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This title is the first comprehensive biography of the town planner and architecture critic, Werner Hegemann. Since his work on the large Berlin building sites from 1910, he has been acknowledged in the trade as a specialist for modern town planning. He organized international exhibitions of urban development in Germany and in the USA. He went in exile to America in 1933 via Geneva and Paris. This book provides access to the life and work of Hegemann, whose works are still greatly valued both in Europe and in the USA.
Dieser Titel ist die erste umfassende Biographie des Stadtplaners und
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Produktbeschreibung
This title is the first comprehensive biography of the town planner and architecture critic, Werner Hegemann. Since his work on the large Berlin building sites from 1910, he has been acknowledged in the trade as a specialist for modern town planning. He organized international exhibitions of urban development in Germany and in the USA. He went in exile to America in 1933 via Geneva and Paris. This book provides access to the life and work of Hegemann, whose works are still greatly valued both in Europe and in the USA.
Dieser Titel ist die erste umfassende Biographie des Stadtplaners und Architekturkritikers Werner Hegemann. Seit seiner Tätigkeit für die große Berliner Bauausstellung von 1910 galt er in der Fachwelt als Spezialist für moderne Stadtplanung. Er organisierte internationale Städtebauausstellungen in Deutschland und in den USA. Über Genf und Paris ging er 1933 ins amerikanische Exil. Das vorliegende Werk eröffnet den Zugang zu Leben und Werk Hegemanns, dessen Arbeiten in Europa und in den USA immer noch große Wertschätzung besitzen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.02.2006

Der Querulant im Weltgericht
Montage als Satire: Caroline Flick rückt dem Phänomen Werner Hegemann so dicht auf den Leib, dass es verblasst
Werner Hegemann war bisher der Mann eines einzigen Buches: „Das steinerne Berlin. Geschichte der größten Mietskasernenstadt der Welt” (1930), eine wilde Polemik gegen die existierende Stadt und alles, was mit Hohenzollern, Verwaltung, Staat zu verbinden war, gegen den Hobrecht-Plan von 1860 als der Wurzel allen Elends, ein Plädoyer für Gartenstädte und das urbane Kleinhaus. Über Jahrzehnte war das Buch die Bibel der Architektur-Linken. Dass schon am Titel nichts stimmte, dass das Material abgeschrieben, die These von anderen übernommen war, dass hier einer alle Löcher mit der Erklärung stopfte, die Verantwortlichen, Könige und Beamten, seien einfach zu dumm, uninteressiert und bösartig gewesen, alles das störte nicht. Im Gegenteil, die Verbindung von Politik und Städtebau zu einer hemmungslosen Polemik gegen alles Preußisch-Bürokratische machte das Buch zur Droge aller, die ohnehin dagegen waren.
Wen kannte er eigentlich nicht?
Zweitens gehörte zum Bild Hegemanns die Rezension Walter Benjamins von 1930, „Ein Jakobiner von Heute”. Seit 1966 war sie in der Suhrkamp-Auswahl „Angelus Novus” wieder greifbar. Auch Benjamin ist seinerzeit, in der Sache, Hegemann auf den Leim gegangen. Er sah immerhin, dass dieser „republikanische Fanatismus” mit materialistischer Geschichtsschreibung nichts zu tun hatte, dass dahinter ein verspäteter Bürger steckte. Benjamin weist ihm „die Rolle des Querulanten im Weltgericht” zu - eines in seiner lauteren Weltfremdheit auferstandenen Robespierre. Man sollte meinen, diese zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts seien ausreichend kartiert. Da kommt jetzt unerwartet ein überaus umfangreiches Material daher, das an einem Mitspieler haftet, mit dem bisher, wenn von Brecht oder Benjamin, von Einstein oder Friedrich Meinecke, von Adolf Grimme oder Carl von Ossietzky die Rede war, keiner gerechnet hat. Und das gerade so auf Benjamin & Co ihrerseits den Verdacht der Weltfremdheit wirft.
Es steht kaum anders auf dem Gebiet, in welchem man Hegemann bisher ausschließlich beheimatet hat, Städtebau und Architektur. War er bisher mitgedacht, wenn über den holländischen Modernen J.O. Oud oder die beiden Luckhardts, über Schmitthenner oder Paul Bonatz, über Robert Schmidt, den Gründer des Kommunalverbands Rohr, oder den Berliner Stadtbaurat Martin Wagner geschrieben wurde? Und doch hat Werner Hegemann mit allen diesen Größen verkehrt und gestritten, Briefe gewechselt, Bündnisse oder auch Freundschaften und Feindschaften geschlossen. Er war mit dem großen dänischen Architekturlehrer S.E. Rasmussen befreundet, er polemisierte wild gegen die Moderne von Bauhaus und Stuttgarter Weißenhof-Siedlung und trennte sich von Schmidthenner und Wilhelm Kreis, wo es endgültig dumpf und völkisch wurde.
Gleichzeitig hat er aber das Leben eines Literaten gelebt, hat sich mit Gabriele Tergit und anderen Journalisten des Berlins der zwanziger Jahre in der Anhalter Straße regelmäßig zum Lunch getroffen, hat Bücher geschrieben, die nicht nur Benjamin, sondern auch Thomas Mann gelesen und kommentiert hat, stand 1933 mit Heinrich Mann zusammen und brach mit Gottfried Benn. Und dann hatte dieser Hegemann zwischen 1904, der ersten USA-Reise, und seinem Tod im Exil als Professor an der Columbia University 1936, gleichsam ein zweites, ein amerikanisches Leben. In diesem spielten die Antagonisten der amerikanischen Architekturentwicklung eine Rolle, McKim einerseits, der den Neorenaissancebau der New Yorker Pennsylvania Station entwarf, und F.L. Wright, Ideologe der Aufhebung der Stadt und Meister des Bauens in freier Natur. Hegemann publizierte mehrfach auch in den USA, ohne die amerikanischen Erfahrungen und Verbindungen hätte er die so undeutsch katalysatorische, spielerische und substanzarme Rolle, die er im republikanischen Deutschland spielte, nie übernehmen können.
Man erinnert sich vielleicht noch an Woody Allens Zelig, der immer dabei ist, wo Geschichte passiert. Bei Zelig ist klar, dass er auf den Originalfotos nicht vorkommt. Im Falle Hegemanns aber hat nun alles seine rechte Ordnung und ist auf den gut 1000 Seiten Text minutiös ausgebreitet, die Caroline Flick dem Phänomen Hegemann gewidmet hat. Dabei ist der Hinweis auf die Seitenzahl nichts der Sache Äußerliches. Aufs Genaueste spiegeln sich darin die hemmungslose Produktivität des Helden selber und das Ausmaß seiner Verwicklung in fast sämtliche Ecken und Falten der Geschichte zwischen 1910 und 1933 - und sein Verschwinden in derselben, das eintrat, nachdem die Nazis 1933 das Biotop zerstört hatten, in welchem ein Hegemann möglich war.
Das tatsächlich Überraschende an der Studie von Caroline Flick ist nun aber, dass und wie sie auch die Schriften Hegemanns in Beziehungsnetze, gleichsam in Kommunikatives auflöst. Sie tut das, indem sie liest und vergleicht. Summarisch kann man danach sagen, dass Hegemann lebenslang dasselbe Buch wieder und wieder, in immer neuen Überarbeitungen und Umstellungen geschrieben hat, ja, dass er seine Bücher nicht eigentlich geschrieben, sondern aus Gelesenem, aus Fremd- und Fundgut montiert hat. Nur Experten wussten bisher, dass das Mietskasernen-Buch, was das Faktische angeht, in weiten Teilen mit dem ersten Band von Hegemanns Erstling identisch ist, „Der Städtebau nach den Ergebnissen der Allgemeinen Städtebauausstellung”, Berlin 1911.
Caroline Flick zitiert nicht nur, was Hegemann aus den Büchern anderer herausgeschrieben hat, sie zeigt auch, wie er in seinen Büchern - unter immer neuen Titeln wie „Manfred Maria Ellis: Deutsche Schriften”, „Fridericus”, „Christus”, „Jugendbuch vom großen König” -, die Stoffverwaltung und Montagetechnik immer virtuoser gehandhabt hat, und sie legt damit einen Schlüssel bereit, auf den man nie gekommen wäre - Montage als Satire. Das passt sogar zum „Steinernen Berlin”, es passt erst recht zur Technik des Architekturkritikers Hegemann. Die über hunderte Seiten gehende Darstellung seiner Tätigkeit als Herausgeber von Wasmuths Monatsheften für Baukunst zeigt ein von Jahr zu Jahr sich neu anpassendes Spiel mit Kräfteverhältnissen und Architekturpositionen.
Ausufernde literarisch-satirische Arbeiten und taktische Architekturpolemik verweisen gleichermaßen auf Hegemanns zentrale Begabung, die des hemmungslosen Propagandisten und genialen Kommunikators. Die unermüdliche Anstrengung der Autorin dagegen, Substanz in Hegemann hineinzupumpen, der Versuch, ihn als Bildungsbürger zu konstruieren, in dessen Leben jede Phase ihr Ergebnis einfährt, sodass am Ende die Summe akkumulierter Kompetenz gezogen werden kann, - dieser Versuch scheitert von Mal zu Mal, von Kapitel zu Kapitel, bis in die allerletzten, unter der Beweislast kollabierenden Seiten hinein.
Doch die entscheidende Einsicht der Autorin ist die in den Ästheten Hegemann. Sie hat damit die Engführung im System Hegemann entdeckt, weshalb man ihr freiwillig mindestens die Hälfte der 1000 Seiten als angemessen zugestehen würde. Wovon Hegemann sich beherrschen ließ, war kein genuin politischer Wille, sondern in der Wurzel ein ästhetischer Impuls. Hier ist das Scharnier, das den Literaten und den Stadtagitator Hegemann verknüpft. Aber zurück zu den 1200 Seiten: Sie sind, gemessen an der Statur Hegemanns, eine maßlose Übertreibung. Schon deshalb sprengen sie den Rahmen des Rezensierbaren. Denn die Autorin versucht so etwas wie eine totale Geschichtsschreibung: Alles, was sich irgend herausfinden lässt, wird in ihrem Buch zusammengetragen, ohne Rücksicht auf Zweck der Abhandlung, Erzählfluss, Rezeptionsmöglichkeiten. Stück für Stück wird Hegemann vorgenommen, beobachtet, beurteilt, zurechtgewiesen, vermessen, resümiert. Die Autorin reproduziert nicht nur ihr gesamtes Material, sie ist im Umkreisen der Person so auf Zentimeter nahe am Mann, dass eine wirkliche Zeichnung der Gestalt Hegemann nicht zustande kommt. Das Bild bleibt vielmehr merkwürdig blass, das Leben ein Hüpfen von Anlass zu Anlass. Dass es anders geht, zeigte in den achtziger Jahren - aus denen übrigens auch diese Studie herstammt - das Buch von Ludovica Scarpa über Martin Wagner, ebenfalls das Auftauchen eines fast Unbekannten, ein Zurechtrücken von Mythen und ein Bereitstellen des zureichenden historischen Rahmens - das alles aber in fünf Kapiteln und auf 150 Seiten.
Eine gespenstische Angleichung
Irritierend ist an diesem „Hegemann” aber noch etwas anderes: Da hat jemand ein halbes Leben an das Aufgehen in seinem Gegenstand verwandt, um sich am Ende in Darstellungsweise, Sprachgestik, ja sogar Syntax und Vokabular seinem Gegenstand immer mehr anzugleichen. Das kann man niemandem verbieten. Nur hat dieses Private eben auch eine ärgerliche öffentliche Seite. Was kommt für die übrige Menschheit dabei heraus? Trotz zahlreicher gefüllter Wissenslücken, mutet dieses Naturereignis der 1:1-Reproduktion eines Mannes, der diese Monumentalisierung keineswegs lohnt, letztlich wie ein Steinbruch an, der trotz eines Apparats von fast 150 Seiten kaum ausbeutbar ist und den Dargestellten wohl endgültig unter seiner Materialfülle verschütten wird. Gab es da nicht einen Doktorvater? Offensichtlich hat er frühzeitig kapituliert. Dann hat die Herausgeberschaft versagt und zum Schluss die Instanz, die den Druck finanzierte. Kurz, hier haben alle Filter versagt - ein Armutszeugnis des Wissenschaftsbetriebs.
DIETER HOFFMANN-AXTHELM
CAROLINE FLICK: Werner Hegemann (1881-1936). Stadtplanung, Architektur, Politik. Ein Arbeitsleben in Europa und den USA. Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Band 84. K. G. Saur Verlag, München 2005. 1262 Seiten, 198 Euro.
Noch nicht ganz im ländlichen Kleinhaus angekommen: Der Architekt und Schriftsteller Werner Hegemann ( 1881 - 1931).
Foto: ullstein bild
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Man hört Dieter Hoffmann-Axthelm stöhnen und rufen nach dem Doktorvater und den "Filtern des Wissenschaftsbetriebs", die bei diesem Band so kläglich versagt zu haben scheinen Dabei bemühe sich die fleißige Autorin Caroline Flick, ihr Objekt in immer neue, unerwartete Zusammenhänge zu stellen. Wie Woody Allens Zelig taucht der Architekturkritiker Werner Hegemann plötzlich überall auf: Als Literat zwischen Benjamin und Brecht, als Professor in den USA: In "fast sämtliche Ecken und Falten der Geschichte zwischen 1910 und 1933", so der Rezensent ein wenig atemlos, folge Caroline Flick ihrem Helden. Lesen und Vergleichen, das sind die Tugenden, die Hoffmann-Axthelm dabei an Flick besonders schätzt. Über die Stoffverwaltung und die Montagetechnik Hegemanns konnte auf diese Weise selbst der Rezensent noch etwas lernen; für die Einsicht in den Ästheten Hegemann würde er der Autorin sogar die Hälfte der vorliegenden 1000 Seiten zugestehen. Den Rest nimmt er ihr aber übel: Mit einem solchen Versuch einer "totalen Geschichtsschreibung", kritisiert er, überfordert die Autorin nicht nur ihr Thema, sondern auch den Leser und dessen Rezeptionsmöglichkeiten über alle Maßen. Durch die "1:1-Reproduktion" Hegemanns bleibe dieser nämlich paradoxerweise "merkwürdig blaß".

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