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Elisabeth Schmierer legt mit ihrer Geschichte des Liedes die längst überfällige Gattungsgeschichte einer durch die Jahrhunderte hindurch ungebrochen populären Kunstform vor. Ausgehend vom Lied des Mittelalters werden die textlich-musikalischen Traditionsstränge des Kunst- und des Umgangsliedes bis zur Gegenwart verfolgt. Zu einem mit zahlreichen Notenbeispielen versehenen historischen tritt ein systematischer Teil sowie ein Abschnitt mit Dokumenten zur Liedgeschichte. Für Wissenschaftler, für ein breites musikinteressiertes Publikum, für Lehrer und Studierende ist die Geschichte des Liedes ein unentbehrliches Arbeits- und Lesebuch.…mehr

Produktbeschreibung
Elisabeth Schmierer legt mit ihrer Geschichte des Liedes die längst überfällige Gattungsgeschichte einer durch die Jahrhunderte hindurch ungebrochen populären Kunstform vor. Ausgehend vom Lied des Mittelalters werden die textlich-musikalischen Traditionsstränge des Kunst- und des Umgangsliedes bis zur Gegenwart verfolgt. Zu einem mit zahlreichen Notenbeispielen versehenen historischen tritt ein systematischer Teil sowie ein Abschnitt mit Dokumenten zur Liedgeschichte. Für Wissenschaftler, für ein breites musikinteressiertes Publikum, für Lehrer und Studierende ist die Geschichte des Liedes ein unentbehrliches Arbeits- und Lesebuch.
Autorenporträt
Elisabeth Schmierer studierte Schulmusik mit Schwerpunkt Komposition/Musiktheorie in Stuttgart, anschließend Musikwissenschaft in Kiel, wo sie 1989 mit einer Dissertation über die Orchesterlieder Gustav Mahlers promoviert wurde. 1996 Habilitation an der Technischen Universität Berlin. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am musikwissenschaftlichen Institut der Universität Kiel und an der Hochschule der Künste Berlin, außerdem Stipendiatin der Deutschen Erfolgsgemeinschaft. Vertretungen von Professuren an der Hochschule der Künste Berlin und an den musikwissenschaftlichen Instituten der Universität Marburg und Erlangen. Zur Zeit Lehrtätigkeit an der Technischen Universität Berlin und an der Folkwang Hochschule Essen sowie musikpublizistische Tätigkeit.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.05.2008

Komponiert mehr Lieder!
Elisabeth Schmierer über eine vergessene Gattung

Wer singt denn noch im deutschen Sprachbereich? Obwohl in zahlreichen Chören die Tradition des neunzehnten Jahrhunderts fortlebt und öko-, friedens- oder popbewegte Jugendgruppen seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts für eine gewisse Rückbesinnung sorgen, verschwindet das Singen immer mehr aus der Alltagskultur. Als Ursachen gelten der Missbrauch des Liedguts durch den Nationalsozialismus und die von Adornos "Kritik des Musikanten" inspirierte Geißelung des Singens als reaktionär. So verstummte das Singen in Familien, Kindergärten und Schulen, erstickte in der Übermacht der Unterhaltungsmedien. Erst recht rückte das Kunstlied an den Rand.

So ist es kaum verwunderlich, dass den zahlreichen Opern-, Konzert- und Theaterführern erst jetzt die erste umfassende "Geschichte des Liedes" folgt. Den Begriff "Lied" fasst die an der Technischen Universität Berlin und der Folkwang-Hochschule in Essen lehrende Musikwissenschaftlerin und -publizistin Elisabeth Schmierer denkbar weit. Einerseits bezieht sie das "Umgangslied" - verstanden als Volkslied, Kirchenlied, politisches Lied - mit ein sowie Aufführungspraxis und -orte des Liedes. Andererseits verfolgt sie die Gattung vom einstimmigen mittelalterlichen Lied bis zur Schwelle des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Mithin überblickt sie die europäische Musikgeschichte fast eines Jahrtausends. Auch das nachträglich orchestrierte Sololied und das originäre Orchesterlied werden einbezogen. Schmierer schildert konzis die epochalen Wandlungen von Text-Ton-Verhältnissen, Gattungsformen und musiktheoretischen Normen. Darüber hinaus bezieht sie gesellschaftliche, kulturelle und politische Zusammenhänge und Bedingungen ein, so dass ein perspektivenreiches geistesgeschichtliches Panorama entsteht.

Die Autorin stellt in der Einleitung ihres überaus kenntnisreichen, eher erzählenden als dozierenden Buchs ein wissenschaftlich fundiertes Kompendium "sowohl für ein breiteres musikalisch interessiertes Publikum als auch für Lehrer und Studierende" vor. Der Stoff ist so reichhaltig, dass sich die Autorin streckenweise auf knapp kommentierte Namenslisten beschränken muss. Andererseits blendet sie ausführliche, durch Notentexte ergänzte Liedanalysen ein, um charakteristische Aspekte in der Entwicklung der Gattung oder eines Komponisten zu veranschaulichen.

Dabei berücksichtigt sie Rares von Giacomo Meyerbeer, Fanny Mendelssohn-Hensel, Clara Schumann oder Peter Cornelius, aber auch in den letzten Jahrzehnten Wiederentdecktes wie das reiche Liedschaffen Alexander Zemlinskys oder Viktor Ullmanns. Die Auswahl mag im Einzelnen anfechtbar sein. So erhält der Liszt-Schüler Conrad Ansorge als Beispiel für den musikalischen Expressionismus vergleichsweise zu viel Raum. Andererseits werden Dimitri Schostakowitsch, Aribert Reimann oder Heinz Holliger stiefmütterlich behandelt. Ausgespart ist Carl Nielsen, gerade in seinen zahlreichen Liedern der dänische Nationalkomponist schlechthin. Offensichtliche Fehler sind aber glücklicherweise selten.

Weitverbreitete Einschätzungen werden relativiert. So korrigiert allein schon die im Buch ausgebreitete Formenvielfalt der Gattung ebenso wie ihre jahrhundertelange internationale Verbreitung die Ansicht, das Lied sei vor allem eine deutsche Angelegenheit seit dem späten achtzehnten Jahrhundert. Den Glauben, Schubert sei mit seinem "Gretchen am Spinnrade" der eigentliche Schöpfer der Gattung, entkräftet die Autorin mit dem Hinweis auf die Traditionsströme, die in Schuberts Liedschaffen zusammenfließen. Und dass Schuberts "Müllerin" oder "Winterreise" heute zunehmend auch von Frauen gesungen werden, ist nicht die Folge der modernen Emanzipation, sondern geht auf vergessenes historisches Erbe zurück: "Im neunzehnten Jahrhundert bestand nicht die strikte Trennung zwischen Frauen- und Männerliedern, wie sie heute üblich ist ... Die Kenntnis des historischen Sachverhalts sollte dazu beitragen, auch heutige Aufführungsusancen zu revidieren."

Zusätzlich bietet das Buch nicht allein eine Sammlung von Originaltexten zur Liedgeschichte und eine zwanzigseitige, enggedruckte Bibliographie, sondern am Rand jeder Seite exakt an den benötigten Stellen weitere Literaturangaben. Das ist nicht nur benutzerfreundlich, sondern erhöht den Wert des Buchs als umfassendes Studienhilfsmittel, wozu auch die ausführlich kommentierten, nie bloß illustrierenden Abbildungen beitragen. Die Zukunft des Liedes schätzt Elisabeth Schmierer optimistisch ein: Es werden wieder mehr Lieder komponiert und aufgeführt, so meint sie in der Einleitung. Singen sei in Kindergarten und Schule wieder aktuell, und die Gattung sei zunehmend Unterrichtsstoff. Das nötige Umdenken kann die "Geschichte des Liedes" mit gründlich und sprachgewandt vermitteltem Wissen untermauern und beflügeln.

ELLEN KOHLHAAS

Elisabeth Schmierer: "Geschichte des Liedes". Laaber Verlag, Laaber 2007. 400 S., 17 Abb.,

68 Notenbeispiele, geb., 42,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Überaus zufrieden ist Ellen Kohlhaas mit Elisabeth Schmierers Abriss über die Entwicklung des Liedes in den vergangenen tausend Jahren. Der Stoff ist riesig, und so kreidet es die Rezensentin der Autorin auch nicht an, wenn manches nur kurz abgehandelt wird oder ein aus ihrer Sicht wichtiger Komponist nicht erwähnt wird. Nein, ihr gefällt die erzählerisch flüssige Darbietung ebenso wie der der fundierte Inhalt. Und: "Offensichtliche Fehler sind glücklicherweise selten", so die Rezensentin. Vom einstimmigen mittelalterlichen Lied bis zu Neuerscheinungen im späten 20. Jahrhundert bleiben keine Wünsche offen. Deutlich werde, dass das Lied nicht erst mit Schubert und seinem "Gretchen am Spinnrade" angefangen habe, sondern ein zumindest europaweites Phänomen gewesen sei. Gelobt werden auch die Abbildungen die Bibliografie und die Quellenangaben, die praktischerweise am Seitenrand direkt neben der entsprechenden Textstelle zu finden sind.

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