Sumana Roy will im eigenen Rhythmus leben, in der Gegenwart, in der Baumzeit. Denn in den Wäldern und Hainen findet sie Ruhe statt Lärm, Einfachheit statt Überfluss, Selbstlosigkeit statt Eigennutz und statt gesellschaftlicher Zwänge die individuelle Souveränität fest verwurzelter Pflanzen. Sie kündigt ihre Stellung als College-Professorin, um sich ganz ihrer Baumbesessenheit hinzugeben, und findet Gleichgesinnte und Entsprechungen ihrer Sehnsucht in bengalischen Märchen, indischen und griechischen Mythen und Ritualen, in denen Menschen mit Bäumen verheiratet werden. Eigene Kindheitserinnerungen mit Kulturgeschichte und indische Dichtung mit Erkenntnissen aus Religion und Wissenschaft verwebend, gerät Sumana Roys Spurensuche zu einer weitverzweigten Meditation über das Wesen der Menschen und Bäume, in der das subtile Muster ihres Schreibens dem Schattenwurf des bewegten Geästs einer Braumkrone folgt und tatsächlich die Utopie eines anderen Lebens erahnen lässt.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensentin Sylvia Staude lässt sich gerne von Sumana Roys Buch den Blick für Bäume schärfen. Die indische Autorin gibt sich in ihrem "(Sach-)Buch" der Sehnsucht hin, selbst ein Baum zu werden, und führt dabei allerlei Dichter, Künstler und Philosophen an, die ihre Leidenschaft teilen, darunter Ovid, Tarkowskij oder Alain de Botton. Dabei weist Roy auch kritisch darauf hin, wie sich die Menschen über die Zeit hinweg immer mehr vom Baum entfernt haben, und fordert zu Recht, so Staude, dass Schulkinder für das Lebewesen sensibilisiert werden. Für die Rezensentin eine manchmal "philosophisch anstrengende", aber verblüffende, "blätterflirrende" Lektüre, die den Leser lehrt, Bäume nicht mehr nur als Ressource zu betrachten, schließt sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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