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"Von der Erschaffung der Erde und der Gestirne erzählt dieses Epos, von der Kultivierung des Bodens und dem launischen Meer, vor allem aber von den Begegnungen mit dem schemenhaften Land im Norden, um dessen Tochter Wäinämöinen, Lemmin-käinen und Ilmarinen gleichermaßen werben. Doch auf die Freier warten gefährliche Aufgaben - ein Boot muß gezimmert werden, zu dessen Vollendung drei Zauberworte fehlen, des Teufels feuerspeiendes Roß ist zu zäumen, ein Natternfeld zu pflügen - das geht nicht ohne Beschwörungsformeln, auch nicht ohne Berührung mit den Urwassern des Totenlands.Kalewala, das Land…mehr

Produktbeschreibung
"Von der Erschaffung der Erde und der Gestirne erzählt dieses Epos, von der Kultivierung des Bodens und dem launischen Meer, vor allem aber von den Begegnungen mit dem schemenhaften Land im Norden, um dessen Tochter Wäinämöinen, Lemmin-käinen und Ilmarinen gleichermaßen werben. Doch auf die Freier warten gefährliche Aufgaben - ein Boot muß gezimmert werden, zu dessen Vollendung drei Zauberworte fehlen, des Teufels feuerspeiendes Roß ist zu zäumen, ein Natternfeld zu pflügen - das geht nicht ohne Beschwörungsformeln, auch nicht ohne Berührung mit den Urwassern des Totenlands.Kalewala, das Land des Urvaters Kalewa, ist Schau-platz dieses groß angelegten Freskos der mythenumsponnenen Frühzeit Finnlands. Auf zahlreichen Fußreisen hatte Elias Lönnrot - im Geist des spätromantischen 19. Jahrhunderts - Tausende von Versen mündlich überlieferter Lieder gesammelt, Lieder epischen, lyrischen und beschwörenden Inhalts, die er in der Folge zu einem teils heldisch-kriegerischen, teils zauberhaft-magischen Epos verband.Viele namhafte Übersetzer haben sich an "Kalewala" versucht, doch erst Gisbert Jänickes Arbeit ist es, die den höchsten Ansprüchen genügt: sie ist vollständig, beruht in allen Details auf dem Original, berücksichtigt auch die neuesten Forschungsergebnisse und besticht durch ihre geschmeidig fließende Eleganz."
Autorenporträt
geboren 1802 in Sammatti. Der Arzt und spätere Professor für finnische Sprache und Literatur in Helsinki sammelte bei seinen Forschungsreisen mündlich tradierte alte finnische Lieder und schuf auf der Grundlage von über 100.000 Versen das Epos Kalewala, dessen endgültige Fassung 1849 erschien. Elias Lönnrot starb 1884 in seinem Heimatort
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.07.2005

DAS HÖRBUCH
Poetische Kriegsführung
Endlich als Hörbuch: Das ¿Kalewala¿
Als Schmied Ilmarinen seine Frau verliert, schmiedet er sich eine neue, eine goldene. Diese goldene Braut legt er auf sein Lager, legt sich neben sie und friert. Immer mehr Decken schichtet er über sich und seine neue Bettgefährtin, doch sie bleibt kalt.
Da muss Ilmarinen, Frostbeulen am Leib, einsehen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Er beschließt, den schlechten Ersatz zu verschenken, aber sein Freund, der wackere alte Wäinämöinen, der weise Zauberer, lehnt das Geschenk dankend ab: Soll er die Statue doch wieder einschmelzen.
Das ist der Ton, auf den das ¿Kalewala¿, das finnische Nationalepos, gestimmt ist. Mit fantastischen Überraschungen pflegt es nicht über einen herzufallen. Die Kälte des Nordens lässt das Blut nur selten brausen. Dabei geschehen hier durchaus zauberhafte Dinge. Das ¿Kalewala¿ ist nur weitaus erdverbundener als andere Epen und Mythen, sein Zauber leiser.
Was nicht zuletzt daran liegt, dass seine Helden selber über Zauberkräfte verfügen; es sind nicht die Götter, die eingreifen und der Menschen Leben bestimmen. So ist Schmied Ilmarinens Kraft zwar groß genug, den mächtigen Sampo zu schmieden, sie reicht aber nicht aus, seine Braut zum Leben zu erwecken, und es ist auch niemand anders da, der sie ihm erweckte. Pygmalion konnte dafür Venus anrufen.
Die Neuübersetzung des Epos durch Gisbert Jänicke, die im letzten Jahr im Verlag Jung und Jung erschienen ist und hoch gelobt wurde, liegt nun auch der Hörversion zu Grunde. Und tatsächlich ist Jänicke nicht nur eine immens lesbare, sondern auch eine überaus vorlesbare deutsche Fassung gelungen. Selbst ein geringerer Sprechkünstler als Markus Hering hätte das vermutlich beweisen können, aber es ist schön, dass man sich nicht mit weniger zufrieden geben muss, als möglich ist.
Man lasse sich nicht von den Namen der Helden einschüchtern. So befremdlich sie aussehen, so verlockend klingen sie, wenigstens aus dem Mund Markus Herings.
Es macht den Zauber dieser Aufnahme aus, dass der Sprecher selbst dem Zauber des Epos verfallen scheint. Mit Staunen führt er einen durch die Verse, von den Ereignissen immer wieder überrascht und berührt. Geradezu liebevoll schmiegt sich seine Stimme an den Text. Die freie Rhythmik der Übersetzung versteht er für den jeweiligen Zweck einzubinden, für Tempowechsel, zum Spannungsaufbau, für schmeichlerische oder drohende Untertöne.
Die fünfzig Gesänge des ¿Kalewala¿, von Elias Lönnrot im 19. Jahrhundert aus den Volksliedern seiner finnischen Heimat komponiert, sind für die deutsche Hörfassung selbstverständlich gekürzt worden.
Die vier CDs vermitteln trotzdem einen guten Eindruck des gesamten Epos, dem die Brutalität vergleichbarer Erzählungen völlig abgeht. So tut der wackere Wäinämöinen dem unbotmäßigen Joukahainen nicht etwa Gewalt an, als der ihn herausfordert, nein, er ¿begann dann seinen Singsang, leierte seine Sprüche her. Und das waren keine Ammenverse, wahrlich keine Weiberweisen.¿ Und dank ihrer versinkt der Jungspund langsam im Sumpf, bis er um Gnade fleht.
Wer ließe sich von solch poetischen Kampfmitteln nicht becircen?
TOBIAS LEHMKUHL
ELIAS LÖNNROT: Kalewala. Sprecher: Markus Hering. Burgtheater, Wien 2005. 4 CD, 309 Minuten, 24,60 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.09.2004

Brauner Petz heißt der Bär, Waldstern, Buckelrücken und Honigtatze
Statt Kampf und Krieg Liebes- und Hochzeitsgeschichten: Das märchenhafte finnische Nationalepos "Kalewala" ist in gelungener Neuübersetzung zu entdecken

Nach dreißig Jahren wird der alte Zauberer allmählich ungeduldig. Ein Menschenalter lang ist er nun schon herumgewandert im Leib seiner urweltlichen Riesenmutter, und noch immer hat er nicht das Licht der Welt erblickt. Dabei weiß er als erfahrener Magier nicht nur allerlei von Sonne und Mond, er vermag sie auch beschwörend anzurufen aus seiner dunklen Höhle. Als aber auch die Himmelsmächte ihm ihren Beistand verweigern, bleibt ihm nichts übrig, als sich selbst zu helfen; so öffnet er von innen die Pforte und springt kopfüber ins Freie. Und da ist er nun: Wäinämöinen, der große Zauberer der uralten Welt, der Erz-Schamane und Vater aller Sänger.

Wer in die Welt des "Kalewala" eintritt, befindet sich mit einem Schlag in einem traumschönen Kosmos, in dem Singen und Zaubern noch zwei Wörter für dieselbe Sache sind. Und so zauberhaft lesen sich denn auch die fünfzig abenteuerprallen Gesänge. Kein melancholisches Zwielicht erfüllt dieses finnische Nationalepos, sondern die klare und kräftige Beleuchtung einer Sommersonne, die der Erde noch etwas näher ist als in unserer ermüdeten Spätzeit. Nicht satt singen kann sich das Epos von den Taten und Leiden Wäinämöinens, seiner Gegenspieler und Gefährten, des zauberkundigen Schmiedes Wieland zum Beispiel, der hier Ilmarinen heißt, oder des heldenhaften Lemminkäinen. Wenn Wäinämöinen zaubernd singt, bebt die Erde; wenn er weint, rollen seine Tränen als blaue Perlen ins Meer. Halb Orpheus, halb wilder Mann, sieht er hier manchmal fast aus wie ein urtümlicherer Gandalf unter finnischen Hobbits. Von der Geburt des Bären hören wir, von der Entstehung von Erde und Sternenhimmel und vom wilden Hexengelage in Finsterland. Was uns das "Kalewala" zeigt, erinnert oft eher an eine Märchen- als an eine Sagenwelt, nicht frei von schwankhaften Zügen und voller überraschender, archaisch-schöner Bilder. Wie sehen die Gedanken der Armen und Elenden aus? "Wie harscher Schnee am Hang, Wasser im tiefen Brunnen." Und die der Glücklichen? "Wie wallendes Wasser, wie ein Schwappen im Trog."

Das "Kalewala" ist der erstaunliche Fall eines Nationalepos, in dem Kampf und Krieg nur Episoden unter anderen sind und das um so mehr weiß von Trog und Brunnen. Nicht aus Belagerungen und Schlachten ergibt sich hier das epische Geschehen, sondern aus Liebes- und Hochzeitsgeschichten, kosmisch weitläufigen wie irdisch handgreiflichen, aus Liedern von Heils- und Unheilszauber, von pfiffigen Listen und langen Abenteuerfahrten, namentlich vom Raub eines magischen Geräts, jenes "Sampo", der nach der Art eines archaischen Grals Heil und Segen spendet und dessen Schicksal die längsten Handlungsstränge gelten.

Das Epos, das sich als Sammlung ältester mündlicher Überlieferungen darstellt, gehört doch ganz dem neunzehnten Jahrhundert: zusammengesetzte Bruchstücke eines Ganzen, das es niemals gab. Sein Kompilator ist einer jener Grenzgänger zwischen Volkskunde, Philologie und Poesie, an denen das romantische Europa so reich war. Elias Lönnrot, der vom Sohn eines armen Schneiders märchenhaft aufstieg zum Nationaldichter und Gelehrten, hat den Sagen, Liedern und Märchen, die er zwanzig Jahre lang in den finnischen Wäldern und Bibliotheken sammelte, kaum eigene Verse hinzugefügt - und doch ist das "Kalewala" ganz sein Werk. Fast wie einer der mit dem Überlieferungsmaterial frei schaltenden Sänger behandelt er seine Stoffe, nun aber im Medium der Schrift und getrieben vom Verlangen nach Vollständigkeit. Kein Vers, kein Wort soll verlorengehen; das nation building braucht jeden Beleg einer autochthonen nationalsprachlichen Überlieferung, um die finnische Kultur zum ersten Mal zu behaupten gegen die der Schweden und der Russen. Und so werden überall dort, wo eine Episode in mehreren Varianten überliefert ist, möglichst alle zugleich berücksichtigt. Das Ergebnis ist ein höchst abwechslungsreiches Patchwork, das es Neugierigen übrigens leichtmacht, den Text portionenweise zu genießen. Statt epischer Monumentalität präsentiert Lönnrot eher eine locker gefügte Folge von Ereignissen um die zentralen Gestalten, angereichert um diverse Binnenerzählungen, Weisheiten, Lieder. Es ist dem poetischen Ingenium dieses Sammlers zu verdanken, daß seine Sammelwut nicht etwa trockene Redundanz erzeugt, sondern im Gegenteil einen alle Reize von Parallelismen und Motivechos auskostenden, vitalen Sprachzauber. In der zweiten und umfangreichsten Version, die 1849 erschien, entfaltet er seine ganze Pracht. Sie liegt nun Gisbert Jänickes vollständiger, detailgenauer und man darf wohl sagen: kongenialer Neuübersetzung zugrunde.

Das "Kalewala" ist wiederholt ins Deutsche übertragen worden, in philologisch anspruchsvollen Adaptionen. Dennoch liest sich Jänickes Text unvergleichlich frisch und geschmeidig. Und überaus präzise, weil er um der Worttreue willen die alternierenden Trochäen der "Kalewalastrophe" auflöst in die weit ausschwingenden, freien Langverse einer rhythmisierten Prosa. Dieser Entschluß schafft nicht nur Platz für eine präzise Wiedergabe des finnischen Textes, der ja gegenüber dem Deutschen mit ungleich weniger Silben auskommt, er ermöglicht es auch in fast verblüffender Weise, die für das "Kalewala" so charakteristischen Ambivalenzen von Beschwörung und Parlando, von Drama und Komik zu entfalten. Der musikalische Reiz ist beträchtlich. In Jänickes Wiedergabe teilt sich die elementare Sprachfreude der Stabreime ebenso mit wie der Parallelismen. Denn warum einfach sagen, was in der Vervielfachung so viel farbenprächtiger wird? "Brauner Petz" also heißt hier der Bär, aber er heißt auch "Waldstern", "Buckelrücken" und "Honigtatze"; und wenn mit dem fünfzigsten Gesang das Epos endet, dann steht hier nicht einfach das Wort "Ende", sondern der feierlich verdoppelte Parallelismus: "Hier will ich meinen Mund schließen, meine Zunge festbinden, / meine Lieder ausklingen, aufhören mit dem Singen." Ach nein, gerade das will er eben nicht, zum Vergnügen seiner Hörer.

Sosehr Lönnrots "Kalewala" sich als abschließende Summe begreift, so entschieden markiert es doch den Aufbruch zu einer modernen finnischen Kunst. Aus seinem unerschöpflichen Motivvorrat haben sich die Poeten ebenso bedient wie die Maler und natürlich die Musik des Jean Sibelius; und die Quelle sprudelt noch immer. Auch das ist Wäinämöinens Vorsorge zu verdanken. Wenn der Uralte am Ende mit seinem Kupferschiff fortsegelt aus Kalewas Land, dann geschieht das nicht sang- und klanglos: "Die Kantele ließ er in Finnland zurück, das schöne Spielzeug / hinterließ er seinem Volk, den Liederschatz seiner Kindern."

Elias Lönnrot: "Kalewala". Das finnische Epos. Aus dem Finnischen übersetzt und mit einem Nachwort von Gisbert Jänicke. Verlag Jung und Jung, Salzburg und Wien 2004. 486 S., geb., 38,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Als "ein Hauptwerk der finnischen Literatur" würdigt der "A. Kl." zeichnende Rezensent das "Kalewala"-Epos, das zu seiner Freude endlich in einer "vorzüglichen und zeitgemäßen" Neuübersetzung vorliegt. Wie er berichtet, zeichnete der Arzt Elias Lönnrot in den 1820er Jahren auf etlichen Reisen Zehntausende von Versen auf, die mündlich von Generation zu Generation weitergegeben worden waren, um daraus Lieder mit "lyrischem, beschwörendem und vor allem epischen Inhalt" zu formen - das "Kalewala"-Epos. Es berichte von Helden namens Wäinämöinen, Ilmarinen und Lemminkäinen, von Reisen in ein geheimnisvolles Reich im Norden und Kämpfen um das glückbringende Wunderding Sampo, von der Befreiung der Sonne aus der Macht der Tolle, von Fahrten ins Totenreich, aber auch von Hochzeitssitten, hält der Rezensent fest und nennt Lönnrot wegen seiner Leistung einen "finnischen Homer".

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