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Betreibt Putins Russland nach außen zunehmend eine Droh- und Machtpolitik, die für die unmittelbaren Nachbarn und die Länder Mittel- und Westeuropas eine wachsende Gefahr darstellt? Für eine solche Deutung lassen sich Indizien finden. Aber könnte die häufig hoch emotionalisierte Form der Darstellung in deutschen Medien nicht zu einem zu einseitigen Blick führen?Die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen befinden sich in einer entscheidenden Phase: Wird die Zusammenarbeit weitergeführt und intensiviert, oder gehen beide Seiten dazu über, sich als Konkurrenten oder gar als Gegner zu…mehr

Produktbeschreibung
Betreibt Putins Russland nach außen zunehmend eine Droh- und Machtpolitik, die für die unmittelbaren Nachbarn und die Länder Mittel- und Westeuropas eine wachsende Gefahr darstellt? Für eine solche Deutung lassen sich Indizien finden. Aber könnte die häufig hoch emotionalisierte Form der Darstellung in deutschen Medien nicht zu einem zu einseitigen Blick führen?Die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen befinden sich in einer entscheidenden Phase: Wird die Zusammenarbeit weitergeführt und intensiviert, oder gehen beide Seiten dazu über, sich als Konkurrenten oder gar als Gegner zu betrachten? Christian Wipperfürths Buch soll dazu dienen, den Charakter und die Ziele russischer Außenpolitik anhand von Beispielen aus dem GUS-Raum herauszuarbeiten. Darum werden die Beziehungen zwischen Russland und Georgien sowie der Ukraine besonders ausführlich dargestellt und analysiert, denn es wurde und wird wiederholt argumentiert, Moskau versuche die demokratische und unabhängige Entwicklung gerade dieser Länder zu unterminieren.Die Entwicklungen zwischen Herbst 2004 und Frühjahr 2007 stehen im Mittelpunkt der Untersuchungen. Sie sind in einen weiteren Rahmen eingebettet.Die Leitfragen des Buches sind: Welche Ziele verfolgt die russische Politik? Welcher Mittel bedient sie sich? (Öl und Gas spielen hierbei eine prominente Rolle.) Ist Russland eher als potenzielle Bedrohung oder als außenpolitischer Partner zu betrachten? Welche Schlüsse sollten Deutschland und der Westen daraus ziehen? Welche Politik verspricht den größten Nutzen für die Stabilität und Entwicklung in der Region und darüber hinaus?
Autorenporträt
Dr. Christian Wipperfürth, Jahrgang 1961, studierte Geschichts- und Politikwissenschaft sowie Philosophie in Bonn und promovierte an der FU Berlin. Er war unter anderem in der Erwachsenenbildung tätig und hat für das Europäische Parlament sowie den Deutschen Bundestag gearbeitet. Von 2001 bis 2004 war er Assistant Professor für Internationale Beziehungen an der Universität in St. Petersburg/Russland. Seitdem arbeitet er als Publizist. Er hält Vorträge und veröffentlicht in Zeitungen und Zeitschriften zu Fragen der Innen- und Außenpolitik Russlands und anderer Staaten des GUS-Raumes.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.11.2007

Der finstere Kreml
Ist der Osten wieder gefährlich? Das Bild Russlands im Westen zeichnet sich nicht immer durch Detailkenntnis ausVon Oldag Caspar
Russland ist wieder gefährlich. Vorbei die Zeit der romantischen Annäherung in den 90er Jahren, als das Land fast schon ohne Hoffnung war. Das Bild vom armen, abhängigen Osten verschwindet seit Putins Amtsantritt vor acht Jahren zusehends. Die Sympathie ebenfalls. Russland hat sich zu einer Energiegroßmacht mit imperialem Gestus entwickelt. Es drangsaliert seine Nachbarn. Es macht Angst. Mit menschenverachtenden Methoden setzt Moskau nicht nur das gen Westen strebende Georgien unter Druck. Demokratisierungsbewegungen im Vorhof Russlands wird keine Chance gegeben.
Aber ist die Wirklichkeit so einfach? Die Sicht auf die russische Politik ist stark von Emotionen und reflexartigen Denkmustern bestimmt. Die Wirklichkeit der neuen Kreml-Außenpolitik sieht häufig anders aus, als es das Medienbild suggeriert. Das meint jedenfalls Christian Wipperfürth in seinem jüngsten Buch. Durch die emotionale Brille blieben die komplexeren Beweggründe russischer Außenpolitik oft verschwommen. Die Folge: Russland fühlt sich missverstanden und wendet sich weiter von Europa ab.
Mit großer Detailkenntnis analysiert Wipperfürth die Politik der russischen Führung gegenüber den GUS-Nachbarstaaten. Sein Schluss: Die Kritik der innenpolitischen Autokratisierungstendenzen ist berechtigter als die gegen die russische Außenpolitik. Beispiel Ukraine. Für den Westen hatte sich während der Orangenen Revolution 2004 die Demokratie gegen die von Moskau unterstützte alte Wahlfälscherclique durchgesetzt. Für die russischen Medien dagegen war eine Russland hassende und korrupte Politikerelite undemokratisch, aber gekonnt vom Westen an die Macht geputscht worden. Für den Kreml war dies ein weiterer Versuch der USA, Russland langfristig zu schwächen. Dem hatte Putin mit seiner Unterstützung des eher Moskau-freundlichen Präsidentschaftskandidaten Wiktor Janukowitsch im Wahlkampf 2004 vorbeugen wollen. Fast die Hälfte der Russen wünschte sich zu diesem Zeitpunkt eine Wiedervereinigung mit der Ukraine.
Als am Neujahrstag 2006 der russisch-ukrainische Gasstreit eskalierte und in Deutschland plötzlich ein Drittel weniger Gas ankam als vertraglich garantiert, da war schnell klar: Jetzt rächte sich der Kreml für die Orangene Revolution. Russland, meint auch Wipperfürth, drehte der Ukraine geradezu genüsslich den Gashahn zu. Doch dann erklärt er, warum sich die Kritik hätte gegen die Ukraine richten müssen. Fast 15 Jahre hatte Russland deren Wirtschaft über stark verbilligte Gaslieferungen massiv subventioniert. Mit den exorbitant steigenden internationalen Gaspreisen verlor Russland aber immer höhere Milliardenbeträge. Gazprom brauchte gleichzeitig dringend Geld für Investitionen in neue Lagerstätten. Der Kreml wollte Russland zudem möglichst schnell in die WTO führen. Gazproms Preisnachlässe standen jedoch im Widerspruch zum WTO-Regelwerk. Ferner hatte die EU die Gaspreissubventionen zuvor als unfair kritisiert.
Wipperfürth macht deutlich, dass es die Ukraine war, die die Gaspreisverhandlungen in die Länge zog. Als Gazprom nach erfolglosen Verhandlungen am 1. Januar 2006 den ukrainischen Anteil an den Gaslieferungen aus der Leitung nahm, bediente sich der ukrainische Gasversorger am für Westeuropa bestimmten Gas. Die Ukraine verletzte damit die von ihr ratifizierte Europäische Energiecharta. Dann einigten sich Gazprom und die Ukraine auf einen für Kiew erstaunlich günstigen Deal. Die extrem energieverschwenderische ukrainische Wirtschaft steckte den Preisschock mit Investitionen in Energieeffizienz schnell weg. „Die panikhaften Reaktionen in Westeuropa waren überzogen”, urteilte die deutsche KfW-Entwicklungsbank im Januar 2007. Durch die neue Preispolitik Russlands sei die Energieversorgung der EU sogar sicherer geworden.
Wipperfürth sieht die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen in einer entscheidenden Phase. Das Zeitfenster zu einer echten Zusammenarbeit beginne sich zu schließen. Für die Demokratisierung der gesamten GUS wäre eine Gegnerschaft Russlands zum Westen ein Bärendienst. Wie erst sollen dann Konflikte auf internationaler Ebene gelöst, wie die Klimakrise bewältigt werden?
Wipperfürth fordert eine emotionslosere Russlandkritik. Recht hat er. Während einer Buchvorstellung im Oktober erinnerte Wipperfürth an die Offenheit von Geschichte. „Stellen wir uns ein Land vor, in dem es keine Reformation und praktisch keine Aufklärung gab, in dem die Industrialisierung spät einsetzte,
Kirche und Krone extrem weit rechts standen, und in dem es als Reaktion darauf eine ungewöhnlich starke und radikale Linke gab. Ein Land, in dem ein sehr blutiger Bürgerkrieg tobte, gefolgt von jahrzehntelanger Diktatur. Dieses Land ist das EU-Mitglied Spanien.” Die Zukunft eines Staates sei durch die Vergangenheit mitbestimmt – aber keineswegs determiniert.
Christian Wipperfürth
Russland und seine
GUS-Nachbarn
Hintergründe, aktuelle Entwicklungen und Konflikte in einer ressourcenreichen Region. ibidem-Verlag,
Stuttgart 2007. 244 Seiten, 29,90 Euro.
„Die panikhaften Reaktionen in Westeuropa waren überzogen” KfW-Entwicklungsbank
Moloch Gazprom in Moskau: Der Streit mit der Ukraine endete mit einem für Kiew erstaunlich günstigen Deal. Foto: dpa
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Alexander Schrepfer-Prokurjakov berichtet von diesem Buch, ohne sich zu einem dezidierten Urteil durchringen zu können. Immerhin erfahren wir von ihm aber einiges: So gehe der Autor Christian Wipperfürth der Frage nach, welche Interessen Russland gegenüber den in der GUS zusammengeschlossenen ehemaligen Republiken der Sowjetunion verfolgt und legt dabei seinen Schwerpunkt auf die Entwicklungen in der Ukraine und Georgien von 2004 bis 2007. Wipperfürth sieht, wie der Rezensent ausführt, Moskaus Politik von drei Leitlinien geprägt: der "prinzipiellen Stützung bestehender Regime", dem "Abbau von Spannungen" und der Stärkung des eigenen Einflusses. Hierbei schreibe der Autor weniger mit einem westlichen Blick als aus der russischen Position heraus, wodurch er "reflexartige Urteile" vermeide, sich aber auch hin und wieder zu einer recht "optimistischen" Einschätzung verleiten lasse, wie der Rezensent vorsichtig kritisiert.

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