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PULITZER-PREIS FÜR LITERATUR
Saint-Malo 1944: Die erblindete Marie-Laure flieht mit ihrem Vater, einem Angestellten des "Muséum National d'Histoire Naturelle", aus dem besetzten Paris zu ihrem kauzigen Onkel in die Stadt am Meer. Verborgen in ihrem Gepäck führen sie den wahrscheinlich kostbarsten Schatz des Museums mit sich.
Werner Hausner, ein schmächtiger Waisenjunge aus dem Ruhrgebiet, wird wegen seiner technischen Begabung gefördert und landet auf Umwegen in einer Spezialeinheit der Wehrmacht, die die Feindsender der Widerstandskämpfer aufzuspüren versucht. Während Marie-Laures Vater
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Produktbeschreibung
PULITZER-PREIS FÜR LITERATUR

Saint-Malo 1944: Die erblindete Marie-Laure flieht mit ihrem Vater, einem Angestellten des "Muséum National d'Histoire Naturelle", aus dem besetzten Paris zu ihrem kauzigen Onkel in die Stadt am Meer. Verborgen in ihrem Gepäck führen sie den wahrscheinlich kostbarsten Schatz des Museums mit sich.

Werner Hausner, ein schmächtiger Waisenjunge aus dem Ruhrgebiet, wird wegen seiner technischen Begabung gefördert und landet auf Umwegen in einer Spezialeinheit der Wehrmacht, die die Feindsender der Widerstandskämpfer aufzuspüren versucht. Während Marie-Laures Vater von den Deutschen verschleppt und verhört wird, dringt Werners Einheit nach Saint-Malo vor, auf der Suche nach dem Sender, der die Résistance mit Daten versorgt ... Hochspannend und mit einer außergewöhnlichen Sprachkunst erzählt Anthony Doerr die berührende Geschichte von Marie-Laure und Werner, deren Lebenswege sich für einen schicksalsträchtigen Augenblick kreuzen.
Autorenporträt
Anthony Doerr, 1973 in Cleveland geboren, lebt mit seiner Frau und zwei Söhnen in Boise, Idaho. Neben Erzählungsbänden wie "Der Muschelsammler" veröffentlichte Doerr die Romane "Winklers Traum vom Wasser" und zuletzt "Alles Licht, das wir nicht sehen". Mit "Alles Licht, das wir nicht sehen" feiert Anthony Doerr einen überragenden Erfolg: Vom Geheimtipp der Indie-Buchhändler avancierte das Buch in Kürze zum Megabestseller in den Vereinigten Staaten. Seit 38 Wochen steht das Buch auf der New York Times Bestsellerliste und hat sich mittlerweile über eine Million Mal verkauft. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen wurde "Alles Licht, das wir nicht sehen" unter die Finalisten des National Book Award 2014 gewählt und von der New York Times Book Review als einer von fünf belletristischen Titeln als "Bestes Buch 2014" ausgezeichnet. Zudem wurde Anthony Doerr 2015 für den Titel der Pulitzer-Preis für Literatur zugesprochen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.06.2015

Hinter jeder Ecke lauert der Geschichtsgrusel

History und Mystery in Frankreich 1944, hochdekoriert: Was taugt Anthony Doerrs mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneter Weltkriegsroman "Alles Licht, das wir nicht sehen"?

Mehr als 13 000 Kundenrezensionen wurden über Anthony Doerrs Roman "Alles Licht, das wir nicht sehen" in nur einem Jahr bei Amazon verfasst. So viele Leser geben sonst nur bei "Fifty Shades of Grey" Kunde. Zur schwartenverdächtigen Millionenauflage ist nun aber auch der Pulitzerpreis gekommen. Offenbar haben wir es mit einem Phänomen von einem Roman zu tun, der in den Vereinigten Staaten Leser und Kritik gleichermaßen entzückt. Das Echo der deutschen Übersetzung blieb bisher allerdings verhalten.

Dabei ist es ist ein Roman, der uns schon deshalb angeht, weil er im alten Europa spielt. Aber vielleicht liegt in dieser Perspektive schon ein Problem. Deutscher Nazi-Grusel verbindet sich mit einem pittoresken französischen Schauplatz, Saint-Malo an der Bretagneküste, für Amerikaner zugleich eine heroische Landschaft. Die zentralen Kapitel des Romans spielen im August 1944, acht Wochen nach dem D-Day. Saint-Malo ist die letzte Nazi-Festung in Nordfrankreich. Und liegt deshalb unter Bombenhagel. 85 Prozent der Stadt wurden komplett zerstört: ein flammendes Inferno, das Doerr mit geradezu pyrotechnischer Beschreibungskraft vermittelt.

Die Hauptfiguren sind in den Rückblende-Kapiteln noch Kinder, aber doch schon gezeichnet: ein blindes französisches Mädchen und ein albinoblonder deutscher Waisenknabe. Im regelmäßigen Wechsel erzählt der Roman von Werner Hausner, der in Essen mit seiner Schwester auf dem Gebiet der Zeche Zollverein aufwächst, und von Marie-Laure LeBlanc, die zunächst in Paris bei ihrem Vater lebt, einem Museumsschlosser, der für sie das heimische Viertel als kleine Holzstadt nachbaut, damit sie sich mit sensiblen Fingern orientieren kann. Blindheit wird von Doerr nicht nur behauptet; die Welt der Blinden ist ein Hörspiel: "Autos platschen über die Straße, Schmelzwasser rinnt durch die Gossen. Sie hört die Schneeflocken in den Bäumen ticken . . . Die Metro rattert unter dem Gehweg . . . Der Himmel weitet sich und sie hört das Knacken von Ästen." Kurz bevor die Wehrmacht Paris besetzt, flieht Marie-Laure mit ihrem Vater ins vermeintlich sichere Saint-Malo. Dort lebt ihr Großonkel in einem großen, verwunschenen Haus, und bald wird sie von einem Grüppchen resoluter Résistance-Damen für kleine, aber gefährliche Widerstandsaktivitäten eingespannt.

Werner entkommt unterdessen dem Waisenhaus und dem vorgezeichneten Untertage-Schicksal. Der Kleine zeigt früh eine große technische Begabung und baut aus Schrott Radios zusammen, so dass die Kinder Hörspielen über "hakennasige Kaufhausbesitzer" lauschen können. Radio ist die Technik der Stunde - und Werner bald ein Fall für das nationalsozialistische Begabtenprogramm. Er kommt an die Napola von Schulpforta, durchsteht dort schikanöse Mutproben und sadistische Erniedrigungsrituale. Fördern und Foltern: Das sind die pädagogischen Leitlinien des Instituts.

Auch wenn der Roman auf einige klischeegeschnitzte Nazi-Unholde nicht verzichtet, schafft er es doch, die perfide Doppelgesichtigkeit des nationalsozialistischen Erziehungssystems zur Darstellung zu bringen: Einerseits werden die Jungen auf Idealismus und "glühende Opferbereitschaft" getrimmt, andererseits sollen ihnen die humanen Reflexe wegkonditioniert werden. Mitleid mit Schwachen, Einfühlung in Opfer und Benachteiligte ist demnach selbst eine fahrlässige Schwäche im sozialdarwinistischen Kampf der Rassen und Völker. Werner aber kommen Zweifel an der Logik der Ideologie: "Rassische Reinheit, politische Reinheit . . . Er fragt sich mitunter, ob nicht das Leben selbst eine Verunreinigung ist."

Im Krieg wird er als Funktechniker Mitglied einer Spezialeinheit, die Partisanen-Sender ausfindig macht und mitsamt den Sendenden vernichtet. Brutale, aber eindrückliche Szenen; der Krieg ist die große Schule der "tiefen Verachtung alles menschlichen Lebens". Später wird die Einheit nach Nordfrankreich verlegt, und dort spürt Werner illegale Signale auf, die aus dem Haus von Marie-Laures Großonkel kommen, einem Radiofreak der ersten Stunde, dessen letzte jetzt geschlagen hätte, wenn Werner die Entdeckung nicht für sich behielte.

Der Roman mischt History und Mystery. Für Letztere sorgt ein Riesendiamant, dem geheimnisvolle Kräfte nachgesagt werden: "Wer immer den Stein besitzt, soll ewig leben, aber die, die er liebe, soll als Preis dafür alles Unglück treffen." Der an Krebs erkrankte Stabsfeldwebel Reinhold von Rumpel, im Zivilleben Edelsteinexperte, versucht sich in den Besitz des Diamanten zu bringen. Für ein bisschen ewiges Leben wäre ihm jedes Opfer recht. Das trägt dem Roman eine kolportagehafte Indiana-Jones-Nebenhandlung ein, denn zur Irreführung sind seit den Tagen der Evakuierung von Paris neben dem Original drei Kopien des ominösen Minerals unterwegs - und einen dieser Steine, womöglich den echten, hat Marie-Laures Vater im Gepäck, weshalb von Rumpel, dieser böse kranke Mann, schließlich auf Maries Spuren gerät. Der Superdiamant ist im Roman eine Art Geheimwaffe, ein Bindemittel, um disparate Figuren und Szenen zusammenzuhalten.

Leider hat Doerr eine Neigung zu angestrengten Metaphern und preziösen Sprachbildern: "Zweifel. Wie Aale schleichen sie sich ein." Oder: "Seine Stimme ist tief und sanft, ein Stück Seide, das man in der Schublade aufbewahrt, nur um es von Zeit zu Zeit hervorzuholen und zu befühlen." Einmal weht ein Lied "wie eine helle, pulsierende Wolke zum Fenster hinein", ein andermal zieht ein Mensch "seine Angst wie einen Karren hinter sich her". Solche Stilblüten sind jedoch die Kehrseite des Bemühens um sprachliche Ausdruckskraft und sinnliche Konkretion, das den Roman dann doch von der üblichen, sprachlich dürftigen Bestsellerware unterscheidet und zu beeindruckenden Beschreibungen führt. Über das Zechengelände, Werners Herkunftswelt, heißt es: "Schornsteine rauchen, Lokomotiven pendeln auf erhöhten Trassen, und auf Abraumhalden stehen kahle Bäume wie skelettierte Hände, die sich aus der Unterwelt herausrecken." Dieses Zitat ist zudem ein Beispiel dafür, dass das alte Europa, wie es dieser Roman präsentiert, einen starken Zug ins Klaustrophobe hat. Marie verbringt einen großen Teil der Rahmenhandlung eingesperrt hinter einem monströsen Kleiderschrank, Werner im verschütteten Keller unter einem zusammengestürzten Hotel, was ihn an das Grubenunglück seines Vaters erinnert. Und nicht zufällig ist Jules Vernes Roman "20 000 Meilen unter den Meeren" ein wichtiger Motivspender.

Der außerordentliche Erfolg des Buches ist auch deshalb erstaunlich, weil es formal sehr eigenwillig erzählt ist. Der 1973 geborene Anthony Doerr hat sich einen Namen gemacht als Verfasser von Kurzgeschichten; auch sein Roman ist gebaut aus lauter kleinen Erzählsequenzen von ein, zwei, selten mehr als fünf Seiten. Der Leser kann sich also keinem bequemen Lesefluss hingeben, sondern muss seine Vorstellungskraft ständig neu justieren, zumal die Handlung auch mit vielen Zeitsprüngen dargeboten wird. Obwohl durchgehend im Präsens gehalten, kommt der Roman den Figuren doch nicht so nahe, wie es bei einer Erzählweise der Fall wäre, die sich über viele Seiten der Perspektive einer Figur anvertraut. Statt ein Geschehen, eine Begegnung zu entfalten, versucht die kleinteilige Form lauter prägnante Momente aufzubieten, die über sich hinausweisen.

Das bekommt leicht etwas Forciertes, Bedeutungsschwangeres. Und es soll womöglich darüber hinwegtäuschen, dass dieser Roman ziemlich artifiziell konstruiert und zusammengeschraubt ist. Am Ende treffen sich kurzzeitig die Wege der Hauptfiguren, und Werner hat noch Gelegenheit, Marie-Laure dreimal das Leben zu retten. Magische, märchenhafte Verbindungen sind hier wichtiger als solide Motivationen. Darin liegt vielleicht das Erfolgsrezept: Doerr verbindet die Last der Geschichte mit der Leichtigkeit des Geschichtenerzählens. Zu leicht, wird mancher alte Europäer einwenden.

WOLFGANG SCHNEIDER

Anthony Doerr: "Alles Licht, das wir nicht sehen". Roman.

Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. C. H. Beck Verlag, München 2014. 518 S., geb., 22,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.05.2015

Eiskalte Nacht, tosender Applaus
Für seinen Roman „Alles Licht, das wir nicht sehen“ erhält Anthony Doerr Ende Mai den Pulitzer-Preis 2015 – warum nur?
Zuerst fallen Flugblätter vom Himmel, die zum Verlassen der Stadt raten, dann die Bomben, vor denen die Flugblätter gewarnt haben. „Alles Licht, das wir nicht sehen“ heißt der neue Roman des 41jährigen Anthony Doerr, für den der in Boise, Idaho lebende Autor am 28.Mai den Pulitzerpreis erhält. Es ist ein Buch, das mit großen Gesten in kleinen Schritten beginnt, und überraschenderweise bei nur so hingetupften Kapiteln von wenigen Seiten bleibt.
  Oft sind es kontrastierende Momentaufnahmen aus dem Leben der beiden Hauptfiguren: Marie-Laure, ein an unheilbarem grauem Star erkranktes, französisches Mädchen, flieht mit seinem Vater, einem Museumsschlosser, 1940 vor den Deutschen zu einem Verwandten nach Saint-Malo. Der Vater soll das „Meer der Flammen“, einen legendären 133-Karat-Diamanten aus dem Besitz des Pariser Museums für Naturgeschichte in Sicherheit bringen. Werner Hausner hingegen, Marie-Laures Gegenpart, wächst, zwei Jahre älter, 1926 geboren, in einem Waisenhaus der Zeche Zollverein auf.
  Durch den Besuch der Naumburger „Napola“ Schulpforta, technisches Geschick und Begeisterung für das neue Medium Radio, bringt er es zum Sonderaufklärer für Feindsender. Marie-Laure und Werner werden sich im besetzten St. Malo begegnen, bevor es im August 1944 von den Amerikanern befreit wird, doch bis dahin sind es fünfhundert Seiten. Die Sprache des Flugblatt-Auftakts lebt von einfachen, kräftigen Bildern: „Bei Tagesanbruch regnen sie vom Himmel. Sie wehen über die Befestigungsmauern, fliegen radschlagend über die Dächer und flattern in die Schluchten zwischen den Häusern.“
  Für seinen Romanerstling „Winklers Traum vom Wasser“ wurde Doerr viel gelobt, aber das Ausmaß des amerikanischen Erfolgs von „Alles Licht“ kam selbst für den Verlag Scribner überraschend: 60 000 Exemplare wurden gedruckt – inzwischen sind 1,6 Millionen verkauft. Der „literarische Jackpot“ sei geknackt, titelte die New York Times, die den Roman zu ihrem „Buch des Jahres“ machte.
  Umso seltsamer, dass die deutsche Übersetzung, die im Herbst 2014 erschien, lautlos unterging. Im März lieferte der Beck-Verlag eine „Sonderausgabe“ nach. Im April kam die Nachricht vom Pulitzer-Preis. Nun hoffe man auf eine „zweite Chance“. Doch wer sich das Buch ansieht, ahnt die Gründe für den amerikanischen Erfolg, würde aber auch verstehen, wenn er in Deutschland weiter ausbliebe.
  „Alles Licht“ ist tatsächlich ein „ungewöhnliches Kriegsbuch“, wie amerikanische Rezensionen jubeln. Weder die angelsächsisch beliebte Schlachtenhölle noch der Holocaust spielt die Hauptrolle. Stattdessen rückt das Buch ein blindes Mädchen ins Zentrum, dessen Mutter im Kindbett gestorben ist, ein so rührendes wie alltägliches Schicksal. Es ist ein effektsicherer Einfall, eine zierliche Verkörperung der Unschuld, die als Botin an der Résistance teilnimmt, an den Rand der Schrecken des Zweiten Weltkriegs zu stellen.
  Erblinden ist eine Entdeckung der Unsicherheit: „(. . .) ihre Finger sind zu groß, immer zu groß. Was ist Blindheit? Wo eine Mauer sein sollte, greifen ihre Hände ins Leere. Wo nichts sein sollte, läuft sie gegen einen Tisch. Autos brummen durch die Straßen, Blätter flüstern am Himmel, Blut rauscht durchs Innenohr.“ Kurze, aber emotionsgeladen lyrische Sätze mit Human Touch setzen den Grundton. Doch je dicker ein Autor aufträgt, desto näher liegt die Grenze zum Kitsch. Doerr, der gern Flugblätter und Landschaften poetisch verzaubert („ein Morgen Ende Februar, die Luft duftet nach Regen und Ruhe“), setzt auf einfühlsames Pathos. Bei Marie-Laure trägt das noch am ehesten. In Untiefen aber gerät seine Sprache, wenn sie Werners Erziehung in der Napola schildert. Doerr legt auch hier viel Emphase in Atmosphäre und Charaktere. Aber statt der märchenhaften Zerbrechlichkeit um Marie-Laure entsteht, als saftiger Kontrast, ein übler Schauerroman.
  Als ein Russe oder Pole, „zerlumpt“ und „skelettdünn“, den „Jungmännern“ der Napola mitten in der Nacht an einem „in den Schnee getriebenen“ Pfahl vorgeführt wird, weil er einen Liter Milch gestohlen habe, „wölbt sich“ über der grausigen Szene „ein Sternendach“. Jeder Junge muss einen Eimer kaltes Wasser über den Mann schütten. Doerr kann das Poetisieren nicht lassen: „Applaus steigt in die eiskalte Nacht auf.“ Dann: „Eine Woche lang hängt der tote Gefangene an den Pfahl im Hof gebunden, das Fleisch grau gefroren. Jungen bleiben bei ihm stehen und fragen nach dem Weg. (. . .) Nach ein paar Tagen stellt sich ein Krähenpärchen auf seine Schultern und meißelt an ihm herum.“
  Tief langt Doerr da in die Gruselkiste der Young Adult Fiction, die gerne Geschmacksverstärker verwendet und auf Deutsch klingt wie gefühlig-verhobener Neo-Expressionismus. Was man nicht dem Übersetzer in die Schuhe schieben sollte. Löcher-Lawrence überträgt recht genau, was Doerr ihm angerichtet hat. Man darf vermuten, dass, was in der Napola speziell wild, „diabolisch dunkel“ klingt, in den USA unter Schaudern als „very german“ durchgeht.
  Das klappt hierzulande nicht. Der Kriegsbestseller-Geschmack ist weniger schmalztolerant. Der Kontrast zur lieben Blinden lässt die Gewaltkitschbombe erst recht explodieren. Zu klar ist auch, dass viele Nazi-Figuren, etwa der krebsleidende Stabsfeldwebel, der sich vom Super-Diamanten Heilung verspricht, bloß als verlässlichen Background-Grusel eingesetzt sind. Geschichte interessiert diesen Autor nicht. Durch die Blume hat das auch William T. Vollmann gesagt, dessen „Europe Central“, ein kantiges Weltkriegs-Epos, sich an die Quellen wagt. In einer höflich-amüsanten Kritik vergleicht Vollmann, ebenfalls in der New York Times, „Alles Licht“ mit „Raiders of the Lost Ark“, das „by the way (. . .) highly enjoyable for its frenetic silliness” sei, aber in „Alles Licht” blitze immer wieder wirkliches Talent auf. So habe er auf mehr gewartet.
  So schnell wird das wohl nichts werden. Beflügelt vom überraschenden Erfolg seines so „literarischen“ Buchs, gab Anthony Doerr zu Protokoll, er spiele gerade mit drei neuen Ideen: eine Geschichte handle von der Belagerung von Konstantinopel, die zweite vom Bau des Panama-Kanals, die dritte von der Suche nach einem bewohnbaren Planeten. Doerrs „Alles Licht, das wir nicht sehen“ treibt derweil ordentlich Blüten, die 20th Century Fox verfilmt den Roman, und der Pulitzer-Preis, den von Faulkner bis Cormac McCarthy alle Guten hatten, ist auch nicht mehr das, was er mal war.
HANS-PETER KUNISCH
Anthony Doerr: Alles Licht, das wir nicht sehen. Roman. Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. C. H. Beck Verlag, München 2015. 518 Seiten, 22,95 Euro. E-Book 14,99 Euro.
Tief greift Doerr
in die Gruselkiste der
Young Adult Fiction
Hohe Schmalztoleranz: Anthony Doerr.
Foto: Isabelle Selby Hire /picture alliance/dpa
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"Ein mitreißendes, atemloses Leseerlebnis, von dem man nicht genug bekommt!"
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 11. Januar 2015

"Der amerikanische Präsident hat sich beim Bücherkauf gezeigt und seine Lektüre über die Weihnachtszeit damit gleich öffentlich gemacht [...] vielleicht Obamas interessanteste Erwerbung."
Wieland Freund, Welt Online, Dezember 2014

"Ein zauberhaftes Buch für sternenklare Nächte."
Tanja Beuthien, Freundin, Dezember 2014

"Mit ebenso unbestechlichem wie poetischem Blick für sinnliche Details erzeugt Doerr sehr lebendige, klare und lange nachwirkende Bilder in einer angenehm unpathetischen Sprache."
Isa Schikorsk, Lesart, Oktober 2014

"Ein atmosphärisch dichter, sprachlich eleganter und fesselnder Roman."
Heinrich Oehmsen, Hamburger Abendblatt, 6. August 2014

"Letztlich glückt Anthony Doerr dank kluger Balance von Schönheit und Schrecken ein rares Kunststück: ein Roman, der ebenso schonungslos wie subtil zeigt, was der Krieg aus Träumern macht."
Hartmut Willems, Kölnische Rundschau, Juli 2014
"Wenige Bücher schaffen es, mich so ins Mark zu treffen (...) zauberhaft!"
Karla Paul, ARD Bufett, 15. Juli 2015

"Ein bemerkenswerter historischer Roman, der genau zum richtigen Zeitpunkt kommt: 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs."
Petra Pluwatsch, Frankfurter Rundschau, 23. Juni 2015

"Pulitzerpreisgekrönter Weltkriegsroman über die Liebe eines deutschen Soldaten zu einem blinden französischen Mädchen."
Der Spiegel

"Doerr verbindet die Last der Geschichte mit der Leichtigkeit des Geschichtenerzählens."
Wolfgang Schneider, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.Juni 2015

"Ein romantisches Buch mit Passagen voller Poesie, eine Kriegs- und Abenteuergeschichte und ein Schmöker."
Hubert Spiegel, Deutschlandfunk, 24. Mai 2015

"Was für eine reiche Sprache! Was für eine Beobachtungsgabe! (...) Applaus!"
Sabine Withs-Hohagen, Westdeutsche Allgemeine, 16. Mai 2015

"Ein poetischer Roman, zu Recht mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet."
Kerstin Heike, Braunschweiger Zeitung, 16. Mai 2015

"Eine faszinierende Story."
Markus Wüest, Basler Zeitung, 12. Mai 2015

"Doerr hat einen hochkomplexen literarischen Zusammenhang geschaffen, der sich spannend liest."
Bernadette Conrad, St. Galler Tagblatt, 8. Mai 2015

"Vielschichtig, mit Assoziationen voller Poesie, unkitschig emotional, ist ein großer (...) Roman, der Autor ein literarische Talent."
Ellen Pomikalko, Buch_Markt, Mai 2015

"Wenn man die letzte Seite umblättert, möchte man direkt von vorne anfangen. Ein Buch, das fesselt, verstört und berührt - das man einfach gelesen haben muss."
Johanna Popp, Münchner Merkur, 30. April 2015

"Ein Pageturner."
Anna Kardos, Nordwestschweiz, 23. April 2015

"Dieser Roman hat alles, was glücklich macht."
Peter Pisa, Kurier, 11. April 2015

"Doerr ist ein Meister der Spannung."
Brigitte Neumann, BR2 Diwan, 21. März 2015

"Kunstvoll und spannend, in einer schönen Sprache und mit einem detaillierten Wissen um die Kriegsereignisse erzählt Anthony Doerr eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg."
Buch Aktuell, Frühjahr 2015

"Ein mitreißendes, atemloses Leseerlebnis, von dem man nicht genug bekommt!"
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 11. Januar 2015

"Doerr hat neue Maßstäbe dafür gesetzt, was man mit einer Geschichte erreichen kann."
Dave Eggers, Autor von Der Circle

"Ich glaube nicht, dass ich dieses Jahr noch ein schöneres Buch werde lesen können."
Washington Post

"Der amerikanische Präsident hat sich beim Bücherkauf gezeigt und seine Lektüre über die Weihnachtszeit damit gleich öffentlich gemacht (...) vielleicht Obamas interessanteste Erwerbung."
Wieland Freund, Welt Online, Dezember 2014

"Ein zauberhaftes Buch für sternenklare Nächte."
Tanja Beuthien, Freundin, Dezember 2014

"Mit ebenso unbestechlichem wie poetischem Blick für sinnliche Details erzeugt Doerr sehr lebendige, klare und lange nachwirkende Bilder in einer angenehm unpathetischen Sprache."
Isa Schikorsk, Lesart, Oktober 2014

"Ein atmosphärisch dichter, sprachlich eleganter und fesselnder Roman."
Heinrich Oehmsen, Hamburger Abendblatt, 6. August 2014

"Letztlich glückt Anthony Doerr dank kluger Balance von Schönheit und Schrecken ein rares Kunststück: ein Roman, der ebenso schonungslos wie subtil zeigt, was der Krieg aus Träumern macht."
Hartmut Willems, Kölnische Rundschau, Juli 2014

"Doerr, ein grandioser Schriftsteller, verfasst ein episches Werk über ein blindes französisches Mädchen und einen deutschen Jungen im besetzten Frankreich und ihren Kampf ums Überleben im Zweiten Weltkrieg."
Seattle Times

"Ein Roman, in dem man lebt, von dem man lernt, um den man trauert, wenn man die letzte Seite gelesen hat."
Booklist

"Tief bewegend und wunderschön."
New York Times

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