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Ziel dieses Buches ist es, den Menschen und Dichter Thomas Mann in allen seinen Facetten vorzustellen: Als Ehemann, Vater, Bruder, Großvater, Freund und Kollegen, als schöpferischen Menschen mit seiner Überzeugtheit von seinem Können und zugleich seinen Zweifeln daran, als den disziplinierten Arbeiter, der jedem jeden Wunsch erfüllte und keinen Brief unbeantwortet ließ. Es wird der politisch Irrende wie der weise Prophet gezeigt, der im Laufe seines Lebens in zahlreiche politische "Fehden" verwickelt war, jeglicher Kritik gegenüber höchst sensibel reagierte und für Lob und Beifall jederzeit…mehr

Produktbeschreibung
Ziel dieses Buches ist es, den Menschen und Dichter Thomas Mann in allen seinen Facetten vorzustellen: Als Ehemann, Vater, Bruder, Großvater, Freund und Kollegen, als schöpferischen Menschen mit seiner Überzeugtheit von seinem Können und zugleich seinen Zweifeln daran, als den disziplinierten Arbeiter, der jedem jeden Wunsch erfüllte und keinen Brief unbeantwortet ließ. Es wird der politisch Irrende wie der weise Prophet gezeigt, der im Laufe seines Lebens in zahlreiche politische "Fehden" verwickelt war, jeglicher Kritik gegenüber höchst sensibel reagierte und für Lob und Beifall jederzeit empfänglich war, schließlich auch der gegen Ende seines Lebens oft verzweifelnde Mensch, der das Schwinden seiner Schaffenskraft und seine Untätigkeit beklagt. Diese Chronik ist gleichermaßen wie eine - gelegentlich stichwortartige - Biographie zu lesen wie auch als wissenschaftliches Quellenwerk zu nutzen. Um dies zu gewährleisten, sind alle Fakten mit Quellenangaben belegt, die dem Interessierten Benutzer das Weiterforschen erleichtern. Eine große Anzahl bislang ungenutzter oder übersehener Quellen wurde gesichtet und ausgewertet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.01.2005

Ein süßes Nichts von Handlung
Die "Thomas Mann Chronik" von Gert Heine und Paul Schommer

Das Leben großer Autoren wird schließlich selbst zum Roman. Weshalb sonst sollte man sich eine Chronik vornehmen, die die Tagesabläufe einer weltausgreifenden Schreibtischexistenz ausbreitet, punktgenau dem Kalender folgend, über viele Jahrzehnte? "Goethes Leben von Tag zu Tag" hat es auf Tausende von Seiten gebracht, und Leser dieser Chronik sind sich weitgehend einig, daß keine davon zuviel sei. Gert Heine und Paul Schommer, die Autoren der neuen "Thomas Mann Chronik", begnügen sich mit sechshundert Seiten. Ihr Buch ersetzt das Standardwerk "Thomas Mann - Eine Chronik seines Lebens" von Hans Bürgin und Hans-Otto Mayer (1964). Der rapide gewachsene Kenntnisstand, nicht zuletzt durch die Publikation der Tagebücher, hat eine gänzliche Neufassung nötig gemacht.

Das Ungleichgewicht der einzelnen Jahresumfänge hat sich dadurch allerdings eher noch verstärkt. Im letzten Lebensdrittel fließt der Strom der Überlieferung am breitesten, und man hätte sicher für jedes Jahr einen umfangreichen Band zusammenstellen können - was beweist, daß diese Chronik ihren Autoren nicht nur immense Faktenkenntnis, sondern auch eine große Leistung hinsichtlich Auswahl, Straffung und Pointierung abverlangt hat. In den ersten Jahren und Jahrzehnten ist die Quellenlage dagegen spärlich. 1877 - Thomas Mann ist zwei Jahre alt - gibt es nur drei knappe Einträge, darunter die Aussage einer älteren Verwandten.

Die Autoren wollten nicht nur ein Nachschlagewerk, sondern ein lesbares Buch vorlegen. Deshalb kommt Thomas Mann möglichst oft selbst zu Wort. Zu vielen Chronik-Einträgen gibt es Zitate aus Briefen, Tagebüchern, Aufsätzen und Interviews, viele darunter, auf die man als Leser sonst kaum gestoßen wäre. "Als Kind wollte ich Konditor oder Trambahnschaffner werden", äußerte Mann gegenüber der "Bayerischen Volkszeitung" 1932. "Als ich sah, daß daraus nichts wurde, verzichtete ich überhaupt." Bekanntlich hat er den Weg in die Schriftstellerei als Verlegenheitslösung gesehen. Wer nichts wird, wird Wortwirt.

Weiter trägt zur Lesbarkeit bei, daß die zunehmend von Repräsentationspflichten bestimmte Mann-Existenz in anderen Stimmen gespiegelt wird: Was die Presse schrieb und der Rundfunk zu melden hatte, wenn der Schriftsteller irgendwo auftrat. Es gab Zeiten, in denen Lesungen aus dem "Zauberlehrling" oder dem "Hochstapler Felix Grull" angekündigt wurden. Am 8. Januar 1918 las Thomas Mann im Kunstverein Essen, eine Pleite. Der Berichterstatter der "Essener Volkszeitung" meinte: "Der Kruppsaal lichtete sich zum Schluß zusehends. Ich kann das so gut verstehen. Der ganze Abend ein Nichts von Handlung. 1 1/2 Stunden z. B. braucht er zur Schilderung eines Menschen, der nach Davos fährt, um sich da irgendwo in ein Bett zu legen."

Gelegentlich unternimmt der Band rezeptionsgeschichtliche Seitenblicke ("Was Thomas Mann fehlt, ist eine in Farben schwelgende, üppig quellende, blühende Phantasie und Fabulierkunst", urteilt eine Literaturgeschichte 1917), findet aus solcher Distanz aber immer schnell zurück zu den Details des Tagesgeschehens. Natürlich wird nicht jeder Friseurbesuch oder Spaziergang mit dem Hund verzeichnet; eine gewisse kulturelle Höhe müssen die Ereignisse schon mitbringen, sei es die Begeisterung über Hitchcock-Filme ("sensationelle Regie") oder Theater-Langeweile bei Dürrenmatt ("Wie mans heut so macht") und Pirandello ("italienischer Bluff").

Arbeitsberichte, wie sie das Tagebuch zu fast jedem Datum enthält, finden nur in Ausnahmefällen Eingang. Zum Beispiel am ersten Weihnachtstag 1953, an dem der Achtundsiebzigjährige festhält: "Bin wohl der einzige Mann weit und breit, der sich heute zur Arbeit setzt." Schlichte Fakten wie die Ausschlagung des Stalin-Friedenspreises 1954 bekommen erst durch knappe O-Töne vom Autor aussagekräftige Färbung: "Was man der ,freien Welt' zuliebe alles ablehnt. Es sind schon rund 300 000 Franken." Kurz: Diese Chronik ist ein Buch, in dem man sich festlesen kann - eine Biographie mit ganz eigenen, lakonischen Reizen.

WOLFGANG SCHNEIDER

Gert Heine/Paul Schommer: "Thomas Mann Chronik". Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2004. 626 S., geb., 49,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Überzeugt zeigt sich Rezensent Wolfgang Schneider von dieser "Thomas Mann Chronik", die Gert Heine und Paul Schommer vorgelegt haben. Sie ersetzt seines Erachtens Hans Bürgins und Hans-Ottos Mayer Standwerk "Thomas Mann - Eine Chronik seines Lebens" von 1964. Nicht nur die "immense Faktenkenntnis" der Autoren, sondern auch ihre Leistung bei der Auswahl, Straffung und Pointierung des umfangreichen Materials haben Schneider beeindruckt. Er würdigt zudem die gute Lesbarkeit des Werkes. Zu vielen Chronik-Einträgen gebe es Zitate aus Briefen, Tagebüchern, Aufsätzen und Interviews. Mann komme sehr oft selbst zu Wort. Auch werde Manns Existenz in den Stimmen von Presse und Rundfunk gespiegelt. Fazit des Rezensenten: "Diese Chronik ist ein Buch, in dem man sich festlesen kann - eine Biografie mit ganz eigenen, lakonischen Reizen."

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