24,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Ronan Farrow hat den Weinstein-Skandal enthüllt und den mächtigsten Filmproduzenten Hollywoods zu Fall gebracht. Dieses Buch erzählt die ganze Geschichte dieser Ermittlung. Und sie geht weit darüber hinaus. Während Farrow nach und nach immer mehr Frauen trifft, die belästigt, missbraucht und sogar vergewaltigt werden, enthüllt sich ihm zugleich der Grund, warum alle schweigen: ein weit verzweigtes Kartell aus Geld, Macht und Einfluss, das mit Hilfe von Bedrohungen, Beschattungen, Lauschangriffen, Schmutzkampagnen und Knebelverträgen die Frauen zum Schweigen bringt und alle Journalisten, die…mehr

Produktbeschreibung
Ronan Farrow hat den Weinstein-Skandal enthüllt und den mächtigsten Filmproduzenten Hollywoods zu Fall gebracht. Dieses Buch erzählt die ganze Geschichte dieser Ermittlung. Und sie geht weit darüber hinaus. Während Farrow nach und nach immer mehr Frauen trifft, die belästigt, missbraucht und sogar vergewaltigt werden, enthüllt sich ihm zugleich der Grund, warum alle schweigen: ein weit verzweigtes Kartell aus Geld, Macht und Einfluss, das mit Hilfe von Bedrohungen, Beschattungen, Lauschangriffen, Schmutzkampagnen und Knebelverträgen die Frauen zum Schweigen bringt und alle Journalisten, die darüber berichten wollen.
Farrow deckt ein Netzwerk der Einschüchterung und Nachrichtenunterdrückung auf, das tief in die Politik und die Medienlandschaft reicht. Ein Muster, dem schon Trump folgte und einige der bekanntesten Fernsehfiguren der USA: die Geschichte kaufen und verschwinden lassen. Farrow gerät bald selbst in Gefahr - und am Ende ist es seine Familiengeschichte, einschließlich der Missbrauchsvorwürfe gegen seinen Vater Woody Allen, die ihm die Kraft gibt, zu widerstehen und die Wahrheit ans Licht zu bringen - ein Durchbruch, der bis heute weltweite Folgen hat.
Dieses Buch erzählt die Geschichte von kriminellem und lange ungestraftem Machtmissbrauchs und des Muts einzelner; zugleich ist es die sehr persönliche Geschichte einer Selbstfindung, in der sich der Autor aufs Neue seiner Lebensgeschichte stellen muss.
Autorenporträt
Ronan Farrow, geboren 1987, ist Anwalt, Journalist, Buchautor und ehemaliger Berater der US-Regierung. Er ist Autor der Zeitschrift The New Yorker. Für seine Berichte über den Weinstein-Skandal erhielt er den Pulitzer Preis. Zuvor arbeitete der Sohn von Mia Farrow und Woody Allen als Moderator und Investigativjournalist für die Sender MSNBC und NBC, daneben als Autor für das Wall Street Journal, die Los Angeles Times und die Washington Post. Vor seiner journalistischen Karriere war er als Diplomat des US-Außenministeriums in Afghanistan und Pakistan tätig. Das Time Magazine nahm ihn in die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt auf. Farrow verließ die Schule mit elf Jahren und schloss sein erstes Studium mit 15 ab. Er hat an der Yale Law School studiert und kürzlich als Rhodes Scholar an der Oxford University in Politikwissenschaften promoviert. Er lebt in New York. Bei Rowohlt erschien 2018 von ihm bereits: Das Ende der Diplomatie. Warum der Wandel der amerikanischen Außenpolitik für die Welt so gefährlich ist. Hans-Peter Remmler, Jahrgang 1957, übersetzt aus dem Englischen und Spanischen. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören Bill Gates, Ronan Farrow, Carol Leonnig, Maria Ressa und Bob Woodward.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.10.2019

Der weiße Wal ist gestrandet
Wie Bösewichter im Kino: Ronan Farrow beschreibt in „Durchbruch“, unter welchen Druck er geriet, als er den Weinstein–Skandal recherchierte
Details können verwirrend sein; erst aus der Distanz fügen sie sich zu einem Bild, auf dem dann erkennbar wird, was die Einzelteile gar nicht preisgegeben haben. So muss man sich das Buch vorstellen, das Ronan Farrow aus seinen Recherchen zum Filmproduzenten Harvey Weinstein, der wegen seiner sexuellen Übergriffe im Januar nächsten Jahres in New York vor Gericht stehen wird, und anschließenden Reportagen über eine israelische Sicherheitsfirma namens Black Cube im New Yorker gestrickt hat. „Durchbruch. Der Weinstein-Skandal, Trump und die Folgen“ heißt das Buch.
Ronan Farrow hat sich in nur wenigen Jahren einen ziemlich explosiven Ruf als Journalist erarbeitet. Da war nicht nur Weinstein, für den New Yorker schrieb er auch Geschichten, die den Justizminister des Staates New York und den Oberboss des Fernsehsenders CBS, Les Moonves, zu Fall brachten – beide wegen sexuellen Fehlverhaltens. Es ist also kein Wunder, dass „Durchbruch“ in den USA schon vor seinem Erscheinen für einige Aufregung sorgte, vor allem wegen Vorwürfen gegen den ehemaligen NBC-Moderator Matt Lauer – der ist ohnehin schon gefeuert, aber Farrow beschreibt den Fall, der dazu führte, und er wirft dem Sender vor, viel zu lange zu viel vertuscht zu haben. NBC weist den Vorwurf zurück. Farrow bleibt bei seiner Darstellung.
Farrows Buch beschreibt ansonsten detailliert die Monate, in denen er zu Weinstein recherchierte, bis er dann seinen Artikel im New Yorker veröffentlichen konnte. Er hatte drei Frauen gefunden, die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Weinstein erhoben. Warum das wichtig ist? Weil es ihm so schwer gemacht wurde. Die meiste Zeit arbeitete Farrow noch gar nicht für den New Yorker – sondern für NBC.
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass viele Leute von Weinsteins Missbrauch von Frauen wussten – am Ende waren es Dutzende Schauspielerinnen, die sich meldeten, weil auch sie von Weinstein belästigt und unter Druck gesetzt wurden. Damals aber wollte niemand mit Farrow reden – und er stellte bald fest, dass eine ganze Reihe von Journalisten schon versucht hatten, woran er sich nun die Zähne ausbiss. Einer von ihnen bezeichnete die Weinstein-Story als den „weißen Wal“ des Journalismus. Alle stießen immer wieder auf eine Mauer des Schweigens, sobald sie versuchten, die Gerüchte zu belegen.
Das lag zum einen daran, dass viele Betroffene, beispielsweise die Schauspielerin Rose McGowan, deren Fall verjährt ist, die Weinstein aber der Vergewaltigung bezichtigt, Schweige-Vereinbarungen unterschrieben hatte. Andere hatten einfach nur Angst vor Weinstein und einem jähen Ende ihrer Karriere, wie Mira Sorvino. Sie wehrte Weinstein ab, und war bald ein Ex-Star. Soweit war die Geschichte bekannt, vor allem aus Farrows Berichten. In welchem Ausmaß Farrow aber selbst Druck ausgesetzt war, davon kamen immer nur Details ans Licht, die einzeln betrachtet lange nicht so schlimm aussahen wie in der Geschichte, die er nun in „Durchbruch“ aufschreibt.
Da ist zum einen Black Cube. Farrows Geschichte im New Yorker, darüber, wie diese Sicherheitsfirma Mitarbeiter von Barack Obama zu diskreditieren versuchte, die am Atomabkommen mit Iran gearbeitet hatten, war ein Nebenprodukt eigener Erfahrung. Farrow wurde beschattet, bekam Fluten seltsamer Nachrichten aufs Handy, sein Lebensgefährte wurde ausgeforscht. Einen Teil dessen kann Farrow inzwischen einwandfrei auf Black Cube zurückführen, unter anderem, weil dort eine Frau arbeitet, die genug hat, schreibt Farrow. Die Firma handelte im Auftrag von Weinstein, der Hunderttausende Dollar investierte, um Farrows Geschichte und eine in der New York Times, die einige Tage vor Farrows erschien, zu unterdrücken. Farrow hat sogar die Detektive gefunden, die ihn verfolgten. Er kann belegen, dass eine Agentin sich mit der verzweifelten Rose McGowan anfreundete, sich in ihr Privatleben einschlich – wie grausam. Wie wehrt man sich gegen einen Mann, der wie ein Bösewicht im Kino auf Anschuldigungen mit etwas in der Größenordnung einer staatlichen Geheimdienstoperation reagiert?
Da ist aber noch etwas, was sich aus den Details zusammenfügt. Es ist nach dem Weinstein-Skandal viel über ein System von Machtmissbrauch in der Unterhaltungsbranche im Allgemeinen und in Hollywood im Besonderen diskutiert worden. So, wie Farrow seine Recherchen beschreibt, ergibt sich aber ein größeres Panorama des Machtmissbrauchs.
Farrow war eine Art Wunderkind, mit 21 Jahren Yale-Anwalt, seiner Eltern wegen, Mia Farrow und Woody Allen, von Haus aus berühmt. Er hatte sich eine Journalistenkarriere in den Kopf gesetzt. Was nun die Weinstein-Recherche betrifft, schreibt er selbst, habe er einen besonderen Bezug zu Frauen, denen nicht geglaubt wird, weil seiner Schwester Dylan, die Woody Allen des Missbrauchs bezichtigt, auch keiner glaube. Das mag ihn befeuert haben. Vieles, was Farrow für den New Yorker ausgegraben hat, hat aber damit nichts zu tun. Farrow ist ein besessener Rechercheur. Einer, der nicht locker lässt und offensichtlich seine Quellen davon überzeugen kann, dass sie in guten Händen sind. Warum lief die Weinstein-Geschichte nicht bei NBC?
Weil man ihm dort Steine in den Weg legte, so Farrow, weil Vorgesetzte in Kontakt mit Weinstein standen, weil es von oben Druck gab. Farrow sieht das so: Weinstein war ein Geschäftspartner für NBC, und er hatte dort einige Freunde. NBC behauptet nun, die Weinstein-Geschichte, die Farrow dort machte und nicht durchbekam, sei nicht die gleiche wie die im New Yorker gewesen, er habe keine Zeugen gehabt. Beim New Yorker hatte er sie jedenfalls, und viel Zeit kann zwischen seinem Weggang bei NBC und dem Erscheinen des New Yorker-Artikels nicht verstrichen sein.
„Catch and Kill“ heißt das Buch im Original – das ist die Methode, Skandalgeschichten zu recherchieren und dann im Giftschrank zu verschließen. Mit ihr hat das Klatschblatt National Enquirer operiert, für Weinstein – und für Donald Trump. Dazu gehörte die Geschichte des Playmate Karen McDougal, die Schweigegeld bekam – was dann letztlich Trumps Anwalt Michael Cohen in den Knast brachte.
Geheimnisse erzeugen Erpressbarkeit. Farrow zeichnet ein Netzwerk aus Superreichen, Politik und Medienleuten, in dem die immer gleichen Anwälte am Werk sind – und in dem es nicht um Anstand oder Recht geht, sondern immer nur um Geschäftsinteressen. Wären viele Details nicht längst bekannt oder im Buch bezeugt, würde man Farrow vielleicht als Verschwörungstheoretiker abtun. Zur Ära Trump, zum Fall von Jeffrey Epstein, der sogar einen Staatsanwalt in der Tasche hatte, passen Farrows Recherchen leider gut.
„Durchbruch“ ist etwas lang, aber spannend wie ein Krimi. Nur über eines muss man hinwegsehen: Farrow ist gleichermaßen Engel und Nervensäge, edel und eitel. Immer wieder betont er, wie beruhigend es war, dass Megan Twohey und Jodi Kantor von der New York Times ebenfalls an der Weinstein-Story dran waren..Aber an jenem Freitag, als die New York Times das Stück brachte, lässt er David Remnick, den Chefredakteur des New Yorker, sagen „Die haben nicht, was wir haben“, und setzt selber nach, das Stück in der New York Times hätte Weinstein überlebt, das im New Yorker nicht. Da hat er unrecht. Rose McGowan hat gesagt, er sei ihr Ritter. Da hat sie recht.
SUSAN VAHABZADEH
Er wurde beschattet, bekam
Fluten seltsamer Nachrichten
aufs Handy
Ronan Farrow: Durchbruch. Der Weinstein-Skandal, Trump und die Folgen. Aus dem Englischen von Werner Schmitz, Henning Dedekind, Katja Hald u.v.a. Rowohlt Verlag, Hamburg 2019.
528 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
Jens Bisky gelingt das Unmögliche: der meistbesprochenen Stadt in Deutschland neue Facetten abzuringen ... Er porträtiert eine Metropole der Widersprüche: Ort der Macht, der Teilung, der Repression und zugleich des Widerstands und des ewigen Experiments. Die Zeit 20191030
Der weiße Wal ist gestrandet

Wie Bösewichter im Kino: Ronan Farrow beschreibt in „Durchbruch“, unter welchen Druck er geriet, als er den Weinstein–Skandal recherchierte

Details können verwirrend sein; erst aus der Distanz fügen sie sich zu einem Bild, auf dem dann erkennbar wird, was die Einzelteile gar nicht preisgegeben haben. So muss man sich das Buch vorstellen, das Ronan Farrow aus seinen Recherchen zum Filmproduzenten Harvey Weinstein, der wegen seiner sexuellen Übergriffe im Januar nächsten Jahres in New York vor Gericht stehen wird, und anschließenden Reportagen über eine israelische Sicherheitsfirma namens Black Cube im New Yorker gestrickt hat. „Durchbruch. Der Weinstein-Skandal, Trump und die Folgen“ heißt das Buch.

Ronan Farrow hat sich in nur wenigen Jahren einen ziemlich explosiven Ruf als Journalist erarbeitet. Da war nicht nur Weinstein, für den New Yorker schrieb er auch Geschichten, die den Justizminister des Staates New York und den Oberboss des Fernsehsenders CBS, Les Moonves, zu Fall brachten – beide wegen sexuellen Fehlverhaltens. Es ist also kein Wunder, dass „Durchbruch“ in den USA schon vor seinem Erscheinen für einige Aufregung sorgte, vor allem wegen Vorwürfen gegen den ehemaligen NBC-Moderator Matt Lauer – der ist ohnehin schon gefeuert, aber Farrow beschreibt den Fall, der dazu führte, und er wirft dem Sender vor, viel zu lange zu viel vertuscht zu haben. NBC weist den Vorwurf zurück. Farrow bleibt bei seiner Darstellung.

Farrows Buch beschreibt ansonsten detailliert die Monate, in denen er zu Weinstein recherchierte, bis er dann seinen Artikel im New Yorker veröffentlichen konnte. Er hatte drei Frauen gefunden, die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Weinstein erhoben. Warum das wichtig ist? Weil es ihm so schwer gemacht wurde. Die meiste Zeit arbeitete Farrow noch gar nicht für den New Yorker – sondern für NBC.

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass viele Leute von Weinsteins Missbrauch von Frauen wussten – am Ende waren es Dutzende Schauspielerinnen, die sich meldeten, weil auch sie von Weinstein belästigt und unter Druck gesetzt wurden. Damals aber wollte niemand mit Farrow reden – und er stellte bald fest, dass eine ganze Reihe von Journalisten schon versucht hatten, woran er sich nun die Zähne ausbiss. Einer von ihnen bezeichnete die Weinstein-Story als den „weißen Wal“ des Journalismus. Alle stießen immer wieder auf eine Mauer des Schweigens, sobald sie versuchten, die Gerüchte zu belegen.

Das lag zum einen daran, dass viele Betroffene, beispielsweise die Schauspielerin Rose McGowan, deren Fall verjährt ist, die Weinstein aber der Vergewaltigung bezichtigt, Schweige-Vereinbarungen unterschrieben hatte. Andere hatten einfach nur Angst vor Weinstein und einem jähen Ende ihrer Karriere, wie Mira Sorvino. Sie wehrte Weinstein ab, und war bald ein Ex-Star. Soweit war die Geschichte bekannt, vor allem aus Farrows Berichten. In welchem Ausmaß Farrow aber selbst Druck ausgesetzt war, davon kamen immer nur Details ans Licht, die einzeln betrachtet lange nicht so schlimm aussahen wie in der Geschichte, die er nun in „Durchbruch“ aufschreibt.

Da ist zum einen Black Cube. Farrows Geschichte im New Yorker, darüber, wie diese Sicherheitsfirma Mitarbeiter von Barack Obama zu diskreditieren versuchte, die am Atomabkommen mit Iran gearbeitet hatten, war ein Nebenprodukt eigener Erfahrung. Farrow wurde beschattet, bekam Fluten seltsamer Nachrichten aufs Handy, sein Lebensgefährte wurde ausgeforscht. Einen Teil dessen kann Farrow inzwischen einwandfrei auf Black Cube zurückführen, unter anderem, weil dort eine Frau arbeitet, die genug hat, schreibt Farrow. Die Firma handelte im Auftrag von Weinstein, der Hunderttausende Dollar investierte, um Farrows Geschichte und eine in der New York Times, die einige Tage vor Farrows erschien, zu unterdrücken. Farrow hat sogar die Detektive gefunden, die ihn verfolgten. Er kann belegen, dass eine Agentin sich mit der verzweifelten Rose McGowan anfreundete, sich in ihr Privatleben einschlich – wie grausam. Wie wehrt man sich gegen einen Mann, der wie ein Bösewicht im Kino auf Anschuldigungen mit etwas in der Größenordnung einer staatlichen Geheimdienstoperation reagiert?

Da ist aber noch etwas, was sich aus den Details zusammenfügt. Es ist nach dem Weinstein-Skandal viel über ein System von Machtmissbrauch in der Unterhaltungsbranche im Allgemeinen und in Hollywood im Besonderen diskutiert worden. So, wie Farrow seine Recherchen beschreibt, ergibt sich aber ein größeres Panorama des Machtmissbrauchs.

Farrow war eine Art Wunderkind, mit 21 Jahren Yale-Anwalt, seiner Eltern wegen, Mia Farrow und Woody Allen, von Haus aus berühmt. Er hatte sich eine Journalistenkarriere in den Kopf gesetzt. Was nun die Weinstein-Recherche betrifft, schreibt er selbst, habe er einen besonderen Bezug zu Frauen, denen nicht geglaubt wird, weil seiner Schwester Dylan, die Woody Allen des Missbrauchs bezichtigt, auch keiner glaube. Das mag ihn befeuert haben. Vieles, was Farrow für den New Yorker ausgegraben hat, hat aber damit nichts zu tun. Farrow ist ein besessener Rechercheur. Einer, der nicht locker lässt und offensichtlich seine Quellen davon überzeugen kann, dass sie in guten Händen sind. Warum lief die Weinstein-Geschichte nicht bei NBC?

Weil man ihm dort Steine in den Weg legte, so Farrow, weil Vorgesetzte in Kontakt mit Weinstein standen, weil es von oben Druck gab. Farrow sieht das so: Weinstein war ein Geschäftspartner für NBC, und er hatte dort einige Freunde. NBC behauptet nun, die Weinstein-Geschichte, die Farrow dort machte und nicht durchbekam, sei nicht die gleiche wie die im New Yorker gewesen, er habe keine Zeugen gehabt. Beim New Yorker hatte er sie jedenfalls, und viel Zeit kann zwischen seinem Weggang bei NBC und dem Erscheinen des New Yorker-Artikels nicht verstrichen sein.

„Catch and Kill“ heißt das Buch im Original – das ist die Methode, Skandalgeschichten zu recherchieren und dann im Giftschrank zu verschließen. Mit ihr hat das Klatschblatt National Enquirer operiert, für Weinstein – und für Donald Trump. Dazu gehörte die Geschichte des Playmate Karen McDougal, die Schweigegeld bekam – was dann letztlich Trumps Anwalt Michael Cohen in den Knast brachte.

Geheimnisse erzeugen Erpressbarkeit. Farrow zeichnet ein Netzwerk aus Superreichen, Politik und Medienleuten, in dem die immer gleichen Anwälte am Werk sind – und in dem es nicht um Anstand oder Recht geht, sondern immer nur um Geschäftsinteressen. Wären viele Details nicht längst bekannt oder im Buch bezeugt, würde man Farrow vielleicht als Verschwörungstheoretiker abtun. Zur Ära Trump, zum Fall von Jeffrey Epstein, der sogar einen Staatsanwalt in der Tasche hatte, passen Farrows Recherchen leider gut.

„Durchbruch“ ist etwas lang, aber spannend wie ein Krimi. Nur über eines muss man hinwegsehen: Farrow ist gleichermaßen Engel und Nervensäge, edel und eitel. Immer wieder betont er, wie beruhigend es war, dass Megan Twohey und Jodi Kantor von der New York Times ebenfalls an der Weinstein-Story dran waren..Aber an jenem Freitag, als die New York Times das Stück brachte, lässt er David Remnick, den Chefredakteur des New Yorker, sagen „Die haben nicht, was wir haben“, und setzt selber nach, das Stück in der New York Times hätte Weinstein überlebt, das im New Yorker nicht. Da hat er unrecht. Rose McGowan hat gesagt, er sei ihr Ritter. Da hat sie recht.

SUSAN VAHABZADEH

Er wurde beschattet, bekam
Fluten seltsamer Nachrichten
aufs Handy

Ronan Farrow: Durchbruch. Der Weinstein-Skandal, Trump und die Folgen. Aus dem Englischen von Werner Schmitz, Henning Dedekind, Katja Hald u.v.a. Rowohlt Verlag, Hamburg 2019.
528 Seiten, 24 Euro.

DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de

…mehr