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Ein spektakulärer Quellenfund änderte radikal das Bild, das wir uns bislang über Adolf Hitlers Vater Alois und die Familie Hitler gemacht haben: ein dickes Bündel vergilbter Briefe des Vaters in gestochener Kurrentschrift, das sich auf einem Dachboden über den Kahlschlag der NS-Zeit hinwegrettete und das dem Historiker Roman Sandgruber in die Hände fiel. Die 31 Briefe eröffnen einen völlig neuen und genaueren Blick auf die väterliche Persönlichkeit, die den jungen Adolf Hitler maßgeblich prägte. Und bringen etwas Licht ins Dunkel des von Mythen, Erfindungen und Vermutungen geprägten Alltags…mehr

Produktbeschreibung
Ein spektakulärer Quellenfund änderte radikal das Bild, das wir uns bislang über Adolf Hitlers Vater Alois und die Familie Hitler gemacht haben: ein dickes Bündel vergilbter Briefe des Vaters in gestochener Kurrentschrift, das sich auf einem Dachboden über den Kahlschlag der NS-Zeit hinwegrettete und das dem Historiker Roman Sandgruber in die Hände fiel. Die 31 Briefe eröffnen einen völlig neuen und genaueren Blick auf die väterliche Persönlichkeit, die den jungen Adolf Hitler maßgeblich prägte. Und bringen etwas Licht ins Dunkel des von Mythen, Erfindungen und Vermutungen geprägten Alltags der Familie Hitler. Denn immer noch, und immer wieder bewegt uns die Frage: Wie konnte ein Kind aus der oberösterrreichischen Provinz, ein Versager und Autodidakt, einen derartigen Aufstieg schaffen?
Autorenporträt
Roman Sandgruber ist emeritierter Univ.-Prof. für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Johannes-Kepler-Universität Linz. Zahlreiche Publikationen zu österreichischer und allgemeiner Wirtschafts-, Sozial-, Kultur- und Zeitgeschichte. Als geborener Oberösterreicher kennt er die Landschaft, in der sich die Odyssee der Familie Hitler vollzieht, wie kein Zweiter. Bei Molden erschien zuletzt sein großes Werk ¿Rothschild. Glanz und Untergang des Wiener Welthauses¿, das als Wissenschaftsbuch des Jahres 2018 ausgezeichnet wurde.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Beeindruckt aber nicht übermäßig begeistert zeigt sich Alexandra Föderl-Schmid von dieser Studie. Dem Autor bestätigt sie, vor allem gute Fragen gestellt zu haben, die er dann jedoch nicht unbedingt beantworten konnte, was er auch "ehrlich" zugebe. Fast ein wenig genervt ist sie vom marketing des Verlags - dass die Geschichte wieder einmal neu geschrieben werden müsse, findet sie jedenfalls nicht. Einleuchtend scheint ihr aber die Darstellung der Beziehung eines autoritären Vaters und seines Sohnes, deren "Überheblichkeit" und auch das Verwischen familiärer Spuren, die dem engstirnig-geschönten Vorstellungen von der eigenen Abstammung nicht genügten. Dennoch lesenswert.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.02.2021

Jenseits
von Leonding
Roman Sandgruber hat mithilfe neuer Quellen
die erste Biografie über Hitlers Vater Alois verfasst
VON ALEXANDRA FÖDERL-SCHMID
Wenn man sich in diesen Pandemie-Wochen durchs TV-Programm zappt, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, auf einen Film zu stoßen, in dem es um Adolf Hitler geht – Hitler mit einem Zusatzwort scheint ein Quotengarant zu sein, wird wiederholt und wiederholt. Eine ganze Serie gibt es über „Hitler privat“, ein Dokumentarfilm konzentriert sich auf „Hitlers Jugend“. In vielen Filmen treten Brigitte Hamann und Ian Kershaw als Aufklärer auf. Die 2016 verstorbene Historikerin hat mit „Hitlers Wien“ ein auf dessen Zeit in der österreichischen Hauptstadt konzentriertes Schlüsselwerk vorgelegt, während der britische Historiker mit seiner zweiteiligen Hitler-Biografie den ganz großen Bogen gespannt hat.
Der Historiker Roman Sandgruber hat sich bisher in Österreich einen Namen gemacht mit seinen Publikationen zur Kultur- und Alltagsgeschichte und zuletzt zum Bankhaus Rothschild. Und nun, der Quoten- und Auflagenlogik folgend, erscheint an diesem Dienstag „Hitlers Vater“. Dass sich der emeritierte Universitätsprofessor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte aus Linz an eine Biografie über Hitlers Vater Alois gewagt hat, hat mit einem Bündel von 31 Briefen zu tun. Die zerfledderten Umschläge und Papiere, vollgeschrieben in gestochen scharfer Kurrentschrift, sind mehr als ein Jahrhundert auf einem Dachboden gelegen. Alois Hitler hat regelmäßig an den Straßenbaumeister Josef Radlegger geschrieben, von dem er einen Bauernhof in der oberösterreichischen Ortschaft Hafeld gekauft hatte. Die Briefe geben Einblick in den Alltag der Familie Hitler und ihre „Ökonomie“.
Die Ururenkelin des Adressaten hat Sandgruber die vergilbten Schriftstücke von Hitlers Vater übergeben, die in der Werbung und auf dem Buchcover als „spektakulärer Quellenfund zu Hitlers Jugend“ angepriesen werden. Aufgetaucht sind auch ein Vertrag über einen weiteren Hauskauf und die Originalunterlagen von August Kubizeks Aufzeichnungen, jenem Jugendfreund Hitlers, auf dessen Erinnerungen sich auch Hamann und Kershaw beziehen. Ihnen stand aber nur die sichtlich gesäuberte Version aus dem Jahr 1943 zur Verfügung. Sandgruber übt an manchen Stellen Kritik an der Einordnung der Kollegen.
Weil es bisher fast keine Quellen über Hitlers Vater gab, erschien noch keine Biografie über ihn – was überrascht angesichts der Vielzahl an Büchern und Filmen über Hitlers Chauffeur, Leibarzt, Pressechef, Fotografen, Sekretärin … „Ich hatte den Vater verehrt, die Mutter jedoch geliebt“, schreibt er in „Mein Kampf“. Sandgruber weist schlüssig nach, dass Hitler darin manche Stellen geschönt oder schlicht Jahreszahlen verwechselt hat.
Alois Hitler hat den Werdegang und die Einstellungen seines Sohnes zweifellos geprägt. Sogar die Unterschriften der beiden gleichen sich, die gestelzte Ausdrucksweise dürfte ebenfalls abgefärbt haben. Der Vater unterzeichnete zumeist „mit der vorzüglichsten Hochachtung Euer Wohlgeboren sehr ergebener Alois Hitler, Zolloberamtsofficial“.
Als selbstherrlich und autoritär wird der Vater beschrieben. Er hatte sich hochgearbeitet: Als lediges Kind geboren, fast ohne Schulbildung, schaffte er es in der Donaumonarchie zum Beamten mit gutem Einkommen. Sein Beruf zog regelmäßige Umzüge nach sich. Die erste Ehe mit einer 14 Jahre älteren Frau blieb kinderlos, seine zweite, 18 Jahre jüngere Frau starb früh – gepflegt von Klara Pölzl. Sie war 23 Jahre jünger und die Großcousine von Alois Hitler. Deshalb war für die Heirat eine päpstliche Dispens erforderlich. Klara Hitler war bei der Eheschließung – übrigens um sechs Uhr morgens – schon hochschwanger. Ihre ersten zwei Kinder starben früh, ehe Adolf am 20. April 1889 in Braunau am Inn zur Welt kam.
Adolf verbrachte die ersten drei Lebensjahre in Braunau, ehe die Familie weiterzog – unter anderem nach Passau, Lambach und Leonding bei Linz, wo Alois Hitler seine letzten Lebensjahre verbrachte. Im Ruhestand betätigte er sich politisch als Deutschnationaler und schrieb Berichte für die lokale Tages-Post.
Was Sandgruber mit viel Fleiß an Material in Archiven zusammengetragen hat, vermittelt das Bild einer herrischen Persönlichkeit. Parallelen zwischen Vater und Sohn sind offensichtlich: Überheblichkeit, Beratungsresistenz und Verachtung von Wissenschaft, Kirche und Adel. Ob rassistische und antisemitische Einstellungen bereits im Elternhaus weitergegeben wurden, darauf kann und will der Biograf keine eindeutige Antwort geben. Im Historikerstreit darüber, ob Hitler erst in Wien oder gar München zum Antisemiten wurde, positioniert sich Sandgruber: Hitler zeigte schon in jungen Jahren in Linz eine dezidierte Judenfeindschaft. Der Historiker beruft sich dabei auf die ursprüngliche Niederschrift von August Kubizek.
Die Biografie kann drei Rätsel nicht lösen: Wer war Hitlers Großvater? Warum ließ sein Vater im Alter von fast vierzig Jahren seinen Familiennamen von Schicklgruber auf Hitler ändern und erst zu diesem Zeitpunkt gleichsam eine Legitimierung seiner unehelichen Geburt herbeiführen? Wie kam es zum Namen Hitler, da in der Familie die Schreibweisen Hiedler oder Hüttler gebräuchlich waren?
Sandgruber wirft diese Fragen auf und schreibt an vielen Stellen ehrlich, dass er sie nicht beantworten kann. Adolf Hitler hat nach seinem Aufstieg alles getan, um seine eigene Geschichte und die seiner Eltern und Vorfahren zu verbergen oder in seinem Sinne zu verdrehen. Der Führer, der auf einen Ahnenpass und arische Herkunft so viel Wert legte, hatte selbst mehr als eine Lücke im Stammbaum.
Nachweisen konnte Sandgruber, dass die Familie Hitler ein Jahr in Urfahr gemeldet war – übrigens im Haus eines der reichsten Linzer Juden, weshalb wohl die Spuren dieser Zeit verwischt werden sollten. Es war auch ein jüdischer Arzt, der Hitlers Mutter Klara bis zu ihrem Tod behandelte. Mehrere Postkarten, die mit „Ihr dankbarer Adolf Hitler“ unterzeichnet waren, halfen dem Arzt Eduard Bloch während der Nazizeit, ehe er schließlich doch ins Exil fliehen musste. Ein Foto des von Hitler selbst gestalteten Grabsteins am Friedhof von Leonding findet sich im Buch. Das Grab von Hitlers Eltern wurde 2012 aufgelassen, weil sich dort immer wieder Neonazis versammelten, es taucht in fast allen der sich wiederholenden Hitler-Filme auf.
Sandgruber hat den Glücksfall der aufgefundenen Briefe genutzt. Seine akribischen Nachforschungen haben einige Klärungen zu Hitlers Biografie gebracht und viele neue Facetten hinzugefügt. Die Ankündigung im Klappentext: „Kindheit und Jugend Adolf Hitlers müssen neu geschrieben werden“, weckt jedoch Erwartungen, die das Buch nicht erfüllen kann. Aber es bietet genügend Stoff für einen neuen Film mit dem Titel „Hitlers Vater“.
31 Briefe hat Sandgruber
ausgewertet, die versprochene
Sensation bleibt aber aus
Roman Sandgruber:
Hitlers Vater.
Wie der Sohn zum
Diktator wurde.
Molden-Verlag, Wien 2021.
272 Seiten, 29 Euro.
(erscheint am Dienstag, 23. Februar)
Lücken im Stammbaum: Oben „Ahnentafel des Führers“, 1937. Unten das nun entdeckte Brief-Bündel von Alois Hitler.
Fotos: Scherl/SZ Photo, Harald Eisenberger
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