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Ungeachtet vieler autobiographischer Züge ist dem zeitlebens in der Sowjetunion verfemten Michail Bulgakow eine überzeitliche Parabel über Sinn und Unsinn wissenschaftlicher Experimente und eine beissende Satire auf den "neuen Menschen" gelungen. Alexander Nitzbergs viel gepriesene Neuübersetzung und die Lesung von Ulrich Matthes akzentuieren die kafkaesken Züge des Romans. Ausführlich kommentiert und mit einer Vita aus Briefwechseln und Tagebüchern ergibt sich ein erschütterndes Bild eines der grössten Schriftsteller unserer Zeit

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Produktbeschreibung
Ungeachtet vieler autobiographischer Züge ist dem zeitlebens in der Sowjetunion verfemten Michail Bulgakow eine überzeitliche Parabel über Sinn und Unsinn wissenschaftlicher Experimente und eine beissende Satire auf den "neuen Menschen" gelungen. Alexander Nitzbergs viel gepriesene Neuübersetzung und die Lesung von Ulrich Matthes akzentuieren die kafkaesken Züge des Romans. Ausführlich kommentiert und mit einer Vita aus Briefwechseln und Tagebüchern ergibt sich ein erschütterndes Bild eines der grössten Schriftsteller unserer Zeit
Autorenporträt
Alexander Nitzberg, geb. 1969 in einer Künstlerfamilie in Moskau, 1980 nach Deutschland aus. Studium der Germanistik und Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Er ist freier Schriftsteller und Publizist. Des Weiteren unterrichtet er an der Heinrich-Heine-Universität und verfasst Lyrik, Prosa, Essays, Dramen und übersetzt aus dem Russischen. Er ist Mitglied im P.E.N.

Albert Bolliger studierte während 3 Jahren in Paris bei André Marchal und Jean Langlais. Er konzertierte und unterrichtete auf allen 5 Kontinenten. Längere Lehraufträge erfüllte er in den USA, in Mexiko und Taiwan. Seit vielen Jahren spezialisiert er sich auf historische Orgeln. Seine CDs haben in der internationalen Presse ein ausgezeichnetes Echo gefunden und sind mehrfach ausgezeichnet worden.

Der russische Romancier Michail Bulgakow (1891-1940) sehnte sich nach Ruhe und führte ein atemloses Leben: Dreimal war er verheiratet; er studierte Medizin, schlug sich als Übersetzer und Theaterregisseur durch. Er war morphiumsüchtig; seine Werke wurden zensiert, er widersetzte sich Stalin, der ihm die Ausreise verwehrte. Als er mit 49 Jahren starb, hatte er die letzten zwölf Jahre an seinem Lebenswerk Meister und Margarita geschrieben.

Ulrich Matthes, geboren 1959 in Berlin, ist einer der profiliertesten deutschen Darsteller auf der Bühne, im Film und im Fernsehen. In Der Untergang, der für den Oscar als bester fremdsprachiger Film 2005 nominiert wurde, verkörperte er Joseph Goebbels. Ulrich Matthes erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Gertrud-Eysoldt-Preis für herausragende schauspielerische Leistungen 2005. Die Fachkritik kürte ihn zum Schauspieler des Jahres 2005. Darüber hinaus wurde er als bester Hauptdarsteller in Der neunte Tag für den Deutschen Filmpreis nominiert. 2003 erhielt Matthes den Deutschen Hörbuchpreis für seine Interpretation von Vladimir Nabokovs "Pnin".
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Lust auf mehr Bulgakow bekommt Peter Lückemeier mit diesem von Alexander Nitzberg übersetzten und von Ulrich Matthes eingelesenen Roman. Nicht nur scheint dem Rezensenten der Text unfassbar modern und vital, die Meisterschaft, mit der Matthes den Lumpikow gibt, diesen zum Menschen "mutierten" Hund, haut ihn schlicht um. Zungenakrobatik ist das für Lückemeier, wenn Matthes Lumpi beziehungsweise Lumpikow Leben einhaucht, diesem Schwerenöter. Und im Kontrast zu dieser sorfältigen und präzisen Produktion fällt Lückemeier auf, wie schlampig doch viele Hörbücher produziert sind.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.12.2015

DAS HÖRBUCH
Lumpikows Los
Ulrich Matthes liest Bulgakows
„Das hündische Herz“
Am 6. Januar, dem orthodoxen Weihnachtstag, verzeichnet Professor Filipp Filippowitsch Preobraschenski den erfolgreichen Ausgang eines Experiments. Der Hund, dem er menschliche Hoden und eine menschliche Hypophyse einpflanzte, hat überlebt und entwickelt sich prächtig: „Schwanz abgefallen. Ganz deutlich gesprochen das Wort ,Kneipe’. Phonographische Aufzeichnung. Der reinste Wahnsinn!!“ Aus dem Köter „Lumpi“ wird der Flegel „Lumpikow“, der das Leben in der Moskauer Behausung des Professors revolutioniert, ins fantastisch Unerträgliche steigert. Die „fürchterliche Geschichte“ aus dem Jahr 1925 konnte erst Jahrzehnte nach dem Tod ihres Verfassers Michail Bulgakow erscheinen; 2013 hat sie Alexander Nitzberg neu übersetzt. In seiner Fassung gewannen die Figuren Gegenwart, wurden Handelnde aus Fleisch und Blut; in der auch satirischen Erzählung konnte das radikale Sprachkunstwerk entdeckt werden – am leichtesten, wenn man es sich laut vorlas. Für den Sinus-Verlag spricht Ulrich Matthes das Meisterwerk des „literarischen Wolfs“ Michail Bulgakow, richtiger: er spielt diese Geschichte vom ersten Hundeheulen bis zum letzten Singen, als stünde er auf einer Bühne und verwandelte sich in Köter, Professor, Erzähler und die anderen Bewohner der durchdrehenden Stadt Moskau. Matthes wechselt Tonlage, Stimmgestus, Charakter im Handumdrehen und wahrt zugleich den Rhythmus der Geschichte. Was der Übersetzer wollte, wird auf diese Weise Ereignis: komisch, widerlich, erschreckend.
  Hinzu kommt, wie bei jedem Hörbuch aus dem Sinus-Verlag, ein umfangreiches Begleitheft. Es enthält den Text der Erzählung, Anmerkungen und Nachwort des Übersetzers sowie eine ausführliche Bulgakow-Biografie. Ein Glück für Hörer und Leser.
JBY
Michail Bulgakow: Das hündische Herz. Aus dem Russischen von Alexander Nitzberg. Gelesen von Ulrich Matthes. Sinus-Verlag, Kilchberg 2015. Buch und Hörbuch. 4 CDs, 268 Minuten, Booklet mit 220 Seiten, 39,80 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2013

So blöd ist kein Köter, dass er nicht weiß, wie man Wurst schreibt
Lumpikoff, der sowjetische Hundemensch: Alexander Nitzberg hat Bulgakows groteske Erzählung "Das hündische Herz" neu übersetzt

Vor einem Jahr war plötzlich der Teufel los. Es erschien Alexander Nitzbergs Neuübersetzung von Bulgakows mephistophelischem Moskau-Roman "Meister und Margarita" - und ein Klassiker erstrahlte plötzlich in quecksilbrig-gegenwärtigem Sprachgewand (F.A.Z. vom 6. Oktober 2012). Eine Einladung zur Wiederentdeckung ist nun auch Nitzbergs frische, freche und durchaus fröhliche Übersetzung der Novelle "Das hündische Herz", die 1925 entstand und zu Bulgakows grotesken Frühwerken gehört.

Lumpi heißt die Hauptfigur. In den ersten Kapiteln werden wir mit ihrem Straßenköterdasein vertraut gemacht: "U-u-u-u-u-huh-huh-huuuuh! Da schaut, wie ich vor die Hunde gehe!" - so setzt die Geschichte ein, mitten im Schneesturm, bei dem es Lumpi allerdings heiß wird. Denn gerade hat "der Wirt der Kantine für Normale Ernährung der Mitarbeiter des Volkswirtschaftsrates" einen Kübel kochendes Wasser über ihm ausgeschüttet. Lumpi kennt sich aus mit den politischen Verhältnissen der Menschenwelt; wir erhalten von ihm Blicke auf das postrevolutionäre Moskau aus Wadenbeißerhöhe. Auch die Anfangsgründe des Lesens sind ihm vertraut: "Von den zigtausend Moskauer Rüden kann sich höchstens ein vollkommener Trottel die Lettern Wurst nicht zusammenreimen."

Wurst wird Lumpi zum Verhängnis. Eines kalten Tages im Winter 1924 ködert ihn ein "rätselhafter Herr" mit einer Krakauer und nimmt ihn mit in seine luxuriöse Wohnung. Lumpi wird hochgepäppelt und - zum Neid der herrenlosen Artgenossen - mit Halsband spazieren geführt. Weshalb plötzlich diese Privilegien? Sein neues Herrchen, Professor Filipp Filippowitsch Preobraschenski, und dessen Assistent Bormenthal wollen Lumpi für Verjüngungsexperimente benutzen. Dem Hund werden Hoden und Hypophyse eines gerade verstorbenen jungen Mannes eingepflanzt. Es ereignet sich etwas Unverhofftes: Einige Zeit nach der Operation beginnt Lumpi sein Fell abzuwerfen und sich aufzurichten.

Die Vermenschlichung hat allerdings störende Begleiterscheinungen. Lumpis sich rasch entwickelnde Sprache - erstes Wort: "Kneipe" - besteht zum größten Teil aus Flüchen. Der meist angetrunkene Hundemensch begrapscht Frauen und ist in seiner Mischung aus Wehleidigkeit, Anmaßung und Schuftigkeit bald eine einzige Verlegenheit für seinen Schöpfer. Man hätte es ahnen können: Der Spender der Hypophyse war ein Kleinkrimineller und Säufer, der sein vorzeitiges Ende bei einer Messerstecherei fand. Im Sowjetsystem ist allerdings Platz für Lumpi, der sich nun Poligraph Poligraphowitsch Lumpikoff nennt: Als kleiner Funktionär wird er zuständig für die Beseitigung streunender Kater. Dem Professor schwant, was er da auf die Menschen losgelassen hat: "Ich fange jetzt erst an zu begreifen, was aus diesem Lumpikoff alles werden kann."

Diese "fürchterliche Geschichte" - so der Untertitel - konnte selbst in den frühen, experimentierfreudigen Jahren der Sowjetliteratur nicht erscheinen, auch wenn sich Bulgakow gegen den Vorwurf des "Konterrevolutionären" verwahrte. Die Geschichte sei doch nur geprägt von "einer Menge Lebenserfahrung" und "gesundem Menschenverstand". Man konnte den Text als Wissenschaftsburleske lesen, als Farce über den ungezügelten Fortschrittsglauben, aber auch als beißende Parodie auf die Idee des "neuen Menschen". Professor Preobraschenski ist kein Freund des Proletariats; die Weltrevolution bezeichnet er einmal als "Halluzination". Verdrossen kämpft er um sein Sieben-Zimmer-Domizil: Wohnungen wurden nach 1918 verstaatlicht und die Räume neu zugeteilt; oft wurden ganze Familien in einem Zimmer einquartiert.

Die Erzählung kursierte zu Lebzeiten Bulgakows und noch lange danach nur in Samisdat-Abschriften, die stark von den Originalmanuskripten abwichen. Erst 1989 erschien in Moskau eine Edition, die auf dem Manuskript basiert, das Bulgakow noch mit handschriftlichen Korrekturen versehen hatte. Nitzbergs Neuübersetzung ist die erste, die anhand dieser Ausgabe auf "Basis des Typoskripts letzter Hand" erstellt wurde. Der geänderte Titel - statt "Hundeherz" nun "Das hündische Herz" - trifft den Unterton des Originals: Hündisch ist schließlich auch im Deutschen ein Eigenschaftswort, das ungut im menschlichen Bereich widerhallt.

Nitzberg bildet Bulgakows launig sprachspielerischen Tempostil im Deutschen gekonnt nach: eine ungemein dynamische, grelle, vielfältige Eindrücke aufsaugende Beschreibungskunst, wenn etwa die Gerüche und Geräusche in der Küche vergegenwärtigt werden, wo sich Lumpi vor und nach der Operation am liebsten aufhält - die brutzelnde Hölle im Haus, anheimelnd für eine diabolische Figur, die man als Vorläufer des Katers Behemoth in "Meister und Margarita" verstehen kann.

Bulgakow verstärkt die groteske Wirkung der Geschichte durch Polyphonie. Der bildungsbürgerliche Duktus des Professors kontrastiert mit der revolutionären Rhetorik; reizvoll die Drastik des Hundes, an der Grenze zur Satire der Wissenschaftsjargon in den Aufzeichnungen des Assistenten Bormenthal. Vor allem die Dialoge klingen in der Neufassung temperamentvoller und kommen in ihrer gestischen Qualität zur Geltung: jeder Figur ihre sprachliche Physiognomie. Nitzberg macht Bulgakows stilistische Modernität im Deutschen kenntlich, von der grotesken Ironie bis zum Spiel mit Klängen, Rhythmen, Alliterationen.

Der Übersetzer möchte die Geschichte von ihrer politischen Inanspruchnahme befreien und als sprühendes Sprachkunstwerk zur Wiederentdeckung empfehlen: "Das hündische Herz" ist mehr als eine antisowjetische Satire. Es ist ein Werk mit großer literaturhistorischer Bedeutung, das zugleich drastisches Lesevergnügen bietet.

WOLFGANG SCHNEIDER

Michail

Bulgakow: "Das hündische Herz". Eine fürchterliche Geschichte.

Übersetzt, kommentiert und mit einem Nachwort von Alexander Nitzberg. Galiani Verlag, Berlin 2013. 171 S., geb., 16,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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'Das hündische Herz' ist, zumal in Alexander Nitzbergs knackiger Neuübersetzung, eine frappierend moderne Groteske. Kai Scharffenberger Die Rheinpfalz 20200423