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Erkenntnisse, Ansichten und Einsichten des einflussreichen Kunstkritikers.Weltweit begegnen wir in Sammlungen und Museen den immer gleichen Künstlern. Aber sind die national fünf, international vielleicht dreißig Künstler wirklich die Besten? Haben öffentliche Museen noch die Kraft, Gegenvorschläge zu entwickeln, oder haben sie vor der Kommerzialisierung des Kunstbetriebs bereits kapituliert?Eduard Beaucamp, der langjährige Kunstkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, besteht ganz altmodisch darauf, zuallererst nach Sinn und Qualität, nach Ideen, Inhalten, Zielen, Haltungen oder…mehr

Produktbeschreibung
Erkenntnisse, Ansichten und Einsichten des einflussreichen Kunstkritikers.Weltweit begegnen wir in Sammlungen und Museen den immer gleichen Künstlern. Aber sind die national fünf, international vielleicht dreißig Künstler wirklich die Besten? Haben öffentliche Museen noch die Kraft, Gegenvorschläge zu entwickeln, oder haben sie vor der Kommerzialisierung des Kunstbetriebs bereits kapituliert?Eduard Beaucamp, der langjährige Kunstkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, besteht ganz altmodisch darauf, zuallererst nach Sinn und Qualität, nach Ideen, Inhalten, Zielen, Haltungen oder Defiziten zeitgenössischer Kunst und Museumspolitik zu fragen. Als Kritiker verweigert er sich den Erwartungen, die Künstler, Galeristen, Museumsleute oder Publikum an ihn herantragen, und nutzt das Privileg eines freien, begründeten Urteils. Er plädiert dafür, die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts neu zu schreiben - nicht mehr nur als Apotheose der Avantgarden, sondern im Lichte ihrer ideologischen und gesellschaftlichen Kontexte, der östlichen wie der westlichen.Der Band versammelt verstreut veröffentlichte Essays der letzten 20 Jahre sowie drei Gespräche zur Kunst und zur eigenen Biographie von Eduard Beaucamp.
Autorenporträt
Eduard Beaucamp, geb. 1937, ist Kunstkritiker und Publizist. Nach dem Studium der Literaturgeschichte, Kunstgeschichte und Philosophie leitete er von 1966 bis zu seiner Pensionierung das Kunstressort im Feuilleton der FAZ.Veröffentlichungen u. a.: Werner Tübke: Mein Herz empfindet optisch. Aus den Tagebüchern, Skizzen und Notizen (Mithg., 2017); Im Spiegel der Geschichte. Die Leipziger Schule der Malerei (2017); Kunststücke. Ein Tanz mit dem Zeitgeist (2012); Der verstrickte Künstler (1998).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Karlheinz Lüdeking empfiehlt die gesammelten Texte des Kunstkritikers Eduard Beaucamp als anschauliche Anregung zum Widerspruch - die Sympathie ist nachvollziehbar, denn es handelt sich um den langjährigen Kunstkritiker dieser Zeitung. Beaucamps laut Lüdeking pointiert geschriebene Stücke über Künstler wie Gerhard Richter, Museumsleute wie Werner Schmidt und Sammler wie Peter Ludwig, aber auch seine Überlegungen zur Kunstkritik scheinen dem Rezensenten bei entsprechend skeptischem Verstand des Lesers zu einer Beurteilung der künstlerischen Moderne zu taugen. Wenn der Autor die Ignoranz gegenüber DDR-Kunst kritisiert, soll der Leser sich nur selber ein Urteil bilden, findet Lüdeking. Die Texte im Band regen dazu an, meint er.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.08.2022

Altmodisch sei die Kunstkritik
Nur nicht in die alte Verehrung von Avantgarden verfallen: Ein Band mit Texten von Eduard Beaucamp

Eduard Beaucamp, lange Jahre im Feuilleton der F.A.Z. für die bildende Kunst zuständig, hat auch nach seinem Wechsel in den Ruhestand vor nunmehr zwanzig Jahren immer wieder über Künste, Künstler und Kunstbetrieb geschrieben. Nun ist eine Sammlung von sechzehn seiner Texte aus jüngerer Zeit erschienen. Vier von ihnen beschäftigen sich mit Künstlern (Gerhard Altenbourg, Wolfgang Mattheuer, Gerhard Richter, Johannes Grützke), drei mit Museumsdirektoren (Werner Schmidt, Werner Schmalenbach, Werner Hofmann), einer mit einem Sammler (Peter Ludwig) und einer mit einem Kurator (Werner Haftmann). Die weiteren Texte behandeln prinzipielle Fragen, wie etwa diejenige nach dem Status der Kunstkritik. Hinzu kommen Protokolle von drei Gesprächen mit dem Herausgeber des Bandes. Darin geht es um Beaucamps Biographie, um Joseph Beuys und um die allerneuesten Entwicklungen der Kunstwelt.

Klar, anschaulich und pointiert geschrieben, ergibt sich aus ihnen eine Beurteilung der Kunst der Moderne, die gängigen Anschauungen in mancherlei Hinsicht widerspricht. Was nach Ansicht des Verfassers in Darstellungen der Kunstgeschichte des vorigen Jahrhunderts vor allem einer Korrektur bedarf, ist die Ignoranz gegenüber der Kunst aus der DDR. Sie wird von der Fachwissenschaft kaum beachtet, und sie wird auch in Museen und Galerien nur selten gezeigt. Das steht für Beaucamp in eklatantem Widerspruch zur Tatsache, dass die betreffenden Werke häufig eine außergewöhnliche Qualität aufweisen, insbesondere die Bilder der Maler der sogenannten "Leipziger Schule": Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer und Bernhard Heisig.

Dafür, dass die gegenwärtige Kunstwelt diese Maler wenig schätzt, hat Beaucamp mehrere Erklärungen. Eine, auf die bereits der Titel des Bandes anspielt, verweist darauf, dass viele Kritiker noch immer in den Denkweisen des modernen Avantgardismus befangen sind. Qualität ist für sie nicht so wichtig wie der strategische Wert eines Werkes für die Durchsetzung einer spezifischen und begrenzten Kunstauffassung - der expressionistischen, der surrealistischen oder irgendeiner anderen. Nach Beaucamps Überzeugung ist das Zeitalter der Avantgarden inzwischen jedoch unwiderruflich vergangen. Alte Werthierarchien sind im Zeichen der Postmoderne längst gefallen, entsprechend ist heute in der Kunst alles möglich, und mit dogmatischen Grenzziehungen macht man sich nur noch lächerlich. Es herrscht vielmehr ein unbeschränkter Pluralismus, der allen erlaubt, nach ihren Vorlieben über Kunst zu urteilen.

Unter diesen Umständen kann sich aber zugleich eine Kommerzialisierung durchsetzen, die dazu führt, dass der Wert von Kunst von den Launen des Marktes bestimmt wird und nicht durch die Expertise von Kennern. Dieses Problem sah man schon um 1800. Nachdem die Kunst nicht mehr so sehr durch Auftrag und Ausführung, sondern mehr und mehr durch Angebot und Nachfrage gesteuert wurde, war es notwendig geworden, wichtige Werke im Interesse der Allgemeinheit zu erwerben, zu bewahren und für alle zugänglich zu machen. Diesem Zweck diente das Museum. Es sollte den Kräften des Marktes ein Regulativ entgegensetzen und sich dabei auf die sachkundigen Urteile der besten Kunstkenner stützen.

In diesem Zusammenhang sieht Beaucamp die Funktion der Kunstkritik auch heute noch. Sie muss - wie das Museum - dazu beitragen, aus dem unablässigen Nachschub immer neuer Werke eine unvoreingenommene Auslese vorzunehmen. Zu diesem Zweck müssen Kritiker bereit und fähig sein, "mutige und beherzte Urteile" über künstlerische Qualität zu fällen und sich dabei von nichts und niemandem korrumpieren zu lassen. Beaucamp bezeichnet diese Konzeption der Kunstkritik als eine "altmodische". Tatsächlich passt sie weder zur Moderne noch zur Postmoderne. Vielmehr führt sie uns in gewisser Weise in die zeitlose Welt der Vormoderne zurück, in der sich Künstler, wie auch Kritiker, aus allen Epochen wie unmittelbare Zeitgenossen behandelten. Grützke sah seine Malerei in direkter Konkurrenz mit Tizian, und das ist für Beaucamp ein Indiz dafür, dass heute "nur noch Einzelne" zählen.

Wie alle lehrreichen Bücher regt auch dieses dazu an, selbständig weiterzudenken. Dabei kommt man gleich zu Beginn auf die fundamentale Frage nach der Begründbarkeit kunstkritischer Urteile. Wenn sich Beaucamp für das Recht auf ein beherztes und unabhängiges Urteil einsetzt, wird er dieses Recht anderen wohl schwerlich absprechen können. Dann ergibt sich aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Dissens mit jenen, die in den Bildern der Leipziger Schule selbst beim besten Willen nicht dieselbe hohe Qualität erkennen wie Beaucamp. Was dann? Kann man ihnen nachweisen, dass sie irren? Werden sie, umgekehrt, Argumente finden, die zeigen, dass sie recht haben? Und was könnten sie zu diesem Zweck vorbringen? Mit solchen Fragen kann man sich lange beschäftigen, und deshalb ist die Lektüre dieses Bandes auch - und sogar ganz besonders - denjenigen zu empfehlen, die nicht schon von vornherein den Auffassungen Eduard Beaucamps zuneigen. KARLHEINZ LÜDEKING

Eduard Beaucamp: "Jenseits der Avantgarden". Texte und Gespräche zur zeitgenössischen Kunst.

Hrsg. v. Michael Knoche. Wallstein Verlag, Göttingen 2022. 284 S., Abb., geb., 22,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Wie alle lehrreichen Bücher regt auch dieses dazu an, selbstständig weiterzudenken.« (Karlheinz Lüdeking, FAZ, 13.08.2022) »Der Band (...) würdigt den Kritiker als jemanden, der genau hinsieht, und das wahrnimmt, was andere übersehen.« (Ronald Meyer-Arlt, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 04.07.2022) »Was so rigoros wie schneidig vorgetragen wird, zeugt von der scharfsichtigen Beobachtung, aber auch von der kritischen Analyse, die der versierte Kritiker Beaucamp zu einer energischen Kritik der Kultur- und Kunstindustrie werden lässt.« (Thorsten Paprotny, literaturkritik.de, 15.08.2022) »Beaucamps anregender Band sei zur Lektüre empfohlen - allen, die über den Kunstbetrieb heute kritisch nachdenken möchten, allen, die die Kunst schon oder trotzdem noch immer lieben, und allen, die die Kunst (...) besser kennen und lieben lernen möchten.« (Thorsten Paprotny, literaturkritik.de, 15.08.2022) »Beaucamps Texten gelingt es (...) aus jeweils unterschiedlichsten Perspektiven die Grenzen, blinden Flecke und die Tabus der westeuropäischen und sich langsam globalisierenden Weltkunst deutlich zu machen.« (Michael Kröger, kunstbuchanzeiger.de, 03.11.2022) »Wer sich ein tieferes Verständnis der kunstgeschichtlichen Strömungen von der vorletzten Jahrhundertwende bis heute erarbeiten möchte, findet zu diesem Thema kaum ein kenntnisreicheres Buch als dieses« (Lena Naumann, Mundus Kunstmagazin, Heft 2/2023)