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Wußten Sie, dass jeder von uns Karl den Großen zu seinen Vorfahren zählen kann? Dass Neandertaler mitnichten eine eigene Spezies sind, genetisch so etwas wie Rasse gar nicht existiert und die Rothaarigen allen Unkenrufen zum Trotz nicht aussterben werden? Wo kommen wir her? Was ist der Mensch? Seit das Genom, der komplette Erbgut-Satz eines Menschen, hunderttausendfach entschlüsselt («sequenziert») worden ist, erobert die Genforschung immer weitere Felder. Das Neueste: Weil unserem Genom auch die Evolution unserer Spezies eingeschrieben ist, schreiben Genforscher jetzt an der Seite von…mehr

Produktbeschreibung
Wußten Sie, dass jeder von uns Karl den Großen zu seinen Vorfahren zählen kann? Dass Neandertaler mitnichten eine eigene Spezies sind, genetisch so etwas wie Rasse gar nicht existiert und die Rothaarigen allen Unkenrufen zum Trotz nicht aussterben werden?
Wo kommen wir her? Was ist der Mensch? Seit das Genom, der komplette Erbgut-Satz eines Menschen, hunderttausendfach entschlüsselt («sequenziert») worden ist, erobert die Genforschung immer weitere Felder. Das Neueste: Weil unserem Genom auch die Evolution unserer Spezies eingeschrieben ist, schreiben Genforscher jetzt an der Seite von Archäologen und Historikern auch Menschheitsgeschichte.Sie haben dabei überraschende Erkewnntnisse gewonnen. Und manches Wissen von gestern erweist sich als Mythos, zumal inzwischen auch das Genmaterial sehr alter Knochenfunde «zum Sprechen» gebracht werden kann.
Ein Science-Schmöker für jedermann, der sich für dieses neue Wissensfeld interessiert, zugleich gibt der Autor eine beiläufige Einführung für jedermann in die Vererbungslehre. 150 Jahre nach Darwin gibt Rutherford einen ausgezeichneten Überblick darüber, was wir inzwischen wissen können und auch darüber, was wir eben nicht wissen.
Autorenporträt
Dr. Adam Rutherford, geboren Mitte der 70er-Jahre in Ipswich, ist Science Autor und Radiojournalist. Er hat Genetik am University College London studiert und gehörte zu einem Team, das die genetischen Ursachen einer Form von Kinderblindheit identifizierte. Er schrieb und schreibt zahlreiche Serien und Radiofeatures für die BBC, darüber hinaus schreibt er für die Science-Seite des Guardian. Monika Niehaus, Diplom in Biologie, Promotion in Neuro- und Sinnesphysiologie, freiberuflich als Autorin (SF, Krimi, Sachbücher), Journalistin und naturwissenschaftliche Übersetzerin (englisch/französisch) tätig. Mag Katzen, kocht und isst gern in geselliger Runde. Trägerin des Martin-Wieland-Übersetzerpreises 2021. Coralie Wink, Biologin und Autorin, Studium (Diplom) mit Schwerpunkt Mikrobiologie an der Universität Bonn, Promotion an der TU Braunschweig; freie Übersetzerin, Autorin (Arzneipflanzen, Giftpflanzen), liebt Botanische Gärten und lebt an der Bergstraße bei Heidelberg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.11.2018

Der Mensch wird evolutionsbiologisch neu positioniert
Genome als historische Quelle: Adam Rutherford erklärt, warum wir die Evolution nicht abschütteln können

Eine kurze Vorbemerkung zu einem wirklich faszinierenden Wissenschaftsschmöker: Einem Buch, dessen Titel auch im englischen Original mit der Hawkingschen Wendung "Eine kurze Geschichte von ..." beginnt, stehen 464 engbedruckte Seiten nicht recht gut zu Gesicht. Das weckt ein wenig das Misstrauen. Doch Schwamm drüber. Autor und Verlag haben sich offenbar vorgenommen, die Übertreibung ganz an den Anfang der Lektüre zu setzen, und das nicht ohne Witz.

Eine kurze Geschichte "von jedem, der jemals gelebt hat" nämlich ist - zumal im Sachbuch - etwas ganz und gar Unerfüllbares. Aber es gilt, sich nicht irritieren zu lassen, sondern sich auf ein Geschichtsbuch einzulassen, wie man es vor ein paar Jahren noch gar nicht zu schreiben wagte. Adam Rutherford, ein britischer Humangenetiker, der sich zu einer Karriere als BBC-Radiojournalist und Autor entschlossen hat, fasst mit einer bemerkenswerten Akribie zusammen, wie Biologen, Chemiker, Paläontologen, Anthropologen und Archäologen, kurz: wie Natur- und Humanwissenschaften zusammen die Menschheitsgeschichte neu ergründen.

Keine Frage: Unsere Erbsubstanz ist heute zu einer der wertvollsten historischen Quellen geworden. Ungeheure Mengen an Informationen über die Abstammung, das Leben, ja auch das Schicksal des Einzelnen und der Menschheit stecken schon in einem einzelnen Genom mit seinen 3,2 Milliarden Bausteinen pro Zelle. Es sind unabgeschlossene Geschichten. Viele der genetischen Befunde, die mit medizinischen Untersuchungen und durch artübergreifende Vergleiche der DNA aus fossilen Knochen und Zähnen gewonnen werden, sind bisher extrem lückenhaft, vage und oft strittig, manchmal auch nur billiger Gen-Kitsch. Aber es reicht bereits für eine große und seriöse Geschichtensammlung, wie sie Rutherford in seinem Buch gekonnt ausbreitet.

Wir erfahren gleich am Anfang, wie die DNA-Ahnenforschung, die derzeit boomt, neues historisches Wissen bereitstellt. Der Mensch wird evolutionsbiologisch neu positioniert. Gespickt mit Details aus dem Forschungsbetrieb der Paläogenetik wird der Leser auf die Spur der Ur- und Frühmenschen, auch unserer nächsten Verwandten, geführt.

Rutherford diskutiert mit vielen aktuellen Bezügen, ohne die Unsicherheiten durch die lückenhaften Befunde zu überspielen, wie die Wissenschaftler darauf gekommen sind, dass wir heutigen modernen Menschen nicht nur mit dem vor Zehntausenden Jahren ausgestorbenen Neandertaler, sondern auch mit dem viel weiter im Osten verbreiteten Vormenschen aus der Denisova-Höhle verwandt sind. Der Leser gerät in einen Stammbaumkrimi, der mitten aus dem Laborleben der Genforscher gegriffen scheint.

Einzelne Gene spielen selbstverständlich immer eine Rolle, an ihnen macht der Autor sehr anschaulich, oft fast spielerisch deutlich, was die Grundthese des Buchs ist: Der Mensch erlebt, sollte er dies auch manchmal als Fessel empfinden, die Evolution immer noch am eigenen Leib. "Wir sind natürlich unendlich viel mehr als unsere DNA", schreibt Rutherford, wir sind nicht nur kulturell, sondern auch biologisch in vieler Hinsicht "etwas Besonderes". Doch die wichtige Lehre, die wir aus der technologisch schon sehr fortgeschrittenen Analytik unseres molekularen Erbes herauslesen sollen, lautet für ihn: Wir sind nicht nur Gestalter, wir sind weiter auch Opfer.

Dass dieses Motiv der Genforschung historisch viel Ärger eingebracht hat, ist bekannt. Rutherford geht aber diesen beschwerlichen Weg. Von Charles Darwin und dem Eugeniker Francis Galton angefangen, bis zur "Postgenomik" nach der Entschlüsselung des Humangenoms, liefert er einen wissenschaftshistorisch spannenden Einblick in die gesellschaftlichen Irrwege der Erblehre. Einer besonderen Variante davon, der Rassenlehre, widmet Rutherford ein eigenes großes Kapitel. Es ist sprachlich der engagierteste und - gesellschaftlich wie biopolitisch betrachtet - der wichtigste Teil des Buchs.

Angetrieben auch von zeitgenössischen neuen Debatten, die einige Bücher mit fragwürdigen Thesen in den Vereinigten Staaten eröffnet haben, versucht Rutherford, die Missverständnisse um den wohl auch nach seinem Dafürhalten nicht mehr tilgbaren Rassebegriff aufzuklären. Wer wissen will, wieso zwei schwarzhäutige Afrikaner genetisch weiter voneinander entfernt stehen als ein Afrikaner und ein Schwede, und warum sich jede genetische Kategorisierung der Menschengruppen - erst recht in hierarchischen Kategorien - verbietet, der sollte diese Passagen genau lesen. Rutherfords Fazit lautet: Dem Menschen fehle immer noch die " adäquate Sprache, um unsere übliche Redeweise über Rasse mit den Ergebnissen von Genetik und Evolutionsforschung in Einklang zu bringen".

Rutherford hat kein politisch-korrektes Buch geschrieben, das darauf aus ist, die Unterschiede, die es zwischen Menschen in genetischer Hinsicht reichlich gibt, zu verwischen. Man lernt bei ihm viel, obwohl er Belehrungen nicht im Sinn hat und unterhaltend bleibt (wie im Fall der Genetik des Ohrenschmalzes). Rutherford erklärt fast spielerisch, wie die Variationen und die Unmengen an Gendaten die Grundlage des neuen Geschichtswissens über uns sind. Die DNA-Geschichten aus den Labors lässt er wie einen nie versiegenden Quell neuen Wissens leuchten. Das macht Lust auf mehr.

JOACHIM MÜLLER-JUNG

Adam Rutherford: "Eine kurze Geschichte von jedem, der jemals gelebt hat." Was unsere Gene über uns verraten.

Aus dem Englischen von Monika Niehaus.

Rowohlt Verlag, Reinbek 2018. 464 S., br., 16,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Inspirierend und unterhaltsam. Richard Dawkins