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Der große Sachbuch-Bestseller aus Großbritannien: Endlich wird entlarvt, wie uns Pseudo-Wissenschaftler belügen, um uns Medizin- und Kosmetikprodukte zu verkaufen »Von Zahnärzten empfohlen«.»Von Dermatologen getestet«. Doch mit welchem Ergebnis? Woher wissen wir, ob uns eine medizinische Behandlung hilft? Wie können wir überprüfen, was uns alternative Heilmethoden wie zum Beispiel die Homöopathie versprechen? Und warum glauben kluge, kritische Menschen hanebüchene Dinge, nur weil »die Wissenschaft« sie angeblich bewiesen hat? Ben Goldacre entlarvt mit so viel Witz wie Wissen die zweifelhafte…mehr

Produktbeschreibung
Der große Sachbuch-Bestseller aus Großbritannien: Endlich wird entlarvt, wie uns Pseudo-Wissenschaftler belügen, um uns Medizin- und Kosmetikprodukte zu verkaufen
»Von Zahnärzten empfohlen«.»Von Dermatologen getestet«. Doch mit welchem Ergebnis? Woher wissen wir, ob uns eine medizinische Behandlung hilft? Wie können wir überprüfen, was uns alternative Heilmethoden wie zum Beispiel die Homöopathie versprechen? Und warum glauben kluge, kritische Menschen hanebüchene Dinge, nur weil »die Wissenschaft« sie angeblich bewiesen hat?
Ben Goldacre entlarvt mit so viel Witz wie Wissen die zweifelhafte Wissenschaft hinter vermeintlich geprüften und bewiesenen Fakten und zeigt uns, wie wir mit eigenen Mitteln schlechte von guter Wissenschaft unterscheiden können.
Autorenporträt
Ben Goldacre, Jahrgang 1974, ist Arzt , Medizinjournalist für die britische Zeitung »The Guardian« und praktiziert außerdem als Psychiater. Er studierte am Magdalen College in Oxford und am University College in London; Ben Goldacre hat außerdem einen Studienabschluss in Philosophie vom King's College in London. Seine Kolumne namnes »Bad Science« im »Guardian« gilt als Kult.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.04.2010

Schreiender Blödsinn
Ben Goldacre demontiert die allgegenwärtige Quacksalberei
Ben Goldacre, ein junger Londoner Arzt und Medizinjournalist, hat sich im Laufe der Nullerjahre mit einer Kolumne im Guardian und mit dem Blog „Bad Science” einen Namen gemacht. Seine Texte und das gleichnamige Buch haben freilich einen spezifischeren Gegenstand als es der Titel vermuten lässt: Es geht um Pseudowissenschaft und Scharlatanerie im Gesundheitswesen – und um das Versagen der Medien im Umgang damit. Das ist immer noch eine Menge, folgt man auch nur halbwegs Goldacres vager Einschätzung, dass „die Hälfte aller Wissenschaftsberichte in den Medien” medizinische Themen behandeln. Sein Buch, erstmals zum Sommerende 2008 erschienen, belegte beim britischen Amazon-Ableger in der Kategorie Populärwissenschaft monatelang den ersten Verkaufsrang. Derzeit liegt es auf dem zweiten. Nun ist es auch auf Deutsch erschienen.
„Bad Science” arbeitet nicht nur die verschiedenartigsten Themen ab, es verfolgt auch abwechselnd mehrere Vorhaben. Am augenfälligsten sind Goldacres investigative Demontagen erfolgreicher Quacksalber und pseudowissenschaftlicher Irreführungen in der Gesundheitsindustrie. Zudem wird über verschiedene Kapitel hinweg – gut verständlich, aber nichts herunterdummend – der Stoff eines methodologischen Propädeutikums entfaltet. Gleichrangig mit alldem wiederum dokumentiert Goldacre das Versagen britischer Medien, die, statt halbwegs zuverlässig schreienden Blödsinn zu erkennen, allzu häufig bis in die letzten Qualitätsinstitutionen hinein zu dessen Fortbestand beitragen.
Und dann sind da noch Goldacres kultur- und mentalitätskritische Diagnosen. Sie betreffen nicht nur, aber doch in der Hauptsache die Medienmacher und das von ihnen vermittelte Zerrbild der empirischen Wissenschaften. Ein Kapitel etwa liefert eine plausible Typisierung schablonenartiger Wissenschaftsberichterstattung, während die beiden Schlusskapitel zwei jüngere Fälle behandeln, in denen, gegen die Ratschläge besorgter Fachleute, beschämend inkompetente Generalisten Hysterie schürten.
Kurze Einstiegskapitel dagegen widmen sich Phänomenen wie vermeintlich wunderwirkenden Feuchtigkeitscremes, „Detox”-Anwendungen, die Körperentgiftungs-Fantasien bedienen und patentierten, pseudo-hirnwissenschaftlich verbrämten Körperübungen namens „Brain Gym”, die das Lernen fördern sollen und trotz ihrer „offensichtlich und durchschaubar dummen” Begleiterklärungen, so Goldacre, an hunderten staatlichen Schulen Großbritanniens für den Unterricht übernommen wurden.
Dann wird weiter ausgeholt, die Homöopathie tritt auf, und an diesem idealen Anschauungsmaterial werden elementare Methoden klinischer Studien vermittelt – so voraussetzungslos, dass künftig niemand mehr auf das Fehlen einer zugänglichen Kurzeinführung zum Thema verweisen kann. Grundanforderungen an aussagekräftige Studien (Kontrollgruppen, Randomisierung, Verblindung) werden erklärt und vor allem: nachvollziehbar begründet. Die Bedeutung von Meta-Analysen wird veranschaulicht. Goldacre geht ausführlich auf die Kraft des Placeboeffektes ein, und auf die systematischen, kulturell vermittelten Unterschiede zwischen verschiedenen Placebos. Wissen wie dieses sollte so selbstverständlicher Schulpflichtstoff sein wie sexueller Aufklärungsunterricht. Stattdessen kann Goldacre ernsthaft behaupten, am Ende dieses thematischen Teils werde man mehr über evidenzbasierte Medizin und klinisches Studiendesign wissen als ein durchschnittlicher Arzt. Man kann nur hoffen, dass das nicht stimmt.
Am ausführlichsten wird auf die Industrie der pseudowissenschaftlichen Ernährungsheilsversprecher – „Nutritionists” – eingegangen, die in Großbritannien eine erstaunliche Medienpräsenz genießen. Die Übersetzung unterschlägt dabei kommentarlos zwei Kapitel, in denen die beiden einflussreichsten britischen Ernährungsgurus zerlegt werden. Diese Kürzung mag nachvollziehbar sein und erspart dem Leser einige zähere Passagen voller landesspezifischer Details. Allerdings fallen damit auch manche aufschlussreiche Beobachtungen und Perlen der Realsatire unter den Tisch.
Immerhin fehlt das erschütternde Kapitel über den deutschen Vitamin-Magnaten Matthias Rath nicht, einem alternativmedizinischen Heilsbringer von Weltrang. Erst in einer zweiten Auflage von 2009, Rath hatte zwischenzeitlich Klagen gegen Goldacre und den Guardian zurückgezogen, konnte das Kapitel diesseits des Internets veröffentlicht werden.
Raths verschwörungstheoretische Agitation in Südafrika– die Überschrift einer seiner ganzseitigen Zeitungsanzeigen lautete: „Stoppt den Aids-Genozid durch das Pharmakartell!” – hatte erheblichen Einfluss auf die Politik Thabo Mbekis. Gegen den gleichsam universellen Konsens der wissenschaftlichen Gemeinschaft leugnete Südafrikas Regierung auf dem Höhepunkt der dortigen Epidemie, dass Aids durch HIV verursacht werde und weigerte sich, den Einsatz antiretroviraler Medikamente zu unterstützen. Man ließ sie sich nicht einmal spenden. Gemäß einer Ende 2008 veröffentlichten Studie einer Epidemiologen-Gruppe aus Harvard starben deshalb in den Jahren 2000 bis 2005 mehr als
330 000 Südafrikaner vermeidbare Tode.
In der zweiten Buchhälfte geht Goldacre wieder zu methodologischen Lektionen über und stellt aus dem Basiswissen verschiedener Disziplinen Hinweise zur Blödsinnserkennung zusammen. Hier, wie bei der anfänglichen Erläuterung klinischer Studien und des Placeboeffekts, ist die aufklärerische Dichte am größten, die Exposition am stringentesten. Ein kurzes Kapitel zählt einige sozialpsychologisch gut belegte kognitive Täuschungen auf. Ein anderes erläutert statistische Fehlschlüsse am Beispiel journalistischer Enten und medizinisch-strafrechtlicher Fehlentscheidungen der vergangenen Jahre. Und das Kapitel zur pharmazeutischen Industrie enthält eine wunderschöne kleine Zusammenstellung statistischer und Verfahrens-Tricks, mit denen, mal opportunistisch, mal eher verzweifelt, Resultate von Arzneimittel-Studien geschönt werden.
Was nun noch fehlt, ist, dass sich einige deutsche Verlagsmitarbeiter einmal zusammenreißen und ihren Wettbewerb um die dreisteste und dümmste Sinnentstellung im Titel eines übersetzten Sachbuches beenden. Es lässt sich damit leben, wenn, anders als im Original, eine deutschsprachige Sachbuch-Übersetzung vierhundert Textseiten ohne Kopfzeilen oder Register enthält; es ist auch noch zu verkraften, dass ein paar hilfreiche Literaturempfehlungen aus Anhang und Fußnoten von „Bad Science” nicht mehr auftauchen; für manchen vielleicht auch, dass kommentarlos zwei Kapitel entsorgt wurden. Unerträglich aber ist es, wenn der Fischer-Verlag dieser verdienstvollen, differenzierten Leistung der medizinischen Wissenschaftsvermittlung ausgerechnet den abstrusen Weltverschwörungstitel „Die Wissenschaftslüge” in Riesenlettern verpasst.
In „Bad Science” geht es keineswegs nur um Lügen. Schon gar nicht um eine einzige aberwitzige „Wissenschaftslüge”. Es geht um ein zerklüftetes Gebirge an Hochstapelei, Inkompetenz, und Irreführung, und oft lässt sich nicht genau sagen, zu welchen Anteilen Lügen neben Selbstbetrug und verschiedenen Spielarten der Irreführung im Spiel sind. Wer dieses Buch „Die Wissenschaftslüge” betitelt, bedient exakt jene Mythen aus den verschwörungstheoretischen Randzonen, die Goldacre ausdrücklich bekämpft – Mythen wie die der MMR-Impfgegner und Aids-Leugner.
Dazu sei aus dem Buch nur eine der wichtigsten mentalitätskritischen Thesen Goldacres zitiert: „Die mächtige Pharmaindustrie ist böse; dieser Prämisse würde ich beipflichten. Doch weil die Menschen nicht durchschauen, auf welche Weise sie böse ist, fließen ihr Ärger und ihre Empörung nicht in berechtigte Kritik – an der Tatsache zum Beispiel, dass die Pharmaindustrie Daten verfälscht, oder dass sie den Entwicklungsländern lebensrettende Medikamente gegen Aids vorenthält – sondern in infantile Fantasien.” MALTE DAHLGRÜN
BEN GOLDACRE: Die Wissenschaftslüge. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010. 420 Seiten, 9,95 Euro.
Dieses Wissen sollte ebenso Schulpflichtstoff sein wie sexueller Aufklärungsunterricht
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Malte Dahlgrün sagt klar, worum es geht in diesem kultur- und medienkritischen Buch. Und auch worum es nicht geht. Dass der Londoner Arzt und Medienjournalist Ben Goldacre Pseudowissenschaft und Scharlatanerie im Gesundheitswesen und den medialen Umgang damit an den Pranger stellt, ist das eine. Dahlgrün lobt die gut verständliche, nicht "herunterdummende" Art, mit der der Autor dem Leser zu diesem Zweck methodologisches Wissen zur Verfügung stellt und uns sowohl über den Schwindel mit Cremes und Gehirnjogging als auch über Placebos, Homöopathie und das Frisieren von Medikamentenstudien aufklärt. Umso bedauerlicher findet Dahlgrün, wenn das große aufklärerische Potenzial des Buches ausgerechnet durch leichtfertige Verlagsarbeit sabotiert wird. Nicht nur, dass der Rezensent bei der vorliegenden deutschen Ausgabe auf Register, Literaturtipps, Fußnoten und ganze Kapitel der Originalausgabe verzichten muss. Der Verlag verärgert ihn auch noch mit einem reißerischen deutschen Titel, der die differenzierte medizinische Wissensvermittlung des Autors in genau jene "verschwörungstheoretischen Randzonen" verweist, die der Autor zu bekämpfen sucht.

© Perlentaucher Medien GmbH
Malte Dahlgrün sagt klar, worum es geht in diesem kultur- und medienkritischen Buch. Und auch worum es nicht geht. Dass der Londoner Arzt und Medienjournalist Ben Goldacre Pseudowissenschaft und Scharlatanerie im Gesundheitswesen und den medialen Umgang damit an den Pranger stellt, ist das eine. Dahlgrün lobt die gut verständliche, nicht "herunterdummende" Art, mit der der Autor dem Leser zu diesem Zweck methodologisches Wissen zur Verfügung stellt und uns sowohl über den Schwindel mit Cremes und Gehirnjogging als auch über Placebos, Homöopathie und das Frisieren von Medikamentenstudien aufklärt. Umso bedauerlicher findet Dahlgrün, wenn das große aufklärerische Potenzial des Buches ausgerechnet durch leichtfertige Verlagsarbeit sabotiert wird. Nicht nur, dass der Rezensent bei der vorliegenden deutschen Ausgabe auf Register, Literaturtipps, Fußnoten und ganze Kapitel der Originalausgabe verzichten muss. Der Verlag verärgert ihn auch noch mit einem reißerischen deutschen Titel, der die differenzierte medizinische Wissensvermittlung des Autors in genau jene "verschwörungstheoretischen Randzonen" verweist, die der Autor zu bekämpfen sucht.

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