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Geschichte -Theorie - Praxis
"Schlagt ihn tot den Hund! Es ist ein Rezensent", schrieb der junge Goethe in einem bösen Gedicht. "Wer nicht schreiben kann, rezensiert", erklärte Ludwig Börne verächtlich. Und Peter Handke portraitierte seinen Feind Reich-Ranicki in einem Roman als mordlustige Dogge. Phantasien vom "Tod eines Kritikers", mit denen Martin Walser unlängst für Diskussionen sorgte, begleiten die Literaturkritik, seit es sie gibt. Und bis heute vergeht kaum ein Jahr, in dem nicht ihre Krise beschworen wird. Die Literaturkritik hat dies alles überlebt. Was man über ihre…mehr

Produktbeschreibung
Geschichte -Theorie - Praxis

"Schlagt ihn tot den Hund! Es ist ein Rezensent", schrieb der junge Goethe in einem bösen Gedicht. "Wer nicht schreiben kann, rezensiert", erklärte Ludwig Börne verächtlich. Und Peter Handke portraitierte seinen Feind Reich-Ranicki in einem Roman als mordlustige Dogge.
Phantasien vom "Tod eines Kritikers", mit denen Martin Walser unlängst für Diskussionen sorgte, begleiten die Literaturkritik, seit es sie gibt. Und bis heute vergeht kaum ein Jahr, in dem nicht ihre Krise beschworen wird. Die Literaturkritik hat dies alles überlebt. Was man über ihre unterschätzte Bedeutung für die Literaturgeschichte seit der Aufklärung und für das literarische Leben der Gegenwart wissen und im Umgang mit ihr beachten sollte, steht in diesem Buch. Es richtet sich nicht nur an Literaturwissenschaftler, sondern an alle Leser von Literaturkritiken - und auch an jene, die sie schreiben.
Autorenporträt
Thomas Anz ist Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Marburg.

Rainer Baasner ist Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Rostock.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.11.2004

Schulübungen
Gnadenlos: Ein Handbuch zur Geschichte der Literaturkritik

Der Titel des von Thomas Anz und Rainer Baasner herausgegebenen Bandes "Literaturkritik. Geschichte - Theorie - Praxis" ist leicht irreführend, zumindest wenn man von der parataktischen Reihung auf eine inhaltliche Gleichgewichtung schließt. Davon kann jedoch keine Rede sein. Über die Geschichte der Literaturkritik erfährt man in dreizehn Kapiteln sehr viel, über Theorie und Praxis hingegen in zwei wie angehängt wirkenden Kapiteln eher wenig.

Das wohl bekannteste Diktum zur Literaturkritik stammt von Goethe: "Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent!" Die Aversionen der Schriftsteller gegen mißliebige Kritiker sind also kein neues Phänomen, sondern bereits mit dem Beginn der Literaturkritik vorhanden. War diese zunächst ein Disput unter Gelehrten und keinesfalls auf das Feld der schöngeistigen Literatur spezialisiert - das Kapitel zur "Formationsphase" der deutschsprachigen Literaturkritik in der Epoche des Barock gehört zu den instruktivsten -, so sind mit der Ausdifferenzierung des literarischen Feldes und der Aufspaltung in professionelle Autoren und Kritiker im 18. Jahrhundert die Rahmenbedingungen vorgegeben, die in Grundzügen noch gelten. Daß die kritikempfindlichen Autoren ihrerseits gnadenlose Kritiker sein konnten, zeigt etwa das Beispiel von Schillers vernichtender Bürger-Rezension. Die forscheste Erledigung eines Buches mit drei Sätzen besorgte aber wiederum der junge Goethe: "Schulübungen, und zwar von der elendesten! Virgil und Horaz werden in die schwerfälligste Prose zerstückt, und auf dem Sylbenmaaß von Ramler und Zachariä die deutlichsten Worte hergezählt. Ich möchte nicht der Herr Senator Lochner in Görlitz seyn, dem das Ding zugeschrieben wird."

Ob es eine glückliche Idee der Herausgeber war, die Kapitel zur Geschichte der Literaturkritik im Rahmen der gängigen literarischen Epochen abzuhandeln, sei dahingestellt. Dies wirkt leicht schematisch und erzeugt Effekte des Nacheinander, wo tatsächlich Gleichzeitigkeiten zu konstatieren wären. Zudem fallen Autoren, die sich kaum in diese Schemata einfügen lassen, unter den Tisch. Nur ein Beispiel: Waren die gar nicht erwähnten Garlieb Merkel und Karl August Böttiger in ihrer Zeit nicht einflußreichere Kritiker als Goethe und Schiller, die in Weimar kaum als solche hervorgetreten sind? Kann man überhaupt von einer spezifischen Literaturkritik der "Klassik" sprechen?

Eine ausgefeilte Theorie gibt es nicht, weshalb sich Anz diesem Thema auch eher deskriptiv-klassifizierend annähert. Entsprechend seiner eigenen Tätigkeit als Germanist und Kritiker ist er hier wie bei seinen Ausführungen zur beruflichen Praxis vor allem an der Frage des Zusammenhanges von journalistischer Tätigkeit und universitärem Studium interessiert. Einen zwingend erfolgreichen Weg zum Literaturkritiker kann er zwar nicht weisen, doch skizziert er das Berufsfeld, summiert Eigenschaften einer guten Kritik und gibt Hinweise auf einschlägige Studiengänge und Internetadressen. Richten sich die letzten Kapitel also eher an Studierende, so gibt der historische Teil jedem Interessierten einen fundierten Überblick.

THOMAS MEISSNER

Thomas Anz/Rainer Baasner (Hrsg.): "Literaturkritik". Geschichte -Theorie - Praxis. Verlag C.H. Beck, München 2004. 272 S., br., 12,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.10.2004

Literaturkritik als Forschungslücke
Kaum ein germanistischer Kongress kommt ohne ein Podium über „Literaturwissenschaft und Literaturkritik” aus. Weniges bringt Professorenwangen so zum Glühen wie die Berührung mit dem Stahlgewitter des journalistischen Ernstfalls. Die Faszination ist aber keineswegs wechselseitig; die Zeitungskritiker interessieren sich wenig für die literaturwissenschaftliche Befassung mit ihrem Beruf. Woran liegt das?
Man kann den Grund auch am jüngsten einer langen Reihe germanistischer Sammelbände zu Geschichte und Gegenwart der Literaturkritik ablesen, den der Marburger Professor Thomas Anz herausgegeben hat (Thomas Anz und Rainer Baasner: Literaturkritik. Geschichte, Theorie, Praxis. Becksche Reihe, München 2004. 272 S., 12,90 Euro). Professoral ist hier nur der Duktus, während der Inhalt wenig gelehrt ist. Altbekanntes zur Geschichte der Kritik wird recycelt, und das heißt: Ein weiteres Mal werden vor allem die literarkritischen Programmatiken und die kritischen Leistungen der großen Klassiker vorgestellt - die Geschichte der Praxis, also die Entwicklung der Gattung Rezension bleibt weiterhin im Dunkeln.
Aber dafür wäre ja gelehrtes Tun, nämlich Forschung vonnöten gewesen. Stattdessen erteilt der Herausgeber, Professor Anz, am Ende „Anleitungen zur Praxis”. Nichts Falsches steht hier, aber auch kein eigener Gedanke. Der Band resümiert Bekanntes; nützlicher wäre die Befolgung einer Binsenweisheit gewesen: Professoren sollen forschen, Kritiker kritisieren. Dann haben beide Seiten etwas davon.
g.s.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Zwiespältig fällt das Urteil des Rezensenten Thomas Meissner angesichts des von Thomas Anz und Rainer Baasner herausgegebenen Bandes zu Geschichte, Theorie und Praxis der Literaturkritik aus. Zwar lieferten die historischen Kapitel einen durchaus "fundierten Überblick", über Theorie und Praxis erfahre der Leser hingegen eher wenig. Zudem sei dahingestellt, ob die Abhandlung des historischen Teils entlang der gängigen literarischen Epochen eine "glückliche Idee" war: Autoren, die schlecht in diese Schemata passen, fielen hierbei nämlich unter den Tisch.

© Perlentaucher Medien GmbH