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Geschichte der Pharmazie II - Schmitz, Rudolf
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Die groß angelegte "Geschichte der Pharmazie", die von der Frühen Neuzeit (1500) bis in die unmittelbare Gegenwart führt, vermittelt ein einzigartiges Bild der Arzneimittelkunde und des Handels mit Arzneimitteln. Vor dem Hintergrund der politischen, kulturellen und ökonomischen Geschichte in Europa wird - aus pharmazeutischer Sicht - ein halbes Jahrtausend lebendig. Die Autoren verstehen es, gerade diese gegenseitigen Wechselbeziehungen fesselnd darzustellen und gehen dabei auch auf die Verhältnisse in der ehemaligen DDR umfassend ein.
Was der bedeutende Pharmaziehistoriker Rudolf Schmitz
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Produktbeschreibung
Die groß angelegte "Geschichte der Pharmazie", die von der Frühen Neuzeit (1500) bis in die unmittelbare Gegenwart führt, vermittelt ein einzigartiges Bild der Arzneimittelkunde und des Handels mit Arzneimitteln. Vor dem Hintergrund der politischen, kulturellen und ökonomischen Geschichte in Europa wird - aus pharmazeutischer Sicht - ein halbes Jahrtausend lebendig. Die Autoren verstehen es, gerade diese gegenseitigen Wechselbeziehungen fesselnd darzustellen und gehen dabei auch auf die Verhältnisse in der ehemaligen DDR umfassend ein.

Was der bedeutende Pharmaziehistoriker Rudolf Schmitz (1918-1992), Initiator und Namensgeber dieses Werkes, begonnen hat, ist nun vollendet. Schmitz' vielbeachteter erster Band "Von den Anfängen bis zum Ausgang des Mittelalters" ist im zweiten Band von Christoph Friedrich und Wolf-Dieter Müller-Jahncke bruchlos und harmonisch bis in die Gegenwart fortgeführt worden.

Für jeden historisch und kulturgeschichtlich Interessierten ist der zweite Band der "Geschichte der Pharmazie" eine unvergleichliche Wissensquelle, besonders durch die Fülle der auf das Arzneimittel bezogenen Fakten.
Autorenporträt
Wolf-Dieter Müller-Jahncke ist renommierter Autor zahlreicher Fachbücher und lehrt Pharmaziegeschichte an der Universität Heidelberg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.01.2006

Seit wann sind Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten bekannt?
Über frühe Positivlisten und die Schwarze Magie der Arzneimittel: Das historische Porträt der Pharmazie von Rudolf Schmitz gehört in jede gute Bücher-Apotheke

"Zu Risiken oder Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker", so steht es heute auf jedem Beipackzettel. Doch seit wann sind Nebenwirkungen von Medikamenten bekannt? Auf diese und andere spannende wissenschaftshistorische Fragen gibt der jetzt vorliegende zweite Band eines pharmaziegeschichtlichen Standardwerks umfassend Auskunft. Es war der französische Hospitalapotheker Louis Mialhe (1807 bis 1886), der 1845 als erster die Nebenwirkung von Arzneimitteln beschrieb. Er nannte sie "chemische Idiosynkrasien". Wenig später unterschied der Jenaer Medizinprofessor Ignaz Franz Xaver Schoenmann (1807 bis 1864) zwischen den "primären" Wirkungen einer Arznei und den "secundären oder Nachwirkungen" eines Arzneistoffes.

Doch erst seit der Contergan-Katastrophe Anfang der 1960er Jahre wird Arzneimittelsicherheit, zu der ebenfalls Umfragen bei Apothekern beitragen, in der Bundesrepublik wirklich großgeschrieben. Auch der Beipackzettel ist übrigens eine relativ junge Errungenschaft. Voraussetzung war, daß die Apotheken seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts dazu übergingen, Fertigarzneien zu verkaufen. Dennoch hielt sich der liebevoll-kritische Ausdruck "Pillendreher" für den Apotheker bis weit in das Zeitalter der pharmazeutisch-industriellen Herstellung von Arzneimitteln.

Wie es früher in einer Apotheke zuging, darüber erfährt man in diesem Überblickswerk viele interessante Details, die es verdienen, auch in der Gegenwart nicht in Vergessenheit zu geraten - einer Zeit, in der sich das Apothekenwesen im Umbruch befindet und man Medikamente im Internet bestellen kann. So gab es in der frühen Neuzeit nicht wenige wissenschaftlich engagierte Apotheker, die bedeutende Pflanzensammlungen (Herbarien) anlegten. Die Zeiten, in denen das Führen eines solchen Herbariums Pflicht in der Ausbildung zum Apotheker war (1864 bis 1980), sind allerdings unwiederbringlich vorbei. Heute muß ein Apotheker mehr von Biochemie als von Botanik verstehen.

Was ein Apotheker seinerzeit alles wissen mußte (und zwar ohne Studium an einer Universität, das erst in Bayern 1808 obligatorisch wurde), das wird von Rudolf Schmitz hier eindrucksvoll geschildert. Neben der Destillierkunst mußten die Apotheker auch über detaillierte Kenntnisse der rasch wechselnden therapeutischen Konzepte verfügen. So galt es, sich mit den zu Beginn der Neuzeit aufkommenden neuen Vorstellungen über die therapeutische Wirkung von Arzneien sowie mit neuen Herstellungstechniken vertraut zu machen. Man denke in diesem Zusammenhang beispielsweise an den Paracelsismus. Wer sich ausführlich über den Forschungsstand zur Alchimie und deren Einfluß auf die Pharmazie des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts informieren will, der bekommt in diesem zweiten Band der Pharmaziegeschichte (der erste 1997 erschienene Band handelt von den Anfängen bis zum ausgehenden Mittelalter) solides Grundwissen vermittelt.

So erfährt man beispielsweise, was es mit der ominösen "Waffensalbe" auf sich hat, in der neben anderen Ingredienzien auch Menschenschmalz, "mumia", menschliches Blut, auf einem Totenschädel gewachsenes Moos und verschiedene Öle zu einer Arznei zusammengemischt wurden, die auf wundersame Weise Wunden heilen sollte. Daß deshalb Apotheker gelegentlich in den Ruf kamen, Schwarze Magie anzuwenden, überrascht nicht. Dennoch ist die Zahl derjenigen, die als Hexer angeklagt wurden, wie man hier nachlesen kann, verschwindend gering. Das hängt unter anderem damit zusammen, daß Apotheker in der frühneuzeitlichen Stadtgesellschaft über Prestige und Einfluß und in der Regel auch über ein ansehnliches Vermögen verfügten, also keiner randständigen sozialen Gruppe angehörten.

Wenn heute über Positivlisten diskutiert wird, dann lohnt es sich durchaus, in die Vergangenheit zurückzublicken. Bereits 1752 bemerkte der Aufklärer Johann Samuel Halle (1727 bis 1827): "Ich glaube auch, das gemeine Beste in einem nur mittelmäßigen Staate würde jährlich einige Tonnen Goldes ersparen können, wenn man der Gesundheit zu Ehren eine kluge Wahl unter wenigen kräftigen Arzneimittel anstelle, den Stall Herculs auskehre, die unnützen verschriebenen Kostbarkeiten verböte und die Apotheken mit bewährten Arzneimitteln erfüllte." Den pharmazeutischen Augiasstall auszumisten, das traut sich auch heute noch kein Politiker, wenngleich die Regulierung des Arzneimittelmarktes, wie man bei Schmitz nachlesen kann, eine lange Tradition hat, die teilweise bis ins sechzehnte Jahrhundert zurückreicht.

Wer sich eher für die Geschichte der modernen Pharmazie und die rasante Entwicklung der pharmazeutischen Industrie interessiert, der kommt in diesem Handbuch, das bis in die unmittelbare Gegenwart reicht, ebenfalls auf seine Kosten. Man liest etwa von der Bedeutung der Alkaloidforschung für die Anfänge der biotechnischen Herstellung von Arzneimitteln. Medikamentengruppen, die bis heute in der Therapie eine große Rolle spielen, darunter insbesondere solche aus synthetisch hergestellten Arzneistoffen (Aspirin, Barbiturate, Calciumantagonisten, Psychopharmaka), werden im einzelnen abgehandelt. Auch komplementärmedizinische Verfahren (Homöopathie, Anthroposophische Medizin) finden sich sachkundig in ihrer historischen Entwicklung dargestellt.

ROBERT JÜTTE

Rudolf Schmitz: "Geschichte der Pharmazie". Band II: Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Unter Mitarbeit von Christoph Friedrich und Wolf-Dieter Müller-Jahncke. Govi-Verlag, Eschborn 2005. 1237 S., 220 Abb., 15 Tab., geb., Subskr.-Preis bis 28. Februar: 126,- [Euro]; danach 146,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ein Standardwerk sieht Robert Jütte in Rudolf Schmitz' "Geschichte der Pharmazie", deren zweiter Band "Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart" nun vorliegt. Er würdigt das Werk als sachkundig, kompetent und solide. Schmitz biete dem Leser viel Aufschlussreiches - von der Geschichte des Beipackzettels über die Apotheker-Ausbildung durch die Jahrhunderte bis hin zum Einfluss der Alchemie auf die Pharmazie des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts. Auch wer sich für die Geschichte der modernen Pharmazie und die Entwicklung der pharmazeutischen Industrie interessiert, wird nach Ansicht Jüttes nicht enttäuscht. Zudem werden komplementärmedizinische Verfahren (Homöopathie, Anthroposophische Medizin) sachkundig in ihrer historischen Entwicklung dargestellt. Das Resümee des Rezensenten: ein Werk, in "jede gute Bücher-Apotheke" gehört.

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