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Im Sommer 1918 steht die Welt knietief in Blut: Der Krieg hat bereits Millionen von Opfern gefordert, die Spanische Grippe breitet sich aus, in Russland schlägt die Revolution in einen Bürgerkrieg um. Die alte Ordnung Europas wackelt und wird bald fallen. Eine ganze Generation - die Generation Y des vergangenen Jahrhunderts - steht auf einem Scherbenhaufen und schaut in eine ungewisse Zukunft.
Im Sommer 1918 erscheint im Verlag Duncker & Humblot das Buch eines jungen Mannes, das Furore machen wird: Ernst Blochs Geist der Utopie. Im Angesicht des Schreckens, inspiriert von den
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Produktbeschreibung
Im Sommer 1918 steht die Welt knietief in Blut: Der Krieg hat bereits Millionen von Opfern gefordert, die Spanische Grippe breitet sich aus, in Russland schlägt die Revolution in einen Bürgerkrieg um. Die alte Ordnung Europas wackelt und wird bald fallen. Eine ganze Generation - die Generation Y des vergangenen Jahrhunderts - steht auf einem Scherbenhaufen und schaut in eine ungewisse Zukunft.

Im Sommer 1918 erscheint im Verlag Duncker & Humblot das Buch eines jungen Mannes, das Furore machen wird: Ernst Blochs Geist der Utopie. Im Angesicht des Schreckens, inspiriert von den philosophischen Strömungen der Jahrhundertwende und befeuert von den alternativen Lebensentwürfen der Reformer und Anarchisten auf dem Monte Verità, beschreibt Bloch darin den Menschen als ein radikal zur Utopie begabtes Wesen. Es ist ein Werk, das seine Zeit auf unnachahmliche Weise in Gedanken und Worte fasst, maßlos und streng, sozialistisch und messianisch, düster und voller Hoffnung. Nun ist die Zeit für eine Wiederentdeckung.
Autorenporträt
Ernst Simon Bloch wurde am 8. Juli 1885 in Ludwigshafen am Rhein geboren und starb am 4. August 1977 in Tübingen. Er entstammte einer jüdischen Familie aus der Pfalz. Von 1905 bis 1908 studierte er Philosophie bei Theodor Lipps in München und Oswald Külpe in Würzburg und wurde im Jahr 1908 promoviert. 1913 heiratete er die aus Riga stammende Bildhauerin Else von Stritzky. Als engagierter Gegner des Krieges ging er von 1917 bis 1919 mit seiner Frau in die Schweiz und war in Bern für das Archiv für Sozialwissenschaften tätig. 1917 beendete er in Locarno sein Werk Geist der Utopie. Ein Jahr nach dem Tod seiner Frau heiratete er 1922 die Malerin Linda Oppenheimer. Die Ehe hielt bis 1928. In der Zwischenzeit kehrte Bloch zurück nach Berlin. Zu seinen damaligen Freunden gehörten Bertolt Brecht, Kurt Weill, Theodor W. Adorno und Walter Benjamin. Politisch war Bloch sehr aktiv und bekämpfte schon früh die aufstrebende NSDAP. Nach Hitlers Machtübernahme wurde er ausgebürgert und emigrierte mit seiner ebenfalls jüdischen Lebensgefährtin Karola Piotrowska in die Schweiz. Nachdem sie von der Züricher Fremdenpolizei des Landes verwiesen wurden, heirateten beide 1934 in Wien. Von 1934 bis 1937 lebten sie in Paris, Sanary und Prag und emigrierten anschließend in die USA, wo sie zehn Jahre blieben. Dort schrieb Bloch an seinen Werken Das Prinzip Hoffnung, Subjekt - Objekt. Erläuterungen zu Hegel und Naturrecht und menschliche Würde. Nach dem Krieg, 1948, erhielt er einen Ruf nach Leipzig auf den Lehrstuhl für Philosophie. Trotz langjähriger Konflikte mit der SED blieb er bis 1961 dort. Kurz vor dem Bau der Mauer befand sich Bloch für einen Vortrag in Tübingen. Angesichts der neuen politischen Situation beschlossen er und seine Frau, in Westdeutschland zu bleiben. Unter anderem aufgrund des großen Einsatzes von Freunden konnte Bloch eine Gastprofessur in Tübingen antreten, wo er bis zu seinem Tod 1977 blieb.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.08.2018

NEUE TASCHENBÜCHER
Volle Kraft – Ernst Blochs
„Geist der Utopie“ in der Urfassung
Es ist genug – das ist immer noch einer der aufregendsten Anfangssätze für ein Buch. „Es ist genug. Nun haben wir zu beginnen.“
Begonnen wurde der „Geist der Utopie“ Mitte der Zehnerjahre des vorigen Jahrhunderts, es ist ein Produkt des Ersten Weltkriegs. Ernst Bloch hatte nach seiner Promotion die großen deutschen Gesellschaftstheoretiker getroffen, Georg Simmel, Georg Lukács, Max Weber. Aber die deutsche Universität war ihm zu eng, er musste expressiv denken, expressionistisch, auch deutsch und dialektisch, aber mehr Hegel als Marx. 1917 zog er mit seiner Frau nach Ascona, dort entstand das Buch, eine revolutionäre Mischung von Eschatologie und Monte Verità. Hundert Jahre nach der Ersterscheinung kommt der „Geist der Utopie“ in seiner ursprünglichen Fassung wieder heraus, die von Bloch für spätere Ausgaben umgearbeitet wurde.
Das Buch ist noch heute erregend und provokativ, nicht was seinen Inhalt angeht, sondern wie es diesen zur Darstellung bringt. Seine Sperrigkeit hat ihm die Kraft seiner Vision bewahrt. „Und dazu hilft, wie wir sagten, aufs Kräftigste schnitzwerkhaft zu denken. Denn das griechische Leben ist flach und das ägyptische, der begriffene Stein, ist tot. Aber das innere Leben glüht und stampft. Es treibt hinüber und macht seine Gestalten verschlungen, winklig, voreinander, übereinander gestellt und aufgetürmt. Es ist dieselbe Kraft, die sich in der Lava, dem Bleisturz im kalten Wasser, der Holzmaserung und zuhöchst in der zuckenden, blutenden, fetzenartigen oder sonderbar geballten Gestaltung der inneren Organe ausgewirkt hat.“
Es gibt schon den ganzen Bloch in diesem Buch, den der „Spuren“ oder des monumentalen „Prinzips Hoffnung“, die furiosen Beethoven- und Wagnerextrapolationen, die konturenreichen historischen Momente, die Zusammenhänge von Utopie und Prophetie. Und es gibt so etwas wie Bloch privat, Passagen zum Zusammengehen von Mann und Frau – das Buch ist Blochs Frau Else von Stritzky gewidmet –, wo das Sexuelle und das Spirituelle eins sind. FRITZ GÖTTLER
Ernst Bloch: Geist der Utopie. Erste Fassung. Suhrkamp Verlag, Berlin 2018. 437 Seiten, 20 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension

Eckart Goebel liest Ernst Blochs Erstling in der Bloch-Neuausgabe mit Lust. Nicht nur Blochs expressionistische Prosa hat es ihm angetan, auch Blochs Denken fasziniert ihn ein ums andere Mal, weil es dem Streben nach einem Gestern den Geist der Utopie entgegensetzt, das schwärmerische Denken ins Zukünftige. Wenn Bloch als Vehikel dieses Denkens vor allem die Musik ausmacht, sieht Goebel über die hysterische, neunmalkluge Wagner-Begeisterung des Autors hinweg, ebenso wie über sein reichlich unterentwickeltes Frauenbild und verlegt sich auf die philosophischen Höhepunkte im Text. Wie der junge Autor die Dunkelheit unserer Selbsterfahrung und die Dunkelheit der Zukunft ins eins denkt, scheint ihm bemerkenswert.

© Perlentaucher Medien GmbH
»In einer atemberaubenden Konstruktion überblendet der junge Philosoph die Dunkelheit unserer Selbsterfahrung mit der Dunkelheit der Zukunft, sodass dann eine funkelnde Synthese herausspringt und als Leuchtrakete eine Philosophie auf den Weg bringt, die in schwärzester Zeit von der Sehnsucht beflügelt wird, dereinst 'endlich das Menschengesicht zu sehen', auf das wir noch immer warten.« Eckart Goebel DIE WELT 20181110