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»Wenn Sie nicht schon süchtig nach Tim Flannerys Büchern sind, wird es Zeit, sie zu entdecken.« Jared Diamond, Autor von Arm und Reich - Die Schicksale menschlicher Gesellschaften und Pulitzer-Preisträger
»Vielfältig, abenteuerlich, klug: Tim Flannery öffnet seinen Leserinnen und Lesern auf vielfältige Art und Weise die Augen für die Einzigartigkeit dieses Halbkontinents.« Deutschlandfunk Kultur
»Europa«, verkündete Angela Merkel 2007 in Berlin, »ist viel mehr als Milchkühe und die Chemikalienrichtlinie«. Zweifellos verbindet die Landmassen vom nördlichen Skandinavien bis zum südlichen
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Produktbeschreibung
»Wenn Sie nicht schon süchtig nach Tim Flannerys Büchern sind, wird es Zeit, sie zu entdecken.« Jared Diamond, Autor von Arm und Reich - Die Schicksale menschlicher Gesellschaften und Pulitzer-Preisträger

»Vielfältig, abenteuerlich, klug: Tim Flannery öffnet seinen Leserinnen und Lesern auf vielfältige Art und Weise die Augen für die Einzigartigkeit dieses Halbkontinents.« Deutschlandfunk Kultur

»Europa«, verkündete Angela Merkel 2007 in Berlin, »ist viel mehr als Milchkühe und die Chemikalienrichtlinie«. Zweifellos verbindet die Landmassen vom nördlichen Skandinavien bis zum südlichen Italien mehr als ein gemeinsamer Name. Aber die Fragen, was Europa, wer Europäer und was europäisch ist, sind heute so umstritten wie selten zuvor.

In seinem beeindruckenden Buch geht Tim Flannery zurück bis zu den Ursprüngen des Kontinents. Vor rund 100 Millionen Jahren entwickelte sich auf der Inselgruppe, die später unseren Erdteil formen sollte, erstmals eine Region miteigenen Arten. Seitdem ist Europa Schauplatz steter Veränderung, ein Schmelztiegel für Spezies jeder Herkunft.

Von der Entstehung der ersten Korallenriffe über die Ära, als noch riesige Elefanten durch die Wälder zogen, führt uns Flannery durch die Jahrtausende bis ins moderne Zeitalter, in dem der Mensch seine Umwelt mindestens ebenso sehr prägt wie diese ihn. Er erzählt von den oft exzentrischen Forschern, denen wir unser heutiges Wissen verdanken, von ihren abenteuerlichen Erkundungen und spektakulären Entdeckungen. Dabei verwebt er Natur- und Kulturgeschichte zu einer Erzählung darüber, wer wir sind und woher wir kommen - eine Erzählung, die so einzigartig ist wie Europa selbst.
Autorenporträt
Tim Flannery, geboren 1956, ist Biologe, Zoologe und Autor zahlreicher Bücher. Seit Jahren gehört er zu den international bekanntesten Wissenschaftlern, die sich für einen Richtungswechsel in der Klimapolitik einsetzen. Er ist Mitbegründer des Climate Council und Mitglied des World Future Council. Auf Deutsch ist zuletzt von ihm erschienen: Die Klimawende. Wie wir mit neuen Technologien unsere Atmosphäre retten (2015).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Rezensent Johannes Kaiser hat sich gern mit dem australischen Paläontologen Tim Flannery auf Zeitreise durch Europas Kultur- und Naturgeschichte begeben. Denn Flannerys Buch birgt doch einige überraschende Einblicke, versichert der Kritiker, der hier etwa erfährt, dass der aufrechte Gang nicht in Afrika sondern in Europa entstand oder liest, wie vor 12 Millionen Jahren die ersten Affen nach Europa einwanderten. Aber der Rezensent lernt hier nicht nur die Vielzahl von eingewanderten Tier- und Pflanzenarten kennen, sondern dankt dem Autor zudem dafür, dass dieser auch die jeweiligen Forscher kurz vorstellt. Flannerys Wunsch nach Renaturierung und Wiederansiedlung von Bären, Löwen und Mammuts schließt sich Kaiser gerne an.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.01.2020

Sollten nicht Mammuts wieder durch die Wälder streifen?

Auftakt im tropischen Archipel: Tim Flannery legt eine farbig erzählte Naturgeschichte Europas vor, die auch abenteuerliche Behauptungen enthält.

Schon der Titel des Buchs, das der australische Paläobiologe, Umweltaktivist und Regierungsberater Tim Flannery vorlegt, ist ein Paukenschlag: Die ersten 100 Millionen Jahre Europa! Der prähistorisch halbwegs gebildete Leser dürfte die Stirn runzeln, kommt er beim Zurückrechnen der frühesten Hominiden in Europa doch allenfalls auf einige hunderttausend Jahre (Homo heidelbergensis). Es geht also um ein Europa der Dinosaurier, Lurche, Quastenflosser und Riesenvögel, verteilt auf eine Inselwelt in einem schier uferlosen Urzeitmeer.

Tim Flannery ist ein meisterhafter Erzähler. Den Entwicklungsgang von Flora, Fauna, Landschaft und Klima, von Raubschnecken und Plesiosauriern bis zum Auftreten des Homo sapiens beschreibt er so lebendig, dass man meint, Augenzeuge zu sein. Krallenfrösche, Wabenkröten und Halswender-Schildkröten werden zu Protagonisten eines Abenteuerromans, der noch eine weitere Erzählebene kennt, nämlich die der Forscher von Charles Darwin bis Jared Diamond. Auch sie, ihre Forscherleben und Entdeckungen, angereichert mit teils skurrilen, teils belanglosen Anekdoten, kommen unter in diesem Sachbuch, das im Laufe der Lektüre immer mehr zum Roman wird.

Es ist eine wunderbare Naturgeschichte Europas und desjenigen Raumes unseres Planeten, der einmal Europa werden sollte. Gleich zu Beginn macht Flannery deutlich, dass es ihm um die Beantwortung von drei großen Fragen geht. Erstens: Wie ist Europa entstanden? Dieser Frage ist eigentlich das ganze Buch gewidmet, und es war noch nie so unterhaltsam und faszinierend zugleich, von Riesenturmschnecken, Brontosauriern, gigantischen Vulkanausbrüchen und anderen Naturkatastrophen zu lesen. Zweite Frage: Wie wurde Europas außergewöhnliche Geschichte erforscht? Um sie zu beantworten, gelingt es Flannery meisterhaft, Forschungsgeschichte zum Teil des Geschehens werden zu lassen. Und drittens: Warum wurde Europa in der Welt so wichtig? Bei der Beantwortung dieser letzten Frage wird Flannerys Naturgeschichte dann immer mehr zu einer Kulturgeschichte.

Das Buch gliedert sich in vier große Teile: "Der tropische Archipel" (von vor 100 Millionen bis vor 34 Millionen Jahren), "Ein Kontinent entsteht" (von vor 34 Millionen bis vor 2,6 Millionen Jahren), "Das Eiszeitalter" (von vor 2,6 Millionen bis vor 38 000 Jahren) sowie "Das Europa des Menschen" (von vor 38 000 Jahren bis in die Zukunft). Diese Einteilung weist jedoch einige Inkonsistenzen auf, denn Frühformen des Menschen gab es in Europa schon Hunderttausende von Jahren, bevor Flannerys "Europa des Menschen" beginnt. Im Grunde geht es dem Paläobiologen Flannery doch eher um Europa vor den ersten Europäern, also vor den frühesten Menschen auf unserem Kontinent. Das, was man über Europa mit den Menschen und all ihren kulturellen Besonderheiten bei ihm lernt, bleibt dagegen überschaubar. Der englische Originaltitel "Europe. A Natural History" weckt auch gar nicht solche Erwartungen . Es geht Flannery eben in erster Linie um eine neue Naturgeschichte Europas.

Selbstverständlich hat der Naturraum, in dem später aus einem Inselarchipel das heutige Europa entstanden ist, eine Geschichte hinter sich als Erdteil mit eigenen Arten und als Schauplatz stetiger geologischer, klimatischer, botanischer und zoologischer Veränderungen. Europa ist ein wahrer Schmelztiegel unterschiedlichster Arten gewesen, unentwegt von verschiedensten Lebewesen aus allen Himmelsrichtungen durchzogen. Ob das in dieser ausgeprägten Form aber tatsächlich nur für Europa gilt und ähnlich nicht auch für andere Erdteile, darf man ernsthaft in Frage stellen. Und ein Schelm ist, wer als Subtext gleich die Botschaft "ohne Migrationen kein Europa" mitliest. Man sollte nicht überdehnen, was aus dem Buch für die Gegenwart zu lernen ist.

Flora und vor allem Fauna entwickelten sich auf der europäischen Landmasse gar nicht so unabhängig vom Rest der Welt, im Gegenteil. Viele Arten entstanden anderswo, gelangten nach Europa und vermischten hier ihre Genpools, woraus sich neue Lebewesen entwickelten. Flannery spricht dabei von Hybridisierung, und zwar bei Säugetieren wie beim Menschen.

So großartig das Buch die Naturgeschichte Europas über Millionen von Jahren erzählt, so irritierend sind Flannerys Vorstellungen von den Vorfahren des Homo sapiens in Europa. So ist man erstaunt zu lesen, dass die Neandertaler vor 800 000 bis 400 000 Jahren in Afrika entstanden sein sollen, wo es unter Paläoanthropologen doch als erwiesen gilt, dass eben jener Neandertaler der europäische Beitrag zur Humanevolution war. Flannerys abenteuerliche Behauptung beruht darauf, dass er den in der Tat aus Afrika stammenden Homo erectus und den Neandertaler schlicht zu einer Gruppe von frühen Neandertalern zusammenfasst, obwohl sie durch Hunderttausende von Jahren voneinander getrennt waren. Und wenn er sogar die berühmten und nachweislich dem Homo heidelbergensis zugewiesenen Speere aus dem niedersächsischen Schöningen den frühen Neandertalern zuschreibt und es damit für erwiesen hält, dass diese bereits geschickte Handwerker waren, dann ist man geneigt, das Buch beiseitezulegen.

Und trotzdem bestechen auch diese letzten Kapitel. Flannery bleibt sich und seinem roten Faden nämlich treu und betrachtet jenen langen Zeitraum von den eiszeitlichen Höhlenmalereien über die Römer bis in unsere Tage weiterhin in erster Linie aus der Perspektive der Naturgeschichte. Das Primat gilt den Veränderungen von Umwelt, Klima, Flora und Fauna, wilden wie dann auch domestizierten Arten. Es ist ungewohnt und anregend zugleich, dass in diesem naturgeschichtlichen Abenteuerroman der Mensch nicht alles überragt, sondern lediglich Teil einer viel größeren Erzählung ist.

Insofern ist es nicht überraschend, dass Flannery am Ende den Blick in die Zukunft richtet und den durch intensive Landwirtschaft und die Zersiedelung großer Teile Europas verursachten drastischen Rückgang der Artenvielfalt thematisiert, den es seiner Meinung nach nicht nur aufzuhalten, sondern rückgängig zu machen gilt. Die von Flannery neben großflächigen Renaturierungen geforderte Wiederansiedlung von Wölfen und Bären in Gegenden, wo sie längst ausgestorben waren, ist ja teilweise bereits im Gange und wird sehr kontrovers diskutiert. Bei all dem, was das Permafrosteis im hohen Norden aufgrund fortschreitender Erderwärmung freigibt, mögen bei dem unaufhaltsamen Fortschritt der Wissenschaft auch bald Rückkreuzungen von seit Jahrtausenden ausgestorbenen Arten möglich werden. Der Paläobiologe Flannery ist, wer mag es ihm verdenken, fasziniert von dieser Vorstellung. Doch dass es für die Entwicklung der Menschheit im 21. Jahrhundert erheblich ist, dass zottelige Riesenmammuts und eiszeitliche Löwen wieder die Wälder durchstreifen, muss man natürlich nicht unbedingt überzeugend finden.

HERMANN PARZINGER

Tim Flannery: "Europa". Die ersten 100 Millionen Jahre.

Aus dem Englischen von Frank Lachmann. Insel Verlag, Berlin 2019. 380 S., geb., 28,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Es ist ungewohnt und anregend zugleich, dass in diesem naturgeschichtlichen Abenteuerroman der Mensch nicht alles überragt, sondern lediglich Teil einer viel größeren Erzählung ist.« Hermann Parzinger Frankfurter Allgemeine Zeitung 20200118