22,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Wir dürfen uns unsere Freiheit nicht nehmen lassen!
Nicht alle muslimischen Männer verachten Frauen, manche allerdings schon. Ayaan Hirsi Ali benennt in ihrem neuen Buch eine unbequeme Wahrheit, der wir ins Auge blicken müssen: Viele muslimische Männer haben ein radikal anderes Frauenbild, als es bei uns üblich ist. Mit der verstärkten Zuwanderung aus muslimischen Ländern nimmt die Gewalt gegen Frauen nachweislich zu, und Frauen werden dadurch in ihrer Bewegungsfreiheit immer stärker eingeschränkt. Nicht nur muslimische Frauen, sondern alle Frauen in westlichen Demokratien. Falsche…mehr

Produktbeschreibung
Wir dürfen uns unsere Freiheit nicht nehmen lassen!

Nicht alle muslimischen Männer verachten Frauen, manche allerdings schon. Ayaan Hirsi Ali benennt in ihrem neuen Buch eine unbequeme Wahrheit, der wir ins Auge blicken müssen: Viele muslimische Männer haben ein radikal anderes Frauenbild, als es bei uns üblich ist. Mit der verstärkten Zuwanderung aus muslimischen Ländern nimmt die Gewalt gegen Frauen nachweislich zu, und Frauen werden dadurch in ihrer Bewegungsfreiheit immer stärker eingeschränkt. Nicht nur muslimische Frauen, sondern alle Frauen in westlichen Demokratien. Falsche Toleranz, so Hirsi Ali, hilft hier nicht weiter. Denn wir laufen Gefahr, unsere hart erkämpften Freiheitsrechte zu verlieren. Nur indem wir die Probleme klar benennen und die Bedrohung emanzipatorischer Errungenschaften durch Einwanderer aus muslimisch-arabischen Kulturkreisen anerkennen, nehmen wir Populisten den Wind aus den Segeln. Und nur dann kann Integration erfolgreich sein.
Autorenporträt
Der Islam, der Westen, die Freiheit sind die Lebensthemen von Ayaan Hirsi Ali. 1969 in Somalia geboren, wurde sie als strenggläubige Muslima erzogen. Heute forscht die charismatische Freiheitskämpferin und brillante Denkerin in Stanford. Ihre Bücher "Ich klage an", "Mein Leben, meine Freiheit" und zuletzt "Reformiert euch!" wurden internationale Bestseller.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.06.2021

Bruchstücke eines Missstands, der endlich erforscht gehört
Ayaan Hirsi Ali sammelt Belege für die Bedrohung von Frauenrechten durch muslimische Einwanderung

Die gegenwärtige Debatte um Zuwanderung ist von Extrempositionen geprägt. Auf der einen Seite befinden sich diejenigen, die eine Sonnenscheinperspektive auf die Migrationsgesellschaft hochhalten und problematische Seiten verschweigen. der anderen Seite wird Einwanderung auf Kriminalität und Terrorismus reduziert und als Bedrohung des westlichen Lebensstiles dämonisiert. Besonders dann, wenn es um den Islam und um die Situation von Frauen geht, wird die Sache schwierig. Ein Ereignis, das die unterschiedlichen Positionierungen wie in einem Brennglas auf den Punkt brachte, war die Silvesternacht 2015/2016, in der in Köln und anderen Städten massenhaft sexuelle Übergriffe auf Frauen verübt wurden.

Polizeisprecher und Medien verschwiegen die Taten zunächst und reagierten erst, als Bilder, Berichte und Videos tausendfach in den sozialen Netzwerken kursierten. Danach brach eine Diskussion aus, die bezeichnend war. Rechte Organisationen, die bislang nicht durch sonderlich emanzipative Haltungen aufgefallen waren, gerierten sich als Verteidiger von Frauenrechten, linke Aktivistinnen relativierten die Ereignisse durch zweifelhafte Vergleiche mit dem Oktoberfest und Karnevalsveranstaltungen. Sachliche Erörterungen waren selbst in der Wissenschaft schwierig, da intersektionale Feministinnen reflexartig Rassismusvorwürfe erhoben, weil Migranten im Zentrum gesellschaftlicher Kritik standen.

Jetzt ist das Thema wieder da. "Beute" lautet der Titel des Buchs von Ayaan Hirsi Ali, das auf vierhundert Seiten Belege für die im Untertitel festgehaltene These zusammenträgt, muslimische Einwanderung bedrohe westliche Frauenrechte. Die Ereignisse auf der Kölner Domplatte werden darin als Menetekel zukünftiger Dystopien an die Wand gemalt. Das Cover zeigt zwei Frauen, die Rücken an Rücken stehen und in entgegengesetzte Richtungen blicken. Eine von ihnen hat offene blonde Haare, die andere ist in weite schwarze Tücher gehüllt, die nur die Augen frei lassen. Das ist sicherlich verkaufsfördernd, aber auch plakativ und löst bei allen, die nicht schon immer glaubten, dass Muslime ein Übel darstellen, spontane Abwehr aus. Geht es noch greller, fragt man sich unwillkürlich.

Die Autorin des Werkes hat sich den Ruf erarbeitet, Themen an die Öffentlichkeit zu bringen, die den Tabuisierungen der politischen Korrektheit zum Opfer fallen. Ihre Fundamentalkritik am Islam ist auch biographisch bedingt. Ali wurde in Somalia geboren, genital verstümmelt und von einem Islamlehrer schwer misshandelt. Der Zwangsehe mit einem Cousin widersetzte sie sich durch Flucht in die Niederlande. Hier wurde aus einem Mädchen, das im Geist der Muslimbruderschaft erzogen worden war, eine Atheistin. Sie bildete sich, engagierte sich politisch und kritisierte die islamisch begründete Frauenunterdrückung. Mit dem Künstler Theo van Gogh produzierte sie einen Film, der diese Kritik in provokative Bilder fasste. Van Gogh wurde dafür von einem Islamisten auf offener Straße ermordet, und auch Ali war ihres Lebens seitdem nicht mehr sicher.

Wie überlebt man eine solche Kette traumatisierender Erfahrungen? Ayaan Hirsi Ali entschied sich, in die Offensive zu gehen und vor Verhältnissen zu warnen, deren Folgen sie am eigenen Leib erfahren musste. Sie wohnt mittlerweile in den Vereinigten Staaten und gehört zu den schärfsten international bekannten Kritikerinnen ihrer ehemaligen Religion. Ihre Publikationen sind allesamt streitbar und umstritten. Für die einen ist sie eine Frau, die Klartext spricht, andere halten sie für islamophob. Das gilt wohl auch für ihr neues Buch.

Mit Fundstücken aus Zeitungen, wissenschaftlichen Studien, Polizeistatistiken, Umfragen, Gerichtsprotokollen und Gesprächsnotizen untermauert sie ihre zentralen Aussagen, dass der öffentliche Raum für Frauen in den vergangenen Jahren unsicherer geworden sei, dass sexuelle Gewalt zugenommen habe und Frauen sich immer stärker aus der Öffentlichkeit zurückzögen. Da sie mit Gegenreaktionen rechnete, streut sie Bekundungen ein, dass sie nicht alle Muslime meine, auch nicht alle muslimischen Männer, und dass sie weder für Zuwanderungsgrenzen noch für Abschiebungen sei. Immerhin habe sie selbst von großzügigen Asylregularien profitiert. Das macht ein bisschen ratlos, denn gerade dieser Eindruck entsteht beim Lesen des Buches, in dem die Effekte der jüngeren Zuwanderungsbewegung auf sexistische Gewalt verdichtet werden. Die Lösungsansätze, mit denen die Publikation endet, entstammen dem üblichen Repertoire konservativer Integrationspolitik, sind aber insgesamt wenig ausbuchstabiert.

Die Bedeutung des Buches liegt primär darin, dass es ein tabuisiertes Thema adressiert. Es ist unbestreitbar, dass muslimisch geprägte Länder in internationalen Gender-Rankings besonders schlecht abschneiden. Fakt ist ebenso, dass Rechtssysteme, wenn sie sich auf islamische Quellen stützen, Frauen benachteiligen und geeignet sind, sexuelle Gewalt zu legitimieren. Ähnliches gilt für patriarchalische Traditionen, die übrigens nicht nur in muslimischen Kontexten Belästigungen bis hin zu Vergewaltigungen begünstigen. Doch was bedeutet dies für Einwanderungsgesellschaften? Behalten Migranten ihre Prägungen in Europa bei? Hier gilt es zu differenzieren. Es gibt etliche Migranten, die froh sind, den repressiven Gepflogenheiten der Heimat entkommen zu sein. Sie schätzen besonders die in Europa gesetzlich garantierte Gleichberechtigung der Geschlechter. Viele Muslime sind erbitterte Kritiker frauenfeindlicher Koranauslegungen und arbeiten an entsprechenden Reformen. Aber es gibt auch diejenigen, die Normen ihrer Herkunftsregionen beibehalten oder in der Fremde noch konservativer werden. Einige Männer missbrauchen die europäischen Freiheitsrechte und leiten daraus einen Freibrief für Übergriffe ab.

Die von Ali zitierten Beispiele alarmieren, doch wie repräsentativ sind sie? Ziehen sich Frauen tatsächlich messbar aus dem öffentlichen Raum zurück, und wenn ja, wo sind diese No-go-Areas? Wie sieht es aus mit segregierten Milieus, in denen patriarchalische Strukturen gepflegt werden? Die Datenlage ist schlecht, schreibt Ali, und darin ist ihr recht zu geben. Mehr als disparate Bruchstücke eines Missstands, von dem wir nicht wissen, wie gravierend er ist, gibt es nicht. Die von Ali gesammelten Hinweise sollten jedoch als Ansporn verstanden werden, endlich einmal substanzielle Forschungen in diesem Bereich zuzulassen und zu fördern. Selbst dann, wenn die skizzenhaften Ausschnitte nicht ohne Weiteres generalisiert werden können, sind sie doch so beunruhigend, dass etwas getan werden muss.

SUSANNE SCHRÖTER

Ayaan Hirsi Ali: "Beute". Warum muslimische

Einwanderung westliche Frauenrechte bedroht.

Aus dem Englischen von K. Petersen und W. Roller. C. Bertelsmann Verlag, München 2021. 432 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Beat Stauffer liest Ayaan Hirsi Alis Buch "Beute" durchaus mit Sympathie, doch ganz überzeugt scheint er nicht zu sein. Die streitbare Frauenrechtlerin stellt darin provokativ die These auf, dass die Anzahl sexueller Gewalt in Europa mit der Zuwanderung Geflohener stark zugenommen habe, berichtet Stauffer. Zwar stütze sich Hirsi Ali dafür auf Aussagen von Migrationsforschern und ihrer eigenen, ausführlichen Recherche in verschiedenen europäischen Ländern, die gut dokumentiert und seriös wirke, doch der Rezensent fragt dennoch, wie valide diese Studien seien. Problematisch findet Stauffer zudem, dass legale Arbeitsmigranten in dem Buch nicht deutlich von unzulässig Eingereisten unterschieden werden. Und auch der "harte" Schreibstil der Autorin sagt dem Rezensenten nicht zu. Nichtsdestotrotz sei das Buch weitaus mehr als eine Streitschrift - es sei auch die versuchte Inventur einer komplizierten Situation, die weiterhin erforscht werden sollte, schließt Stauffer.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.07.2021

Abenteuerliche Ausflüge
Ayaan Hirsi Ali verdammt in „Beute“ den Islam und verklärt den Westen. Das Ärgerlichste aber ist, dass es so frauenfeindlich ist
Annalena Baerbock besteht darauf, dass sie „kein Sachbuch“ geschrieben habe, und sie meint das defensiv. An ein Sachbuch, so heißt das, werden gewisse Maßstäbe gelegt, was Sorgfalt und Überprüfbarkeit angeht. Ayaan Hirsi Ali hat ebenfalls kein Sachbuch geschrieben. Die Frage ist nur: Was hat sie dann geschrieben?
An den Fußnoten liegt es bei Ali jedenfalls nicht. Der Anmerkungsapparat ihres Buches „Beute“ umfasst 50 Seiten und enthält Verweise auf Samuel Huntington, Alice Schwarzer, Necla Kelek oder Kamel Daoud. Viele zitiert Ali aus persönlichen Gesprächen. Sie hat sich Mühe gegeben, das Thema ist ihr wichtig.
Ayaan Hirsi Ali, geboren 1969 in Somalia, vor einer Zwangsheirat in die Niederlande geflohen, musste erleben, wie der niederländische Regisseur Theo van Gogh nach dem gemeinsamen Film „Unterwerfung“ 2004 von einem Salafisten ermordet wurde. Inzwischen lebt sie in den USA. Unter Polizeischutz steht sie noch immer, und noch immer beschäftigt sie vor allem ein einziges Thema: Die Gefahr des Islam für den Westen, genauer muslimischer Männer für westliche Frauen. „Beute“ ist das Update nach dem Zustrom der Flüchtlinge 2015. Alis These, leicht zugespitzt: Alles, was vorher schlimm war, wurde nach 2015 noch schlimmer.
Vieles, was man von ähnlichen Titeln kennt, findet sich auch in ihrem Buch: die Klage über die gefährliche Naivität des Westens, der Gestus sorgenvollen Mahnens, der Wissensvorsprung als muslimische Insiderin und natürlich Statistiken. Aber so wenig seitenlange Anmerkungen wissenschaftliche Stichhaltigkeit garantieren, so wenig nützen Zahlen, wenn man mit ihnen herumschlampt.
Die AfD-Politikerin Beatrix von Storch habe behauptet, dass im Jahr 2017 illegal eingereiste Migranten 447 Tötungsdelikte und Morde verübt hätten, führt Ali an. Das Bundesinnenministerium spreche zwar nur von 27 Morden oder Mordversuchen von Illegalen, „aber wenn man alle Asylbewerber und Flüchtlinge“ mitzähle, komme man tatsächlich auf die Zahl 447. Wenn man alle Verbrechen von allen Einwanderern seit der Währungsreform mitzählt, kommt man sicher zu einem noch viel alarmierenden Ergebnis.
Eine Studie des Bundesfamilienministeriums aus dem Jahr 2004 hat die Gewalt gegen Frauen untersucht, darin wurden Türkinnen und Osteuropäerinnen besonders häufig Opfer körperlicher Gewalt. Alis Schluss daraus: „Bereits vor der großen ,Völkerwanderung‘ von 2009 bis 2018 bot die Gewalt, die unter der muslimischen Bevölkerung in Deutschland gegen Frauen ausgeübt wurde, Anlass zur Sorge.“ Und was ist mit den Osteuropäerinnen?
Anderes Land, andere Studie, gleicher Effekt: Die Wahrscheinlichkeit, dass in Schweden ein Einwanderer eines Sexualdelikts verdächtigt wurde, lag im Jahr 2005 fünfmal so hoch wie bei einem „gebürtigen Schweden“. Aber die Frage, was daran auf eine Tat hinweist, was reines Ressentiment ist, streift Ali nicht einmal.
So könnte man weitermachen, könnte all die krummen Kurven, die selektiven Evidenzen der Statistiken Stück für Stück wieder geradebiegen, wären die methodischen Mängel nicht an anderer Stelle ähnlich bedenklich. Dass Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer als ein Kronzeuge für „Problemfälle“ unter den Asylbewerbern auftritt („Sie empfinden keinen Respekt und keine Dankbarkeit für die deutsche Gesellschaft“), mag qua Amt eine gewisse Logik haben.
Aber was beweist die Beobachtung einer Rentnerin, die in München hobbymäßig Gerichtsprozesse besucht und festgestellt hat, „dass viele Asylbewerber und Flüchtlinge (...) wegen gewaltsamer Übergriffe vor Gericht“ stehen? Wie belastbar ist es, wenn ein afghanischer Ex-Polizist wiederum einen Syrer zitiert, der gesagt haben soll: „Jemand muss auf uns (Einwanderer) aufpassen (...).Wir können mit so viel Freizeit nicht umgehen.“
Für Ali ist damit alles gesagt. Der Zuzug unbeaufsichtigter muslimischer Einwanderer, „ungehemmter junger Männer“, gefährde Errungenschaften, die einzig der Westen Frauen biete: Gleichberechtigung, Mobilität und Sichtbarkeit im öffentlichen Raum. So vernichtend ihr Urteil über die islamische Welt ausfällt, so ausgreifend ihr Essenzialismus ist, der die jahrhundertealten Schulen des Islam behandelt, als habe es seitdem keine Entwicklung gegeben, in keinem Land, nirgends, so irreführend es ist, dass sie Länder wie Saudi-Arabien und Iran nicht als Extreme, sondern als Zukunftsszenarien für Europa darstellt, so sehr verklärt sie die westliche Gesellschaft.
Diese Begeisterung ist manchmal komisch. Eine 39-jährige Oldenburgerin, Nicola, beschreibt sich als früher offenen und vertrauensvollen Menschen, aber nach unangenehmen Begegnungen mit Muslimen hat sie jetzt ein Pfefferspray in der Tasche und meidet bestimmte Wege. Ali trifft Nicola „in ihrem schönen Wohnzimmer“, gekleidet in eine Bluse mit Blumenmuster, das rotbraune Haar „zu einem Chignon hochgesteckt“, der kleine Sohn spielt auf dem Fußboden: Sie „wirkten für mich wie der Inbegriff moderner Europäer: Der Ehemann beteiligte sich an der Kindererziehung und unterstützte die Berufstätigkeit der Frau“. Man kann zur sogenannten weißen Mehrheitsgesellschaft stehen, wie man will – diesen Kitsch hat sie nicht verdient.
Das Schlimmste an Alis Buch aber sind nicht Passagen wie diese, nicht ihre abenteuerlichen Ausflüge in die islamische Theologie und auch nicht ihr vermeintliches Aufdecken einer „Verschwörung des Beschweigens“ über die Gefahr durch muslimische Männer – als gäbe es tatsächlich ein Tabu, als hätten diffuse Ängste in Deutschland nicht längst liberalste Frauen ergriffen. Das Schlimmste an „Beute“ ist, dass es so frauenfeindlich ist.
Die „Me Too“-Bewegung? Zu viel Lärm um die „Missetaten von ein paar hundert prominenten Personen“. Die Bemühungen von Feministinnen zur „Beendigung des Patriarchats“ oder zur Gleichstellung am Arbeitsmarkt? Lediglich „elitäre Anliegen“. Einzig sie, Ayaan Hirsi Ali, kenne den „Alltag der Durchschnittsfrau“, wolle aber heutige Feministinnen nicht verspotten sondern „aufwecken“, was dann doch etwas an das Sendungsbewusstsein von Verschwörungstheoretikern erinnert.
An erster Stelle müsse das Recht aller Frauen stehen, frei von Gewalt zu leben, schreibt Ali, und man würde ihr von Herzen beipflichten, wenn sie nicht auf so empörende Weise außer Acht lassen würde, wo Frauen die größte Gefahr droht: Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann, seine Frau, Freundin oder Ex-Partnerin umzubringen, und zwar über alle Schichten, Klassen, Religionen und Ethnien hinweg.
Expertinnen sind sich einig, dass die Aufmerksamkeit höher ist, wenn der Täter Muslim, Flüchtling oder Migrant ist und das Verbrechen als Ausdruck einer „rückständigen, patriarchalen Kultur“ gewertet werden kann. Seien Täter oder Opfer aber deutschstämmig, werden die Femizide romantisiert, sprechen Behörden, Justiz und Medien von einer „Familientragödie“, einer „Beziehungstat“, einem „Eifersuchtsdrama“. „Kultur ist meist nur die Kultur von anderen“, so hat die Politologin Monika Schröttle festgestellt.
Bei Ayaan Hirsi Ali hat diese Deutung Züge einer fixen Idee. Unrecht an Frauen wird für sie erst relevant, wenn Muslime im Spiel sind. Ansonsten sind alle Gewalttaten und Benachteiligungen nicht der Rede wert, gemessen an den strahlenden Errungenschaften des Westens. So kann man Machtverhältnisse auch betonieren. Es ist nicht schön, aber auch nicht selten, dass Frauen frauenfeindliche Politik betreiben.
Ayaan Hirsi Ali möchte nicht auf ihre Biografie reduziert werden, ihr Anspruch ist kein persönlicher, sondern ein universeller. Damit entfallen die mildernden Umstände. „Beute“ ist ein Ärgernis, wenn auch möglicherweise ein lukratives. Der Markt für Bücher mit islamkritischem Furor ist riesig. Probehalber seien hiermit zwei weitere, wahrscheinlich publikumswirksame Titel angeregt: „Warum Muslime schuld am Klimawandel sind.“ Und: „Islam macht dick“.
SONJA ZEKRI
Zahlen nützen leider
wenig, wenn man mit ihnen
bloß herumschlampt
Unrecht an Frauen wird
für sie erst relevant, wenn
Muslime im Spiel sind
Ayaan Hirsi Ali: Beute – Warum muslimische
Einwanderung westliche Frauenrechte bedroht.
C. Bertelsmann Verlag, München 2021. 432 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr