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»Die Studien zur Philosophie des Bildes verfolgen eine doppelte Absicht: Sie bemühen sich einerseits um einen Überblick über die grundlegenden Positionen innerhalb der gegenwärtigen Bildwissenschaft und versuchen andererseits stets einen systematischen Hauptgedanken zu verteidigen: Bilder präsentieren; nur Bilder ermöglichen die artifizielle Präsenz von ausschließlich sichtbaren Dingen, die den Gesetzen der Physik enthoben sind. Vor dem Hintergrund dieses Bildbegriffs wird die Verwendung von Bildern als Zeichen aus einer phänomenologischen Sicht beschrieben, Platons Mimesis-Begriff anhand…mehr

Produktbeschreibung
»Die Studien zur Philosophie des Bildes verfolgen eine doppelte Absicht: Sie bemühen sich einerseits um einen Überblick über die grundlegenden Positionen innerhalb der gegenwärtigen Bildwissenschaft und versuchen andererseits stets einen systematischen Hauptgedanken zu verteidigen: Bilder präsentieren; nur Bilder ermöglichen die artifizielle Präsenz von ausschließlich sichtbaren Dingen, die den Gesetzen der Physik enthoben sind. Vor dem Hintergrund dieses Bildbegriffs wird die Verwendung von Bildern als Zeichen aus einer phänomenologischen Sicht beschrieben, Platons Mimesis-Begriff anhand seiner kanonischen Bildvorstellungen rekonstruiert und die besondere Bedeutung extremer Bildtypen - wie die virtuelle Realität, Benutzeroberflächen oder die Abstrakte Fotografie - für die philosophische Arbeit am Bildbegriff vorgeführt.«
Autorenporträt
Wiesing, LambertLambert Wiesing, geboren 1963, ist Professor für Philosophie und Inhaber des Lehrstuhls für Bildtheorie und Phänomenologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Von 2005 bis 2008 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik. 2015 wurde er für sein Werk mit dem Wissenschaftspreis der Aby-Warburg-Stiftung ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.11.2005

Fenster und Windows
Lambert Wiesing arbeitet an einer Philosophie des Bildes
„Es hängt von der jeweiligen philosophischen Position ab, ob ein Sternbild, Spiegelbild, Schattenbild, Kalligramm, Diagramm, Abstrakte Fotografie, der Cyberspace, die Landkarte oder der Fußabdruck zur Gruppe der Bilder gerechnet wird.” Lambert Wiesing arbeitet an einer „Philosophie des Bildes”, mit der er die unersetzbare Leistung des Bildes und seine daraus resultierende Bedeutung für den Menschen beschreiben will. Andere Fächer als die Philosophie, etwa die Kunstwissenschaft, haben in den letzten Jahren versucht, eine Bildwissenschaft zu etablieren. Die Frage ist also: Was kann die Philosophie zur Erforschung des Umgangs mit Bildern beitragen?
In der Kunstwissenschaft war es eher eine politische Entscheidung, eine neue Form von Bildwissenschaft zu etablieren, die sich nicht mehr allein mit den herkömmlichen Artefakten der europäischen Zivilisation beschäftigt. Denn die Erkenntnis, dass Bilder unsere Welt dominieren, ist mittlerweile ein Gemeinplatz. Aber nur wer sich im Wettstreit an den Universitäten neue Felder erschließt, kann auf ein Fortbestehen hoffen. So konnte eine Reihe von Sonderforschungsbereichen mit dem Argument gegründet werden, dass nicht allein eine Geschichte der Kunst geschrieben werden soll, sondern eine Grundlage der Anthropologie zu erarbeiten sei - der Umgang der Menschen mit Bildern.
Und Bilder werden, oft bedenkenlos, vielerorts verwendet. Gerade die Naturwissenschaften haben über die Jahrhunderte mit Bildern argumentiert, ohne grundsätzlich über deren Wirkung nachzudenken. Die bildgebenden Verfahren der digitalen Revolution erschließen schier unerschöpfliche Arbeitsfelder für eine Bildwissenschaft, die sich unterschiedslos alle Bilder zum Gegenstand wählt.
Ein wenig ist daher die Situation der Kunstwissenschaft mit der der Literaturwissenschaften in den späten 1960er Jahren vergleichbar, als man sich nicht mehr mit Literatur, sondern mit „Texten” beschäftigen wollte. Heute wird hingegen von einem Teil der Germanisten die Rückkehr zur Literatur gefordert. Auch in der Kunstwissenschaft ist die Debatte entbrannt, ob die Ausweitung des Arbeitsfeldes nicht die Kernkompetenz bis zur Selbstaufgabe hintanstellt. Gleichzeitig dringt ein anderer Teil der Germanisten ins Terrain der Kunstwissenschaft ein und versucht eine Medienwissenschaft zu etablieren, die vergleichbare Probleme bearbeitet wie die Bildwissenschaft.
Kompetenzstreit der Fakultäten
Dies mögen universitätsinterne Kompetenzstreitigkeiten sein. Auf ihrer Grundlage wird jedoch heute über die Wirkung von Bildern von unterschiedlichsten Positionen aus nachgedacht. Die Philosophie schien sich schon lange aus diesem Diskurs verabschiedet zu haben. Zumindest wurden und werden ihre Beiträge in den Bildwissenschaften meist ignoriert. Lambert Wiesing versuchte schon in seinen früheren Büchern, die analytische Philosophie und die Bildwissenschaft zu einer vergleichenden Bildtheorie zu verknüpfen, um damit die Kompetenz seines Faches einzubringen. Aus der Erfahrung des Scheiterns der ästhetischen Theorie seit Hegel betreibt er ein Hinterfragen der Fragestellungen, wohl wissend, dass es heute keine apodiktische Position mehr geben kann und die Theorien der Kunst seit dem 19. Jahrhundert nur mühsam den neu geschaffenen Artefakten hinterherhinken.
In angenehmer, geradezu sokratischer Klarheit führt Wiesing die Bilder beschreibenden Begriffe und ihre jeweilige Problematik dem Leser vor Augen. Aus der mit seinem neuen Buch „Artifizielle Präsenz” vorliegenden Sammlung von Aufsätzen und Vorträgen wird so eine gut lesbare und anregende Einführung in die Bildtheorie, die nicht fertige Systeme und Antworten bietet, sondern die Kunst der richtigen Fragestellung übt.
Befreiung von der Physik
Natürlich geht dies nicht ohne konkrete Beispiele. Sie zeigen, dass der Bildbegriff selbst immer wieder in Frage zu stellen ist. „Da nicht jedes Kunstwerk ein Bild sein muss, kann man der Meinung sein, dass zum Beispiel in der Monochromen Malerei zwar Kunstwerke, aber keine Bilder geschaffen wurden.” Wiesing wählte auch mit der Frage, was abstrakte Fotografie ist, oder mit der Verknüpfung der Begriffe von Fenster und Bild Beispiele, anhand derer er den Bildbegriff schärft. Innerhalb weniger Absätze verbindet er dabei Albertis Abhandlung über die Malkunst aus dem 15. Jahrhundert und das Betriebssystem „Windows”, ein uns alltäglich berührendes Phänomen.
Man könnte dem Autor vorwerfen, keine eigenen, griffigen Theorien zu entwickeln. Aber seine kritische Lektüre führt weiter als mancher vorschnelle Systembau. So kann er sogar mit Platons Mimesis-Begriff eine der ältesten Bildtheorien heranziehen, die gerade wegen ihrer scheinbaren Bilderfeindlichkeit immer wieder heftig diskutiert und kritisiert wurde. Wiesing geht den Text Schritt für Schritt durch und kommt zum Ergebnis, dass Platon nicht über Bilder spricht, sondern über Nachahmung im Sinne von billiger, einfallsloser Imitation. Platon verdamme also nicht Bilder sondern die kategoriale Verwechslung, Bilder als Imitationen anzusehen.
Das Buch endet mit der aktuellen Frage, „Was sind Medien?”, mit der die boomende Medienwissenschaft kritisch beleuchtet wird, um mit einer verblüffend einfachen Antwort zu enden: „Medien befreien den Menschen von dem allgegenwärtigen Diktat der physikalischen Welt.” Dem Blick auf eine physikfreie Wirklichkeit zu eröffnen und die passenden Begriffe für dieses Blicken zu prägen, sind die Aufgaben, die sich Wiesings Bildtheorie stellt. Es wäre nicht die schlechteste Position einer derart praktizierten Philosophie, als Diskussionsleiter oder Art Mediator die Grundlagen der Bild- und Medienwissenschaft weiter zu präzisieren.
ANDREAS STROBL
LAMBERT WIESING: Artifizielle Präsenz. Studien zur Philosophie des Bildes. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005. 164 Seiten, 9 Euro.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Beiträge der Philosophie zur Bildwissenschaft, so Rezensent Andreas Strobl, seien bisher von den Fraktionen und Fakultäten meist ignoriert worden. Der vorliegende Aufsatzband stellt aus Sicht des Rezensenten eine "gut lesbare" und "anregende Einführung" in die Bildtheorie dar, ohne allerdings eine eigene Systematik oder Theorie zu entwickeln. Auch wenn manche diese kritisieren könnten, so Strobl, mache dies gerade den Vorteil von Wiesings Perspektive aus, weil er so die "Kunst der richtigen Fragestellung" üben könne. Beispielsweise "schärfe" der Autor den Bildbegriff mit Fragen wie "Was ist abstrakte Fotografie?" oder seiner Verknüpfung der Begriffe Bild und Fenster. Zudem beziehe der Autor auf anschauliche Weise unsere Erfahrungswelt mit ein, wenn er eine Abhandlung zur Malkunst des 15. Jahrhunderts mit dem Betriebssystem "Windows" verbinde. Zuletzt "verblüffe" der Autor mit seiner Antwort auf die Frage "was sind Medien?" und erkläre frisch und einfach, sie "befreien den Menschen von dem allgegenwärtigen Diktat der physikalischen Welt". Wenn die Philosophie solcherart Grundlagen- und Begriffsanalyse für die Bildwissenschaft leiste, befindet der Rezensent, sei sie als eine "Art Mediator" immerhin in einer nicht ganz schlechten Position.

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