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Till Brönner. Melting Pott
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Der Jazzmusiker Till Brönner (geb. 1971) ist berühmt. Kennen Sie ihn auch schon als Fotografen? Seit Jahren ist er auch in diesem Genre erfolgreich unterwegs. Im vorliegenden Band stellt er seine ebenso spannende wie ungewöhnliche Sicht auf die Metropole Ruhr vor. Das Nebeneinander verschiedener Nationalitäten, Religionen und Kulturen hat er auf seiner Reise durch eine von Kohle und Stahl geprägte Region festgehalten, die sich heute in zukunftsorientiertem Wandel befindet. Das Ergebnis wird hier in sensiblen und eindrucksvollen Bildern erstmals präsentiert.

Produktbeschreibung
Der Jazzmusiker Till Brönner (geb. 1971) ist berühmt. Kennen Sie ihn auch schon als Fotografen? Seit Jahren ist er auch in diesem Genre erfolgreich unterwegs. Im vorliegenden Band stellt er seine ebenso spannende wie ungewöhnliche Sicht auf die Metropole Ruhr vor. Das Nebeneinander verschiedener Nationalitäten, Religionen und Kulturen hat er auf seiner Reise durch eine von Kohle und Stahl geprägte Region festgehalten, die sich heute in zukunftsorientiertem Wandel befindet. Das Ergebnis wird hier in sensiblen und eindrucksvollen Bildern erstmals präsentiert.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.08.2019

Sound des Trotzes
Till Brönner fotografiert das Ruhrgebiet
Die Hamburger Werbeagentur Springer & Jacoby ist Ende der Neunziger mit einer Kampagne für das Ruhrgebiet auf exemplarische Weise gescheitert. Sie hatte sich einen Slogan ausgedacht, der, so dachte sie, Bodenständigkeit und Leidenschaft transportierte, in den Ohren der Gemeinten aber nach Tribalismus und Alteisen klang. Er lautete: „Der Pott kocht.“ Etwa zwanzig Jahre später hat der Jazz-Trompeter Till Brönner das Ruhrgebiet fotografiert, einer Ausstellung in Duisburg sowie dem Katalog den Titel „Melting Pott“ gegeben, und noch ehe man ein einziges Bild gesehen hat, beschleicht einen leise Sorge.
Nicht, weil man Brönner das Fotografieren nicht zutraute. Er ist ein Musiker von Weltrang, inzwischen aber auch ein anerkannter Fotograf, vor allem für Porträts. Musik und Fotografie, sagt er, haben viele Gemeinsamkeiten. Kommunikation, Eindringlichkeit, Persönlichkeit brauche es hier wie dort. Und er nennt den Jazz-Musiker William Claxton, der mit intimen Aufnahmen aus der Jazz-Welt, aber auch von Stars wie Steve McQueen bekannt wurde.
Gegen solche Motive muss das Ruhrgebiet naturgemäß abfallen, zumal für jemanden, der wie Brönner in der goldenen Sonne L. A.s lebt. Der Erstkontakt mit seinem Zielobjekt verlief entsprechend kühl: „Hier stehen ja nur inhomogene, hässliche Gebäude rum. Das Wetter ist fürchterlich. Was soll ich denn hier finden?“, so sein schockierter Eindruck bei der Anreise. Dann aber fand er, und hier münden seine Erlebnisse in die klassische Ruhrgebietserzählung, etwas viel Wertvolleres als Geld und Glanz: Menschen – aufrechte, unverstellte, unverwechselbare Typen.
Und so strahlen Brönners Bilder von Fußballfans, Bergleuten und Taubenzüchtern, von Konzernchefs und Hundefriseurinnen eine große Offenheit aus, ein fast begeistertes Wohlwollen, wie sie sich keine Werbeagentur und kein Kommunalverband schöner erträumen könnte. Es lachen die Mädchen aus der Tanzgruppe und die verwundeten Flüchtlingskinder, es lachen die Stadionordner und der muslimische Alte vor einer Duisburger Moschee. Bei aller Bereitschaft zum Mitfreuen fragt man sich allerdings bald, woher diese fast ein bisschen verstrahlte Heiterkeit kommt. Brönners Landschafts- und Stadtbilder zeigen doch nur die vertraute Strukturwandel-Tristesse: Fördertürme und Autobahnen, Rolltreppen und Topkapi-Grill, hier und da Monumentalarchitektur in Becher-Ästhetik, zum Abschluss naturschöne Kanalufer (Fotos: Till Brönner/ courtesy Brost-Stiftung).
Es ist eine Welt, wie sie vor zwanzig, dreißig Jahren nicht viel anders aussah, eine Welt, in der die Menschen voller Gemeinschaftssinn einer Welt trotzen, die sie nicht mehr braucht. Till Brönner ist nicht der einzige, der verpasst hat, dass das Ruhrgebiet inzwischen ein Hightech-Standort ist und der Bergbau eine Geschichte der Altvorderen. Er hat das Ruhrgebiet ins Herz geschlossen, das ist rührend. Wer brächte es schon fertig, ihm die Illusionen zu rauben.
SONJA ZEKRI
Till Brönner: Melting Pott. Katalog zur Ausstellung im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg (bis 6. Oktober), herausgegeben von Walter Smerling und Eva Müller-Remmert. Wienand Verlag, Köln 2019. 224 Seiten, 35 Euro.
„Hier stehen ja nur inhomogene,
hässliche Gebäude rum.
Das Wetter ist fürchterlich.“
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.09.2019

Glück auf: Ruhrgebietsbilder

Die Idee kam vom Museum, und Till Brönner zögerte wohl einen Augenblick, als man ihm antrug, das Ruhrgebiet zu fotografieren. Dann sagte er zu, nahm statt seiner Trompete eine Kamera in die Hand und streifte ein Jahr lang durch die Region, zu der bis heute jedem zuerst Kohle und Fußball einfallen. Auch bei ihm sind das zwei gewichtige Kapitel, sein Augenmerk allerdings legte er auch auf Landschaft, Architektur und vor allem die Bewohner. Seine bildnerischen Ansätze sind dabei so vielfältig wie die Themen. Mal düster, mal heiter. Entstanden ist am Ende jedoch das Panoptikum eines Landstrichs, der das Glück vor allem aus seiner Grußformel zu kennen scheint. (F.L.)

"Melting Pot" von Till Brönner. Wienand Verlag, Köln 2019. 224 Seiten, 167 Fotos. Gebunden, 35 Euro. Eine Ausstellung mit den Aufnahmen zeigt das Museum Küppersmühle in Duisburg noch bis zum 6. Oktober.

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