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Eine kleine Einführung in die christliche Religion, in ihre Geschichte und in die emotionale Ebene des Glaubens.
Ganz zufällig - weil es draußen regnet - flüchtet Moritz in eine Kirche, nicht gerade ein Ort, der ihm vertraut ist. Und da ist noch die alte Frau, die ihn darauf hinweist, dass man für die Kerzen, die man in einer Kirche entzündet, eigentlich auch bezahlen sollte. Sie legt das Geld für ihn aus, und er verspricht, es ihr zurückzugeben.
Aus dieser ersten Begegnung entwickelt sich eine seltsame Freundschaft zwischen der Frau und dem Jungen. Sie kommen ins Gespräch über
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Produktbeschreibung
Eine kleine Einführung in die christliche Religion, in ihre Geschichte und in die emotionale Ebene des Glaubens.

Ganz zufällig - weil es draußen regnet - flüchtet Moritz in eine Kirche, nicht gerade ein Ort, der ihm vertraut ist. Und da ist noch die alte Frau, die ihn darauf hinweist, dass man für die Kerzen, die man in einer Kirche entzündet, eigentlich auch bezahlen sollte. Sie legt das Geld für ihn aus, und er verspricht, es ihr zurückzugeben.

Aus dieser ersten Begegnung entwickelt sich eine seltsame Freundschaft zwischen der Frau und dem Jungen. Sie kommen ins Gespräch über buchstäblich Gott und die Welt. Und die Frau erzählt von ihrer Religiosität, von ihrem ganz persönlichen Verhältnis zu Gott. Für Moritz ist das alles neu und es macht ihn neugierig. Mit Hilfe einer jungen Bibliothekarin erfährt er auch etwas über die Historie des Christentums.
Autorenporträt
Johann Hinrich Claussen, geboren 1964, studierte evangelische Theologie in Tübingen, Hamburg und London. Propst im Kirchenkreis Alt-Hamburg und Hauptpastor an der Hauptkirche St. Nikolai. Privatdozent für Systematische Theologie am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg. Regelmäßiger Mitarbeiter der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«. Zahlreiche Zeitschriften- und Buchveröffentlichungen. Der Autor ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

Thomas M. Müller studierte in Leipzig und Luzern. Er ist Professor für Illustration an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.04.2004

Das geschenkte Leben
Johann Hinrich Claussen macht Moritz mit Gott bekannt

Moritz' Eltern haben viel gestritten, und nun haben sie sich endgültig getrennt. Der Vater holt die letzten Sachen aus der Wohnung und hinterläßt bei Moritz und Anna, der sechsjährigen kleinen Schwester, viel Verzweiflung und Leere. Nichts wird mehr sein wie früher. Im Alter von erst dreizehn Jahren erleidet Moritz den katastrophalen Zusammenbruch seiner vertrauten sozialen Welt. Verzweifelt flieht er mit dem Kickboard aus der Wohnung, in der sein Vater seine letzten Sachen in große Kartons packt. Auf seiner ziellosen Fahrt gelangt der stotternde, unter den Sprechproblemen leidende Junge schließlich in eine große alte Kirche, die ihm Schutz vor starkem Regen bietet.

Hier begegnet ihm eine ferne, fremde Welt mit Bildern, Zeichen und Gerätschaften, die er nicht kennt. Die seltene Stille, das Halbdunkel des hohen Raumes und die Kerzen lassen ihn zur Ruhe kommen. Allerdings dürfen verstörte Jungen in deutschen Kirchen nicht mit dem Kickboard herumfahren. Darauf weist ihn eine uralte Frau aus dem Seniorenheim in der Nähe der Kirche hin, ohne jedoch zu schimpfen. Ihr gütiger Blick erinnert Moritz an seine "kleine Oma", die längst gestorben ist. Das zufällige Aufeinandertreffen markiert den Beginn einer emotional dichten Beziehung von außergewöhnlicher Intensität. Nahezu Tag für Tag beginnt Moritz Frau Schmidt in ihrem Altersheim zu besuchen. Sie wird zur Ersatzoma, die davon erzählt, wie sie die Katastrophen ihres von Krieg und Vertreibung geprägten Lebens meisterte: durch elementares Gottvertrauen und gelassene Frömmigkeit.

Neben Frau Schmidt begegnet Moritz auch der jungen, schönen Bibliothekarin Sabine, die Theologie studiert hatte, aber wegen ihrer zerbrechlichen Seele nicht zur Religionspädagogin in einer Schule mit vielen polternden Rabauken taugte. In ihrer Gemeindebibliothek hütet sie wunderschöne Gedächtnisschätze, uralte hebräische Bibeln, seltene Ausgaben des Novum Testamentum graece und aus der Reformationszeit stammende Heilige Schriften mit Kupferstichen im edlen hölzernen Einband. Mit hoher Sensibilität und elementarer Menschenfreundlichkeit berichtet Sabine dem wißbegierigen Moritz von all den gelehrten Religionsdingen, die sie sich im Studium einst erarbeitet hatte.

Bei Frau Schmidt erlebt der Junge die lebensdienliche Kraft humaner Herzensfrömmigkeit und eine faszinierende Dankbarkeit für geschenktes Leben. Sabine führt ihn ein in den Reichtum der biblischen Mythen, die komplexen Überlieferungsgeschichten christlichen Glaubens und die befreiende Vielfalt der Konfessionen mit ihren je eigenen Riten, Theologien und moralischen Ordnungen. Sie verschweigt weder die sehr dunklen Stränge der Christentumsgeschichte, etwa Kreuzzüge, Inquisition und Konfessionskriege, noch die scheinbaren Widersprüche in der religiösen Rede vom guten, gnädigen Schöpfergott. Nirgends wird der "kleine Heidenjunge" von oben herab belehrt. Christliches Grundwissen erschließt sich ihm im freien Gespräch. Bei Frau Schmidt kann er spüren, daß gelebter Glaube sogar stärker als alle Todesangst ist.

Johann Hinrich Claussen, evangelischer Theologe in Hamburg, ist als Vater dreier Kinder hervorragend vertraut mit den Klassikern der modernen Kinder- und Jugendliteratur. Aus den Büchern, die er seinen Kindern vorlas, hat er gelernt, wie man viel fragende Kinder als Autor ernst nimmt, ohne schale Weisheiten zu verkünden. In seiner Geschichte von Moritz' Begegnung mit dem lieben Gott bietet er weit mehr als nur eine Einführung ins Christentum.

Dem ständigen freien Mitarbeiter dieser Zeitung gelingt etwas Seltenes: sachlich nüchterne Informationen in eine Erzählstruktur einzuweben, die unfanatischen religiösen Glauben als heilsame, identitätsstärkende Kraft der Lebensführung sichtbar werden läßt. In hochreflektierter zweiter Naivität erzählt Claussen davon, wie Moritz die ihm zugefügten Verletzungen in der Begegnung mit alten Glaubenssymbolen konstruktiv zu bearbeiten beginnt. Nun braucht es nur noch Eltern, die ihren Kindern abends aus diesem wunderschönen Taschenbuch vorlesen.

FRIEDRICH WILHELM GRAF.

Johann Hinrich Claussen: "Moritz und der liebe Gott". Reihe Hanser im Deutschen Taschenbuch Verlag, München 2004. 206 S., br., 7,50 [Euro]. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Friedrich Wilhelm Graf ist begeistert von diesem "wunderschönen" Taschenbuch. Seiner Ansicht nach ist dem Hamburger Theologen damit etwas Seltenes gelungen: nämlich sachlich nüchterne Information über das Christentum in eine Erzählstruktur einzuweben, die unfanatischen religiösen Glauben "als heilsame, identitätsstärkende Kraft der Lebensführung" sichtbar werden lässt. Besonders beeindruckt den Rezensenten an der Geschichte vom dreizehnjährigen Moritz, den die Trennung seiner Eltern in eine tiefe Krise stürzt, die "hochreflektierte Naivität" mit der Johann Hinrich Claussen die Auseinandersetzung des Jungen mit der Religion geschildert hat. Auch die dunklen Stränge des Christentums, von Kreuzzügen bis Inquisition fand Graf berücksichtigt und Protagonist Moritz dabei nie von oben belehrt. Das Grundwissen über das Christentum werde ihm in der Erzählung "im freien Gespräch" mit zwei überzeugenden Nebenfiguren erschlossen, ohne dass dabei "schale Weisheiten" verkündet würden.

© Perlentaucher Medien GmbH