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Mehr als ein Jahrzehnt erkundete Mary Hunter Austin das Gebiet, das sie, nach seinem indianischen Namen, »Land of Little Rain« nannte und dem sie schließlich ihr erstes Buch widmete - geschrieben hat sie es in einem Monat, wie sie sagte. 1903 erstmals erschienen, hat es bis heute nichts von seiner Faszination und Leuchtkraft verloren. Reiseerzählung, Landschaftsbeschreibung, Memoir, ethnografischer Bericht - das Buch hat zahlreiche Facetten, ist aber vor allem ein literarisches Dokument der Liebe zu einem Land im Südwesten der USA, das heute die Mojave-Wüste und den Death-Valley-Nationalpark…mehr

Produktbeschreibung
Mehr als ein Jahrzehnt erkundete Mary Hunter Austin das Gebiet, das sie, nach seinem indianischen Namen, »Land of Little Rain« nannte und dem sie schließlich ihr erstes Buch widmete - geschrieben hat sie es in einem Monat, wie sie sagte. 1903 erstmals erschienen, hat es bis heute nichts von seiner Faszination und Leuchtkraft verloren. Reiseerzählung, Landschaftsbeschreibung, Memoir, ethnografischer Bericht - das Buch hat zahlreiche Facetten, ist aber vor allem ein literarisches Dokument der Liebe zu einem Land im Südwesten der USA, das heute die Mojave-Wüste und den Death-Valley-Nationalpark umfasst. Austins Blick ist geprägt von einem tiefen Verständnis für die Flora und Fauna dieses Gebiets und der Wertschätzung für die Menschen, denen sie dort begegnete: Schoschonen und Paiute, Einwanderer aus Mexiko oder China, Schäfer, Minenarbeiter und Goldsucher. Er verrät nicht nur eine gewinnende Empathie und eine einzigartige poetische Sensibilität, sondern auch den Eigensinn und die Unbeirrbarkeit einer Autorin, die mit einem Werk von mehr als 30 Büchern und zahllosen Artikeln zu den frühen Umweltaktivistinnen und Frauenrechtlerinnen Amerikas zählt.
Autorenporträt
geboren 1868 in Illinois, gestorben 1934 in New Mexico, war eine US-amerikanische Schriftstellerin, die sich zeitlebens als frühe Frauenrechtlerin, Sozialreformerin und Umweltaktivistin einen Namen machte. Trotz der immensen Verdienste, die sie sich um die Vermittlung und Bewahrung der Kultur der indigenen Bevölkerung erwarb, gilt ihr umfangreiches Werk heute weitgehend als vergessen. Mit ihrer ersten Buchveröffentlichung (The Land of Little Rain, 1903) hat sie einen frühen Klassiker des Nature Writing hinterlassen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Vierzehn "vor Beobachtungslust funkelnde Essays" der amerikanischen Autorin Mary Hunter Austin findet Rezensentin Jutta Person hier vor und freut sich, dass diese nun sogar in zwei unterschiedliche Übersetzungen, einmal von Dieter Fuchs, einmal von Alexander Pechmann, erschienen sind. 1903 erschien diese Sammlung der "Klassikerin des Nature Writing" erstmals, in der Hunter Austin die kalifornische Landschaft zwischen "Mojave-Wüste" und "Sierra Nevada" porträtiert. Die Kritikerin wird von der guten Laune der Texte angesteckt, wenn die Autorin die karge Landschaft lebendig werden lässt: Da werden Kiefern zu "hochgewachsenen Priestern" und ein Rotmilan zum "edelmütigen Abenteurer". Die unterschiedlichsten Charaktere findet Hunter Austin in der Pflanzen- und Tierwelt vor, so Person, dabei nimmt sie ihre Umwelt als organisches Geflecht aus Belebtem und Unbelebtem wahr. Die Rezensentin bewundert außerdem die ausdrucksstarke Sprache, mit der die Autorin sowohl "wie ein Kojote heulen" als auch Adjektive zu "mächtigen Gebirgswolken" auftürmen kann.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.04.2023

Von Canyons und Kojoten
Endlich auf Deutsch: Mary Hunter Austins Essays erzählen von Kalifornien als magischem Ort
Selten sind Yuccapalmen so humorvoll im Innersten ihrer Pflanzenseele erkannt worden: „Gemarterte, dünne Wälder davon stelzen trostlos über die hohen Tafelländer“, ihre Kronen strotzen „vor bajonettartig spitzen mattgrünen Blättern, die im Alter struppig werden“, und zu guter Letzt: „Nach dem Absterben, ein langsamer Prozess, bleibt das geisterhaft hohle Netzwerk eines Holzskeletts zurück, das nicht genug Kraft aufbringt, um zu verrotten, und im Mondlicht furchterregend aussieht.“ Die Schriftstellerin Mary Hunter Austin (1868-1934), in den USA als Klassikerin des Nature Writing bekannt, verehrte den amerikanischen Westen zwischen Mojave-Wüste und Sierra Nevada, und obwohl ihr Urteil über Yuccapalmen eher ungünstig ausfällt, zeigt es doch, wie meisterhaft sie eine Landschaft porträtierte, die als Gegenteil von lieblich galt.
Ihre 1903 veröffentlichte Essaysammlung „The Land of little Rain“ erscheint jetzt sogar in zwei Ausgaben auf Deutsch: unter dem Titel „Wo wenig Regen fällt“ (in der Übersetzung von Alexander Pechmann, aus der hier zitiert wird) und als „Land des kargen Regens“ (übersetzt und kommentiert von Dieter Fuchs). In diesen vierzehn vor Beobachtungslust funkelnden Texten entwirft Mary Hunter Austin einen kalifornischen Kosmos, der von den Aasfressern der trockenen Täler über die Frühblüher der hoch gelegenen Sierras bis zu Wolken, Schnee und Sandstürmen reicht und auch Menschen umfasst. Nicht nur die Wüste lebt, auch die Canyons, Ufersäume und Bergstraßen dieser extremen Landschaft sind von pflanzlichen und tierischen Charaktertypen bevölkert.
Die Kiefern der Sierras sind „hochgewachsene Priester, die um Regen beten“; ein Rotmilan stößt „mit dem Gebaren eines edelmütigen Abenteurers“ auf ein Feld herab, und ein vereinzelter Goldgräber wird vom Land „toleriert wie eine Taschenratte“. Man kann diese Bewegungs- und Verhaltenskunde als Weltbeseelungsprogramm verstehen, das auch mystische Anteile hat, doch vor allem präpariert es das Besondere der verschiedenen Spezies heraus. Die wechselseitige Vermenschlichung und Vertierung ist bei Hunter Austin Teil einer Charakteristik, die Formen, Farben oder Fußspuren wie in blitzhaften Momentaufnahmen festhält.
Ihr Interesse gilt dem Zusammenspiel von Landschaft und Leben aller Art, was nur gelegentlich ins Folkloristische abdriftet (wenn sie die Bräuche der mexikanischstämmigen Bewohner im „Pueblo de las Uvas“ beschreibt, zum Beispiel). Zuallererst aber wecken solche Geländegänge die Neugier der Leserschaft, die direkt angesprochen wird: „Beobachten Sie einen Kojoten, der aus seiner Höhle kommt und überlegt, wo er seine tägliche Beute jagen soll“, empfiehlt Hunter Austin, wobei das heimliche Hauptwort dieses Satzes im Überlegen steckt. Ein Kojote ist nicht bloß instinktgetrieben, sondern wird zum tierischen Hobo, der prüfend auf die eigene Fährte zurückschaut.
Apropos Fährten und Fußspuren: Menschengröße, hält Hunter Austin fest, sei oft hinderlich. Sie bevorzugt die Wege und Trampelpfade der kleinen Nager, Eichhörnchen und Käfer – eine mit allen Sinnen wahrnehmende Mäusepfadfinderin, die aus guten Gründen nah am Boden bleibt. Dass die Schriftstellerin in späteren Jahren als exzentrisch galt und eher die Person als das Werk wahrgenommen wurde, merkt man diesen so zugänglichen wie gut gelaunten Essays nicht an. Bewusst entscheidet sich Hunter Austin gegen die tragische Tonlage, die sich beim Schreiben über das karge Land vielleicht angeboten hätte; stattdessen setzt sie auf den verborgenen Reichtum, auf Geheimnisse und Legenden – und auf ihre eigene Begeisterung.
Aufgewachsen ist sie als Mary Hunter in Carlinville, Illinois; dort besucht sie das College, als Hauptfächer wählt sie Psychologie und Botanik. Ihr aus England eingewanderter Vater hatte Schweine gezüchtet, Jura studiert und war früh gestorben; möglicherweise hat er seiner Tochter einen Hang zur spezifisch amerikanischen Naturbeseelung vererbt, immerhin gehörte Ralph Waldo Emerson zu seinen Lieblingsschriftstellern. 1888 zieht Mary Hunter mit ihrer Mutter und ihrem Bruder nach Kalifornien, wo sie den Ingenieur Stafford W. Austin kennenlernt und heiratet. Sie arbeitet zeitweise als Lehrerin im Owens Valley, erkundet die Umgebung und scheint den ökologisch-sozialen Komplex von Anfang an als Einheit zu verstehen, ganz gleich, ob sie es mit Tieren, Pflanzen, Schäfern, Schoschonen oder mexikanischen Minenarbeitern zu tun hat. „Ihr Interesse am Leben und Alltag dieser Menschen stieß in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft auf Unverständnis oder sogar deutliche Ablehnung“, liest man im Nachwort von Alexander Pechmann, der die Welt der Umweltpionierin erschließt: „Die Hüttendörfer der Paiute zu besuchen oder gar an ihren Geistertänzen teilzunehmen, war für die wenigen weißen Frauen in ihrer Umgebung undenkbar.“ Das könnte erklären, wie sie zu ihrem Ruf als Exzentrikerin kam.
Mary Hunter Austin hatte bereits etliche Zeitschriftenartikel und ihre Essaysammlung veröffentlicht, als sie sich von ihrem Mann trennt. Sie schreibt weiter, sammelt indianische Mythen und Märchen, verfasst Kurzgeschichten und Romane und wird zu einer Kennerin indigener Kultur. In den Schriftstellerzirkeln der USA lernt sie Jack London und Ambrose Bierce kennen, während eines langen Europaaufenthalts auch Henry James, H. G. Wells und andere. Sie tritt ebenso für Frauenrechte ein wie für die Schoschonen und Paiute, mit denen sie sich anfreundet.
„Ich mag den Namen, den die Indianer dem Berg Lone Pine geben, und finde, er passt zu meinem Thema – Oppapago, die Die Weinende“, erklärt sie, wenn es um das Wasser der Bergbäche geht. Die Ortsgeister, die dabei beschworen werden, kennen keine schollenhafte Urtümlichkeit; vielmehr umfassen sie alle, die einigermaßen geschickt in die Landschaft eintauchen, den taschenrattigen Goldgräber genauso wie die „sonnenverbrannten Wracks, die Ausgestoßenen der windigen Berge, die alle eine Mine besaßen“. (Zu Hunter Austins persönlicher Mimikry zählt wohl auch die indianische Kleidung, die sie trägt.) Diese Charakteristik der Randexistenzen ist nicht auf Innerlichkeit aus, sondern an Formgebung interessiert; auch deshalb fehlt das tragische Tremolo.
„Wir brauchen eine Wahrnehmungsschule wie die Mary Austins“, schreibt Solveig Nitzke in ihrem Nachwort zu „Land des kargen Regens“. Sie hebt den Begriff des Regionalismus hervor, den die Schriftstellerin in einem Aufsatz von 1932, zwei Jahre vor ihrem Tod, zur theoretischen Grundlage erklärt. „Die regionale Umwelt“, so Nitzke, sei für Hunter Austin „ein Geflecht aus menschlichen und nichtmenschlichen, organischen und anorganischen Aspekten“. Tatsächlich bringt sie die Steine zum Sprechen: Der Reichtum dieser Schriftstellerin liegt sowohl in der Aufmerksamkeit, die sie der Natur entgegenbringt, als auch in ihrer expressiven Sprache, die heulen kann wie ein Kojote und Adjektive zu mächtigen Gebirgswolken auftürmt. Ein Verwandlungszauber, der zum Glück lange nachwirkt.
JUTTA PERSON
„Beobachten Sie einen Kojoten,
der überlegt, wo er seine
tägliche Beute jagen soll!“
Mary Hunter Austin: Land des kargen Regens. Übersetzt von Dieter Fuchs, mit einem Nachwort von
Solveig Nitzke. Berlin,
Matthes & Seitz 20223.
224 Seiten, 28 Euro.
Mary Hunter Austin: Wo wenig Regen fällt.
Übersetzt und mit einem Nachwort von Alexander Pechmann. Salzburg,
Jung und Jung 2023.
222 Seiten, 24 Euro.
Kennerin indigener Kultur: Mary Hunter Austin.
Foto: Charles Fletcher Lummis
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»Selten habe ich jemanden mit einer solchen geistigen und seelischen Kraft und Disziplin getroffen und gekannt. Sie ist ein Mensch der Zukunft - in hundert Jahren wird sie uns als bedeutende Autorin im komplexen Geflecht der amerikanischen Kultur erscheinen.« Ansel Adams