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Plattformen sind mehr als Unternehmen, sie sind die Herrschaftszentren unserer Zeit. Facebook, Google und Amazon ersetzen Marktplätze und öffentliche Räume, doch sie entscheiden darüber, wer sich dort aufhalten darf und welche Regeln gelten. Von Staaten sind sie kaum zu kontrollieren, sie agieren selbst wie welche. Mehr noch: Plattformen stellen gängige Konzepte von Kapitalismus, Eigentum und Demokratie in Frage. Michael Seemann zeigt, was Plattformen ausmacht, woher ihre Macht kommt, wie sich mit ihnen umgehen lässt und welche Zukunft sie haben. »Ein großer Wurf. Endlich gibt es dieses Buch.«…mehr

Produktbeschreibung
Plattformen sind mehr als Unternehmen, sie sind die Herrschaftszentren unserer Zeit. Facebook, Google und Amazon ersetzen Marktplätze und öffentliche Räume, doch sie entscheiden darüber, wer sich dort aufhalten darf und welche Regeln gelten. Von Staaten sind sie kaum zu kontrollieren, sie agieren selbst wie welche. Mehr noch: Plattformen stellen gängige Konzepte von Kapitalismus, Eigentum und Demokratie in Frage. Michael Seemann zeigt, was Plattformen ausmacht, woher ihre Macht kommt, wie sich mit ihnen umgehen lässt und welche Zukunft sie haben.
»Ein großer Wurf. Endlich gibt es dieses Buch.«
Bernhard Pörksen
»Michael Seemann gehört zu den sehr, sehr wenigen Leuten, die die Digitaldebatte in Deutschland auf ein internationales Niveau zu hieven vermögen.«
Sascha Lobo
»Ein Augenöffner für jeden, der die Digitalisierung verstehen will.«
Philipp Hübl
Autorenporträt
Michael Seemann, Jahrgang 1977, ist Kulturwissenschaftler und war 2017 als Sachverständiger zum Thema Plattformregulierung im Bundestag. Er unterrichtet an der Universität zu Köln und der Universität der Künste in Berlin. Bekannt wurde er durch das Blog CTRL-Verlust bei der FAZ, außerdem bloggt er unter mspr0.de, podcastet unter wir.muessenreden.de und schreibt gelegentlich für Medien wie RollingStone, ZEIT Online, SPEX, SPIEGEL Online, c't und das DU Magazin. Buchveröffentlichung: »Das Neue Spiel. Strategien für die Welt nach dem digitalen Kontrollverlust« (Orange Press 2014).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Günter Hack empfiehlt Michael Seemanns Buch als Werkzeugkasten zum besseren Verständnis der Plattform-Ökonomie einerseits, zur Regulierung von Amazon, Facebook und Co. andererseits. Dass Seemann sich für eine Defnition des Begriffs der Plattform bei Luhmann bedient und sich auf Carl Schmitt bezieht, um die Machtverhältnisse der Plattform-Ökonomie zu klären, scheint Hack erfolgversprechend. Richtig gut gefällt ihm, wie der Autor die Plattform und das Nachdenken über sie historisch einordnet und so ihren disruptiven Charakter in Frage stellt. Seemann bietet keine finalen Weisheiten, sondern eine Einladung zur Analyse auf Höhe der Zeit, stellt Hack fest.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.07.2021

Macht hat, wer den "Graph" kontrolliert
Werkzeugkasten: Michael Seemann schleift Begriffe für die Analyse mächtiger Internetplattformen

Im Jahr 2021 in Deutschland öffentlich übers Internet nachzudenken, fühlt sich so an, als ob man Ende des neunzehnten Jahrhunderts auf Sansibar über Dampfturbinen debattieren würde: Die neue Technik betrifft einen zwar, aber die wesentlichen Entscheidungen über Einsatz und Entwicklung fallen anderswo. Der Medienwissenschaftler Michael Seemann rafft sich dennoch dazu auf, es zu tun, und das Ergebnis ehrt ihn.

In Seemanns "Die Macht der Plattformen" ist das Internet ein ebenso brutaler wie öder Ort, an dem es ausschließlich um Geld und Macht geht. Beherrscht wird das Netz von Konzernen wie Facebook, Amazon oder Google, die gerne als "Plattformen" bezeichnet werden. Seemann ist dieser Begriff zu vage, er will mit seinem Buch eine Theorie dieser Plattformen begründen. Unter Rückgriff auf Niklas Luhmann definiert er: "Plattformen vereinfachen unerwartete Interaktionsselektion, indem sie mittels Standardisierung auf der einen und algorithmischer Vorauswahl auf der anderen Seite die eigentlichen Selektionen vorbereiten." So weit, so abstrakt.

Die Plattformdefinition ist einerseits hilfreich, weil sie flexibel ist und eine Grundlage für weitere Debatten bietet, andererseits ist sie, in bester Luhmann'scher Tradition, auf einer Abstraktionsebene angesiedelt, auf der ziemlich viele Phänomene als Plattformen etikettiert werden können: Standards, historische Megakonzerne, Staaten, der "Markt" selbst. Der Internetbeobachter Bruce Sterling hat für Amazon und Konsorten den Begriff "Stacks" ins Spiel gebracht, mit Blick auf deren hohen Grad an vertikaler Integration sowie den Stapel der Kommunikationsprotokolle, auf deren Grundlage das Internet funktioniert. Technikaffinen Zeitgenossen mag Sterlings Begriff näherliegen.

Weil es um Macht geht, bezieht sich Seemann auch auf Carl Schmitt, mittlerweile der deutsche Standardautor, wenn es um fortgeschrittene Techniken des Bösen geht. Aus Schmitts Begriff der "Landnahme" entwickelt er den der "Graphnahme". Der "Social Graph" ist die informationstechnische Manifestation des Netzwerks von Beziehungen unter Nutzern von Facebook und ähnlicher Konstrukte. Wer den "Graph" kontrolliert, hat Macht: über Sichtbarkeit der Netzwerkteilnehmer, Marktzugang, Beziehungskontrolle.

Einerseits spiegelt dieser Begriff die Aggressivität der Internetkonzerne gut wider, andererseits tut er so, als würde da etwas übernommen werden, was bereits da ist. Das aber könnte zu einer theoretischen Unterbelichtung einer der wesentlichen Eigenschaften eines typischen Internet-Megakonzerns führen: des Bootstrappings nämlich, der Selbstfindung und Selbsterfindung in einem Vorgang der Bricolage, mit dem beispielsweise Facebook zum einzigen Mitbewerber auf dem Markt für Facebook werden konnte. Seemann erkennt diesen Vorgang an, weist ihm aber in seiner Theorie den schwächeren Begriff der Iteration zu.

Eines der Verdienste von Seemanns Arbeit besteht darin, dass er zeitgenössisches Denken über das Internet mit sehr gut gefundenen Beispielen in den historischen Kontext setzt und für andere wissenschaftliche Disziplinen an vielen Stellen anschlussfähig macht - also Luhmannismus in seiner besten und produktivsten Form zelebriert. Seemanns Plattformen sind keine "disruptiven", nie zuvor da gewesenen Phänomene, sondern in unseren ältesten sozialen Konventionen bereits angelegt.

Im besten Fall ist Seemanns Plattform kein Ding, sondern eine kohärente Perspektive auf Vorgänge. Seine Argumente sind in mehrerer Hinsicht auf der Höhe zeitgenössischer Analyse. So betont er etwa, dem Zeitalter des Maschinenlernens angemessen, den Vorrang der Wahrscheinlichkeit gegenüber starr binären Entscheidungsbäumen. Seine Plattformen begünstigen bestimmte Entscheidungen oder Vorgänge, schließen aber andere nicht kategorisch aus und entwickeln gerade daraus ihre wesentlichen Stärken.

Das Buch spannt ein weites Themenfeld auf und bietet keine endgültigen Weisheiten. Seemann lädt seine Leserschaft vielmehr zur Analyse ein und stellt dazu einen Werkzeugkasten mit vielen nützlichen Elementen bereit, die beispielsweise Ansätze zu einer Regulierung von Internetkonzernen jenseits nutzloser Cookie-Banner bieten. Viele der negativen Auswirkungen der Plattformen sind ja auf die Absenz politischer Regulierung, den ideologisch getriebenen Verzicht auf kartellrechtliche Maßnahmen zurückzuführen. Seemanns wesentliche Handlungsempfehlung an Politik und handlungsfähige Bürgerschaft besteht aber darin, die Plattformeigenschaften mittels quelloffener Tools zu nutzen.

GÜNTER HACK.

Michael Seemann: "Die Macht der Plattformen". Politik in Zeiten der Internetgiganten.

Ch. Links Verlag, Berlin 2021. 448 S., geb., 25,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Was Plattformen sind, wie sie funktionieren und welche politischen und wirtschaftlichen Dimensionen sie haben, führt Michael Seemann [...] detailliert, anschaulich und äußerst versiert aus.« Die Presse 20230223