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Salut Herr Präsident, hier spricht Hervé le Tellier!
Ein Erzähler namens Le Tellier schreibt François Mitterrand eine Postkarte aus dem Urlaub. Die Antwort würden andere für einen Standardbrief halten - nicht so Le Tellier! Es entwickelt sich ein Briefwechsel, bei dem der Erzähler vertrauensvoll aus seinem Alltag berichtet - und aus dem Élysée-Palast stets das gleiche Schreiben eintrifft. Doch Le Tellier fühlt sich verstanden und führt die »Brieffreundschaft« mit Mitterrands Nachfolgern Chirac, Sarkozy, Hollande und Macron einfach fort ...

Produktbeschreibung
Salut Herr Präsident, hier spricht Hervé le Tellier!

Ein Erzähler namens Le Tellier schreibt François Mitterrand eine Postkarte aus dem Urlaub. Die Antwort würden andere für einen Standardbrief halten - nicht so Le Tellier! Es entwickelt sich ein Briefwechsel, bei dem der Erzähler vertrauensvoll aus seinem Alltag berichtet - und aus dem Élysée-Palast stets das gleiche Schreiben eintrifft. Doch Le Tellier fühlt sich verstanden und führt die »Brieffreundschaft« mit Mitterrands Nachfolgern Chirac, Sarkozy, Hollande und Macron einfach fort ...
Autorenporträt
Hervé Le Tellier wurde 1957 in Paris geboren. Er veröffentlichte zahlreiche originelle Bücher, Romane, Erzählungen, Gedichte und Kolumnen. Seit 1992 ist er Mitglied der Autorengruppe OuLiPo (Ouvroir de Littérature Potentielle), die von François Le Lionnais und Raymond Queneau gegründet wurde und der Autoren wie Georges Perec, Italo Calvino oder auch Oskar Pastior angehörten. Er lebt in Paris.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.02.2018

Das verschwundene Kätzchen und die zuständigen Stellen
Ein sehr vergnüglicher Briefroman: Hervé Le Tellier schreibt fünf französischen Staatspräsidenten und liest aus den Antworten heraus, was er will
Die Verschiebung eines klassischen Briefromans aus dem Gleichgewicht der Schreibpartner ins Gefälle einer Machthierarchie bringt in diesem Buch eine literarische Kuriosität hervor. Ein Erzähler namens Hervé Le Tellier schreibt dem französischen Staatspräsidenten, bekommt Antwort, antwortet seinerseits, bekommt wiederum Antwort, immer dieselbe. „Cher Monsieur, Ihren Brief vom … habe ich dankend erhalten. Seien Sie gewiss, dass… Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung“. Das wiederholt sich über Jahrzehnte, von der ersten Postkarte 1983 an François Mitterrand bis zum Glückwunschschreiben zur Wahl an Emmanuel Macron. Die immer selben Worte aus dem Elysée sind für den Empfänger aber keine Allgemeinfloskeln, denn seinen Dialog mit insgesamt fünf Staatspräsidenten führt er im Grunde als Monolog eines einfachen Bürgers mit sich selbst, um seine Alltagssorgen staatspolitisch zu rahmen.
Der Autor Hervé Le Tellier ist Mitglied der 1960 gegründeten Gruppe „Oulipo“ (Ouvroir de littérature potentielle), der auch Autoren wie Georges Perec angehörten. In der Tradition jener Gruppe, aus dem Spiel mit den literarischen Formen Realitätsfunken zu schlagen, demonstriert er mit hintergründigem Humor, wie die stehenden Formulierungen eines Standardschreibens je nach Lesererwartung immer wieder einen anderen Sinn ergeben.
Die Austern, die er gerade am Atlantik verspeist habe, seien leider etwas milchig gewesen, schreibt der Autor 1983 aus dem Urlaub an Mitterrand. In der Verbesserung der Austernqualität ein Jahr danach sieht er den Beweis, dass die Versicherung im Antwortbrief, sein Schreiben würde mit aller Aufmerksamkeit „von den zuständigen Stellen“ bearbeitet, keine leere Formel war. Er nimmt das als Freundschaftsbeweis des Präsidenten und geht in seinen Briefen bald zum „Cher François“ über.
Auch mit Mitterrands Nachfolger Chirac nimmt er sofort Kontakt auf und verschweigt ihm nicht die traurige Nachricht vom Verschwinden seines Kätzchens Tchoupette – ob die zuständigen Stellen da etwas unternehmen könnten? Am Stil des Antwortbriefs muss er allerdings erkennen, dass da ein ganz anderer Mann im Elysée-Palast sitzt. Bei Mitterrand wirkte die Standardformel kraftvoll, bei Chirac klingt das „Seien Sie gewiss, cher Monsieur…“fade. Doch immerhin geht der neue Präsident auf das Angebot des Briefautors ein, der für das Telefonmarketing eines Isolierglasherstellers arbeitet. Dass sein Schreiben „von den zuständigen Stellen“ bearbeitet werde, nimmt er als Versprechen, dass im Elysée sämtliche Fenster ausgewechselt werden.
Nach Chirac geht es indessen weiter bergab. Das einst elegante „Seien Sie gewiss“ klingt bei Sarkozy erbärmlich. Italo Calvinos Novellenband „Marcovaldo“, den der Briefautor dem Präsidenten zukommen ließ, findet im Antwortschreiben keine Erwähnung. Bei Sarkozys Nachfolger Hollande schließlich geht der Briefschreiber von sich aus auf Distanz, denn den in der Öffentlichkeit mit Indiskretionen aus dem Privatleben Geplagten will er nicht zusätzlich bloßstellen.
Dem neuen Amtsinhaber Emmanuel Macron gegenüber lässt er dann schon eine gewisse Ermattung nach dem jahrzehntelangen Briefverkehr durchblicken, ohne sich allerdings einem allfälligen Wink aus dem Elysée ganz verschließen zu wollen. Das Buch ist ein so subtiles wie unterhaltsames Lesevergnügen, es lässt auch in der vorzüglichen deutschen Übersetzung unter dem sprachlichen Mattglanz der zuständigen Stellen ironisch die Spur einer persönlichen Geschichte durchschimmern.
JOSEPH HANIMANN
Hervé Le Tellier: Ich und der Präsident. Ein Briefroman. Aus dem Französischen von Jürgen und Romy Ritte. dtv, München 2017. 85 Seiten, 8 Euro.
E-Book 6,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Ein sehr vergnüglicher Briefroman: Hervé Le Tellier schreibt fünf Staatspräsidenten und liest aus den Antworten heraus, was er will. Joseph Hanimann Süddeutsche Zeitung 20180215