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Ein großartiges Panorama antiker Geschichte, so fulminant erzählt wie ein historischer Roman.Auf den Spuren des antikenbegeisterten römischen Kaisers Hadrian, der um 120 n. Chr. begann, sein gesamtes Imperium von Schottland bis Ägypten zu bereisen, lässt Robin Lane Fox die Antike lebendig werden,von den homerischen Epen über die Erfindung der Demokratie und den stürmischen Aufstieg des Alexanderreichs bis zur römischen Kaiserzeit und den Anfängen des Christentums.
Die Fülle der historischen Ereignisse von 1000 Jahren ordnet der Autor entlang dreier Leitthemen: Freiheit, Gerechtigkeit und
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Produktbeschreibung
Ein großartiges Panorama antiker Geschichte, so fulminant erzählt wie ein historischer Roman.Auf den Spuren des antikenbegeisterten römischen Kaisers Hadrian, der um 120 n. Chr. begann, sein gesamtes Imperium von Schottland bis Ägypten zu bereisen, lässt Robin Lane Fox die Antike lebendig werden,von den homerischen Epen über die Erfindung der Demokratie und den stürmischen Aufstieg des Alexanderreichs bis zur römischen Kaiserzeit und den Anfängen des Christentums.

Die Fülle der historischen Ereignisse von 1000 Jahren ordnet der Autor entlang dreier Leitthemen: Freiheit, Gerechtigkeit und Luxus - Themen, die schon in der Antike und bis zum heutigen Tag die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft bestimmen.

Anschaulich und lebensvoll schildert Lane Fox,wie sich zunächst die griechische und auf ihren Schultern die römische Klassik entwickelt hat und wie antike Geschmacks- und Wertmaßstäbe uns bis heute prägen.

Autorenporträt
Robin Lane Fox, geboren 1946, ging in Eton zur Schule und studierte Alte Geschichte und Altertumswissenschaften an der Universität Oxford, wo er bis 2014 am New College lehrte. Als leidenschaftlicher Gärtner schreibt er eine regelmäßige Kolumne für die »Financial Times« über Garten- und Landschaftsgestaltung. Außerdem ist er ist ein hervorragender Reiter und Pferdekenner - was ihm zum besonderen Verständnis der antiken Kavallerie verhalf. Auf den Spuren Alexanders ist er von Griechenland bis nach Indien gereist. Für seine bei Klett-Cotta erschienene Biographie über Alexander den Großen ist er mit dem angesehenen Duff-Cooper-Preis ausgezeichnet worden. Für »Augustinus« wurde er 2016 mit dem Wolfson History Prize geehrt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.03.2010

Aus der Perspektive des reisenden Monarchen

Mit dem Feuer einer durch Geschmack und Humor gezügelten Passion für die Antike: Robin Lane Fox erzählt eine hinreißende Geschichte der Klassischen Welt von Homer bis Hadrian.

Wer die griechisch-römische Antike in ihrer Gesamtheit zu schildern unternimmt, bedarf einer leitenden Idee. Eine gute Wahl war und bleibt das Begriffspaar Herrschaft und Freiheit. Gelehrte wie Michael Rostovtzeff, Alfred Heuß und Werner Dahlheim sahen die Einheit der klassischen Welt in dieser Polarität, die auf die aristokratische Grundstruktur der Gesellschaft verwies und Gestalt gewann in der autonomen Stadt. "Die Symbiose von Römer- und Griechentum", so Heuß vor gut sechzig Jahren, "konnte sich so auf der Basis eines gleichgearteten Sozialtypus und eines gemeinsamen Bildungssubstrates vollziehen. Nur so war eine römisch-griechische Gesellschaft als Einheit möglich. Sie existierte so lange, als die politischen und wirtschaftlichen Bedingungen für das autonome Stadtbürgertum vorhanden waren." Neuere Entwürfe betonen dagegen eher die vielgestaltigen Kommunikationen und Hybridisierungen in der Mittelmeerwelt und den angrenzenden Regionen. Stand zuvor mit der Autonomie ein knappes und prekäres politisches Gut im Mittelpunkt, so dominiert nunmehr das Modell des Netzwerkes und richtet sich der Blick stärker auf Ökonomien, Kulturen und Religionen.

Robin Lane Fox würde gewiss die Vermutung weit von sich weisen, er habe eine Synthese zwischen beiden Entwürfen gesucht. Gleichwohl kann man sein Buch als eine solche lesen. Die Vernetzung stiftet er mit einem kompositorischen Kunstgriff, der genial genannt zu werden verdient, weil er gleichzeitig die politisch-kulturelle Agenda der Netzwerkhistorie unterminiert. Als Anfang des zweiten Jahrhunderts nach Christus das Römische Reich seine größte Ausdehnung erreicht hatte, bekam es mit Hadrian einen Kaiser, der sich die Oikumene durch mehrere ausgedehnte Reisen gleichsam erschloss. Indem Hadrian in Griechenland, Ägypten, Kleinasien und Britannien, auf Sizilien und im Vorderen Orient auch historische Stätten und Gedächtnisorte besuchte, lässt sich sein Itinerar zugleich als eine Kette von Begegnungen mit der Geschichte der Griechen und Römer ansprechen.

In dieser Zeit war ein letztes Mal friedlich und unbedroht vereint, was die klassische Welt ausmachte, und der aus Spanien stammende Herrscher war der "lebende Beweis für die gemeinsame Kultur im Geist des Hellenismus, in dem die Schicht der Gebildeten des Kaiserreichs sich jetzt zusammenfand". In dieser Epoche hatte das Imperium zugleich die grundlegende Umwälzung auch seiner leitenden Wertideale durch das Christentum noch vor sich - die Welt von Heiden und Christen in der Spätantike hat Lane Fox vor knapp fünfundzwanzig Jahren in einem eigenen, noch immer sehr lesenswerten Buch dargestellt. Ferner kein Zufall: Mit dem nach Hadrian übernächsten Kaiser, Mark Aurel, ließ Gibbon einst den Verfall des Römischen Reiches beginnen.

Indem Lane Fox die Perspektive des reisenden Monarchen einnimmt, gewinnt seine Rekonstruktion der antiken Geschichte eine geradezu zwingende Evidenz: Klassik gab es bereits in der Antike, das Konzept ist keine Erfindung von Winckelmann und Humboldt, und mit dem philisterhaften Epigonentum der auf diese folgenden Generationen hat sie schon gar nichts zu schaffen. Lane Fox lädt seine Auswahl auf: Der große universalhistorische Zusammenhang der griechischen und römischen Geschichte ist zugunsten einer klaren Fokussierung weggelassen. Wohl ließen sich, so heißt es programmatisch, "Griechen und Römer immer wieder von zahlreichen Nachbarkulturen befruchten - so von der persischen, phönikischen, ägyptischen und jüdischen -, und ihre Geschichte war zeitweise mit der Geschichte dieser Völker verknüpft. Aber als erstklassig galten in ihrer Welt wie der unseren zu Recht die Kunst, Literatur und Philosophie, die Denkweise und die Politik, die ihnen selbst eigen war."

Dieses Bekenntnis dürfte Anstoß erregen, weil es politisch wunderbar unkorrekt ist und ins Gedächtnis ruft, dass jeder deutenden Auswahl eine Wertentscheidung zugrunde liegt, die gerade im Fall der klassischen Antike auch eine ästhetische sein muss. Merkwürdigerweise hat der Verlag diese Pointe durch den Untertitel verdeckt: Eine "Weltgeschichte" bietet Lane Fox eben gerade nicht. Der Originaltitel kennzeichnet das Buch richtig - eine "epic history", erzählend zugleich und rühmend. Die Übersetzerin übrigens hat den durchaus anspruchsvollen Duktus des Autors insgesamt gut bewältigt, doch mangelt es hier und da an Prägnanz.

Was die Politik angeht, so stellt sich Lane Fox selbstverständlich in die englische Tradition; seine Griechen sind durch Freiheit geadelt. Dann aber wieder die charakteristische Lust am Unkonventionellen: Ikone der demokratischen Freiheit ist für Lane Fox - Aristophanes: Da eine Gestalt wie der Komödiendichter im kriegführenden Athen politisch und kulturell möglich war, kann er als der eigentliche Indikator eines klassischen Zeitalters gelten. Für den humanistischen Tenor des Werkes mag auch die Wertschätzung Ciceros angeführt werden. Die Blindstellen der politischen und kulturellen Homogenisierung im Kaiserreich sind jedoch mitnichten ausgespart - in Hadrians Weltbild war kein Platz für die Juden. Tertullians Frage, was Athen mit Jerusalem zu tun habe, beantwortete der Kaiser eindeutig: Athen wurde erhöht, das Zentrum der Juden dagegen für diese zur verbotenen Stadt.

Neben Hadrian und dem Klassischen geben drei plakative Schlagworte den - mit durchschnittlich zehn Seiten sehr leserfreundlichen - Kapiteln eine durchgehende Textur: Freiheit, Gerechtigkeit und Luxus. Sie werden immer wieder als Momente historischer Dynamik angeführt, dienen daneben als Hilfsmittel beim historischen Vergleich, wenn es darum geht, Unterschiede zwischen den einzelnen Epochen herauszuarbeiten. Die Auswahl erscheint sehr bewusst getroffen: Freiheit ist ein appellativer Wert, der die Bedeutung der Antike für die Gegenwart - jede Gegenwart - unterstreicht; Gerechtigkeit erlaubt es, konstruktive Leistungen zu würdigen und zu messen, ohne zum Korsett der Systematisierung greifen zu müssen, wie es etwa der Begriff Staat erfordern würde, und Luxus war nicht nur eine treibende Kraft antiken Begehrens und der Ökonomie, er bietet auch Gelegenheit für farbige Beschreibungen zum Vergnügen des Lesers. Allerdings fehlt dem deutschen Wort, was in "luxury" mitschwingt: die Fülle, die Kultur und Geschmack erst möglich macht. Immer wieder kann sich der Leser aufgefordert fühlen zu fragen, wie in einer bestimmten historischen Konstellation alle drei zusammenzuspannen waren.

Weil seine Leitbegriffe einfach und zugleich appellativ sind, kann Lane Fox auf die hierzulande beliebte Verbindung von Systematik und Didaktisierung verzichten. Im Hintergrund lauern weder Staatsrecht noch Sozialgeschichte; vielmehr durchwirkt Common sense die Darstellung und stehen Personen im Mittelpunkt, von denen lebendige Skizzen entworfen werden. Man fühlt sich an Ronald Syme erinnert, wenn es über Tacitus heißt, seine Werke seien bessere Führer, das Römische Reich zu verstehen, als pseudobürokratische Untersuchungen von dessen Strukturen - ein pointiertes, sehr englisches, hier einmal sicher ungerechtes Urteil.

Die räsonierende, auch durch Aperçus persönlich gehaltene Schilderung der Ereignisse und Lebenswelten folgt der Chronologie. Namen tauchen nur auf, wenn es unbedingt erforderlich ist - auch diese Ökonomie gehört für Lane Fox zum klassischen Stilideal. Dennoch ist dies kein abgehobenes Werk eines Gentleman-Historikers. Zahlreiche Bemerkungen im Text sowie die kommentierten, kapitelweise angeordneten Literaturangaben (deren Bearbeitung für die deutsche Ausgabe leider einige Mängel aufweist) bezeugen, wie immer wieder auch neueste Erkenntnisse der Detailforschung verarbeitet sind. Mit Verve wird hier und da gegen vermeintlich gesichertes Wissen angegangen; so hätte die römische Republik Caesars Ermordung durchaus überleben können, ja müssen. Dezent pflegt der Verfasser auch einer glänzenden Alexander-Biographie (F.A.Z. vom 20. Dezember 2004) sein Hobby, die Reitkunst, indem er die Bedeutung von Reitereien im Krieg höher ansetzt, als das meist geschieht, oder sich an einer Stelle über die Nahrhaftigkeit bestimmter Grassorten vernehmen lässt. Ausgesprochene Glanzstücke stellen das Kapitel über Philipp II. von Makedonien, über Athen im 4. Jahrhundert v. Chr. und über das Leben in den hellenistischen Metropolen dar, ferner der Vergleich zwischen Pyrrhos und Hannibal.

"Klassisch" ist das auch äußerlich sehr ansprechend gestaltete Buch nicht wegen seiner - durchaus bestreitbaren - Prämissen oder der ausgewogenen Darstellung. Indem Lane Fox weder Kanon noch Handbuch bietet, hat er vielmehr einen Kern des Klassischen begriffen: das Feuer einer durch Geschmack und Humor gezügelten Passion für die Antike in sich brennen zu lassen, um es dann auch in einem empfangswilligen Gegenüber zu entfachen. Und was am Ende der Leitfigur zugebilligt wird, eignet Autor und Buch in reichem Maße: Stil.

UWE WALTER

Robin Lane Fox: "Die klassische Welt". Eine Weltgeschichte von Homer bis Hadrian. Aus dem Englischen von Ute Spengler. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2010. 730 S., Abb., 11 Karten, geb., 34,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.04.2010

Mit Alexander im Hippodrom
Freiheit, Gerechtigkeit, Luxus: Der in Oxford lehrende Historiker Robin Lane Fox erzählt die „Weltgeschichte von Homer bis Hadrian”
Während die deutschen Althistoriker an Anträgen für die nächste Exzellenzinitiative feilen, schreiben ihre britischen Kollegen die dicken Bücher. Nachdem Peter Heather den Untergang des Römischen Reiches groß in Szene gesetzt hat, schildert nun Robin Lane Fox auf gut 700 Seiten die Geschichte des klassischen Altertums von Homer bis Hadrian. Die auflagenstarken Bände sind 2005 auf dem angelsächsischen Buchmarkt erschienen; die Rechte für die deutsche Übersetzung hat in beiden Fällen der Klett-Cotta Verlag erworben, der damit wieder einmal sein Gespür für spannende altertumswissenschaftliche Darstellungen englischer Provenienz unter Beweis gestellt hat.
Um es vorwegzunehmen: Robin Lane Fox hat ein opulentes Epos der griechisch-römischen Geschichte verfasst, das herrlich altmodisch ist. Er kann brillant schreiben, entwickelt die Darstellung eng an den literarischen Quellen, wechselt zwischen ereignisgeschichtlichen Skizzen und Exkursen in die Sozial-, Religions-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte, lässt hinreichend Raum für die großen Männer und ihre Taten, kümmert sich nicht um die theoretischen und epistemologischen Diskurse seines Faches und ignoriert souverän den Teil der internationalen Forschung, der nicht auf Englisch erschienen ist.
Geschickt führt er den Leser von der archaischen Welt über das klassische Griechenland in das Zeitalter des Hellenismus. Die Epik Homers wird ebenso plastisch charakterisiert wie die griechische Historiographie und die attischen Philosophen. Weltgeschichte wird geschrieben, von den Perserkriegen bis zu den weit ausgreifenden Eroberungen Alexanders. Nicht nur Athen und Sparta gilt seine Aufmerksamkeit, sondern auch den Griechenstädten an der kleinasiatischen Küste und den hellenischen Poleis auf Sizilien und in Süditalien.
Wenn man mit Hannibal gegen Rom zieht, hat man die halbe Wegstrecke im Lesesessel zurückgelegt. Es folgen drei weitere Kapitel. Sie sind der römischen Republik und ihrer Auflösung, der Begründung des Prinzipats durch Augustus und dem Imperium Romanum gewidmet. Die Konvulsionen der spätrepublikanischen Bürgerkriege sind ebenso eindrucksvoll geschildert wie der Alltag in Pompeji und der Aufstieg des Christentums.
Das Buch endet mit der Regierung des Kaisers Hadrian, der 125 n. Chr. auf seiner Griechenlandreise vom Orakel in Delphi wissen wollte, wo Homer geboren wurde und wer seine Eltern waren. Der philhellenische Herrscher, der auf der Suche nach dem idealen Hellas jahrelang durch die griechische Welt reiste, illustriert das Bemühen um die Wiederentdeckung der „klassischen Welt” als einer vorbildlichen Epoche, die in der abendländischen Geschichte immer wieder Gelehrte und Künstler, Politiker und Literaten umgetrieben hat und in der griechische und römische Traditionen amalgamiert wurden.
Es wäre kleinlich aufzulisten, was man gerne genauer wüsste und worüber der Verfasser schweigt. Eine solche Darstellung lässt sich nur mit dem Mut zur Lücke schreiben. Nicht endlose Differenzierung und gelehrter Fußnotenapparat sind gefragt, sondern geistreiche Synthese und pointierte Wertung. So wird Platon als politischer Revisionist vorgeführt, dessen furchtbarer Idealstaat glücklicherweise von den Griechen ignoriert wurde. Cicero ist ein konservativer Aufsteiger, dessen philosophischer Skeptizismus am Althergebrachten festhielt, Caesar ein Populist von unübertroffener Meisterschaft, der radikal mit den Traditionen brach, wenn es seinem eigenen Vorteil diente. Zwangsläufig muss in einer Geschichte der „klassischen Welt” der Nahe und Mittlere Osten zu kurz kommen. Die traditionelle Hegemonie des griechisch-römischen Altertums bestimmt die Darstellung. Ein Perspektivenwechsel findet nicht statt. Die merkantile Metropole Karthago ist die mächtigste Alternative zum griechischen way of life im Mittelmeerraum. Die Achämeniden werden aus hellenischer, die Parther aus römischer Sicht wahrgenommen. So heißt es im Anschluss an den Historiker Sallust über die Mesopotamier, sie seien „ungezügelt sexueller Lust ergeben, in beiden Geschlechtern”; Lane Fox fügt hinzu, dass der Kaiser Trajan dies Urteil „zumindest für ein Geschlecht”, nämlich das männliche, geprüft habe.
Durch den Wälzer muss man sich wahrlich nicht quälen. Für Spannung und Unterhaltung sorgen nicht nur die Berichte von verschiedenen Sexaffären in der griechischen und römischen Gesellschaft, sondern auch die außerakademischen Interessen des Autors. Der sattelfeste Reiter Lane Fox stand Oliver Stone als wissenschaftlicher Berater im „Alexander”-Film zur Seite und war auf der Leinwand bei einer Kavallerie-Attacke in vorderster Reihe zu sehen. So überrascht es nicht, dass man in seinem jüngsten Buch allerlei Hippologisches erfährt: Die griechischen Aristokraten der archaischen Zeit etwa kämpften im Gegensatz zu den Helden Homers auch vom Rücken ihrer geliebten Pferde, die sie ohne Steigbügel und schwere Ledersättel ritten. Der begeisterte Gärtner, der nicht nur die herrlichen Anlagen von New College in Oxford mitgestaltet hat, sondern seit Jahrzehnten als Gartenkolumnist in England bekannt ist, beklagt das Design-Desaster der römischen Kleingärten in den Vesuvstädten und verweist auf einschlägige Titel zum Thema „better gardening” in der Antike.
Lane Fox strukturiert die Geschichte eines Millenniums mit Hilfe dreier Leitthemen, die er der antiken Historiographie entnommen hat: Freiheit, Gerechtigkeit und Luxus. Moderne Theorien könnten, wie er einleitend feststellt, „die alten Erklärungsmuster vertiefen, ohne sie jedoch ganz zu ersetzen”. Dass diese drei Konzepte die Geschichte der Alten Welt integrierten, wird indes nur postuliert, nicht nachgewiesen. Die inhaltliche Entwicklung der Begriffe wird nicht nachvollzogen, zwischen griechischer eleutheria und dikaiosyne und römischer libertas und iustitia nicht differenziert. In den griechischen Stadtstaaten wurde seit den Perserkriegen zwischen innerer und äußerer Freiheit unterschieden; sie galt als Charakteristikum der Griechen und trennte sie von den so genannten ‚Barbaren’.
Innenpolitisch richtete sie sich gegen die Tyrannenherrschaft und ging einher mit der Forderung nach demokratischen Rechten. In der römischen Kaiserzeit hingegen bezeichnete libertas vor allem Rechtssicherheit und die individuelle Existenz in stabilen Verhältnissen. Die Affirmation der antiken Quellensprache kann begriffsgeschichtliche Reflexion nicht ersetzen.
Für die deutsche Übertragung hätte es sich empfohlen, die umfangreiche Bibliographie von sachkundiger Seite überarbeiten zu lassen. Auch unter angelsächsischen Altertumswissenschaftlern gilt inzwischen: Germanica non leguntur. Doch sollte dem deutschen Publikum nicht der Eindruck vermittelt werden, es gäbe zu den zentralen Fragen, die Lane Fox behandelt, keine zitierwürdige deutsche Literatur. Man mag sich darüber freuen, dass die endlosen Diskussionen, die im deutschsprachigen Raum um Troja und Homer geführt worden sind, nicht breitgetreten werden, aber die eine oder andere richtungweisende Untersuchung von Jochen Bleicken, Alfred Heuß und Christian Meier vermisst man schon.
Dass Ulrich Wilckens „Alexander der Große” von 1931 die beste Kurzdarstellung zu Alexander in deutscher Sprache sei, nimmt man eher mit Belustigung zur Kenntnis. Peinlich ist allerdings, dass Jacob Burckhardts berühmte „Griechische Kulturgeschichte” zunächst nach einer englischen Auswahlübersetzung und dann nach der veralteten deutschen Ausgabe zitiert wird.
Das Buch ist ein vorzügliches Beispiel der traditionellen englischen Altertumswissenschaft, der sogenannten classics, die die „klassische Welt” von Homer bis in die hohe Kaiserzeit fokussierte. Robin Lane Fox hat als junger Historiker mit einer fulminanten Alexander-Biographie die althistorische Zunft durcheinandergewirbelt und später das Verhältnis von „Pagans and Christians” neu vermessen. Am New College hat er Generationen von undergraduates in die Alte Geschichte eingeführt. Sein Unterricht ist immer quellennah, und in seinen Vorlesungen demonstriert er die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte anspruchsvoll und geistreich zu vermitteln.
Ebendies verlangt er auch von seinen Studenten, die sich für ihre Essays in die Überlieferung einlesen und mit der wichtigsten englischsprachigen Literatur vertraut machen müssen. Sein Buch liest sich wie die Summe seines akademischen Unterrichts. Sicher führt er den Leser durch fast 1000 Jahre Alter Geschichte, mutig entwirft er sein Bild des griechisch-römischen Altertums, und schwungvoll begeistert er für das klassische Zeitalter.
Lane Fox setzt nicht unbedingt neue, dafür persönliche Akzente, und wenn man seinen Interpretationen auch nicht immer folgt, so ist die Lektüre doch stets kurzweilig. An einer Stelle imaginiert er den Sokrates der Platonischen Apologie, der seine Zeit im philosophischen Gespräch mit seinen Schülern verbringt und dem „das Risiko pädagogischer Erschöpfung und Langeweile erspart” bleibt. „The risk of tutorial fatigue and boredom”, wie es im Original treffender heißt, bleibt mit Sicherheit auch dem Leser von Lane Fox erspart. STEFAN REBENICH
ROBIN LANE FOX: Die Klassische Welt. Eine Weltgeschichte von Homer bis Hadrian. Aus dem Englischen übersetzt von Ute Spengler. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2010. 750 Seiten, 34,90 Euro.
Wenn man mit Hannibal gegen Rom zieht, hat man die halbe Lesestrecke zurückgelegt
Die griechischen Aristokraten der archaischen Zeit kämpften vom Rücken ihrer geliebten Pferde aus
Der sattelfeste Reiter Lane Fox stand dem Regisseur Oliver Stone bei dessen „Alexander”-Film nicht nur als wissenschaftlicher Berater zur Seite, er war auf der Leinwand auch selbst bei einer Kavallerie-Attacke in vorderster Reihe zu sehen. Unser Bild zeigt Colin Farrell, der die Titelrolle spielte. Foto: Cinetext
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Leichtes Bedauern schwingt bei Althistoriker Stefan Rebenich mit, wenn er feststellt, dass solch umfangreiche populärwissenschaftliche Schmöker wie von Robin Lane Fox nicht auch hierzulande geschrieben werden. Dann übt er keine Zurückhaltung beim Lob des über 700 Seiten dicken Bandes, den er als üppiges Lesevergnügen in "herrlich altmodischer" Machart lobt. Der in Oxford lehrende Historiker weiß glänzend zu schreiben, hält sich eng an die Quellen, wechselt kurzweilig zwischen Porträts historischer Persönlichkeiten und dem soziokulturellen, religiösen, wirtschaftlichen und politischen Kontext und hält sich nicht bei kleinteiligen fachwissenschaftlichen Debatten auf, frohlockt der Rezensent. Dass Lane Fox dabei Themen manchmal nur anreißt, nimmt Rebenich nicht weiter übel, er weiß "geistreiche Synthese und pointierte Wertung" höher zu schätzen als lückenlose Darstellung, wie er betont. Fox' drei zentrale Begriffe - "Freiheit, Gerechtigkeit und Luxus" -, an denen er seine Klassische Geschichte strukturiert, hätte der Rezensent allerdings doch gern begriffsgeschichtlich beleuchtet gesehen und die konsequente Ignorierung der deutschen Forschungsliteratur hätte er zumindest in der Bibliografie der deutschen Übersetzung überarbeiten lassen. Alles in allem aber zeigt er sich begeistert und vor allem gut unterhalten von diesem Buch.

© Perlentaucher Medien GmbH
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