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1985, Potsdam, große Ferien. Doch der sechzehnjährige René bleibt dieses Jahr zu Hause. Die Mutter ist tot, der Vater in der Schweiz; er lässt René tausend Mark da, die er brüderlich mit seinen Freunden Dirk, Michael und Mario teilt. Dies ist, und das spüren sie alle vier, ein Sommer, wie es ihn nie wieder geben wird für sie. Die Jungs streifen durch die heiße, urlaubsleere Stadt und sitzen in Cafés, aber vor allem geht es darum, das richtige Mädchen zu finden.
«Skizze eines Sommers» ist ein warmherziger, leichter Roman über die beste aller Zeiten, die Jugend mit ihrer schönen Tragik. André
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Produktbeschreibung
1985, Potsdam, große Ferien. Doch der sechzehnjährige René bleibt dieses Jahr zu Hause. Die Mutter ist tot, der Vater in der Schweiz; er lässt René tausend Mark da, die er brüderlich mit seinen Freunden Dirk, Michael und Mario teilt. Dies ist, und das spüren sie alle vier, ein Sommer, wie es ihn nie wieder geben wird für sie. Die Jungs streifen durch die heiße, urlaubsleere Stadt und sitzen in Cafés, aber vor allem geht es darum, das richtige Mädchen zu finden.

«Skizze eines Sommers» ist ein warmherziger, leichter Roman über die beste aller Zeiten, die Jugend mit ihrer schönen Tragik.
André Kubiczek erzählt wunderbar einfühlsam und hintergründig von jener Zeit, die auf ewig die beste unseres Lebens bleibt.

Auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2016.
Autorenporträt
André Kubiczek, 1969 geboren, lebt in Berlin. 2002 erschien sein hochgelobter Roman 'Junge Talente', 2003 'Die Guten und die Bösen'. 2007 wurde André Kubiczek mit dem Candide-Preis ausgezeichnet. 'Skizze eines Sommers' (2016) stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschienen 'Komm in den totgesagten Park und schau' (2018), 'Straße der Jugend' (2020) und 'Der perfekte Kuss' (2022).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.08.2016

Das Herz ist ein pochender Knorpel

André Kubiczek erzählt in seiner hinreißenden "Skizze eines Sommers" von René und seinen Freunden, dem Chef-Brigadier der Dekadenz, Napoléon-Brandy, dem Mädchen ohne Namen und auch von der DDR.

Keine Ahnung, wer zuerst zu wem kam, die Melancholie zu mir oder ich zur Melancholie", das ist der erste Satz des Romans, "Böse Blumen" ist das erste Kapitel überschrieben. Immerhin ist es nicht der große ennui, der zu ihm kam, die Langeweile ergreift René zwar auch manchmal, die Sehnsucht freilich sehr. René hat ein abstehendes rechtes Ohr, zumindest in seiner Selbstwahrnehmung, und das "Mädchen ohne Namen" teilt dieses Schicksal. Ein bisschen später heißt das überhaupt "schönste Mädchen der Welt" dann "die große Schwester von Fritzi". Sie trägt weiße Adidas-Sneakers wie Robert Smith, der Sänger von The Cure, und stylt sich auch sonst wie er, schwarz ist die Farbe der Kleider, toupiert sind die Haare, geschminkt ist das Gesicht.

Auch René arbeitet hart an seinem äußeren Erscheinungsbild, seine Frisur ist eine allmorgendliche Herausforderung, seine grauen Schuhe lackiert er schwarz. Aber in der EOS, der erweiterten Oberschule, prosperiert er dennoch, nach diesen Sommerferien wird er auf ein Eliteinternat in Halle gehen. Innerlich ist er derweil hart auf den Fersen von Baudelaire, "Le Spleen de Paris" eben. Und bis ganz nah zum schönsten Mädchen führen vorerst noch einige Umwege, weil es eben auch andere Mädchen gibt.

Es sind die Sommerferien 1985, in denen René seinen sechzehnten Geburtstag feiern wird, und vor ihm liegen sieben unbeaufsichtigte Wochen. Seine Mutter ist vor einiger Zeit an Krebs gestorben, eine schlimme Wunde, die er lieber beschweigt. Sein Vater, mit dem er weiterhin in der elterlichen Wohnung lebt, ist als ein womöglich verlässlicher Vertreter der DDR zu den Abrüstungsverhandlungen nach Genf gereist. Der Vater lässt ihn in der Wohnung zurück, ausgestattet mit tausend Mark, einem kleinen Vermögen. René und seine Freunde leben im "Wohngebiet" am Rand von Potsdam, auch wer niemals dort herumgelaufen ist, kann sich die Topographie vorstellen, in der André Kubiczeks "Skizze eines Sommers" vor allem spielt. Es sind nur noch gut vier Jahre bis zum Mauerfall, aber das ist gar nicht so wichtig. Denn Kubiczek hat keinen Bald-ist-die-DDR-kaputt-und-das-liegt-schon-in-der-Luft-Roman geschrieben, sondern ein hinreißendes Prosastück über das juvenile Schwingen zwischen Wirklichkeiten und Wünschen, teuren Westimporten und erfinderischen Selbstentwürfen.

Eigentlich passiert wenig, schon gar nichts Historisches, wenn René, Michael, Dirk und Mario, Bianca, Connie, Rebecca und selbst das schönste Mädchen tun, was so geht in einem Sommer, im Café und in der Disco und im Park. René und seine Freunde lungern oder machen sich wichtig. Sie rauchen auf dem Platz vor der Kaufhalle, trinken den Napoléon-Brandy in Renés Wohnung leer oder tragen ständig Hefte bei sich, in die sie gern vor Publikum mit Bleistiftstummeln schreiben, so zeichnen sie sich als Flaneure à la Baudelaire aus.

Jeder stilisiert sich auf seine Art. Mario, der erst vierzehn ist, aber älter aussieht, gibt den frühreifen Verführer, Michael und Dirk machen auf Dandys im Gefolge von René. Als an seinem Geburtstag erst einmal keiner von ihnen bei ihm auftaucht, tröstet er sich: "Aber wie sagte schon Baudelaire, Chef-Brigadier aller dekadenten Dichter: ,Freunde?' - ,Du bedienst dich da eines Wortes, dessen Bedeutung mir bis heute unbekannt geblieben ist.'" Derweil tasten sich die lebenssüchtigen Mädchen an die Jungs heran, Connie und Bianca, die schon ein bisschen mehr vom Sex wissen, mit ihren handwerklich soliden Zukunftsvorstellungen, die kühl intellektuelle Rebecca mit ihren künstlerischen Eltern und auf ihre Art sogar das schönste Mädchen.

Dafür, dass diese Aufbrüche ins Leben in der DDR stattfinden, setzt Kubiczek unaufdringlich, doch unüberlesbar feine Signale: Der kurzzeitig erstaunlich begüterte René kann sich eine Hanser-Ausgabe von Baudelaire für unerhörte sechzig Mark kaufen, das einzige Exemplar im Buchladen weit und breit. Telefone sind keineswegs in jedem Haushalt vorhanden, was indessen auch erwünschte Nichtkommunikation mit besorgten Anverwandten befördert, wo doch die große Freiheit eines Sommers ruft. Und endlich spielt die Musik eine wichtige Rolle; denn man verachtet im Kreis um René westlichen Achtziger-Mainstream, es muss schon mindestens The Cure sein oder Sisters of Mercy, lieber noch Duritti Column. Oder gar Throbbing Gristle (was übersetzt "pochender Knorpel" heißt), so will es Kubiczek. Schon mal davon gehört? Weiland die Speerspitze der britischen Industrial Music, aufsässiger elektronischer Tanz-Pop der Thatcher-Ära, was durchaus witzig ist, im real existierenden Sozialismus des Arbeiter-und-Bauern-Staats. Dass da natürlich in der einschlägigen Disco-Veranstaltung im "Orion" einmal in der Woche Zugeständnisse zu machen sind, versteht sich, es muss schließlich Kontaktraum geben für neue ahnungsvolle Bedürfnisse in diesem Sommer des Erwachens.

Die "Skizze eines Sommers" verläuft über weite Strecken in Rede und Gegenrede ihrer jugendlichen Hauptdarsteller, René erzählt aus der Ich-Perspektive. Gelegentlich verstrickt er auch seine Leser in die Ereignisse - "Und wisst ihr, was ich stattdessen bekam?", nämlich in der "Wohngebietsbuchhandlung" am Keplerplatz, "Schlichtweg die Offenbarung", also die Baudelaire-Gesamtausgabe. Aber Kubiczeks Roman ist sternenweit entfernt von der Wiedergabe postpubertären Gequatsches, er denunziert niemals René und dessen Freunde. Vielmehr gewinnt er diesen Erprobungen im Reden - und im Betrachten und Berühren - eine spielerische Leichtigkeit ab, zu der ihn seine literarische Verve befähigt. Vielleicht lässt es sich so sagen: Der Autor, Jahrgang 1969, ist noch nicht in die Phase jener Dominanz des Langzeitgedächtnisses eingetreten, die alles zu aufbereitetem Staub zerfallen lässt. André Kubiczek erweckt das sattsam strapazierte Coming-of-Age-Thema zu einem quicklebendigen Roman, mit seiner bildreichen Sprachkunst - manchmal hübsch halsbrecherisch, manchmal grinsend ironisch, ohne je sarkastisch zu sein, voller Einfühlung, ohne Anbiederung.

Bleibt noch: Wer in den fernen Achtzigern nie ein Mixtape geschenkt bekam, weiß gar nicht, was für ein Aufwand das ist, die ganze Aufnehmerei auf den Kassettenrecorder (im Osten wie im Westen) und überhaupt die Auswahl der Lieder. Auf die sorgfältig schwarz lackierte Kassette, die René, gewissermaßen vorauseilend, für das schönste Mädchen zusammenstellt und die eine "helle Seite" und eine "dunkle Seite" hat, schreibt er schließlich "Sketch for Summer", den Titel eines wunderschönen Musikstücks von Vini Reilly, dem Gitarristen von Duritti Column. Schon einmal gehört? Jetzt ist vielleicht der Moment. Und das schönste Mädchen trägt übrigens den Namen einer Siegerin. Die Passionen der großen Passage, die sich in einem einzigen Sommer vollziehen kann - wenn nicht nur ein Knorpel, sondern auch das Herz pocht, das doch ein Muskel ist -, sind in André Kubiczeks "Skizze eines Sommers" eingefangen.

ROSE-MARIA GROPP

André Kubiczek: "Skizze eines Sommers". Roman.

Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2016. 380 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit seinem neuen Coming-Of-Age-Roman bringt André Kubiczek zur Vollendung, was er in den sechs vorangegangenen Romanen aufgebaut hat, freut sich Rezensentin Meike Fessmann. Mit "Skizze eines Sommers" habe der Autor seinen ganz eigenen Ton gefunden. Ebenso "lässig wie existentiell" erzähle Kubiczek aus der Sicht des jungen René von den speziellen Momenten der Jugend zwischen Glück und Schmerz, Erfüllung und Melancholie, von einem Sommer in Potsdam 1985, Ferien, ersten Küssen, aber auch von Verrat, Verlust und dem unerfüllbaren Streben nach dem vollkommenen Moment. "Jung sein und genießen", ist eben doch nicht so leicht, wie es im Rückspiegel aussieht, erinnert sich die hingerissene Rezensentin nicht ohne den obligatorischen Seufzer, ach.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.09.2016

Küssen ist fast so schwer wie Rauchen
Auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis: In seinem neuen Roman „Skizze eines Sommers“ erzählt
André Kubiczek eine Coming-of-Age-Geschichte aus dem Potsdam der Achtzigerjahre. Und findet dafür den richtigen Ton
VON MEIKE FESSMANN
An den Rändern des Sommers flattert sie immer umher: ganz ohne Melancholie ist kein Sommer zu haben, so hell und licht er auch sein mag, so lang und prächtig. Sobald der Spätsommer beginnt, liegt sie ohnehin in der Luft. Wenn die Erinnerung nicht trügt, sind selbst die großen Ferien der Jugendzeit keine reine Freude. Das Schuljahr über als Lockvogel benötigt, ist ihr Glück unterlegt mit der Drohung unendlicher Langeweile – die Freunde unerreichbar an irgendwelchen Ferienorten, man selbst in familiärer Geiselhaft. Umso kostbarer die Tage, wenn zufällig alle da sind. Von einem solchen Moment erzählt der neue Roman von André Kubiczek. Er spielt 1985 in Potsdam und fängt das Große-Ferien-Gefühl auf gültige Weise ein.
  „Skizze eines Sommers“ heißt der Roman nach einem Song von The Durutti Column, und er hat den lässigen Huckleberry-Finn-Ton, der seit Herrndorfs „Tschick“ so viele Nachahmer findet. Dieser Roman allerdings ist eigenständig. Und er ist es auf eine Weise, die selbst Skeptiker betört. Der 1969 in Potsdam geborene Schriftsteller unterlegt seinen coolen Sommer-Sound mit einer Hintergrundstrahlung, die dem Oszillieren zwischen Dunkelheit und Helle, zwischen dem Schwarzen und dem Leuchtenden, das ihn auf allen Ebenen charakterisiert, große Intensität verleiht. Das merkt man gar nicht unbedingt sofort. Es wirkt subkutan – wie der Schmerz über den Tod der Mutter, von dem René, der Icherzähler, nicht erzählen will.
  René lebt mit seinem Vater in einer Neubausiedlung im Potsdamer Südosten. Seit dem Tod der Mutter ist die Wohnung nicht mehr besonders gemütlich, die Topfpflanzen sind verkümmert, die Bettwäsche wird nicht mehr regelmäßig gewechselt, alles, was mit Gefühlen zu tun hat, wird unter den Teppich gekehrt. In diesem Sommer allerdings, dem Sommer, bevor er auf ein Elite-Internat nach Halle muss, ist sie die große Attraktion. Sieben Wochen lang hat René sturmfreie Bude. Der Vater ist als sozialistischer Reisekader bei den Genfer Abrüstungsverhandlungen. Vor seiner Abreise hat er dem Sohn tausend Mark in die Hand gedrückt, dazu noch zweihundert Mark extra. Denn Renés sechzehnter Geburtstag fällt in die Zeit seiner Abwesenheit.
  Also alles bestens? Jung sein und das Leben genießen ist dann doch nicht so einfach, wie man es sich vorstellt. „Küssen ist fast so schwer wie Rauchen“, heißt es einmal. André Kubiczek kann beides: Er lässt uns die Leichtigkeit spüren, die maßlose Freude, wenn etwas zum ersten Mal gelingt – und das Herzklopfen beim Küssen endlich nicht mehr mit Angst, sondern mit Glück zu tun hat. Er lässt uns aber auch einen Blick in die abgrundtiefe Dunkelheit werfen, die seinen Erzähler auf andere Weise überkommt als seine Freunde, die nur damit kokettieren. Mario, dessen Vater Libanese ist und mit seiner Mutter in der Wohnung über René wohnt, schleppt ohnehin jedes Mädchen ab. Michael und Dirk teilen zwar seine Leidenschaft für „dekadente“ Literatur, für Rimbaud, Mallarmé, Baudelaire, Verlaine, Huysmans, aber sie sind weder so empfindsam noch so loyal wie er. Heimlich reisen sie einem Mädchen hinterher, dessen Ferienort ihnen René verraten hat. Ihm gegenüber behaupten sie, bloß gemeinsam zelten zu gehen.
  Die Embleme der Zeit – der Doppel-Kassettenrekorder, die Mix-Tapes als Liebesgabe, die schwer erhältlichen Bücher – spielen zwar eine Rolle. Aber der Autor bastelt daraus keinen Warenhaus-Katalog nostalgischer Sehnsucht, weder nach der DDR noch nach den Achtzigerjahren. Stattdessen gelingt es ihm, im Besonderen das Allgemeine aufscheinen zu lassen. Während er seinen Erzähler in die Nomenklatur der Gefühle einführt, lässt er das Imaginäre erblühen, in einer Sprache, die sich schlicht und cool gibt, deren männlich eingeübte Ironie René aber zunehmend lästig wird. Er will auf die andere Seite wechseln, zu den Mädchen, mit denen man echte Gespräche führen kann. Er weiß nur noch nicht so recht, wie.
  Um das Probe-Lieben dieser Lebensphase mit Ernst und Witz darzustellen, setzt Kubiczek ganz beiläufig erzähltechnische Kniffe ein. Kaum hat sich René beim Disco-Abend in der „Mehrzweckgaststätte Orion“ mit dem Mädchen, das „nie zur falschen Musik tanzte“, für später auf der Parkbank verabredet, wird er von der schönen Bianca angemacht und kann ihr nicht widerstehen. So bleibt es fast den ganzen Roman über „das Mädchen ohne Namen“ und also geheimnisvoll. Manchmal nennt er es auch „die große Schwester von Fritzi“. Denn die Zeit reichte zwar, ihm von dem kleinen Quälgeist zu erzählen, nicht aber, den eigenen Namen zu offenbaren. Dessen Enthüllung wollte René für die Parkbank aufsparen, um den Genuss zu steigern.
  „Skizze eines Sommers“ erzählt von der Suche nach dem „vollkommenen Moment“, vom Wunsch, ihn festzuhalten, und davon, dass das nicht einmal in der Jugend gelingt. Er erzählt von Erinnerung und von der Scham, die wohl der eigentliche Antrieb des Erzählers ist. Nicht der Tod der Mutter schmerzt ihn am meisten, ihr „Siechtum, ihre Agonie“ waren schlimmer. Sein eigentlicher Schmerz ist die „Erleichterung“, die er über ihren Tod empfand, „als er meine Mutter endlich aus unserem Leben nahm“. Das gesteht er einem der vielen Mädchen des Romans unter Tränen.
  Der Krebs-Tod seiner aus Laos stammenden Mutter spielte in André Kubiczeks letztem Roman, „Der Genosse, die Prinzessin und ihr lieber Herr Sohn“, gleichfalls eine Rolle. Man sollte weder den einen noch den anderen Roman als autobiografischen Bericht lesen. Was allerdings bemerkenswert ist: André Kubiczek ist der seltene Fall eines Schriftstellers, dem die erste Person als Erzählhaltung sehr viel mehr liegt als die dritte Person. „Skizze eines Sommers“ ist deutlich lebhafter und eindringlicher als der viel beachtete Debütroman „Junge Talente“. Der mag historisch genauer sein, aber es fehlt ihm die eigene Stimme. In allen sechs Romanen André Kubiczeks lässt sich die Probe aufs Exempel machen. Mit „Skizze eines Sommers“ hat er seinen Ton genau getroffen: er ist ebenso lässig wie existenziell.
André Kubiczek: Skizze eines Sommers. Roman. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2016. 378 Seiten, 19,95 Euro. E-Book 16,99 Euro.
Die Wohnung in einer Neubau-
siedlung ist nach dem Tod der
Mutter nicht mehr sehr gemütlich
Aus den Mix-Tapes und Doppel-
Kassettenrekordern wird hier kein
nostalgischer Katalog gebastelt
Sieht nur aus wie Disco in der „Mehrzweckgaststätte Orion“, ist aber ein Jugendtreff im „Palast der Republik“.
Foto: dpa
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Ebenso lässig wie existenziell. Meike Fessmann Süddeutsche Zeitung