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Die Erzählungen von Albert Wendt bestechen durch Poesie, sprachliche Präzision und Witz, schrullige, vielschichtige Charaktere, herzhafte Pointen und überraschende Lösungen. Gekonnt spielt er mit den Gegensätzen in der Welt, lässt Realität auf Fantastisches treffen, Politisches auf die Gesetze des Universums, Modernes auf Archaisches, Zartes auf Kräftiges, Jung auf Alt. Seine Heldinnen und Helden werden geprüft, manchmal ordentlich durchgebeutelt und müssen sich bewähren. Aber immer liegt unter den Geschichten Albert Wendts große Liebe zur Welt und zu allen Wesen, die in ihr leben - und ein…mehr

Produktbeschreibung
Die Erzählungen von Albert Wendt bestechen durch Poesie, sprachliche Präzision und Witz, schrullige, vielschichtige Charaktere, herzhafte Pointen und überraschende Lösungen. Gekonnt spielt er mit den Gegensätzen in der Welt, lässt Realität auf Fantastisches treffen, Politisches auf die Gesetze des Universums, Modernes auf Archaisches, Zartes auf Kräftiges, Jung auf Alt. Seine Heldinnen und Helden werden geprüft, manchmal ordentlich durchgebeutelt und müssen sich bewähren. Aber immer liegt unter den Geschichten Albert Wendts große Liebe zur Welt und zu allen Wesen, die in ihr leben - und ein untrüglicher Sinn dafür, wie die Dinge zu sein haben, wenn sie gut sind.
Autorenporträt
Albert Wendt lebt seit seiner Kindheit in einem Dorf bei Leipzig. Dort sitzt er unterm Apfelbaum, bei schlechtem Wetter in einem Häuschen daneben, und schreibt Märchen. Seine Freunde ernähren ihn mit Büchern, Käse und saurem Wein.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.04.2022

Ein Vogelnest unter der Mütze
Wiederbegegnung mit den fantastischen Geschöpfen von Albert Wendt
aus den Achtzigerjahren. Neu im Reigen ist der Zwergdrache „Hipp“
VON SIGGI SEUSS
Da sind sie ja wieder, die wundersamen Geschöpfe aus Fantasie und Feder von Albert Wendt. Jetzt tummeln sie sich in den „Geschichten unter einem weiten Himmel“: Prinzessin Zartfuß, Stolperhahn, Klein-Eierhuhn, der kleine Kunze, Prinzessin Wachtelei, Vogelkopp, Betti Kettenhemd neben Rebhuhn Tek-Tek und Schwarzem Mülleimer und natürlich auch Lavendel, die zartgeflügelte Dampfwalze.
Eigentlich waren sie ja nie weg. Nur an den Rand des Erinnerns gedrängt, weil so viele furchtbare Dinge auf diesem Erdenrund passieren. Und deshalb ist es nicht nur tröstlich, sondern geradezu überlebensnotwendig, dass sie wieder aus den Buchseiten hüpfen und flattern und stampfen und fauchen, ihren Schabernack treiben – und Kinder freundlich an der Hand nehmen. In den vergangenen vierzig Jahren kreuzten sie immer mal die Wege derjenigen, die gerne in Hörspiele eintauchen oder in die magische Welt des Theaters oder die einfach in einem Kinderbuch verschwinden, um Hoffnung zu schöpfen. Der Vogelkopp zum Beispiel, ein Holzfäller, der unter seiner Mütze ein Vogelnest beherbergt und sich couragiert jeder Anmaßung erwehrt, erlebte seinen ersten Auftritt in einem Hörspiel des Rundfunks der DDR 1984, bevor er seinen Weg durch die Welt machte. Der Stolperhahn betrat schon im Oktober 1981 die Bühne, Prinzessin Zartfuß 1984 und Betti Kettenhemd 2001. Und viele der Geschöpfe fanden sich später auch im Buch wieder.
Aber es gibt in „Geschichten unter einem weiten Himmel“ auch jemanden, der neu im Reigen der menschenfreundlichen Märchenwesen ist: den Zwergdrachen Hipp. Eigentlich heißt er ja „Hyppolitos mit dem Duft einer taufrischen Pferdeweide stark mit Wermut durchwachsen, Sohn einer nach Butterstreusel duftenden Drachenmutter“. Der Name wäre für das Mädchen Marianna, dem er sich eben in die offene Hand gesetzt hat, denn doch etwas zungenbrecherisch. Deshalb einigen sich die beiden auf „Hipp und Ann“ – und so heißt auch die Geschichte. Hipp lebt im Geäst einer uralten Sommerlinde, die Wald- und Wiesenfreunden ziemlich bekannt vorkommt. Man denke nur an die Mistelnester in den Wipfeln betagter Bäume – ideale Behausungen für Zwergdrachen. Hipps vornehmster Daseinszweck stößt zudem auf größtes Wohlwollen jener, denen ein Smartphone ein Gräuel ist, das an die Hand eines jungen Menschen angewachsen zu sein scheint. Ein Drächlein wie Hipp fliegt nur in die freie, offene Hand eines bestimmten Kindes. Von dort aus jedoch kann es Wunder bewirken, die jedes Handy erblassen lassen. Da hat Ann ungeheures Glück, auch wenn sie gerade im Geäst jener Sommerlinde sitzt und schmollt. Denn der liebe Großvater hat aus Zorn das Ding zertrampelt. Anns Hand ist also wider Willen frei und – schwupps – nimmt Hipp dort Platz. Mit ungeahnten Folgen.
Die Gedankenexkursionen des Wortzauberers Wendt schlängeln sich in Bögen und Kringeln durch Landschaften und Lebensweisen – zwischen fantastischer Wirklichkeit und wirklicher Fantasie. So wie der Weg, den Lavendel von der Haustür zur Gartenpumpe des Märchenerzählers gewalzt hat. Auf diesem labyrinthisch anmutenden Pfad fliegen einem Gedanken durch den Kopf, die einem schnurstracks völlig entgangen wären. Zum Beispiel die Erkenntnis, dass es wichtiger ist, Beulen und Dellen aus Regenbögen zu walzen, als Hemden glattzubügeln. Und wer könnte das besser als eine zartgeflügelte Dampfwalze oder ein Zwergdrache, dessen Drachenmutter nach Butterstreuseln duftet?
Albert Wendt: Geschichten unter einem weiten Himmel. Jungbrunnen 2022. 200 Seiten, 17 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit viel Wiedersehensfreude und einer Spur Wehmut liest Rezensent Siggi Seuß Neues über Stolperhahn, Prinzessin Zartfuß und die anderen - jene fantastischen Fantasiefiguren, die uns lange abhandengekommen waren und doch immernoch so gut darin sind, Trost zu spenden in dieser wirren Welt. Ganz besonders freut sich der Rezensent über ein neues Mitglied in der altbekannten Märchen-Bande: Der Zwergdrache Hipp, denn dieser Drache setzt sich nur in offene Kinderhände, heißt: Hände, die nicht besetzt sind vom kleinen Ungetüm namens Smartphone. Mit Wendts Erzählungen begibt man sich, ob jung oder alt, auf Gedankenpfade voller überraschender Kurven, Windungen und Wirbeln - Pfade auf denen man den einen oder anderen Erkenntnis-Schatz findet, der einem "schnurstracks entgangen wäre", so der begeisterte Rezensent.

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