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Politik und Erinnern in Deutschland und Israel, der Wandel und die verschiedenen Auswirkungen dieser Erinnerungsarbeit in beiden Gesellschaften, eingebettet in den jeweiligen historischen Kontext weisen in den Beiträgen des vorliegenden Bandes auf die enge Beziehung der beiden Staaten. Damit wird ebenso auf die Komplexität des Nahostkonfliktes verwiesen, wenn Fragen nach der Rolle der drei monotheistischen Religionen aufgegriffen und diskutiert werden. Berührt werden davon in ihren Konfliktlinien sowohl die israelische und die palästinensische Gesellschaft. Die damit verbundenen…mehr

Produktbeschreibung
Politik und Erinnern in Deutschland und Israel, der Wandel und die verschiedenen Auswirkungen dieser Erinnerungsarbeit in beiden Gesellschaften, eingebettet in den jeweiligen historischen Kontext weisen in den Beiträgen des vorliegenden Bandes auf die enge Beziehung der beiden Staaten. Damit wird ebenso auf die Komplexität des Nahostkonfliktes verwiesen, wenn Fragen nach der Rolle der drei monotheistischen Religionen aufgegriffen und diskutiert werden. Berührt werden davon in ihren Konfliktlinien sowohl die israelische und die palästinensische Gesellschaft. Die damit verbundenen gesellschaftspolitischen Auswirkungen bleiben unabgeschlossen, solange es zwischen beiden Konfliktparteien zu keinen Friedensregelungen gekommen ist. Die Hindernisse und verschiedenen Prämissen hierbei werden daher auch in diesem Band thematisiert.
Autorenporträt
Alfred Wittstock ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Mainz und Lehrer an einem Gymnasium.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.01.2002

Auf Nahtstellensuche
Der "Umgang" mit dem Holocaust in Deutschland und in Israel

Alfred Wittstock (Herausgeber): Israel in Nahost - Deutschland in Europa: Nahtstellen. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2001. 261 Seiten, 32,- Euro.

Die - eigentlich zukunftsträchtige - Frage in diesem Buch lautet: Wie geht man mit der Vergangenheit um? Und was ist vom Vorwurf ihrer Instrumentalisierung zu halten? Kaum ein politischer Schlagabtausch machte das Dilemma so deutlich wie die Debatte im Frühjahr 1999 um den Bundeswehreinsatz im Kosovo: Die eine Seite suchte mit dem Argument "Nie wieder Auschwitz" den militärischen Einsatz zu legitimieren; die andere Seite konterte mit dem hehren Grundsatz "Nie wieder Krieg". Deutlicher lagen die Versuche zur Instrumentalisierung wohl in der Goldhagen-Debatte, im Streit um die Wehrmachtausstellung oder um Walsers Friedenspreisrede. In Israel hingegen wurde der Holocaust eindeutig für politische Zwecke vereinnahmt, am schlimmsten vielleicht in den Plakaten von Hardlinern, die 1993 Ministerpräsident Rabin in SS-Uniform darstellten.

Die Frage nach Berührungspunkten und Gemeinsamkeiten ist verständlich. Doch macht es wissenschaftlich Sinn, nach derartigen "Nahtstellen" zu fahnden in geradezu konträr angelegten Gesellschaften, wo - wie in Deutschland - mittlerweile die dritte Generation der Nachfahren der Täter und der Opfer lebt beziehungsweise - wie in Israel und Palästina - der Eindringlinge und der Vertriebenen? Ein Symposion, das im Juni 2000 in Mainz stattfand, hat den Versuch unter Beteiligung namhafter Politiker, Diplomaten, Wissenschaftler und Journalisten unternommen. Der ehemalige israelische Diplomat Avi Primor oder sein palästinensisches Pendant Muhammad Nazzal, der israelische Fernsehjournalist David Witzthum und die Palästinenserin Farhat Naser oder Wissenschaftler wie Micha Brumlik und Dan Diner debattieren über Friede, Nachbarschaft sowie den Zustand der jeweiligen Gesellschaft, respektive den Wandel etwa im Selbstverständnis, bis hin zu den bekannten Friedensvisionen.

Mancher hatte spürbar Mühe, angesichts der dramatischen Eskalation der Lage um den Tempelberg/Haram al-Sharif seit dem Scheitern von Camp David II im Juli 2000, sich für eine gedruckte Fassung zu entscheiden. Witzthum etwa oder der Historiker Moshe Zuckermann analysieren den gewaltigen Prozeß einer Gesellschaft, die von spartanisch-sozialistischen Pionieren begründet wurde, die heute eine kriegsunwillige, mindestens ebenso amüsierwütige Love-Parade-Generation wie in Mailand oder San Francisco zu befriedigen hat. Demgegenüber hat die von dem Archäologen Nasmi Al Jubeh thematisierte "palästinensische Zivilgesellschaft" noch mehr als einen weiten Weg vor sich. Der ehemalige Botschafter Niels Hansen macht anhand des Luxemburger Schuldenabkommens (1952) deutlich, daß Moral und Staatsräson in der deutschen Nahostpolitik keine konträren Pole blieben.

Das "Gedenken an die Vergangenheit und die Schwierigkeit, mit ihr zurechtzukommen" bilden gleichzeitig "das Gemeinsame des jüdischen und des deutschen Volkes", bekundet Primor. Doch könne bei allen Parallelen "von einem gemeinsamen Gedenken an den Holocaust in Deutschland und Israel kaum die Rede sein" - so formuliert es die "Arbeitsgemeinschaft Israel" der Mainzer Universität. Von "zweierlei Holocaust" spricht Zuckermann.

Das Buch bricht im Grunde auseinander angesichts der Überfülle an Themen, die das "Land der Täter und das der Opfer" sowie das der "Opfer zweiten Grades", Palästina, seit Jahrzehnten in unterschiedlicher Vergangenheitsbewältigung umtreiben: Hier die deutsche Debatte über Schuld und Sühne angesichts der nationalsozialistischen Greuel, dort die nackte Existenzsicherung für die überlebenden Juden, permanenter Stachel im arabischen Fleisch, sowie die Vertreibung der Palästinenser.

KONRAD W. WATRIN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"In dem von Alfred Wittstock herausgegebenen, aus einem Symposium hervorgegangen Sammelband "Israel in Nahost - Deutschland in Europa: Nahtstellen" untersuchen Wissenschaftler und Journalisten, Politiker und Diplomaten Ähnlichkeiten im Umgang mit der Vergangenheit in Deutschland, Israel und Palästina. Besonderes Gewicht haben dabei Gemeinsamkeiten im Umgang mit dem Holocaust und seiner politischen Instrumentalisierung. Der Rezensent Konrad W. Watrin äußert zwar Verständnis für die Themenstellung des Buches. Zugleich bezweifelt er den wissenschaftlichen Sinn eines solchen Unterfangens, denn zu gegensätzlich konstituiert erscheinen ihm die heutigen Gesellschaften in Deutschland, Israel und Palästina. Woran das Buch allerdings am meisten krankt, so der Hauptkritikpunkt Watrins, ist die Vielzahl von unterschiedlichen Themen, die darin behandelt werden: "Das Buch bricht im Grunde auseinander angesichts der Überfülle an Themen". Die Formen von Vergangenheitsbewältigung in den jeweiligen Ländern - die deutsche Diskussion um Schuld und Sühne im Blick auf den Holocaust, die Existenzsicherung der überlebenden Juden, die Vertreibung der Palästinenser - sind nach Meinung des Rezensenten zu unterschiedlich, als dass sie thematisch sinnvoll unter einen Hut bzw. zwischen zwei Buchdeckel gebracht werden könnten.

© Perlentaucher Medien GmbH"