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Die großartigen Erzählungen J.D. Salingers in der glänzenden Übersetzung von Eike Schönfeld
Eine geplatzte Hochzeit, ein heißer Sommertag in New York, der Bruder des verschwundenen Bräutigams in den Fängen der erzürnten Brautfamilie. J.D. Salingers berühmte lange Erzählung »Hebt an den Dachbalken, Zimmerleute«, in der wunderbar frischen Übersetzung von Eike Schönfeld, ist heute so hinreißend wie vor 50 Jahren.
»Seymour eine Einführung« bringt uns den abwesenden Bräutigam näher. Salinger schrieb über sein Werk: »Die beiden langen Erzählungen dieses Buches - 'Hebt an den Dachbalken,
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Produktbeschreibung
Die großartigen Erzählungen J.D. Salingers in der glänzenden Übersetzung von Eike Schönfeld

Eine geplatzte Hochzeit, ein heißer Sommertag in New York, der Bruder des verschwundenen Bräutigams in den Fängen der erzürnten Brautfamilie. J.D. Salingers berühmte lange Erzählung »Hebt an den Dachbalken, Zimmerleute«, in der wunderbar frischen Übersetzung von Eike Schönfeld, ist heute so hinreißend wie vor 50 Jahren.

»Seymour eine Einführung« bringt uns den abwesenden Bräutigam näher. Salinger schrieb über sein Werk: »Die beiden langen Erzählungen dieses Buches - 'Hebt an den Dachbalken, Zimmerleute', 1955, und 'Seymour eine Einführung', 1959 - sind ursprünglich in der Zeitschrift The New Yorker erschienen. So verschieden sie in Stimmung oder Wirkung auch sein mögen, beide befassen sich eingehend mit Seymour Glass, der Hauptgestalt meiner noch unvollendeten Serie über die Glass-Familie ...«
Autorenporträt
Jerome David Salinger wurde am 1. Januar 1919 in New York geboren. In die Zeit von 1934 bis 1936 fallen Salingers erste literarische Versuche: Er ist Filmkritiker und Herausgeber der Kadettenzeitschrift Crossed Sabres.1940 veröffentlichte Salinger seine erste Kurzgeschichte 'The Young Folks' im Story Magazine. Salingers literarische Arbeit wurde von Autoren wie Ernest Hemingway, Gustave Flaubert, Rainer Maria Rilke sowie einigen der russischen Klassiker beeinflusst. Als sein bekanntestes Werk gilt der Roman 'Der Fänger im Roggen'. J. D. Salinger war mehrmals verheiratet und hatte zwei Kinder mit seiner ersten Ehefrau Claire Douglas. Salinger starb am 27. Januar 2010 in Cornish, New Hampshire, im Alter von 91 Jahren. Eike Schönfeld wurde 1949 in Rheinsberg geboren und wuchs in Schwäbisch Hall auf. Nach dem Studium der Anglistik und Germanistik in Freiburg promovierte er über Oscar Wilde. Von 1982 bis 1986 arbeitete er am Europäischen Übersetzer-Kollegium in Straelen. Seit 1986 lebt er als freier Übersetzer in Hamburg. Er hat zwei Söhne. Übersetzungen (Auswahl) ¿ Oscar Wilde, Lord Arthur Saviles Verbrechen ..., Haffmans 1999 Das Bildnis des Dorian Gray, Insel 2014 ¿ Nik Cohn, Manhattan Babylon, Hanser 1999 Triksta, Hanser 2008 ¿ J. D. Salinger, Der Fänger im Roggen, Kiepenheuer & Witsch 2003 Franny und Zooey, ebd. 2007 Hebt an den Dachbalken, Zimmerleute und Seymour - eine Einführung, ebd. 2012 Neun Erzählungen, ebd. 2012 ¿ Colin McAdam, Ein großes Ding, Wagenbach 2005 Fall, Wagenbach 2010 Eine schöne Wahrheit, Wagenbach 2013 ¿ E. T. O'Donnell, Der Ausflug. Das Ende von Little Germany, New York. marebuch 2006 ¿ Mal Peet , Keeper, Carlsen 2006 Penalty, Carlsen 2008 ¿ Michel Faber , Sugars Gabe, Claassen 2006 ¿ Charles Darwin, Die Fahrt der Beagle, marebuch 2006 ¿ Mohsin Hamid, Der Fundamentalist, der keiner sein wollte, HoCa 2007 So wirst du stinkreich im boomenden Asien, Dumont 2013 ¿ John Stape, Im Spiegel der See. Die Leben des Joseph Conrad, marebuch 2007 ¿ Jonathan Franzen, Anleitung zum Alleinsein, Rowohlt 2007 Die Unruhezone. Eine persönliche Geschichte, Rowohlt 2007 Freiheit, Rowohlt 2010 (mit Bettina Abarbanell) Weiter weg, Rowohlt 2013 (mit anderen) ¿ John Updike, In einer Bar in der Charlotte Amalie (mit anderen), Rowohlt 2008 ¿ Mark McNay, Frisch, dtv 2008 Under Control, dtv 2010 ¿ Catherine Fried, Über kurz oder lang. Erinnerungen an Erich Fried, Wagenbach 2008 ¿ Shaun Tan, Geschichten aus der Vorstadt des Universums, Carlsen 2008 Die Fundsache, ebd. 2009 Der Vogelkönig und andere Skizzen, ebd. 2011 Skizzen aus einem namenlosen Land, ebd. 2011 ¿ Shalom Auslander, Eine Vorhaut klagt an, Berlin 2008 Hoffnung. Eine Tragödie, Berlin 2013 ¿ Saul Bellow, Humboldts Vermächtnis, Kiepenheuer & Witsch 2009 Erzählungen, ebd. 2011 (mit anderen) ¿ Andrew Davidson, Gargoyle, Berlin Bloomsbury 2009 ¿ Steven Millhauser, Ein Protest gegen die Sonne, Berlin 2009 ¿ Emily Diamond, Flutland, Carlsen 2010 Flutland in Flammen, Carlsen 2011 ¿ Daniel Mendelsohn, Die Verlorenen, Kiepenheuer & Witsch 2010 ¿ L. K. Madigan, Blakes Gesetze der Fotografie, Carlsen 2012 ¿ Sherwood Anderson, Winesburg, Ohio, Manesse 2012 ¿ Richard Yates, Eine gute Schule, DVA 2012 ¿ Luke Williams, Das Echo der Zeit, Hoffmann und Campe 2012 ¿ David Lampson, Vom Finden der Liebe und anderen Dingen, Oetinger 2013 ¿ Sloan Wilson, Der Mann im grauen Flanell, Dumont 2013 ¿ Albert Borris, Zehn Gründe, die todsicher fürs Leben sprechen, Carlsen 2013 ¿ Charles Dickens, Der Weihnachtsabend, Insel 2014 Werke und Literaturprojekte ¿ Der deformierte Dandy - Oscar Wilde im Zerrspiegel der Parodie, Lang 1986 (Diss.) ¿ Black American English (Glossar, mit Herbert Graf), Straelener Manuskripte Verlag 1983, erweitert von Christiane Buchner, ebd. 1994 ¿ Abgefahren - Eingefahren Ein Wörterbuch der Jugend- und Knastsprache, ebd. 1986 ¿ alles easy Ein Wörterbuch des Neudeutschen, C. H. Beck 1995 Auszeichnungen 1997 Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzung 2004 Ledig-Rowohlt-Übersetzerpreis für die Romane Nicholson Bakers 2008 Barthold-Heinrich-Brockes-Stipendium des Deutschen Übersetzerfonds 2009 Preis der Leipziger Buchmesse, Sparte Übersetzung, für Humboldts Vermächtnis von Saul Bellow 2009 Deutscher Jugendbuchpreis, Übersetzung, für das Bilderbuch Geschichten aus der Vorstadt des Universums von Sean Tan 2011 Johann-Joachim-Bode-Stipendium des Deutschen Übersetzerfonds - mit Johann Christoph Maass 2013 Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis für Winesburg, Ohio von Sherwood Anderson 2014 Internationaler Hermann-Hesse-Preis, zusammen mit Nicholson Baker sowie weitere Arbeits- und Reisestipendien des Deutschen Übersetzerfonds
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.04.2012

Bitte, verschonen Sie uns mit dem Analysekram!

War Jerome D. Salinger ein großer Schriftsteller, oder war er nur der Autor eines großen Romans? Zwei Neuübersetzungen geben darauf eine klare Antwort.

Seit 2003 lässt der Verlag Kiepenheuer & Witsch Jerome D. Salingers Werk, das wir im Deutschen bisher in den Fassungen von Annemarie und Heinrich Böll kannten, von Eike Schönfeld neu übersetzen. Nach dem "Fänger im Roggen" und "Franny und Zooey" liegen nun die Neuübersetzungen der "Neun Erzählungen" und von "Hebt an den Dachbalken, Zimmerleute und Seymour, eine Einführung" vor.

Gute Bücher altern nicht, Übersetzungen schon; daher waren diese Neuübertragungen überfällig. Zu ihrer Qualität ist zu sagen, dass Schönfeld frischer und zeitgemäßer ist, dabei aber zugleich der Entstehungszeit des Originals Rechnung trägt und nicht der Versuchung erliegt, Neologismen zu verwenden, die erst danach entstanden sind, oder Salingers phonetischen Slang allzu getreu (und damit krampfhaft) im Deutschen nachbilden zu wollen. Kurz gesagt, diese neuen Versionen sind gegenüber den alten entstaubt und sehr lesbar, und etwas anderes ist von einem Übersetzer von der Qualität und der Erfahrung von Eike Schönfeld auch nicht zu erwarten gewesen.

Damit können wir uns der Frage zuwenden, ob Salinger jenseits seines Kultromans ein großer Schriftsteller oder ob er nur der Autor eines einzigen Buches war. Die Antwort fällt ambivalent aus. Die zweite Hypothese hält jedenfalls keiner Überprüfung stand. Ulrich Horstmann hat sie vor wenigen Jahren in seinem Buch über verstummende Schriftsteller aufgestellt und alles, was nach dem "Fänger" kam, als "Zeugnisse nachlassender narrativer Kompetenz" und "Dokumente einer sich aufschaukelnden Unlust am Erzählen" bezeichnet. Seine Abneigung, ja sein Zorn galt besonders dem "Seymour"-Text, "das vielleicht stärkste Stück, das sich Salinger in Sachen Rufschädigung geleistet hat".

Unter diesem Aspekt sollte man sich die beiden vorliegenden Neuübersetzungen anschauen. Die neun Erzählungen, die in Horstmanns Schelte nicht vorkommen, sind in der Tat noch mehr oder weniger klassische Short Storys von mehr oder minder Interesse. Die wichtigste ist natürlich die erste, in der Salinger sein künstlerisches Ideal Seymour im Alter von 31 Jahren Suizid begehen lässt. Sie hat eine klassische Pointe, eine Klimax, und entspricht damit dem, was man damals von amerikanischer Erzählkunst erwartete. Andere plätschern teilweise dahin, und die Manie von Salingers Figuren, sich in endlosen Dialogen (oft am Telefon) gegenseitig nicht ausreden zu lassen, kann einem Leser schon hier und da auf die Nerven gehen. Nicht so sehr wegen dieses Kunstgriffs selbst, sondern wegen der Monotonie, mit der er angewandt wird. Immerhin wurde hier noch erzählt im herkömmlichen Sinn, und deshalb sind diese Stories Horstmanns Zorn auch entkommen.

Nun aber die späteren Werke, die sich um die Glass-Family drehen und deren fiktiver Autor Buddy Glass ist, Salingers schriftstellerisches Alter Ego, und unter ihnen besonders der Band Dachbalken/Seymour-Band. Horstmanns harsche Worte korrespondieren mit der damaligen zeitgenössischen Kritik. "In ihrer unerträglichen Weitschweifigkeit werden diese beiden Geschichten durch die Zügellosigkeit eines Schriftstellers ruiniert", schrieb etwa die "New York Times Book Review" am 7. April 1963, "der mit tiefer Weisheit flirtet, in seinen Annäherungsversuchen aber schüchtern und verlegen bleibt. Mit ihren drolligen Parenthesen und unbeholfenen Fußnoten, ihrer hin und her schlingernden Mischung aus jüdischem Vaudeville-Humor und buddhistischen Rezepten verraten sie einen Verlust an künstlerischer Disziplin, eine Kapitulation vor gepflegten Manierismen." Die Botschaft ist klar. Salinger hat endgültig die gute amerikanische Tradition des pointierten Erzählens verlassen, ist weitschweifig, kommt nicht zum Punkt und räsoniert zu viel.

Salinger selbst hat in "Seymour, eine Einführung" dieser Kritik schon vorgegriffen. Buddy Glass, der die Geschichte über seinen toten Bruder erzählt, hört an einer Stelle eine "schrille, unangenehme Stimme (nicht die eines meiner Leser): Sie haben doch gesagt, Sie wollten uns erzählen, wie Ihr Bruder ausgesehen hat. Diesen verdammten Analysekram, dieses klebrige Zeug, das wollen wir nicht. - Aber ich. Ich will alles von diesem klebrigen Zeug. Sicher käme auch ich mit ein bisschen weniger Analyse aus, aber von dem klebrigen Zeug will ich alles. Wenn ich eine Chance habe, damit klarzukommen, dann mit diesem klebrigen Zeug."

Längst hatte nämlich Salinger an eine Tradition essayistischen Erzählens angeknüpft, die eher europäisch ist, in der auf der Handlungsebene oft wenig passiert, die zu Beginn vielleicht tatsächlich noch nicht weiß, worauf sie hinauswill, deshalb die Abschweifung liebt und sich dann den Vorwurf mangelnder künstlerischer Disziplin einhandelt. Dass seine Zeitgenossen da nicht mitziehen wollten, ist nachvollziehbar, auch wenn später amerikanische Autoren zu Ehren gelangten - wenigstens kurzfristig -, die ähnlich im Schneckentempo und gleichsam mit dem Mikroskop erzählten, wie etwa Harold Brodkey. Auch bei uns heute, im Zeitalter des regalbeschwerenden Großromans und des wuchtigen Erzählens, hat diese Prosa vielleicht keine guten Chancen, wenn auch die Tatsache hoffen lässt, dass hybride Formen wie Essays, Journale, Protokolle oder eine Prosa wie die von Alexander Kluge durchaus Leser finden. Salingers Welterfolg, die Geschichte von Holden Caulfield, war sicher ein schönes Buch, und für manchen mag sie in jungen Jahren sogar der Schlüssel zur Literatur gewesen sein. Sein Meisterwerk aber, zusammen mit "Franny und Zooey", heißt "Seymour, eine Einführung".

JOCHEN SCHIMMANG

J. D. Salinger: "Neun Erzählungen".

Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012. 224 S., geb., 15,- [Euro].

J. D. Salinger: Hebt an den Dachbalken, Zimmerleute und Seymour, eine Einführung.

Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012. 200 S., geb., 15,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Erfreut zeigt sich Rezensent Jochen Schimmang über die nun vorliegende Neuübersetzung von J.D. Salingers Erzählband "Hebt den Dachbalken, Zimmerleute und Seymour, eine Einführung". Eike Schönfelds Übersetzung ist seines Erachtens wirklich gelungen, frisch, sehr gut lesbar und zugleich dem Original verpflichtet. Darüber hinaus geht er in seiner Besprechung der Frage nach, ob Salinger jenseits seines Welterfolgs "Der Fänger im Roggen" ein bedeutender Schriftsteller war oder nur Autor eines einzigen wichtigen Buchs. Gegen Ulrich Horstmann, der die zweite Ansicht vertritt, und gegen die zeitgenössische amerikanische Kritik, die die Weitschweifigkeit der Erzählungen monierte, macht sich Schimmang für "Seymour, eine Einführung" stark. Er konstatiert, dass sich Salinger hier von der amerikanischen Tradition abwendet, um an die europäische Tradition essayistischen Erzählens anzuknüpfen. Für ihn steht außer Frage: "Der Fänger im Roggen" ist okay, aber "Franny und Zooey" und "Seymour, eine Einführung" sind Salingers "Meisterwerk".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Schönfeld hat Holden Caulfields einmaligen 'Sound' erstmals im Deutschen zum Klingen gebracht." Kölner Stadtanzeiger "Die Übersetzung Eike Schönfelds zeigt die stilistischen Qualitäten im neuen Glanz." tele.at "Eine durchdachte und couragierte Übersetzung. Ein Gewinn." FAZ "Schönfeld hat Holden Caulfields einmaligen 'Sound' erstmals im Deutschen zum Klingen gebracht."

Kölner Stadtanzeiger "Die Übersetzung Eike Schönfelds zeigt die stilistischen Qualitäten im neuen Glanz." tele.at "Eine durchdachte und couragierte Übersetzung. Ein Gewinn." FAZ
»[...] diese neuen Versionen sind gegenüber den alten entstaubt und sehr lesbar, und etwas anderes ist [...] von Eike Schönfeld auch nicht zu erwarten gewesen.« Jochen Schimmang FAZ 20120420
Bitte, verschonen Sie uns mit dem Analysekram!

War Jerome D. Salinger ein großer Schriftsteller, oder war er nur der Autor eines großen Romans? Zwei Neuübersetzungen geben darauf eine klare Antwort.

Seit 2003 lässt der Verlag Kiepenheuer & Witsch Jerome D. Salingers Werk, das wir im Deutschen bisher in den Fassungen von Annemarie und Heinrich Böll kannten, von Eike Schönfeld neu übersetzen. Nach dem "Fänger im Roggen" und "Franny und Zooey" liegen nun die Neuübersetzungen der "Neun Erzählungen" und von "Hebt an den Dachbalken, Zimmerleute und Seymour, eine Einführung" vor.

Gute Bücher altern nicht, Übersetzungen schon; daher waren diese Neuübertragungen überfällig. Zu ihrer Qualität ist zu sagen, dass Schönfeld frischer und zeitgemäßer ist, dabei aber zugleich der Entstehungszeit des Originals Rechnung trägt und nicht der Versuchung erliegt, Neologismen zu verwenden, die erst danach entstanden sind, oder Salingers phonetischen Slang allzu getreu (und damit krampfhaft) im Deutschen nachbilden zu wollen. Kurz gesagt, diese neuen Versionen sind gegenüber den alten entstaubt und sehr lesbar, und etwas anderes ist von einem Übersetzer von der Qualität und der Erfahrung von Eike Schönfeld auch nicht zu erwarten gewesen.

Damit können wir uns der Frage zuwenden, ob Salinger jenseits seines Kultromans ein großer Schriftsteller oder ob er nur der Autor eines einzigen Buches war. Die Antwort fällt ambivalent aus. Die zweite Hypothese hält jedenfalls keiner Überprüfung stand. Ulrich Horstmann hat sie vor wenigen Jahren in seinem Buch über verstummende Schriftsteller aufgestellt und alles, was nach dem "Fänger" kam, als "Zeugnisse nachlassender narrativer Kompetenz" und "Dokumente einer sich aufschaukelnden Unlust am Erzählen" bezeichnet. Seine Abneigung, ja sein Zorn galt besonders dem "Seymour"-Text, "das vielleicht stärkste Stück, das sich Salinger in Sachen Rufschädigung geleistet hat".

Unter diesem Aspekt sollte man sich die beiden vorliegenden Neuübersetzungen anschauen. Die neun Erzählungen, die in Horstmanns Schelte nicht vorkommen, sind in der Tat noch mehr oder weniger klassische Short Storys von mehr oder minder Interesse. Die wichtigste ist natürlich die erste, in der Salinger sein künstlerisches Ideal Seymour im Alter von 31 Jahren Suizid begehen lässt. Sie hat eine klassische Pointe, eine Klimax, und entspricht damit dem, was man damals von amerikanischer Erzählkunst erwartete. Andere plätschern teilweise dahin, und die Manie von Salingers Figuren, sich in endlosen Dialogen (oft am Telefon) gegenseitig nicht ausreden zu lassen, kann einem Leser schon hier und da auf die Nerven gehen. Nicht so sehr wegen dieses Kunstgriffs selbst, sondern wegen der Monotonie, mit der er angewandt wird. Immerhin wurde hier noch erzählt im herkömmlichen Sinn, und deshalb sind diese Stories Horstmanns Zorn auch entkommen.

Nun aber die späteren Werke, die sich um die Glass-Family drehen und deren fiktiver Autor Buddy Glass ist, Salingers schriftstellerisches Alter Ego, und unter ihnen besonders der Band Dachbalken/Seymour-Band. Horstmanns harsche Worte korrespondieren mit der damaligen zeitgenössischen Kritik. "In ihrer unerträglichen Weitschweifigkeit werden diese beiden Geschichten durch die Zügellosigkeit eines Schriftstellers ruiniert", schrieb etwa die "New York Times Book Review" am 7. April 1963, "der mit tiefer Weisheit flirtet, in seinen Annäherungsversuchen aber schüchtern und verlegen bleibt. Mit ihren drolligen Parenthesen und unbeholfenen Fußnoten, ihrer hin und her schlingernden Mischung aus jüdischem Vaudeville-Humor und buddhistischen Rezepten verraten sie einen Verlust an künstlerischer Disziplin, eine Kapitulation vor gepflegten Manierismen." Die Botschaft ist klar. Salinger hat endgültig die gute amerikanische Tradition des pointierten Erzählens verlassen, ist weitschweifig, kommt nicht zum Punkt und räsoniert zu viel.

Salinger selbst hat in "Seymour, eine Einführung" dieser Kritik schon vorgegriffen. Buddy Glass, der die Geschichte über seinen toten Bruder erzählt, hört an einer Stelle eine "schrille, unangenehme Stimme (nicht die eines meiner Leser): Sie haben doch gesagt, Sie wollten uns erzählen, wie Ihr Bruder ausgesehen hat. Diesen verdammten Analysekram, dieses klebrige Zeug, das wollen wir nicht. - Aber ich. Ich will alles von diesem klebrigen Zeug. Sicher käme auch ich mit ein bisschen weniger Analyse aus, aber von dem klebrigen Zeug will ich alles. Wenn ich eine Chance habe, damit klarzukommen, dann mit diesem klebrigen Zeug."

Längst hatte nämlich Salinger an eine Tradition essayistischen Erzählens angeknüpft, die eher europäisch ist, in der auf der Handlungsebene oft wenig passiert, die zu Beginn vielleicht tatsächlich noch nicht weiß, worauf sie hinauswill, deshalb die Abschweifung liebt und sich dann den Vorwurf mangelnder künstlerischer Disziplin einhandelt. Dass seine Zeitgenossen da nicht mitziehen wollten, ist nachvollziehbar, auch wenn später amerikanische Autoren zu Ehren gelangten - wenigstens kurzfristig -, die ähnlich im Schneckentempo und gleichsam mit dem Mikroskop erzählten, wie etwa Harold Brodkey. Auch bei uns heute, im Zeitalter des regalbeschwerenden Großromans und des wuchtigen Erzählens, hat diese Prosa vielleicht keine guten Chancen, wenn auch die Tatsache hoffen lässt, dass hybride Formen wie Essays, Journale, Protokolle oder eine Prosa wie die von Alexander Kluge durchaus Leser finden. Salingers Welterfolg, die Geschichte von Holden Caulfield, war sicher ein schönes Buch, und für manchen mag sie in jungen Jahren sogar der Schlüssel zur Literatur gewesen sein. Sein Meisterwerk aber, zusammen mit "Franny und Zooey", heißt "Seymour, eine Einführung".

JOCHEN SCHIMMANG

J. D. Salinger: "Neun Erzählungen".

Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012. 224 S., geb., 15,- [Euro].

J. D. Salinger: Hebt an den Dachbalken, Zimmerleute und Seymour, eine Einführung.

Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012. 200 S., geb., 15,- [Euro].

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