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Die unterschätzte Kunst des Liegens.
Alle tun es, doch kaum jemand spricht darüber: Bernd Brunner lädt zu einem entspannten Streifzug durch die Welt des Liegens ein
Gut ein Drittel unseres Lebens verbringen wir liegend: wir schlafen und träumen, lieben, denken, dämmern, leiden und erholen uns. Dennoch hat das Liegen im Allgemeinen keinen guten Ruf und wird mit Stillstand, Passivität und Faulheit gleichgesetzt. Dabei ist die Horizontale von unschätzbarem Wert, bietet sie doch Momente der Kontemplation, die oft die besten Ideen mit sich bringen. Hätte Michelangelo sich nicht dem Liegen…mehr

Produktbeschreibung
Die unterschätzte Kunst des Liegens.

Alle tun es, doch kaum jemand spricht darüber: Bernd Brunner lädt zu einem entspannten Streifzug durch die Welt des Liegens ein

Gut ein Drittel unseres Lebens verbringen wir liegend: wir schlafen und träumen, lieben, denken, dämmern, leiden und erholen uns. Dennoch hat das Liegen im Allgemeinen keinen guten Ruf und wird mit Stillstand, Passivität und Faulheit gleichgesetzt. Dabei ist die Horizontale von unschätzbarem Wert, bietet sie doch Momente der Kontemplation, die oft die besten Ideen mit sich bringen. Hätte Michelangelo sich nicht dem Liegen hingegeben, er wäre wohl nie auf die Idee gekommen, die Decke der Sixtinischen Kapelle zu einem der größten Kunstwerke der Menschheit zu machen.

Bernd Brunners Hymne auf das Liegen ist gehaltvolle kulturgeschichtliche Tiefenbohrung und unterhaltsame Geschichtensammlung zugleich. Er nähert sich der Horizontalen auf ganz unterschiedliche Weisen, verliert dabei aber nie den Blickfür das Kuriose und Skurrile: ob das Liegen in der Steinzeit, die Entwicklungsgeschichte der Matratze oder die neuesten Erkenntnisse der Schlafforschung - Die Kunst des Liegens entspannt spannend.

Ein elegant geschriebens Stück Literatur über eine Kunst, die wir alle beherrschen.
Autorenporträt
Bernd Brunner, 1964 geboren, schreibt vielbeachtete, höchst unterhaltsame Bücher an der Schnittstelle von Kultur und Wissenschaftsgeschichte. Bei Galiani sind Die Kunst des Liegens (2012), Ornithomania (2015), Als die Winter noch Winter waren (2016) und Die Erfindung des Nordens (2019) erschienen. Seine Bücher sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Er lebt in Berlin. 
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Angetan zeigt sich Katharina Teutsch von Bernd Brunners kulturgeschichtlicher Arbeit über das Liegen. Dabei nimmt der Autor für sie nicht nur die für die horizontale Lebensform wesentlichen Tatsachen des Lebens wie Zeugung, Geburt, Sterben und Tod in den Blick, sondern befasst sich auch mit der Kunst des Liegens, dem Dichten und Schreiben im Liegen, mit Schlafzimmern und Liegegewohnheiten. Eine Anthropologie des Liegens ist das Buch nach Teutsch gleichwohl nicht. Sie beschreibt es eher als eine vergnügliche Anekdotensammlung mit hohem Unterhaltungswert, nicht zuletzt wegen der zahlreichen historischen Illustrationen. Ein etwas höherer wissenschaftlicher Anspruch hätte dem Werk ihres Erachtens gleichwohl nicht geschadet.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.10.2012

"Beim Liegen hat jeder seine Choreographie"
Wie wir unsere Zeit in der Horizontalen verbringen, ist höchst individuell - und ein kultureller Akt

Herr Brunner, Sie haben sich mit dem Liegen beschäftigt. Seit etwa 77 000 Jahren, stellen Sie fest, baut der Mensch Betten. Trotzdem hat sich eine Kultur der liegenden Tätigkeiten nie entwickelt. Ist da etwas schief gelaufen?

Es hat Kulturen des Liegens gegeben, sie sind nur verschüttet worden. Das rührt daher, dass man über das Liegen im Gegensatz zu anderen Kulturtechniken wie Laufen oder auch Sitzen eher wenig in den Geschichtsbüchern findet - und das trotz der Tatsache, dass wir ein Drittel unseres Lebens in der Horizontalen verbringen. Begibt man sich aber auf Spurensuche, dann wird man auch fündig. Das Liegen hat eine lange, reiche Technik- und Sozialgeschichte. Ich war überrascht, wie sehr eine auf den ersten Blick vielleicht wenig erklärungsbedürftig scheinende Aktivität wie das Liegen von zeittypischen und kulturellen Vorstellungen durchdrungen ist. So ist es von Kulturkreis zu Kulturkreis höchst unterschiedlich, was man im Liegen tun darf, oder auch wann man liegen darf.

Zum Beispiel?

Noch vor 200 Jahren war es bei uns üblich, dass man nachts wieder aufgestanden ist, das Feuer im Ofen anheizte und dann auch noch einmal zusammenkam, um vielleicht noch ein wenig zu plaudern.

Liegen wird oft mit Krankheit und Tod verbunden, im günstigsten Fall mit Faulheit und Trägheit. Haben wir deshalb Vorbehalte, die Horizontale als Lebensform anzuerkennen?

Das Liegen ist von der Tendenz her nicht gut angesehen. Ich muss oft an den schönen, aber problematischen Satz von Rainer Werner Fassbinder denken, "Schlafen kann ich, wenn ich tot bin". Das scheint mir symptomatisch für den Umgang mit dem Liegen und Schlafen im Leben des Menschen von heute, dessen Leben zeitlich ganz genau getaktet ist. Aber es gibt auch eine Gegenbewegung. Peter Sloterdijk empfiehlt neuerdings, einfach liegen zu bleiben und nicht gleich in die vita activa loszurennen. Manche Autoren, wie zum Beispiel Truman Capote, der sich selbst als "horizontalen Autor" geoutet hat, haben sich das Liegen zunutze gemacht. Es scheint ihnen eine gedankliche Verdichtung zu ermöglichen, die anders nicht so leicht zu erreichen ist. Es gibt horizontale Moden wie aktuell das "Power Napping", das kurze Kraftnickerchen am Tage. Das Liegen wird zwar oft negativ beurteilt, in der Praxis wird es aber durchaus in vielfältiger Weise kultiviert.

Offenbar hat das Liegen hin und wieder auch an sozialem Prestige gewonnen. Sie erzählen von den "Paradebetten", die im 16. und 17. Jahrhundert in Gebrauch waren. Was ist das?

Diese opulent gestalteten Betten dienten ranghohen Persönlichkeiten, Besucher zu empfangen. Das war nicht nur sehr bequem, sondern stellte wohl auch eine Art Vertrauensbeweis dar. Damals hatten die Häuser noch nicht die Aufteilung, wie wir sie kennen, der Salon, der Vorläufer des Wohnzimmers, kam erst später in Mode. Als Zeichen besonderer Gunst galt es, wenn sich der Besucher auf die Bettkante setzen durfte.

Sie zitieren Friedrich Schlegel: "Nur Italiener wissen zu gehen, und nur die im Orient verstehen zu liegen." Heißt das, wir haben unser heutiges Herumfläzen von den Osmanen gelernt?

Da lässt sich eine Traditionslinie ausmachen. Im Zuge der Orientbegeisterung Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts hat man sich auch der Wohnformen angenommen und versucht, diese auf den europäischen Kulturkreis zu übertragen. Doch dieser Kulturtransfer ist gar nicht so gut gelungen. Denn der türkische Diwan ist eigentlich eine Matte, die sich von einem Rand des Raums zum anderen erstrecken kann und auf dem die Leute halb sitzen, halb liegen - ohne Lehnen oder Stützen zum Auflegen der Arme. Aber dieser europäische Blick auf den Orient hat seinerzeit eine eigene Kultur des Liegens belebt, die zu den Dandys und den Bohemiens des 19. Jahrhundert führt. Zuvor fiel das bürgerliche Liegen wesentlich spartanischer aus. Man schlief auf einem vergleichsweise einfachen Bett oder machte es sich einfach auf einer Bank neben dem Ofen bequem.

Heißt das, ohne die Osmanen keine Couch und ohne Couch kein Sigmund Freud?

Im Grunde ist das so. Andererseits - Sigmund Freud war ein Genie. Hätte er damals noch keine Couch gehabt, er hätte sie wohl erfunden, auch wenn er wohl gerade nicht für seinen praktischen Sinn bekannt war. Doch ernsthaft: In seiner Epoche hatte das therapeutische Liegen Hochkonjunktur. Es gab die unterschiedlichsten Liegekuren in den Sanatorien und eine Art Jetset, den Thomas Mann in seinem Roman "Der Zauberberg" verewigt hat. Das therapeutische Liegen hat Freud nicht erfunden, er hat es nur für die Psychoanalyse nutzbar gemacht.

Gegenüber Ratgebern, wo und wie man richtig liegen sollte, bleiben Sie skeptisch; das Liegen sei eine intuitive Kunst. Bedeutet das, fehlende Intuition kann ein Grund sein, dass man schlecht schläft?

Jeder entwickelt seine eigene Choreographie beim Liegen und Schlafen, unabhängig davon, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht. Sie ergibt sich aus den physiologischen Bedürfnissen und aus den Gewohnheiten. Es gibt auch immer wieder - nicht wissenschaftliche, eher unterhaltsame - Versuche, aus der Liegeposition eines Menschen auf seinen Charakter zu schließen. Allzu viel Glauben sollte man dem zwar nicht schenken, aber es zeigt, dass die Art, wie man liegt, etwas sehr Persönliches ist. Interessant finde ich auch die Überlegung, inwieweit die Art des Liegens mit dem Partner etwas über die Beziehung aussagt. Ist das getrennte Schlafen etwa so etwas wie das Fremdgehen im Kleinen?

Haben wir aus dem Liegen eine zu technische Angelegenheit gemacht?

Das kann man so sagen, andererseits ist es natürlich auch eine Kulturleistung. Nachdem die Mechanisierung im 19. Jahrhundert ihren Siegeszug angetreten hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis man neue Liegelösungen fand. Zwischen der Konstruktion von Liegen für die Chirurgie, Friseursitzen, klappbaren Eisenbahnliegen und später dann Metallliegen für den Wohnraum gibt es eine Verbindung. So unterschiedlich ihre Verwendung ist, so sehr verdankt sich ihre Konstruktion dem Impuls, die Position des Liegenden besser steuern zu können. Wenn man wollte, könnte man von der Disziplinierung des Liegens sprechen.

Haben Sie im Verlauf Ihrer Recherchen ein Liege-Ideal entdeckt - etwas, wo Sie sagten, genauso will ich auch liegen?

Hm.

Sie erwähnen das Bett des Maharadschas Sadiq Muhammad Khan Abbasi IV., das anstelle der Bettpfosten vier nackte mechanische Frauen . . .

Um Himmels willen, nein! Da hätte ich Angst, dass mir eine dieser Frauenskulpturen auf den Kopf fällt. Aber sehr gerne habe ich in einem Alkoven geschlafen, das ist eine in die Wand eingelassene Bettnische. Ich mag die Begrenzung. In einer großen, offenen Halle zu schlafen wäre der Horror für mich. Mit der Bettstatt ist es genauso wie mit der Liegeposition. Es gibt da kein allgemeingültiges Ideal, nur ein individuelles.

Die Fragen stellte Markus Collalti.

Bernd Brunner, "Die Kunst des Liegens - Handbuch der horizontalen Lebensform", Galiani Berlin, 167 Seiten, 16,99 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Angetan zeigt sich Katharina Teutsch von Bernd Brunners kulturgeschichtlicher Arbeit über das Liegen. Dabei nimmt der Autor für sie nicht nur die für die horizontale Lebensform wesentlichen Tatsachen des Lebens wie Zeugung, Geburt, Sterben und Tod in den Blick, sondern befasst sich auch mit der Kunst des Liegens, dem Dichten und Schreiben im Liegen, mit Schlafzimmern und Liegegewohnheiten. Eine Anthropologie des Liegens ist das Buch nach Teutsch gleichwohl nicht. Sie beschreibt es eher als eine vergnügliche Anekdotensammlung mit hohem Unterhaltungswert, nicht zuletzt wegen der zahlreichen historischen Illustrationen. Ein etwas höherer wissenschaftlicher Anspruch hätte dem Werk ihres Erachtens gleichwohl nicht geschadet.

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