bis dahin gelebt hatte. Und aus ihr wird die Frau des Kranken. Wie liebt und hütet man einen Mann, der an dem Tag zusammenbricht, an dem man ihm gesagt hat, man könne nicht mehr leben mit ihm? Wie schafft man die Balance, in der Krankheit zu sein und im Leben zu bleiben? Gabriele von Arnim beschreibt in diesem literarischen Text, wie schmal der Grat ist zwischen Fürsorge und Übergriffigkeit, Zuwendung und Herrschsucht. Wie leicht Rettungsversuche in demütigender Herabwürdigung enden. Und Aufopferung erbarmungslos wird.
"Das Leben ist ein vorübergehender Zustand" ist eine leidenschaftliche, so kühle wie zärtliche Erzählung eines bedrängten Lebens.

«Bitte lesen Sie dieses Buch, das mit einer solch stillen Wucht daherkommt, dass man zunächst gar nicht merkt, wie es einen umhaut. Ganz große Kunst und so nah am Leben.» Daniel Schreiber
Autorenporträt
Gabriele von Arnim wurde 1946 in Hamburg geboren. Sie hat studiert, promoviert und zehn Jahre als freie Journalistin in New York gelebt. Danach schrieb sie u.a. für DIE ZEIT und SÜDDEUTSCHE, BR und WDR und arbeitete als Moderatorin für ARTE, SDR/SWR und SF. Sie schreibt Rezensionen für Zeitungen und Hörfunk, moderiert Lesungen, hat mehrere Bücher veröffentlicht und lebt in Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Renatus Deckert warnt: Gabriele von Arnims Bericht über das Leben nach dem Schlaganfall ihres Mannes ist kein Idyll. Es geht um Hoffnung auf Besserung, um Therapien und die Einsicht, dass es nicht besser wird. Deckert, selbst Angehöriger eines Schlaganfallpatienten, weiß genau, wovon die Autorin in ihrem Buch spricht. Er kennt den Moment, der alles verändert, die Kommentare der Ärzte, die Selbstzweifel und wie sich Freunde abwenden, unfähig zum Trost, aber auch, wie sich andere mit Rat und Tat engagieren. Dass die Autorin all das ohne scheu erzählt, erfüllt den Rezensenten mit Dankbarkeit.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.07.2021

Zehn Jahre
überleben
Gabriele von Arnim über die Zeit,
in der ihr Mann Pflege brauchte
Es liegt so nahe, dass keiner darüber nachdenken will, bis es einem zustößt: Wie es ist, hilflos zu sein, auf jemandes Fürsorge angewiesen. „Was ist das Schicksal, was ist selbstbestimmtes Leben, hat einmal einer einen weisen Guru gefragt“, schreibt Gabriele von Arnim in ihrem Buch über die lange Krankheit und das Sterben ihres Mannes: „Stell dich auf ein Bein, hat der geantwortet, und nun ziehe das andere hoch.“ Das ist ein Bild für etwas, das in der Hochleistungsgesellschaft ein Tabu ist: Wie leicht man sich in einer Lage wiederfindet, in der man nichts mehr tun kann, nicht einmal das Einfachste.
An den eindrucksvollen Stellen ihres autobiografischen Essays „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ beschreibt Arnim denn auch die abwehrenden Reaktionen von Freunden und Bekannten angesichts des Unglücks. Dass sie mit dem Journalisten und zeitweilig ARD-Chefredakteur Martin Schulze verheiratet war, kann man wissen, sie selbst verwendet in ihrem Buch den Namen nicht. Sie nennt ihn „er“ und erzählt, wie ihr Mann zwei Schlaganfälle erleidet, den ersten am Abend des Tages, an dem sie ihm gesagt hat, dass sie nicht wird weiter mit ihm leben können. Ein sportlicher, beredter Mensch bleibt gelähmt und mit eingeschränkter Sprachfähigkeit zurück. Essen kann er erst nach einer Weile wieder,von der Zeitung nur die Schlagzeilen lesen, weil sein Gesichtsfeld halbiert ist.
Seine Frau entscheidet sich, jetzt nicht zu gehen, kümmert sich, organisiert Pflege, leidet mit, so sehr, dass sie selbst krank wird, findet Wege sich in diesem Leben einzurichten. Dass ihr materielle Stabilität dabei hilft, bedenkt die Erzählerin Gabriele von Arnim dankbar. Als sich so etwas wie ein Alltag eingestellt hat, beobachtet Arnim, wie sich ihr soziales Leben in Berlin umstrukturiert hat: „Ich bin mir sicher, schreibt einer, dass er so, wie er jetzt ist, gar nicht gesehen werden möchte von mir, sondern dass ich ihn, wie er war, in Erinnerung behalten soll. Er liebt es, besucht zu werden, antworte ich.“ Andere fürchten sich so vor Krankheit und Schmerzen, dass sie sie nicht einmal an einem anderen sehen wollen. Sogar Neid auf die fürsorgende Ehefrau gibt es: „Es geht dir doch gut, sagt einer, von dem ich dachte, es sei ein Freund. Alle Welt bewundert dich.“ Dann wieder gibt es Leute, die kommen und geben, was sie können. Siebzehn regelmäßige Besucher kommen abwechselnd und lesen stundenlang vor: „Auch um einen Kranken zu pflegen, braucht es ein Dorf, eine Großfamilie, eine Umgebung.“ Man spürt auch den Stolz von Gabriele von Arnim darauf, diese Umgebung geschaffen zu haben.
Ihr Buch ist kein Leidensbericht. Sie hat es erst Jahre nach dem Tod ihres Mannes herausgebracht und schreibt darin auch über das Schreiben: Wie sie ihre Tagebüchern aus den zehn Jahren mit ihrem gefällten Mann wiederlas und versuchte, vor sich zu bringen, was sie erlebt hatte. Sie zitiert viel, verwendet weniger das leicht anfiktionalisierte Genre, das in der Gegenwartsliteratur so populär ist, sondern eher ein klassisch essayistisches, das sich an in der Kunst und Literatur Vorgefundenem anlehnt. Sie wechselt erzählend aus der Ich-Form in die dritte Person oder verwendet das Du. Alles Signale, dass es Arbeit bedeutet, dieses Schicksal sich selbst und anderen begreiflich zu machen.
Und warum muss es überhaupt sein? Es gibt berühmte Vorbilder von Büchern über Krankheit und Trauer, und Arnim nennt sie auch: Joan Didions „Das Jahr magischen Denkens“ allen voran. Immer ist ja die Frage, als was so eine Erzählung in die Welt tritt. Als Memento, dass das Sterben zum Leben gehört, als therapeutische Gabe, als Überlebensbericht? Und was bedeutete es, die Toten darin posthum in ihrem Leiden zu literarischen Figuren zu machen?
Gabriele von Arnim spart nicht an Deutlichkeit, wenn sie den körperlichen Verfall ihres Mannes beschreibt, die Erniedrigung. „Er hat sich immer in all seiner Drangsal und Versehrtheit gezeigt“, erklärt sie und das gestattet ihr vielleicht, ihn auch so zu zeigen. Vor allem aber ist „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ ein Buch darüber, was es bedeutet, in einer Umwelt zu leben, in der man Kranke nicht sehen soll, Schwäche bestenfalls gemanagt wird: „Emotionale Hilflosigkeit gebiert bekanntlich kleine oder auch größere Monster“, schreibt Arnim: „Eine freie Gesellschaft lebt auch von der Empathie, der Achtsamkeit, des Achtens auf andere.“ Möglicherweise war das es eine zeitliche Koinzidenz, aber durch diesen Schwerpunkt kam dieses Buch inmitten der Pandemie genau richtig. Und so hält es sich seit April stabil in der Bestsellerliste.
MARIE SCHMIDT
„Emotionale Hilflosigkeit
gebiert bekanntlich kleine oder
auch größere Monster.“
Gabriele von Arnim:
Das Leben ist ein
vorübergehender Zustand. Rowohlt, Hamburg 2021. 235 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Am Ende hat man eine Liebesgeschichte gelesen. [...] Die Sprache von Arnims ist so präzise wie leise, jedes Wort ist mit Bedacht gewählt - dieses Buch entfaltet seine besondere Kraft, weil etwas wahrhaft Schönes entsteht aus dem Schrecken. NZZ am Sonntag 20210328