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Der Vormarsch der Milizen des selbsternannten Islamischen Staats gehört derzeit zu den beherrschenden Nachrichtenthemen. In ihm zeigt sich eine neue Qualität des Terrors, der mit dem Export des Heiligen Kriegs, des Dschihad, auch nach Europa überzuschwappen droht. Doch wie konnte es zu dieser bedrohlichen Entwicklung kommen? Wilfried Buchta, ein ausgewiesener Kenner der Region, zeichnet die fatalen Ereignisse im Nahen Osten nach. Er beleuchtet dabei die Rolle der wichtigsten Akteure und Machtfaktoren und erklärt, welche Handlungsoptionen dem Westen heute noch bleiben.

Produktbeschreibung
Der Vormarsch der Milizen des selbsternannten Islamischen Staats gehört derzeit zu den beherrschenden Nachrichtenthemen. In ihm zeigt sich eine neue Qualität des Terrors, der mit dem Export des Heiligen Kriegs, des Dschihad, auch nach Europa überzuschwappen droht. Doch wie konnte es zu dieser bedrohlichen Entwicklung kommen? Wilfried Buchta, ein ausgewiesener Kenner der Region, zeichnet die fatalen Ereignisse im Nahen Osten nach. Er beleuchtet dabei die Rolle der wichtigsten Akteure und Machtfaktoren und erklärt, welche Handlungsoptionen dem Westen heute noch bleiben.
Rezensionen
IS auf dem Vormarsch - auch auf dem Büchermarkt

"Fast alle bekannten Nah-Ost-Kenner haben in den letzten Wochen ein Buch über das Terrorphänomen Islamischer Staat (IS) veröffentlicht. (...) Das umfangreichste und hintergründigste Buch hat zweifellos Wilfried Buchta geschrieben." -- Jörg Armbruster (vorwärts, 06.05.2015)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.07.2015

Geburt aus Saddams Schattenreich
Mit einfachen Mustern ist der Aufstieg des Islamischen Staats nicht zu erklären.
Wilfried Buchtas Studie über die Ursachen des Terrors im Irak beeindruckt durch Mehrdimensionalität
VON MORITZ BEHRENDT
Der Irak zerfällt. Für die Terrorgruppe, die sich heute Islamischer Staat (IS) nennt, war der gescheiterte Staat ein ideales Betätigungsfeld, um die eigene Macht zunächst verdeckt, später offen auszuweiten. Diese Erkenntnis ist eigentlich banal, blickt man auf die Feindschaft zwischen Schiiten und Sunniten oder auf das Bestreben der Kurden nach eigener Staatlichkeit. Aber was hinter dem Begriff Staatszerfall steht, das hat wohl noch niemand so ausführlich und genau beschrieben wie der Irak-Kenner Wilfried Buchta in seinem jüngsten Buch „Terror vor Europas Toren“.
  Der Autor, der 2005 bis 2011 als politischer Analyst für die Vereinten Nationen in der Hauptstadt Bagdad gearbeitet hat, macht deutlich, dass hier zerfällt, was nie so richtig zusammengepasst hat. Er zitiert König Faisal I., der 1932 schrieb: „Ich glaube, es gibt gar kein irakisches Volk im Irak.“ Buchta macht es sich und seinen Lesern aber nicht so einfach, das Scheitern des Staates nur an willkürlichen kolonialen Grenzziehungen festzumachen oder an dem unheilvollen Einmarsch der Amerikaner im Jahr 2003.
  Sehr genau nimmt er auch das letzte Jahrzehnt der Herrschaft von Saddam Hussein unter die Lupe, eine Zeit, in der dieser seinen eigenen Staat systematisch ausgehöhlt und geschwächt hat. Nach dem verlorenen Kuwait-Krieg und den darauf folgenden Aufständen der Schiiten und der Kurden entzog der Diktator der Baath-Partei, der Armee und anderen staatlichen Institutionen Macht und Befugnisse. „An ihre Stelle war ein, allein auf persönliche Bindung an Saddam Hussein gegründeter, ,Schatten-Staat‘ getreten“, schreibt Buchta; ein Netzwerk, in dessen Zentrum rivalisierende Geheimdienste standen. Jeder sollte jeden überwachen. Keiner sollte so stark werden, dass er einen Putsch gegen Saddam gewagt hätte.
  Der Rückblick in die frühen 1990er-Jahre ist deshalb so klug, weil sich manche Strukturen und Akteure von Saddams „Schatten-Staat“ heute an den Schaltstellen des IS wiederfinden, allen ideologischen Widersprüchen zum Trotz.
  Die Schwächung der staatlichen Institutionen durch Saddam ist für den Islamwissenschaftler Buchta ein Schlüssel für das Scheitern des Iraks, aber beileibe nicht der einzige. Dem Autor ist jede Eindimensionalität fremd: Er analysiert ebenso kritisch den oft wenig segensreichen Einfluss des Nachbarn Iran auf die Politik in Bagdad und den schiitischen Klerus in Nadschaf, wie er auch die Fehler der US-Regierung und ihrer Vertreter im Irak benennt: Die Auflösung der Armee, die politische Marginalisierung der Sunniten, die Konzeptlosigkeit beim grandios gescheiterten Projekt, das Zweistromland nach amerikanischen Vorstellungen zu demokratisieren.
  Buchta, der in seiner Zeit in Bagdad mit fast allen irakischen Spitzenpolitikern in Kontakt war, lässt auch kaum ein gutes Haar an dem 2014 zurückgetretenen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki. Dieser habe aus der von den Amerikanern angestoßenen Ent-Baathifizierung eine wahre Hexenjagd gemacht, aus Rache und um die eigene Macht auszubauen.
  Trotz der Vielzahl der Akteure und der großen Detailfülle schreibt der Autor klar und verständlich. Seine Sprache bleibt fast durchgehend nüchtern, auffällig nüchtern. Anekdoten oder Beschreibungen seiner Treffen mit den Entscheidungsträgern im Irak lässt er weg. Er habe kein Bagdad-Tagebuch verfassen wollen, schreibt Buchta im Nachwort. Eine richtige Entscheidung! Die Dichte und Präzision seiner Analyse hätte durch eitle Einschübe nichts gewonnen, ebenso wenig wie durch ausschmückende Darstellungen brutaler Gewalttaten. Wer nach einfachen Erklärungsmustern für die Ursachen des Terrors im Irak sucht, der wird bei Buchta nicht fündig. Postulaten wie „die Amerikaner haben es verbockt“, oder „das ist ein kaum aufzuhaltender Religionskrieg zwischen Schiiten und Sunniten“ setzt er eine wohltuend differenzierte Betrachtung entgegen.
  Was Buchta über den Aufstieg der Terrormiliz IS, über die symbolträchtige Ausrufung des Kalifats schreibt, ist ebenfalls detailliert, bleibt analytisch aber ein wenig hinter den Ausführungen über den Irak zurück. Der Autor verweist auf die Bürokratie des Terrors: So archiviert der Islamische Staat penibel die Urlaubsanträge seiner Kämpfer und veröffentlicht, einem Wirtschaftsunternehmen gleich, Jahresberichte.
  Buchta schildert auch die Anfänge der Organisation im Jahr 1999, ihre Rolle als al-Qaida im Irak unter der Führung des Jordaniers Abu Musab al-Sarkawi. Dieser hatte 2005 mit seiner Kriegserklärung an die Schiiten den Bürgerkrieg im Irak angeheizt und sogar die Al-Qaida-Führung im fernen Waziristan gegen sich aufgebracht. Al-Qaida im Irak konnte von den 2007 aufgestockten US-Truppen und den sogenannten Erweckungsräten der sunnitischen Stämme niedergeschlagen werden. Iraks Premier Maliki weigerte sich aber, nach dem Abzug der amerikanischen Kampftruppen den sunnitischen Milizen weiterhin einen Sold zu zahlen. Ein folgenschwerer Fehler, wie Buchta zeigt. Wenn es heute darum geht, den IS zu bekämpfen, fallen die sunnitischen Milizen als Partner aus. Die schwache Armee ist daher auf die Hilfe der von Iran unterstützten schiitischen Milizen angewiesen. Diese gehen in sunnitischen Provinzen wie Anbar aber häufig nicht weniger grausam vor als ihre Gegner des IS.
  Militärisch und wirtschaftlich könne die Terrorgruppe durchaus zurückgedrängt werden, schreibt Buchta, die Grundprobleme des Irak würden dadurch aber nicht gelöst. Er habe – und da greift er ausnahmsweise doch direkt auf seine eigenen Erlebnisse zurück – kaum einen irakischen Politiker getroffen, der ein ernsthaftes Interesse an der Aussöhnung zwischen Schiiten und Sunniten habe. Eine Ausnahme sei der schiitische Großayatollah Ali al-Sistani. Der ist allerdings bereits 84 Jahre alt.
  Buchta bietet keine einfachen Lösungsmöglichkeiten für den Umgang mit dem IS an, da würde er sich auch untreu. Sein Buch ist ein eindringliches Plädoyer dafür, genauer hinzuschauen und die politischen und gesellschaftlichen Strukturen und Brüche in der Region wahrzunehmen. Das gilt für den Irak und im gleichen Maße für Syrien. Wer im Kampf gegen den IS das syrische Assad-Regime schon als neuen Verbündeten sieht, der sollte sich über dessen Machtmechanismen gut informieren.  
Moritz Behrendt ist freier Journalist und Mitherausgeber der Orient-Zeitschrift Zenith.
Das Buch ist ein
eindringliches Plädoyer dafür,
genauer hinzuschauen
Zerstörung als Machtbeweis: Ein IS-Kämpfer auf dem Glockenturm einer Kirche in Mossul.
Die Terrormiliz kontrolliert die zweitgrößte Stadt im Irak seit mehr als einem Jahr.
Das Foto wurde vom IS selbst verbreitet.
Foto: AP
  
  
Wilfried Buchta,
Terror vor Europas Toren. Der Islamische Staat,
Iraks Zerfall und Amerikas
Ohnmacht, Campus Verlag 2015, 413 Seiten,
22,90 Euro.
E-Book: 20,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Einige Einsichten teilen alle ernst zu nehmenden Bücher, die in der letzten Zeit über den Islamischen Staat herausgegeben wurden, berichtet Martina Doering: der IS ist nicht urplötzlich auf der Bildfläche erschienen, die USA sind mitverantwortlich an seinem Anwachsen, und er wird so schnell nicht wieder verschwinden. In "Terror vor Europas Toren" liefert der Islamwissenschaftler Wilfried Buchta eine gelungene Analyse der Kalifat-Grundlagen, lobt die Rezensentin. Die Eroberung der irakischen Stadt Mossul sei nur ein erster Schritt zur Auflösung der nationalstaatlichen Grenzen gewesen, die der Westen einst gezogen hatte - was trotz einer Niederlage in Kobane keinesfalls außerhalb des möglichen liege, fasst Doering zusammen.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Buchta ist ein ausgezeichnetes Buch über den Irak gelungen. Dies ist ein neues kenntnisreiches Standardwerk für Leser, die sich tiefergehend mit dem Zerfall des Staates beschäftigen wollen." Jan Kuhlmann, Deutschlandradio Kultur, Lesart, 30.05.2015»Ein nüchterner und sachlicher Ton durchzieht das Buch, das rein formal schon durch großen Informationsreichtum und klare Strukturierung auffällt.« Armin Pfahl-Traughber, Interventionen, 01.08.2015"Wer sich über die dem Zeitungsleser meist nicht mehr durchschaubaren Vorgänge gründlich informieren will, ist mit dieser wichtigen Neuerscheinung gut beraten." Hans Niedermayer, Medienprofile, 08.06.2015»Ein überragendes Buch, das nur wärmstens empfohlen werden kann.« Ludwig Watzal, International"eine hervorragende Analyse der Kalifat-Grundlagen" Martina Doering, Berliner Zeitung, 21.05.2015"»Terror vor den Toren Europas« ist eine echte Entdeckung, ein Buch, an dem sich andere Werke über die Region messen lassen müssen." Moritz Behrendt, zenith online, 12.06.2015»Wilfried Buchta gehört zu den besten Kennern der jüngsten Entwicklungen im Iran und im Irak. Ein herausragendes Buch.«, Das Parlament, 28.09.2015"Buchta ist ein faszinierendes Buch gelungen, das tiefe Einblicke in die Umbrüche des Nahen Ostens bietet.", Internationale Politik und Gesellschaft, 18.08.2015»Buchta ist mit seinem Werk ein schwieriges Unterfangen erfolgreich gelungen. Er hat es geschafft, die komplexe Situation des zerfallenden Irak aus innen- und außenpolitischer Perspektive zu entwirren. Für Leser, die sich mir dem Nahen Osten beschäftigen, ist dieses Buch daher sehr empfehlenswert.« Dinah Elisa Khwais, POLITISCHE STUDIEN, 30.09.2015"Fast alle bekannten Nah-Ost-Kenner haben in den letzten Wochen ein Buch über das Terrorphänomen Islamischer Staat (IS) veröffentlicht. (...) Das umfangreichste und hintergründigste Buch hat zweifellos Wilfried Buchta geschrieben." Jörg Armbruster, vorwärts, 06.05.2015…mehr