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Rossini wird in eine stürmische Zeit hineingeboren, Napoleon ist mittendrin in seinem Eroberungszug, neue Zeiten brechen an und Rossini wird ihr Komponist werden. Seine rasanten Tempi versetzen das Publikum in einen wahren Rausch. In ganz Europa feiert Rossini stürmische Erfolge, er komponiert vierzig Opern in fünfzehn Jahren und wird zum gefeierten Maestro. Doch es sind nicht nur helle Jahre die Rossini durchlebt. Nachdem er sich mit siebenunddreißig Jahren zunächst schöpferisch zurückzieht, kämpft er viele Jahre mit Krankheit und Depression. Joachim Campe beleuchtet in dieser Biographie…mehr

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Produktbeschreibung
Rossini wird in eine stürmische Zeit hineingeboren, Napoleon ist mittendrin in seinem Eroberungszug, neue Zeiten brechen an und Rossini wird ihr Komponist werden. Seine rasanten Tempi versetzen das Publikum in einen wahren Rausch. In ganz Europa feiert Rossini stürmische Erfolge, er komponiert vierzig Opern in fünfzehn Jahren und wird zum gefeierten Maestro. Doch es sind nicht nur helle Jahre die Rossini durchlebt. Nachdem er sich mit siebenunddreißig Jahren zunächst schöpferisch zurückzieht, kämpft er viele Jahre mit Krankheit und Depression. Joachim Campe beleuchtet in dieser Biographie nicht nur Rossinis Erfolge und seinen Weg dorthin, sondern bringt auch Licht in diese dunklen Jahre - vom gefeierten Komponisten, Lebemann und Gourmet, der ganz Wien in einen Rossini-Taumel versetzte, zu einem in Zurückgezogenheit lebenden von Krankheit gezeichneten Mann. Schließlich neigt sich mit Rossinis Tod auch eine ganze Epoche dem Ende zu.
Autorenporträt
Dr. Joachim Campe hat nach seiner Promotion an der Universität Stuttgart zunächst als Verlagslektor gearbeitet, später als Literaturkritiker, Herausgeber und Lehrbeauftragter an der Universität Göttingen. Er hat neben den bei der WBG erschienenen Büchern, einige Aufsätze über Verdi und Rossini in musikwissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.04.2018

Weder Jupiter noch Melodiker
Joachim Campe vergeigt eine Rossini-Biographie

Es gibt keinen anderen Großen in der Geschichte der Musik, der so unbekannt und doch wegen eines einzigen Schlagers - "Largo al factotum" - in aller Munde ist. Rossini hat das Jahrhundert nach seinem Tod als der Komponist einer Oper, des "Barbiere di Siviglia", überlebt. Dank der hämischen Beurteilungen durch Carl Maria von Weber, Robert Schumann und besonders Richard Wagner geriet er in den Ruf eines Mozart für die Armen im Geiste, der in Deutschland weder einer Biographie noch einer musikologischen Studie für würdig befunden wurde, von Volker Scherliess' exzellenter Monographie aus dem Jahr 1991 einmal abgesehen.

Da die meisten der anderen achtunddreißig Opern seit den siebziger Jahren weltweit ins Repertoire zurückgekehrt sind, war es, so Joachim Campe in der Einleitung seiner Biographie, überfällig, "Rossinis Leben neu zu erzählen". Bei dem Versuch, den Komponisten, der wenig von sich selbst preisgegeben hat, "vom Äußeren zu verstehen", aus der "historischen Realität, in die der leidenschaftliche Zeitgenosse immer wieder verstrickt wurde", ist Campe allerdings kläglich gescheitert.

Dies insbesondere deshalb, weil er weder den Versuch unternimmt, eine Verbindung zwischen den frühen Buffo-Opern und der politischen wie der Mentalitätsgeschichte zu finden, noch zu erklären in der Lage ist, warum Rossini sich im Alter von achtunddreißig Jahren von der Opernbühne zurückgezogen hat. Die biographischen Passagen des kargen Bändchens begnügen sich mit einer Kehrichtsammlung äußerlicher Fakten; die Hinweise auf die Zeitgeschichte werden mit der politischen und sozialen Biographie des Komponisten nicht verknüpft; die Inhaltsangaben zu den Opern sind heillos; und der Versuch, Rossinis Musik zu beschreiben oder ihren geschichtlichen Sinn zu deuten, versandet in Floskeln.

Das betrifft gerade die Deutung von Rossinis als harmlos missverstandener Formel-Kunst, die schon Heinrich Heine als politisch erkannte: dass nämlich der "esoterische Sinn der Opera buffa" darin lag, vor der habsburgischen Zensur die "tödlichsten Befreiungsgedanken" zu verstecken hinter "heiteren Liebesgeschichten". Heine spürte im virtuosen Rankenwerk von Rossinis Musik "staatsgefährliche Triller und revolutionärrische Koloraturen"; und er betonte später, dass Rossinis Musik der Triumph der Restauration war. Campe nimmt diesen in der Literatur oft zitierten Gedanken so wenig zur Kenntnis wie etwa Ulrich Schreibers Hinweis, dass Rossini schon in vorindustrieller Zeit Maschinen-Musik geschrieben und Figuren geschaffen hat, die - wie Marionetten der modernen Zeiten in Slapstick-Filmen wie von Buster Keaton oder Charlie Chaplin - keiner Individuation fähig sind.

Das Literaturverzeichnis wie die Anmerkungen zeigen, dass Campe die neuere Literatur zu Rossini so wenig zur Kenntnis genommen hat wie die Fragen der Aufführungspraxis oder des Gesangs. Es ist schwer zu begreifen, dass in einem Buch über einen Komponisten, der "Sänger-Musik" geschrieben hat, über damalige Interpreten wie Giambattista Velluti, Giuditta Pasta, Andrea Nozzari, Giovanni David oder Rosmunda Pisaroni so wenig zu finden ist wie über die "voci Rossiniane" des zwanzigsten Jahrhunderts: Fernando de Lucia, Conchita Supervía, Maria Callas, Teresa Berganza, Samuel Ramey oder heute Cecilia Bartoli und Juan Diego Flórez.

Ulrich Schreiber hat das Rossini-Kapitel seines Opernführers unter den Titel gestellt: "Erkundung eines Archipels." Campe hat auf den vielen Inseln dieses Archipels rein gar nichts erkundet oder entdeckt. Der Rossini seiner platten, stilblütenbunten Plauderei ist ein ästhetisch unverbindlicher, politisch schwankender, ich-schwacher, manisch-depressiver Mann - weder der "Jupiter der Musik", den Meyerbeer in ihm sah, noch der gefühlvolle und geistreiche Melodiker, den Hegel wie Schopenhauer bewunderten. Und an keiner Stelle macht Campe deutlich, warum Rossini von Weber als "Luzifer der Musik", von Schumann als der "trefflichste Decorationsmaler" und von Wagner als Verfertiger "amüsanter Gaukeleien" abgeurteilt wurde. Mit einem schönen Bonmot sagte Rossini: "Alle Genres sind gut, ausgenommen das langweilige Genre." Zu dem können auch Biographien gehören.

JÜRGEN KESTING

Joachim Campe: "Rossini". Die hellen und die dunklen Jahre.

Theiss Verlag/WBG, Darmstadt 2018. 222 S., Abb., geb., 29,95 [Euro].

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