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Im Zuge von Modernisierung und Parteienkritik tauchen immer wieder populistische Bewegungen und Politiker auf. Während in West- und Osteuropa aktuell eher ein Rechtspopulismus vorherrscht, lässt sich in Nord- und Südamerika sowie Teilen der sog. Dritten Welt ein Populismus feststellen, der auf widersprüchliche Weise linke wie rechte Erscheinungsformen verbindet. Während Populisten in anderen Weltregionen fast zur Normalität gehören, ruft ihr Erscheinen in Europa (Haider, Berlusconi) heftige Kontroversen hervor. Besteht zwischen dem Aufstieg populistischer Politiker in aller Welt eine…mehr

Produktbeschreibung
Im Zuge von Modernisierung und Parteienkritik tauchen immer wieder populistische Bewegungen und Politiker auf. Während in West- und Osteuropa aktuell eher ein Rechtspopulismus vorherrscht, lässt sich in Nord- und Südamerika sowie Teilen der sog. Dritten Welt ein Populismus feststellen, der auf widersprüchliche Weise linke wie rechte Erscheinungsformen verbindet. Während Populisten in anderen Weltregionen fast zur Normalität gehören, ruft ihr Erscheinen in Europa (Haider, Berlusconi) heftige Kontroversen hervor. Besteht zwischen dem Aufstieg populistischer Politiker in aller Welt eine Beziehung? Befindet sich der Populismus auch in den Industriegesellschaften auf dem Vormarsch? Welche "Leistungen" können Populisten eigentlich vorweisen? Nach einem einführenden Teil werden einzelne Populisten bzw. populistische Parteien untersucht. Abschließend geht es um die Frage, ob der Populismus in der Bundesrepublik Deutschland an Bedeutung gewinnen wird.
Autorenporträt
Dr. Nikolaus Werz, Professor für Politikwissenschaft, Universität Rostock
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.10.2003

Schillernder Begriff

POPULISMUS. Vom "Gespenst des Populismus" beziehungsweise des "Rechtspopulismus" sprechen diejenigen, die vor einer realen Gefahr warnen wollen. Die nicht ganz zutreffende Gespenster-Metapher verwendet Nikolaus Werz in dem von ihm herausgegebenen Sammelband. In seinem Beitrag "Alte und neue Populisten in Lateinamerika" variiert er dann den (nicht ausdrücklich erwähnten) Staatsdenker Carl Schmitt, der den "Begriff des Politischen" auf die "Unterscheidung von Freund und Feind" reduzierte. So sieht Werz eine Parallele zwischen "dem traditionellen populistischen Diskurs" und den "Freund-Feind-Schemata". Populistische Führungspersönlichkeiten neigten zu der Selbststilisierung nach dem Motto "Ich bin ehrlich, komme aus dem Volk, trete gegen die Korrupten auf und habe starke Feinde". Ebenso bemerkt Hans-Jürgen Puhle in seiner Untersuchung "Zwischen Protest und Politikstil: Populismus, Neo-Populismus und Demokratie" eine starke Akzentuierung des Freund-Feind-Prinzips in den Aussagen der Populisten. Dem "dichotomisch" geprägten "Bild von der Gesellschaft" mit einem "Feindbild", welches "in der Regel sehr konkret, wenn auch nach Umständen wechselnd" ist, entspreche der Glaube an Verschwörungstheorien und die Dominanz von "Anti"-Positionen. So erwiesen sich die Populisten als antibürokratisch, antikorporativ, antielitär, antiinstitutionell, antiliberal, ihre Affekte richteten sich vielfach "gegen die Globalisierung und gegen das Establishment schlechthin". Puhle sieht eine Abhängigkeit von der Philosophie Rousseaus, insbesondere von seinem "Contrat Social" mit der Verfemung von Repräsentation und intermediären Körperschaften, welche angeblich den wahren Volkswillen mediatisieren und verfälschen würden. In Analogie zu der Tatsache, daß aus der Denkschule Rousseaus konservative Romantiker wie linke Jakobiner hervorgegangen waren, können heutige Populisten - wie Puhle schreibt - "konservativ bis reaktionär sein oder progressiv oder beides, sie können bewahren oder reformieren, gelegentlich sogar revolutionieren wollen". Der Verfasser, der zwischen Populismus "als inhaltlich und programmatisch gerichtete Bewegung" und "populistischen Elementen, Techniken, Versatzstücken, Instrumenten und Stilen" unterscheidet, nimmt ein Vordringen des "Populismus als Politikstil" in den stark von elektronischen Medien geprägten "modernen Massendemokratien" wahr. Die Untersuchungen von Puhle und Werz haben großen Aussagewert. Nikolaus Werz (Herausgeber): Populismus. Populisten in Übersee und Europa. Verlag Leske+Budrich. Opladen 2003. 280 Seiten, 19,90 [Euro].

GISELHER SCHMIDT

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Großen Aussagewert" bescheinigt Rezensent Giselher Schmidt diesem Sammelband über den Populismus. Übrzeugend herausgearbeitet findet er etwa im Beitrag von Hans-Jürgen Puhle das Schmitt'sche Freund-Feind-Prinzip des Populismus und sein Beharren auf "Anti-Positionen", die sich zwar gegen Bürokratie, Liberalismus, Eliten oder Globalisierung richten können, sich aber meist damit zufrieden geben, gegen das Establishment zu sein. Sehr wichtig scheint dem Rezensenten auch die getroffene Unterscheidung zwischen Populismus als "Bewegung" und Populismus als "Politikstil". Letzterer bediene sich verstärkt populistischer Techniken und Instrumente und sei in der modernen Massendemokratie immer häufiger anzutreffen.

© Perlentaucher Medien GmbH