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Frühling, Sommer und Herbst ähneln einander. Nur der Winter steht für sich. Die Welt gerät in einen anderen Aggregatzustand: Wasser gefriert. Die Landschaft wird erst kahl, dann weiß. Was macht das mit den Menschen? Barbara Schaefer lebte vier Wintermonate in Grönland, an der rauen, isolierten Ostküste. Sie war überwältigt von der grimmigen Landschaft und den harten Lebensbedingungen. Sie wanderte über den gefrorenen Baikalsee, suchte den Schnee am Kilimandscharo, überquerte auf Schneeschuhen eine Hochebene in Schweden, reiste nach Norwegen, in die Arktis und in die Alpen und versuchte dabei…mehr

Produktbeschreibung
Frühling, Sommer und Herbst ähneln einander. Nur der Winter steht für sich. Die Welt gerät in einen anderen Aggregatzustand: Wasser gefriert. Die Landschaft wird erst kahl, dann weiß. Was macht das mit den Menschen? Barbara Schaefer lebte vier Wintermonate in Grönland, an der rauen, isolierten Ostküste. Sie war überwältigt von der grimmigen Landschaft und den harten Lebensbedingungen. Sie wanderte über den gefrorenen Baikalsee, suchte den Schnee am Kilimandscharo, überquerte auf Schneeschuhen eine Hochebene in Schweden, reiste nach Norwegen, in die Arktis und in die Alpen und versuchte dabei zu ergründen, was das ist: Winter. Und warum der so viel Freude bringen kann. Sie hörte Winterlieder, las Winterbücher, sah Winterfilme. Sie hat draußen manchmal jämmerlich gefroren - und wollte dennoch in diesen Momenten nirgends anders hin. Denn anstatt am Strand zu liegen, trifft sie lieber Menschen im Winter. In den Bergen, am Meer, in der Stadt.
Autorenporträt
Barbara Schaefer, geboren 1961, reist und schreibt. Die Journalistin, Autorin und Bergwanderführerin verfasst Reisereportagen für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, GEO-Special, BRIGITTE und die Frankfurter Allgemeine Zeitung sowie Reise- und Sachbücher, u.a. Das Mädchen, das gehen wollte und Stadtlust. Das erste Kinderlied, an das sich Barbara Schaefer erinnert, sang ihr ihre Großmutter vor: Es schneielet, es beielet, es goht a kalterWind ... Sie freut sich bis heute, wann immer es schneit. Auch in Berlin, wo sie jetzt lebt. Wenn sie nicht gerade verreist, mit Vorliebe in kalte Regionen. www.barbaraschaefer1.wordpress.com Gloria Rech, die Illustratorin, versteht ihre Arbeit als Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.Ihr Motto: "Wir wollen diejenigen sein, an deren Verhalten die nächsten Generationen nichts auszusetzen haben." Gloria Rech lebt in Trentino, Italien.www.gloriarech.com
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.11.2018

Weiße Welt
Im November steigt die Vorfreude: Barbara Schaefer liebt
den Winter und reist ihm leidenschaftlich entgegen
VON STEFAN FISCHER
Was muss das bis weit in den November hinein für ein schrecklicher Herbst gewesen sein für Barbara Schaefer: der viele Sonnenschein, die lauen Temperaturen. Und nicht im Ansatz ein Anzeichen dafür, dass es absehbar – und der Jahreszeit durchaus angemessen – doch irgendwann einmal wenigstens in Spurenelementen winterlich werden könnte. Keine noch so klitzekleine Kaltfront ist heraufgezogen, von Schnee ohnehin nicht zu reden. Dabei gibt es für Schaefer kaum etwas Schöneres als eben den Winter.
Wenn andere von November an nach Südafrika, Thailand oder in die Karibik fliegen oder wenigstens auf die Kanarischen Inseln, um noch mehr Sonne und Sommer abzubekommen, macht die Autorin sich in die umgekehrte Richtung auf den Weg: nach Grönland, Spitzbergen, in den Norden Kanadas oder Skandinaviens.
Wenn Barbara Schaefer reist, flieht sie niemals vor dem Schnee, sondern in ihn. Der November ist für sie der „Vorfreudemonat“ – nur gehört in diesem Jahr eben mehr Fantasie als sonst dazu, sich den Winter auszumalen; zu theoretisch war sein Nahen diesmal lange Zeit.
Schaefers Buch „Winter“ ist eine Liebeserklärung, so besagt es schon der Untertitel. Es ist eine alte Liebe, gewachsen seit den Kindertagen auf der Schwäbischen Alb. Wer hat das als Kind nicht auch wie Barbara Schaefer gemacht: Die dünne Eisschicht auf einer Pfütze mit dem Stiefel so lange zu traktieren, bis das Eis mit einem Knacken bricht. Für Schaefer ist das bis heute ein besonders verführerisches Geräusch, ganz so, schreibt sie, als durchstoße man die karamellisierte Zuckerschicht einer Crème brûlée. Die Winter ermöglichen ihr ein sinnliches Erleben, welches die übrigen Jahreszeiten ihr nicht bieten: „Reisen in extreme Gegenden, unter extremen Bedingungen, lassen einen das Leben in einer Intensität spüren, die verlockend sein und süchtig machen kann.“ Als junge Frau hat Schaefer einen Winter in Tassilaq verbracht, an der grönländischen Ostküste. Es wäre die Gelegenheit gewesen, mit der Liebe zum Winter zu brechen. Doch diese Monate haben die Bande endgültig festgezurrt.
Nun ist Barbara Schaefer keine Abenteuerin, die große Risiken bewusst in Kauf nimmt. Aber sie setzt sich dem Winter und damit der Kälte, dem Wind und einer nicht mehr zivilisierten Natur mutig aus. Manche ihrer Touren bergen durchaus ein gewisses Gefahrenpotenzial, das räumt Schaefer ein. Eine winterliche Durchquerung der Hardangervidda in Norwegen bezeichnet sie als eine „unglaubliche Schinderei“ – aber „Glück ist es auch“. Und eine Schneeschuhtour lief nicht ab wie geplant. Letztlich, resümiert sie lapidar, war es auf der schwedischen Hochebene aber eben doch „nur kalt und windig“. Es hätte also weitaus schlimmer kommen können.
Mit den Kapiteln wechselt das Buch allmählich seinen Charakter. Anfangs geht es strikt nordwärts. Aber auch da schon dreht sich nie bloß alles um die vielen Reiseerinnerungen Schaefers, um ihre Wahrnehmungen also. Sondern immer auch um die Reiseziele selbst und um die Gesellschaften, die dort dauerhaft leben. In Tromsø widerlegen ihr die Bewohner der Stadt das Klischee, die Polarnacht in Norwegens Norden würde depressiv machen. Wiederholt kommt sie auf die Pioniere der Polar-Expeditionszeit zu sprechen, vor allem auf Fridtjof Nansen und dessen Eintreten für die Belange der Inuit. Und vor sowie während einer Reise an den Baikalsee betreibt Schaefer etwas überraschend Armchair-Travelling: Da liest sie querbeet in der russischen Literatur Beschreibungen des Winters und übler Schneestürme. Aber eben nicht als Ersatz für eigenes Erleben, vielmehr als Einstimmung.
Und je tiefer man eindringt in diese nicht nur erlebte, sondern auch erlesene und gründlich recherchierte Winterwelt, desto mehr treten die Reisen der Autorin in den Hintergrund. Immer stärker geht es um die Frage, was Winter bedeutet, zum einen in den polnahen Regionen, aber auch in Mitteleuropa, in dessen Städten und Gebirgen. Dort also, wo er längst beherrschbar ist oder zumindest scheint. Wo er oft nur noch ein blasser Abglanz seiner selbst ist. Wer in ihrer Wahlheimat Berlin nach dem Winter suche, schreibt Barbara Schaefer, gehe am besten in die Gemäldegalerie, wo einige wichtige holländische Werke ausgestellt sind, die städtische Winterszenerien zeigen. Wobei sie einen Bedeutungswandel feststellt bei der Darstellung des Winters in der Malerei. Die frühen Werke der Holländer und Flamen zeigen „viel Winterfreude im Schnee und auf dem Eis“, in späteren Gemälde stehe der Winter vor allem für Alter, Tod, das Ende.
Der Winter bloß noch als Allegorie, weil er im Alltag kaum noch eine Rolle spielt für die Menschen in Mitteleuropa.
Trubel und im Zweifel eher Regen als Schnee charakterisieren in den durch ihren hohen Energieverbrauch aufgeheizten Großstädten die Wintermonate. In den Bergen indessen ist der Winter inzwischen vielerorts menschengemacht und mithin inszeniert. Es sind zwei vollkommen andere Konzepte von Winter als dasjenige, für das Schaefer eine tiefe Leidenschaft empfindet. „Die Welt ist durchentdeckt. Aber umso reizvoller sind Gegenden, die nicht auf der Liste jener ,places to see before you die‘ stehen. Ich will zu Orten, die auf überhaupt keiner Liste stehen. Und am liebsten ist es mir, wenn es dort kalt ist und ich im Winter hinfahren kann. Meistens ist da nämlich noch weniger los.“ Das Villgratental in Osttirol ist für Barbara Schaefer einer dieser Orte, die Bewohner haben sich gegen die Erschließung durch Skilifte entschieden. Schaefer kontrastiert dieses Tal mit Pitz- und Ötztal im Westen Tirols und macht an der Differenz zwischen sanftem Urlaub und Pistenrummel deutlich, dass es einen feinen, aber doch wesentlichen Unterschied gibt zwischen dem Winter als Reisegrund und als Tourismusfaktor.
Es ist der Unterschied, sich entweder den Gegebenheiten auszusetzen oder sie sich untertan zu machen.
Barbara Schaefer gehört einer Minderheit an, ganz allein steht sie nicht. Auf der Reise an den zugefrorenen Baikalsee stöbert ein Russe aus Sibirien sie in der Transsibirischen Eisenbahn auf. Er hatte gehört, dass eine Deutsche an Bord sei. Und winkt ihr mit einem touristischen Prospekt aus Deutschland zu – er will von ihr wissen, wo genau dieser darin beworbene Bayerische Wald sei. Denn dort wolle er unbedingt einmal hin. Es müsse dort, habe er gehört, winters besonders viel Schnee geben und ein traumhaftes Gebiet sein zum Langlaufen. Da ist er wieder, der Reiz des Fremden, Außergewöhnlichen.
Barbara Schaefer:
Winter. Eine Liebeserklärung. Edel Books, Hamburg 2018.
224 Seiten, 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.12.2018

NEUES REISEBUCH

Für die Tasche Eine "Liebeserklärung" nennt sich dieses Buch, an den Schnee und die Kälte, und damit ist "Winter" derzeit in jedem Fall wohltuend. Wer friert, darf sich hier daran erinnern, wie herrlich die kalte Jahreszeit sein kann. Und wer den Winter vermisst, weil's wieder viel zu warm wirkt, für Dezember, kann hier seine Sehnsucht nähren.

Die Journalistin Barbara Schaefer, die unter anderem Autorin der F.A.S. und der F.A.Z. ist, führt in dieser Sammlung von Reisereportagen durch Eis und Schnee - sie fährt von Oslo nach Tromsø, fragt am Nordkap einen Busfahrer nach der Winterdepression ("Nö!"), fliegt mit einer Propellermaschine in den Osten Grönlands. Verbringt Monate in zugigen Hütten, sieht Fjorde zufrieren und wieder auftauen. Und all das eben ganz ohne Winterdepression, im Gegenteil: Hier genießt jemand die Kälte und die Dunkelheit, den Schnee und das Eis, und zwar so ansteckend, dass man gleich aufbrechen möchte Richtung Norden. Auch, weil der Winter womöglich eine sozusagen bedrohte Spezies sein könnte. Jedenfalls trägt dieser Gedanke das Buch mit. Der Klimawandel verändere das Leben im Hohen Norden "dramatisch", heißt es einmal, und immer wieder wird es darum gehen, wie das aussieht, wenn man dort ist.

So dreht sich nicht nur ein Kapitel um Skifahren und Wintersport, und die Millionen Kubikmeter Eis, die etwa die Schweizer Gletscher in einem einzigen Jahr verloren haben, kann sich niemand vorstellen. Die Sorge der Naturschützer, mit denen die Autorin spricht, dagegen sofort. Für die künstliche Beschneiung seiner Pisten wendet Tirol so viel Energie auf wie alle seine Haushalte im Jahr zusammen. Auch das erfährt man hier.

Und dann erfährt man immer wieder viel Menschliches mitten aus dem Leben. Schaefer reist mit kleinem Gepäck, aber umso mehr Fragen, will zum Beispiel wirklich verstehen, warum Menschen in arktischen Gebieten leben. In Gegenden, die evakuiert werden müssen, wenn der Strom ausfällt - etwa Longyearbyen auf Spitzbergen. Dann sagen ihre Gesprächspartner Sätze wie: "Die arktische Natur macht den Menschen zu einem sehr kleinen Wesen." Das Gleiche kann auch ein solcher Reisebericht, der eigentlich von einer Extremsituation zur nächsten führt. Die Lesenden begleitet bald auch die Angst, dass ein Zelt im falschen Moment einen Riss bekommen könnte. Schon weil die immer wieder eingestreute faszinierende Plauderei über Gemälde, Romane, Filme und alles, was sonst noch mit Schnee und Winter zu tun hat, am liebsten überhaupt nicht aufhören sollte. Aber irgendwann kommt immer Tauwetter. Schaefer gibt ihm nur drei Seiten Raum und sehnt sich schon wieder nach dem nächsten Schnee.

tlin

Barbara Schaefer: "Winter. Eine Liebeserklärung". Edel Books, 224 Seiten, 18 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"So ansteckend, dass man gleich aufbrechen möchte Richtung Norden." FAS 20181216