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Die Ausländer- und Integrationspolitik Deutschlands wird seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Die Gestaltung eines gleichberechtigten Zusammenlebens der deutschen Bevölkerung mit den hier dauerhaft lebenden kulturellen Minderheiten harrt seit 40 Jahren einer Lösung, weil die politischen Parteien bislang keine tragfähige Gesamtkonzeption gefunden haben. In ihrem Status als Ausländer bleiben die Eingewanderten und ihre Kinder und Enkel abgesondert vor der Tür der bundesdeutschen Gesellschaft und werden dazu noch als Sündenböcke für eine fehlgeschlagene Integrationspolitik in Haftung genommen.…mehr

Produktbeschreibung
Die Ausländer- und Integrationspolitik Deutschlands wird seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Die Gestaltung eines gleichberechtigten Zusammenlebens der deutschen Bevölkerung mit den hier dauerhaft lebenden kulturellen Minderheiten harrt seit 40 Jahren einer Lösung, weil die politischen Parteien bislang keine tragfähige Gesamtkonzeption gefunden haben. In ihrem Status als Ausländer bleiben die Eingewanderten und ihre Kinder und Enkel abgesondert vor der Tür der bundesdeutschen Gesellschaft und werden dazu noch als Sündenböcke für eine fehlgeschlagene Integrationspolitik in Haftung genommen. Aus dem Blickwinkel der Betroffenen setzt sich der Autor mit den Themen Integration, Staatsbürgerschaft, kulturelle Vielfalt, interkulturelle Erziehung, Rassismus und Antisemitismus, der Festung Europa, den Deutschlandtürken als das vermeintliche Problem der deutschen Gesellschaft und den Beziehungen zwischen EU und der Türkei auseinander. Zu diesen Bereichen werden konkrete Lösungsvorschläge vorgelegt. Dieser Band wendet sich an jeden politisch interessierten Leser, eignet sich aber auch als Nachschlagewerk für Vertreter aus Medien, Politik und Wissenschaft.
Autorenporträt
Prof. Dr. Hakki Keskin lehrt politische Wissenschaften an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg und ist Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Migrations- und Integrationspolitik.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.09.2005

Ohne jede Selbstkritik
Hakki Keskin will die deutsche Integrationspolitik bilanzieren

Hakki Keskin: Deutschland als neue Heimat. Eine Bilanz der Integrationspolitik, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005. 296 Seiten, 24,90 [Euro].

Der Politikwissenschaftler und Bundesvorsitzende der "Türkischen Gemeinde in Deutschland", Hakki Keskin, zieht eine "Bilanz der Integrationspolitik" - da dürfen die Erwartungen groß sein. Seit mehr als dreißig Jahren stellen türkische Staatsangehörige den größten Anteil unter den Zuwanderern nach Deutschland. Ihre Integration gilt als besonders schwierig. Zentrales Hindernis für die Integration - so Keskins erste These - ist das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht. Es konserviere den "diskriminierenden" Status des Ausländers, erzwinge damit "ein Leben vor der Tür der deutschen Aufnahmegesellschaft" und betreibe so eine "europäische Form der Apartheid". Abstoßungskräfte gehen nach Keskin zweitens von einem Selbstverständnis der "Homogenität des deutschen Volkes" auf "ethnisch-völkischen Grundlagen" aus. Diese Annahmen stünden der Aufnahme von Zuwanderern in die Mehrheitsgesellschaft ebenso entgegen wie die daraus resultierenden Vorbehalte gegen das Konzept einer "multikulturellen Gesellschaft". Als Ergebnis dieser politischen Positionen sieht der Autor vor allem eine emotionale Distanzierung: Der Zuwanderer "reagiert nun wie ein zu Unrecht verstoßenes Stiefkind mit Enttäuschung, Bitterkeit und Abwendung. Es erfolgt ein Rückzug in den Kreis derer, wo eine Gleichbehandlung ohne Ausgrenzung gewährleistet ist."

Der von Keskin behauptete kausale Zusammenhang von Verleihung der Staatsangehörigkeit und erfolgreicher Integration muß mit Blick auf die Erfahrungen in Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden in Frage gestellt werden, deren Staatsangehörigkeitspolitik der vergangenen Jahrzehnte trotz massenhafter Einbürgerungen eine deutlich schlechtere Integrationsbilanz aufweist als Deutschland. Vor allem die Integration in den Sozialstaat dürfte Ausschreitungen und Krawalle hierzulande bisher verhindert haben. Hauptproblem ist auch in Deutschland die dauerhafte, sich über Generationen erstreckende, ethnisch-soziale Unterschichtung und ökonomische Marginalisierung weiter Teile der zugewanderten Bevölkerung. Die negative Spirale in den ethnischen Kolonien vieler Städte - mangelndes Bemühen um Integration im Elternhaus, schulisches Scheitern, Erfolglosigkeit beim Einstieg in den Arbeitsmarkt, Kriminalitätsbelastung - wurde bisher nicht durchbrochen. Warum die Verleihung der Staatsangehörigkeit hier einen Integrationsschub bewirken soll, wird nicht schlüssig dargelegt.

Emotionale Gründe lassen Keskin auch für eine generelle Hinnahme der doppelten Staatsangehörigkeit plädieren (seit dem Jahr 2000 geschieht dies bereits in nahezu der Hälfte der Fälle): "Die Menschen aus dem Mittelmeerraum verbinden mit einem solchen Verzicht eine Art von Verrat und die Vorstellung, der ehemaligen Heimat und den dort lebenden Verwandten und Freunden den Rücken zu kehren . . . Die Angst, am Ende gar nichts mehr in den Händen zu halten . . ., verhindert dann sehr oft eine Entscheidung für die neue Gesellschaft, die ihm nicht Heimat sein will." Unentschiedenheit und Orientierung an einer Rückkehr sind ein Charakteristikum der Gastarbeiter-Zuwanderung. Sie ließen das Interesse an der fremden deutschen Gesellschaft und Sprache nicht in ausreichendem Maße aufkommen - anders als bei "Einwanderern", die eine bewußte Entscheidung für das Einwanderungsland treffen und sich aktiv um soziale und kulturelle Eingliederung bemühen.

Für Keskin steht "assimilieren" für "germanisieren" und ist damit abzulehnen. Eine Auseinandersetzung mit soziologischen Theorien der strukturellen Assimilation (Hartmut Esser) bleibt er schuldig. Sein vehementes Plädoyer für Zweisprachigkeit an deutschen Schulen und damit das Erlernen der Muttersprache ist aus Sicht eines Verbandsvertreters nachvollziehbar. In der Lebenswirklichkeit der ethnischen Kolonien in deutschen Städten aber stellt dies für die Kinder vielfach eine Überforderung dar.

Im letzten Teil setzt sich Keskin, der für die SPD der Hamburgischen Bürgerschaft angehörte und jetzt als Direktkandidat der Linkspartei/PDS in Berlin für den Bundestag kandidiert, kritisch mit der Rolle transnational agierender Konzerne im Zeitalter der Globalisierung und mit dem Irak-Krieg auseinander - auch dies leider kein Beitrag zu mehr Verständnis für die Integrationsprobleme in Deutschland. "Deutschland muß, will es ,Heimatgefühle' erwecken, den hier dauerhaft lebenden Migranten und ihren Kindern ohne Wenn und Aber ein neues und sicheres Zuhause bieten, ihnen das Zugehörigkeitsgefühl zu diesem Land als einem gleichberechtigten Mitglied dieser Gesellschaft überzeugend übermitteln." Demnach kann für mangelnde Integration prinzipiell nur der Aufnahmestaat verantwortlich sein, Integration kann nur erfolgen, wenn er jegliche Bedingung der Zuwanderer erfüllt. Mit dieser Art der Selbstaufgabe funktioniert Integration allerdings in keinem Gemeinwesen.

Mit Keskins "Deutschland als neue Heimat" wurde eine Chance vertan. Ohne jede Selbstkritik dokumentiert es eine Vielzahl von Gründen, warum die Integration der größten Zuwanderergruppe in Deutschland bisher so schleppend und konfliktreich verlaufen ist. Von einer "Bilanz der Integrationspolitik" wäre mehr zu erwarten gewesen. Vorschläge für eine Wendung zum Besseren bleiben merkwürdig blaß und gehen über die bekannten Formeln der Zuwandererlobby nicht hinaus. Auch ein sorgfältigeres Lektorat hätte dem Buch nicht geschadet.

STEFAN LUFT

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Skeptisch betrachtet Stefan Luft diesen Versuch einer Bilanzierung der deutsche Integrationspolitik, die der Politikwissenschaftler und Bundesvorsitzende der "Türkischen Gemeinde in Deutschland" Hakki Keskin vorgelegt hat. Den von Keskin behaupteten kausalen Zusammenhang von Verleihung der Staatsangehörigkeit und erfolgreicher Integration hält Luft mit Blick auf die Erfahrungen in Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden für überaus fraglich. Deren Staatsangehörigkeitspolitik weise nämlich trotz massenhafter Einbürgerungen eine deutlich schlechtere Integrationsbilanz auf als Deutschland. Hinter Keskins Plädoyer für eine generelle Hinnahme der doppelten Staatsangehörigkeit sieht Luft vor allem emotionale Gründe. Keskins Ansicht, "assimilieren" stehe eigentlich für "germanisieren" und sei damit abzulehnen, mag Luft nicht teilen. Er vermisst eine Auseinandersetzung mit soziologischen Theorien der strukturellen Assimilation. Auch kann er in Keskins kritischer Diskussion transnational agierender Konzerne im Zeitalter der Globalisierung im dritten Teil des Buches keinen Beitrag zu mehr Verständnis für die Integrationsprobleme in Deutschland erkennen. Insgesamt hält er dem Autor vor, "ohne jede Selbstkritik" zu agieren. Mit dem Buch wurde nach Ansicht Lufts eine "Chance vertan".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Die Kritik an der deutschen Integrationspolitik verbunden mit zahlreichen sinnvollen Reformvorschlägen bildet eine interessante Lektüre vor allem für politische Entscheider und zivilgesellschaftliche Akteure im migrations- und integrationspolitischen Handlungsfeld." Neue Politische Literatur, 03/2005

"Um weitere Fehlentwicklungen in der Ausländerpolitik zu vermeiden, [bedarf] es der sachlichen, konstruktiven Kritik. Sein [des Autors] Buch, angereichert mit vielen Vorschlägen für eine neue Integrationspolitik, ist ein wichtiger Beitrag dazu." Nürnberger Nachrichten, 02.01.2006

"Dieses Buch ist ein leidenschaftliches und engagiertes Plädoyer für die Gestaltung eines gleichberechtigten Zusammenlebens der deutschen Bevölkerung mit den in Deutschland dauerhaft lebenden kulturellen Minderheiten." Der Bürger im Staat, 03/2005