Críticas:
»Die einzelnen Beiträge zeigen insgesamt hohes fachliches Niveau und zeichnen sich durch ein wechselseitiges Aufeinandereingehen aus eine Folge des gemeinsam erarbeiteten Grundkonzepts. [...] Gut herausgearbeitet wird in dem Band die Eigenart und Stoßrichtung der französischen laicité, die als antiklerikale Programmformel bereits in den 1870er Jahren auftrat. [...] Aufmerksamkeit verdienen schließlich die Fallstudien zum Kopftuch- und Kruzifixproblem, zum schulischen Religionsunterricht und bloß historisierender Religionskunde, zum Ethik- beziehungsweise Werteunterricht in seinem Verhältnis zum Religionsunterricht. Mit scharfem Blick legen die Autoren die in beiden Ländern unterschiedlichen Grundlagen für Kontroversen offen, analysieren die verschiedenen politischen und gerichtlichen Argumentationslogiken und kontrovers vertretenen Optionen. Auch weisen sie kritisch auf offensichtliche Inkonsistenzen in Argumentation und Positionsnahmen hin.« (Ernst-Wolfgang Böckenförde, Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Reseña del editor:
Grenzziehungen zwischen Religion und Politik sind mit dem modernen Selbstverständnis europäischer Gesellschaften aufs engste verbunden. In jüngster Zeit wurden sie erneut zum Gegenstand leidenschaftlicher Kontroversen. Die Auflösung konfessioneller Milieus, die Individualisierung religiösen Glaubens, vor allem aber die migrationsbedingte Pluralisierung des religiösen Feldes stellt demokratische Gemeinwesen vor eine Reihe neuer Herausforderungen.
Dieser Band, der die Ergebnisse einer mehrjährigen deutsch-französischen Forschungskooperation präsentiert, untersucht aus soziologischer Perspektive das Verhältnis von Religion und Politik in nationalen und postnationalen Konstellationen. Voraussetzung für diese gemeinsame Arbeit war eine Verständigung der beteiligten Forscher darüber, ob und inwieweit die klassischen soziologischen Diskurse über Religion vom historischen Verlauf der Staats- und Nationsbildung im späten 19. Jahrhundert geprägt sind. Genau dieser Frage widmet sich der erste Teil des Bandes. Ausgehend von einer begriffsgeschichtlichen Betrachtung von »Säkularisierung« und »Laizität« werden mögliche Bezüge der religions soziologischen Konzeptionen von Émile Durkheim, Max Weber und Georg Simmel zu den Kulturkämpfen in Dritter Republik und Kaiserreich analysiert. Inwieweit diese Ansätze unter gegenwärtigen Bedingungen noch tragfähig sind, ist Gegenstand des zweiten Teils dieser Aufsatzsammlung. In ihm werden Prozesse der Entkirchlichung nachgezeichnet, Umgangsformen mit religiöser Pluralisierung im französischen und deutschen Schulwesen untersucht und die im Zuge der Europäisierung entstehenden Religionssemantiken rekonstruiert.
Insgesamt bietet der Band eine neue Perspektive auf moderne Religionskontroversen in Deutschland und Frankreich, die über stereotype Muster nationaler Selbst- und Fremdbeschreibung deutlich hinausgeht.
„Über diesen Titel“ kann sich auf eine andere Ausgabe dieses Titels beziehen.