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"Dem Charme von Jacques Koskas muss einfach jeder erliegen!" Leila Slimani Jacques Koskas hockt in der französischen Provinz, träumt von wilden Liebschaften und einer Karriere als Journalist. Doch der Mittdreißiger wird von den Erwartungen seiner sephardisch-jüdischen Familie gequält. Irgendwann hält es Koskas nicht mehr aus und steigt in den nächsten Zug nach Berlin. Dort lernt er Barbara kennen. Durch Berlins Straßen und Kneipen weht die Aufbruchstimmung der Nullerjahre und Koskas glaubt endlich zu wissen, wo er hingehört. Bestsellerautor Olivier Guez nimmt uns mit auf eine humorvolle,…mehr

Produktbeschreibung
"Dem Charme von Jacques Koskas muss einfach jeder erliegen!" Leila Slimani Jacques Koskas hockt in der französischen Provinz, träumt von wilden Liebschaften und einer Karriere als Journalist. Doch der Mittdreißiger wird von den Erwartungen seiner sephardisch-jüdischen Familie gequält. Irgendwann hält es Koskas nicht mehr aus und steigt in den nächsten Zug nach Berlin. Dort lernt er Barbara kennen. Durch Berlins Straßen und Kneipen weht die Aufbruchstimmung der Nullerjahre und Koskas glaubt endlich zu wissen, wo er hingehört. Bestsellerautor Olivier Guez nimmt uns mit auf eine humorvolle, philosophische Reise in seine Vergangenheit. "Koskas und die Wirren der Liebe" ist sein Debüt, aber vor allem sein persönlichstes Buch! "Herrlich amüsant!" David Foenkinos, Bestsellerautor "Kraftvoll, sprühend und unverschämt!" Le Figaro littéraire
Autorenporträt
Olivier Guez, 1974 in Straßburg geboren, ist Autor und Journalist. Er arbeitete unter anderem für Le Monde, die New York Times und die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Für das Drehbuch von "Der Staat gegen Fritz Bauer" erhielt er den deutschen Filmpreis. Sein Roman "Das Verschwinden des Josef Mengele" (Aufbau, 2018) wurde zum internationalen Bestseller. Olivier Guez lebt in Paris.Nicola Denis wurde mit einer Arbeit zur Übersetzungsgeschichte promoviert. Sie übersetzte u. a. Werke von Alexandre Dumas, Honoré de Balzac, Éric Vuillard, Olivier Guez und Anne Dufourmantelle. Nicola Denis lebt seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Frankreich.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.03.2020

LITERATUR
Die Suche nach der Leopardin
Clown, Sexualneurotiker und Tagträumer: Olivier Guez erzählt
von den tragikomischen Abenteuern eines liebestollen jüdischen Mannes
VON CHRISTOPH BARTMANN
Der junge Jacques hat einen Traum. Einen Tagtraum, worin ihm die „Leopardin“ erscheint, eine „üppige nackte Nixe“ mit „herrlichen Brüsten“, und woraus ihn brüsk ein Schmerz in der Rippengegend erweckt. Es ist Samstag, der 6. Oktober 2003, und Jacques hat in der sephardischen Synagoge zu Straßburg kurz ein Schläfchen eingelegt. Bis ihn der Großonkel Ezechiel unsanft in die öde Wirklichkeit des Jom Kippur zurückpfeift. „Ein mit unverdauten Peperoni angereicherter Atem ruinierte den paradiesischen Augenblick“, so wird gleich am Anfang von Olivier Guez’ Roman „Koskas und die Wirren der Liebe“ berichtet, und bei gemischten oder gestörten Gefühlen dieser Art wird es dann auch bleiben. Es ist eine ziemlich deftige Komödie, die Guez da geschrieben hat, die (Tragi-)Komödie eines liebestollen jüdischen Mannes, in einer gut gelaunten, gagverliebten Reporterschreibe.
Jacques, Spross einer gutbürgerlichen akademischen Familie in Straßburg, der Vater Gynäkologe, die Mutter Urologin, war eigentlich zu Höherem berufen gewesen. Ein so begabter wie fleißiger Schüler, ernsthaft und solide, dem Glauben der Vorfahren treu, gab Jacques zu den schönsten Hoffnungen Anlass, bis ihn, recht spät erst, am Atlantikstrand, sein erotisches Damaskuserlebnis ereilt. Ein „neues Kapitel der menschlichen Mythologie“, ein „‚neuer Abschnitt der Weltgeschichte‘“. Jacques Koskas entdeckt „seine Berufung“: die Liebe und ihre Wirren.
So weit, so absehbar, könnte man schon an dieser Stelle sagen. Ist das nicht Philip Roth plus Woody Allen dividiert durch ein bisschen Albert Cohen? Was ja nicht das Schlimmste sein müsste. Wie seine übergroßen Vorbilder hat Guez Witz, und zu diesem Witz wohl gehört auch der betont sorglose Umgang mit Klischees – von Frauen, orthodoxen Juden, Deutschen, Journalisten, nicht so orthodoxen Juden und eigentlich allen anderen Personengruppen auch. Wenn etwa Guez Jacques den Hintern seiner sephardischen Geliebten als „Marrakesch-Bonbonniere“ erleben lässt – dann schlagen sich in einem solchen Attribut doch auch ein wenig die Probleme von Guez’ literarischem Freistil nieder. Der Roman ist schon 2014 in Frankreich erschienen, und man merkt es ihm an – oder man merkt, wie sehr sich die Grenzen auch des literarischen Sagens seitdem verschoben haben.
Jacques jedenfalls, der Erotomane, versucht sich im Leben mit wechselndem Erfolg als Pariser Zeitungsjournalist oder auch mal als Spielervermittler in Brasilien und Kuba, wird aber seines Lebens trotz rastloser Abenteuer nicht recht froh. Etwas fehlt, was ihm weder ein bürgerlicher Beruf noch eine bürgerliche Ehe bieten können, geschweige denn eine Rückkehr in die rechtgläubige Elternwelt.
Eigentlich interessiert sich Jacques nur für zwei Dinge: erstens für Mitteleuropa, die Heimat seiner Mutter, eine unscharf umrissene Welt zwischen Pommern und Serbien, durch die Jacques als Wiedergänger von Joseph Roth schweifen will, und zweitens seine erotische „Berufung“. Diese muss endlich einmal ihr Zielobjekt finden, eine „Leopardin“ wie im Traum, nur diesmal eben in der Wirklichkeit. Auf der Flucht vor zwei unerwünschten Vaterschaften in Paris sucht Jacques sein Heil in Berlin und findet dort tatsächlich Barbara, die Frau seiner Träume. Die Liebe ist groß, auch wenn seine neue Freundin selbst ebenfalls polygame Neigungen hegt, und wenn man sich nahe kommt, klingt das bei Guez so: „Schaudernd vor Ekstase, streichelte er ihr goldenes Haar und ihre marmorne Haut, auf der sich die Sonnenstrahlen spiegelten, er küsste sie zärtlich, seine Hände wanderten über ihren Körper (…).“ Positiv ausgedrückt: Guez beherrscht eben nicht nur das Register der Sexualgroteske, er kann auch Sentimentalität, ja Kitsch. Gerne möchte man hoffen, dass diese Aufwallungen des Trivialen allesamt gewollt sind und eine tiefere Absicht transportieren. Aber nein, über die „Wirren der Liebe“, die dem Roman den Titel geben und die Gott sei Dank nicht sein einziges (wenn auch sein beherrschendes) Thema sind, hat Guez tatsächlich über weite, fast ermüdend witzige Strecken nichts Erhellendes mitzuteilen.
Das Humoristische kann zum Fluch werden, wenn ihm nicht irgendwann der Ernst zu Hilfe eilt. Erst auf der Zielgeraden des Romans, man ahnt es die ganze Zeit, kommt dieser Ernst zu seinem Recht. So kann es schließlich mit Jacques auch nicht weitergehen, sonst wäre sein Leben und mit ihm der Roman gänzlich verfehlt. Auf welche Weise Jacques nun „wesentlich“ wird, wo und mit wem und für wie lange, das kann hier nicht verraten werden. Jedenfalls bekommt Guez’ Roman vom Ende her eine Erdung, die Jacques’ Liebes- und Lebenswirren noch einmal in ein anderes Licht taucht. Jacques, der Clown, der Sexualneurotiker und Tagträumer, der, wie er sagt, am liebsten ein Leben gelebt hätte wie Tony Curtis und Roger Moore in der legendären TV-Serie „Die Zwei“, dieser Jacques findet den lange vermissten Sinn in einem Daseins jenseits seiner erotischen „Berufung“. Das ist, denkt man an sein Vergnügen an Marrakesch-Bonbonnieren, fürwahr ein weiter Weg gewesen.
Olivier Guez: Koskas und die Wirren der Liebe. Roman. Aus dem Französischen von Nicola Denis. Aufbau Verlag, Berlin 2020. 336 Seiten, 22 Euro.
Der Autor hat Witz und
pflegt einen sorglosen Umgang
mit Klischees
Olivier Guez schrieb auch das Drehbuch für den Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“ und den Roman „Das Verschwinden des Josef Mengele“.
Foto: Opale/Leemage/laif
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.2020

Jäger der Unerreichbaren
Frühes Werk, altes Lied: "Koskas" von Olivier Guez

Vor ein paar Jahren erschien "Das Verschwinden des Josef Mengele", ein Roman von Olivier Guez, der dem französischen Journalisten und Schriftsteller durchwachsene Kritiken, viele Leser und mit dem Prix Renaudot in Frankreich einen wichtigen Literaturpreis bescherte. Und wie das so ist, wenn sich Bücher fremdsprachiger Autoren hierzulande gut verkaufen, suchte der deutsche Verlag in der Backlist des Autors gleich nach weiteren Werken, mit denen sich die Welle des Erfolges reiten ließe. Man wurde fündig. Nun liegt "Koskas und die Wirren der Liebe" vor, das in Frankreich drei Jahre vor dem Mengele-Roman erschienen und in mehrfacher Hinsicht ein frühes Werk ist.

Es erzählt von Jacques Koskas, einem jüdischen Taugenichts, der sich in allerlei Abenteuer stürzt und den halben Planeten bereist, um dem Würgegriff seiner traditionsbewussten Familie zu entgehen. Für ein Leben als Ehemann einer Frau "aus unserer Welt", wie es sein Vater formuliert, für den es nichts Größeres gibt, als in der Straßburger Synagoge an hohen Feiertagen aus der Tora zu lesen, interessiert sich Jacques Koskas nicht. Das Problem ist, dass er sich für alles andere genauso wenig interessiert, außer für Sex, am besten mit Frauen, die er nicht haben kann. So verbringt er seine Zeit entweder auf der Jagd - nach "Tigerinnen" und "Leopardinnen", jedenfalls nach jemandem, der ihn ebenso fesselt wie festhält. Oder auf der Flucht vor dem Konformitätsdruck seiner Familie genauso wie vor den Erwartungen seines Chefs bei der Wirtschaftszeitung "La Tribune".

Es sind sehr unterschiedliche Milieus, in die Jacques Koskas gerät, und nicht alle sind so solide überzeichnet wie die jüdische Gemeinde in Straßburg, die einer Truppe von scheinheiligen Einfaltspinseln gleicht. Auch die Redaktion der Wirtschaftszeitung in Paris trägt erkennbar satirische Züge, was wohl kein Zufall ist, denn der Autor Olivier Guez hat ein paar Jahre lang für die gleichnamige Zeitung in Paris gearbeitet, nachdem er in Straßburg aufgewachsen war und studiert hatte. Beide Milieus wirken ihm vertrauter als etwa die Fußballszene in Brasilien, als New York, Los Angeles und letztlich auch als Berlin, wohin er seinen Helden schickt, um von einer Hodenkrebserkrankung zu genesen und seiner großen Liebe zu begegnen.

Dass er sich ihr nicht gewachsen zeigt, liegt da schon auf der Hand. Dass man seinem abermaligen Scheitern nur noch gelangweilt folgt, ist seiner fehlenden inneren Entwicklung geschuldet. Jacques Koskas bleibt stets, wie er ist: besessen, gemein, labil und egozentrisch. Ein selbstgefälliger Außenseiter, dessen Blick viel streift, aber wenig offenbart, und dessen Geschichte folglich weder für einen Bildungs- noch für einen Schelmenroman wirklich taugt. Als hätte er aber geahnt, dass etwas Entscheidendes fehlt, schickt der Autor seinen Helden in eine nicht endende Serie großer und größerer Tragödien, wobei er Tempo mit Präzision verwechselt und einen Mangel an Details durch Wortwitz zu kompensieren versucht. Es gibt kaum einen Satz, der ohne Pointe, Klischee, den Hinweis auf das Zeitgeschehen oder gelehrte Texte auskommt. Und je größer das Bemühen wird, desto unsicherer wirkt das Buch, das an einem Missverhältnis von Zuviel und Zuwenig schwerer trägt, als ihm guttut.

LENA BOPP.

Olivier Guez: "Koskas und die Wirren der Liebe". Roman.

Aus dem Französischen von Nicola Denis. Aufbau Verlag, Berlin 2020. 336 S., geb., 22,- [Euro].

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»Olivier Guez beeindruckt mit einem leichtfüßigem Entwicklungsroman.« Ulrike Plapp-Schirmer Heilbronner Stimme 20200620