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170 Jahre nach der Gründung als Privatkönigreich gehört die Provinz Sarawak auf der Insel Borneo zu Malaysia und wird von Potentat Taib Mahmud mit eiserner Faust regiert. Neunzig Prozent des Urwalds sind unter seiner Herrschaft verschwunden, dafür hat die Herrscherfamilie ein Milliardenvermögen erworben und rund um den Globus verteilt. Lukas Straumann, Geschäftsführer des in Basel ansässigen Bruno Manser Fonds traf Whistleblower, Indigene und Anwälte, die sich gegen die Zerstörung des tropischen Regenwalds, einen der artenreichsten Lebensräume der Erde, wehren. In den Fußstapfen des…mehr

Produktbeschreibung
170 Jahre nach der Gründung als Privatkönigreich gehört die Provinz Sarawak auf der Insel Borneo zu Malaysia und wird von Potentat Taib Mahmud mit eiserner Faust regiert. Neunzig Prozent des Urwalds sind unter seiner Herrschaft verschwunden, dafür hat die Herrscherfamilie ein Milliardenvermögen erworben und rund um den Globus verteilt. Lukas Straumann, Geschäftsführer des in Basel ansässigen Bruno Manser Fonds traf Whistleblower, Indigene und Anwälte, die sich gegen die Zerstörung des tropischen Regenwalds, einen der artenreichsten Lebensräume der Erde, wehren. In den Fußstapfen des verschollenen Umweltschützers Bruno Manser enthüllt er ein Netzwerk von Raffgier, Korruption und Gleichgültigkeit, das von Malaysia bis nach Europa, Südamerika und Australien reicht. Sarawak ist zu einem Epizentrum der Abholzung geworden, von dem aus Holz- und Plantagenkonzerne auf allen Kontinenten operieren, oft illegal und mit bleibenden Schäden für die Umwelt.
Autorenporträt
Lukas Straumann (1969), Dr. phil., leitet seit 2004 den Bruno Manser Fonds, der sich für den Schutz der Tropenwälder und die Rechte der indigenen Bevölkerung im malaysischen Teil von Borneo engagiert. Zuvor studierte er Geschichte, Philosophie und Botanik und forschte während sieben Jahren als Historiker. Daneben schrieb er u.a. für Online Reports, Sonntagszeitung, NZZ am Sonntag und Der Bund. Für die Unabhängige Expertenkommission Schweiz-Zweiter Weltkrieg ('Bergier-Kommission') untersuchte er die Geschäfte der Schweizer Chemie- und Pharmaindustrie mit NS-Deutschland ('Schweizer Chemieunternehmen im Dritten Reich', Chronos 2001, mit Daniel Wildmann). 2005 erschien bei Chronos seine umwelthistorische Studie 'Nützliche Schädlinge' zur Entstehung der Agrochemie. Straumann lebt in Bern und arbeitet in Basel.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2014

Moderne Schurken
Lukas Straumann schildert die malaysische Edelholzmafia: Ihre Verbrechen an den Wäldern der Erde übertreffen die schlimmsten Annahmen
Zu den unerschütterlichen Lebenslügen der Linken zählte früher die Überzeugung, dass globale Schurken im Westen zu Hause seien. Amerikaner und Europäer würden schamlos und gnadenlos Werktätige in Afrika und Asien zu Hungerlöhnen ausbeuten; in ihrer unersättlichen Gier zerstörten sie die Grundlagen menschlichen Lebens auf diesem Planeten. Einmal Kolonialist, immer Kolonialist.
  Die Gegenwart ist nicht besser: Viele Kolonisierte haben sich mittlerweile selbst zu kaltherzigen Kapitalisten gemausert, die den westlichen Räuberbaronen von einst in nichts nachstehen. Sie genießen zudem den Vorteil, dass sie oft unter dem Radar der Öffentlichkeit operieren. China gehört zu den größten Übeltätern, aber auch Schwellenländer wie Brasilien, Nigeria und Malaysia, um nur drei zu nennen, stellen Profite über moralische und ethische Prinzipien – meist unbeobachtet, unkontrolliert und ungesühnt.
  Zu diesen modernen Schurken zählt auch Malaysia, ein dynamischer asiatischer Tigerstaat, den manche kaum auf der Landkarte finden würden. Noch weniger bekannt ist der malaysische Bundesstaat Sarawak, und nur ganz wenige Experten und Eingeweihte haben wohl je von Abdul Taib Mahmud gehört. Bis zu seinem Rücktritt Anfang Februar bestimmte der 76-Jährige mehr als drei Jahrzehnte lang als Premierminister die Geschicke der Provinz. Dabei häufte er für sich und seine Familie ein Milliardenvermögen an, dessen Grundlage die Urwälder mit ihren Edelhölzern waren, die Taib ohne Rücksicht auf Natur und Ureinwohner abholzen ließ. Heute fressen sich die Bulldozer und Kettensägen malaysischer Holzbarone weltweit durch die letzten Regenwälder – von Guyana über Äquatorial-Guinea nach Australien. Ihr Hauptkunde: China.
  Zu den wenigen Organisationen, die das Treiben Taibs seit Jahren kritisch verfolgen, zählt der Schweizer Bruno Manser Fonds. Er ist nach dem Basler Umweltaktivisten Bruno Manser benannt, der von 1984 bis 1990 mit den Urvölkern des Regenwaldes von Borneo in Indonesien und Malaysia lebte und dabei selbst die Zerstörung ihres Lebensraumes durch die Holzindustrie miterlebte. Sehr bald machte er sich die Regierung von Sarawak unter Taib zu seinem Gegner, die ihn des Landes verwies und ein Kopfgeld auf ihn aussetzte. Nachdem er, der Gefahr trotzend, abermals über die grüne Grenze nach Sarawak eingereist war, verschwand er 2000 spurlos im Dschungel. Er gilt seitdem offiziell als verschollen.
  Der Fonds führt sein Lebenswerk fort und hat nun einen der umfassendsten und schonungslosesten Berichte der Machenschaften der malaysischen und internationalen Edelholz-Mafia vorgelegt. In dem reich bebilderten Buch „Raubzug auf den Regenwald“ schildert Lukas Straumann, der Geschäftsführer des Fonds, die Geschichte Borneos von der Übernahme durch die Briten über die Unabhängigkeit bis zum unaufhaltsamen Aufstieg Taibs und seine Schlüsselrolle bei der Vernichtung der Regenwälder – rings um den Globus.
  Denn in seinem Bundesstaat begann die hemmungslose Rodung des Dschungels, und als es kaum mehr Bäume gab, die es sich zu schlagen lohnte, streckten die malaysischen Firmen ihre Hände nach Übersee aus. Man schätzt, dass die fünf größten Edelholzkonzerne der Welt – allesamt malaysische Unternehmen – Rodungskonzessionen für mehr als 25 Millionen Hektar Wald haben, auf allen Kontinenten, auf denen Bäume wachsen.
  Das entspricht 250 000 Quadratkilometern und damit der Fläche Großbritanniens. „Sie alle sind im Potentatenstaat Sarawak groß geworden“ und entwickelten „dort unter Taibs Protektion ein auf Korruption, Umweltzerstörung und Missachtung der Indigenenrechte beruhendes Geschäftsmodell, das sie äußerst effizient umsetzten und später erfolgreich rund um den Globus exportierten“, schreibt Straumann.
  Die Firmen, die teilweise zynische Namen wie Samling (Drei Bäume) oder Rimbunan Hijau (Für immer grün) tragen, haben sich mittlerweile zu weitverzweigten Mischkonzernen mit Beteiligungen an anderen Branchen und ausgedehntem Immobilienbesitz entwickelt. Auch hier ging Taib voran. Zu seinem weltweiten Immobilien-Portfolio gehört unter anderem ein Bürogebäude in der US-Großstadt Seattle, in dem die amerikanische Bundespolizei FBI ihren Sitz hat.
  In Sarawak, wo die Urwälder auf breiter Front zurückgedrängt wurden, machen Taib und seine Familie mittlerweile ander-weitig Geld: Wo sich einst Jahrhunderte alte Baumriesen erhoben, erstrecken sich nun unermessliche Plantagen von Ölpalmen. Verglichen mit diesen Monokulturen, nehmen sich dänische Nordmanntannen-Plantagen aus wie ein unberührter Mischwald zu Zeiten des Nibelungenhelden Siegfried.
  Taib, der mit einem geschätzten Vermögen von 15 Milliarden Dollar vermutlich der reichste Mann Malaysias ist, nutzte dabei die Tatsache aus, dass er praktischerweise neben dem Amt des Ministerpräsidenten von Sarawak auch noch die Portfolios des Finanz-, Umwelt- und Rohstoffministers bekleidet. Selten hat sich eine schlanke Verwaltung mehr für einen einzelnen Mann bezahlt gemacht. Taibs jüngstes Projekt ist ein gigantisches Industrialisierungsprogramm. Neun Mega-Staudämme sollen billigen Strom für energiehungrige, aber schmutzige Industrien wie Aluminiumschmelzen produzieren, die an der Küste angesiedelt werden.
  Die neuen Kolonialisten sind freilich weiterhin auf die Hilfe von Konzernen aus dem Westen angewiesen, vor allem auf jene von Banken. Auf einer Liste von 30 aus-ländischen Helfern Taibs, die der Bruno-Manser-Fonds vor einigen Jahren veröffentlichte, findet sich daher auch der Name von Josef Ackermann, der damals die Deutsche Bank leitete. Dieses Institut ist nicht die einzige westliche Großbank, welche die Geschäfte der Holz-Mafia finanziert. Aber nur die Deutsche Bank kündigte im Jahr 2004 aus heiterem Himmel ein Spendenkonto, das der Fonds seit 1992 bei einer Zweigstelle der Bank im badischen Lörrach unterhalten hatte. Einen Grund für die Entscheidung gab das Geldinstitut nie preis. Aber zufälligerweise fiel die Schließung in eine Zeit, in der die Bank der Firma Taibs einen Kredit von 135 Millionen Dollar gewährte.
WOLFGANG KOYDL
Lukas Straumann: Raubzug auf den Regenwald.Salis Verlag, Zürich 2014. 384 Seiten, 24,95 Euro.
Seltsam: Warum kündigte
die Deutsche Bank das Konto
von Straumanns Umweltfonds?
Wo früher Regenwald wuchs, soll nun eine Plantage installiert werden,
die Palmöl produziert: Der Bewässerungsgraben ist schon gebaut. Das Bild stammt aus Indonesien.
In Malaysia sieht es genauso aus
. Foto: Orjan F. Ellingvag/Dagens Naringsliv/Corbis
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Wolfgang Koydl hat ein Augen öffnendes Buch über die malaysische Edelholz-Mafia gelesen, die der Geschäftsführer des Schweizer Bruno Manser Fonds, Lukas Straumann, ins Visier genommen genommen hat. Straumann schildert die rücksichtslose und verbrecherische Abholzung des Regenwaldes, vor allem, aber nicht nur im malaysischen Bundesstaat Sarawak, die vor allem auf dessen früheren Premierminister Abdul Taib Mahmud zurückgeht. Straumann zeigt, wie mittlerweile auf allen Kontinenten der Erde - die fünf größten daran beteiligten Konzerne sind allesamt malaysische - ohne Rücksicht auf Verluste abgeholzt wird und unterlegt seinen schockierenden Bericht mit erschreckenden Bildern, so der Rezensent. Koydl ruft in Erinnerung, dass auch westliche Konzerne ihren Anteil an der Umweltzerstörung haben, indem sie die Edelholzmafia mit Krediten unterstützt und beispielsweise die Deutsche Bank dem Bruno Manser Fond, der sich dem Schutz der Regenwaldes verschrieben hat, ohne Nennung von Gründen das Spendenkonto kündigt.

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