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Wunderbar poetische Prosaminiaturen mit Erinnerungen an Menschen und Orte weltweit, die dem Autor Walter Kaufmann, einem der allerletzten Exil-Betroffenen und Zeitzeugen 1933-1945, lebenslang gegenwärtig geblieben sind, wie z.b. die junge polnische Jüdin Miriam aus seiner Kindheit. Es ist, als würde er sie auf seinen abenteuerlichen Reisen durch die Welt, ob als Seefahrer, Reporter oder Schriftsteller, noch immer suchen. Über fünfzig Miniaturen sind es, die in bildhafter Sprache das Leben von Menschen in besonderen Umständen schildern - da ist Enrico, das zerlumpte Kerlchen in Rio de Janeiro,…mehr

Produktbeschreibung
Wunderbar poetische Prosaminiaturen mit Erinnerungen an Menschen und Orte weltweit, die dem Autor Walter Kaufmann, einem der allerletzten Exil-Betroffenen und Zeitzeugen 1933-1945, lebenslang gegenwärtig geblieben sind, wie z.b. die junge polnische Jüdin Miriam aus seiner Kindheit. Es ist, als würde er sie auf seinen abenteuerlichen Reisen durch die Welt, ob als Seefahrer, Reporter oder Schriftsteller, noch immer suchen. Über fünfzig Miniaturen sind es, die in bildhafter Sprache das Leben von Menschen in besonderen Umständen schildern - da ist Enrico, das zerlumpte Kerlchen in Rio de Janeiro, und sehr im Kontrast zu ihm Glenn Gould, dem Kaufmann durch Zufall in einer Gaststätte in New Yorks Greenwich Village begegnet. Gould lädt ihn ein, zur "Church" mitzukommen, was sich aber als keine Kirche erweist, sondern als die von Musikern "The Church" genannten Columbia Recording Studios. Dort erlebt er Glenn Gould beim Einspielen Bach´scher Fugen: Glücksmo-mente scheinen auf, wie auch anderswo im Buch. Augenblicke der Liebe werden deutlich, aber auch das Leid nach unver-meidlichen Trennungen. Und immer offenbart Walter Kaufmann, wie reich und erfüllt das Leben sein kann, wenn man sich dieNeugier bewahrt und sich Abenteuern öffnet.
Autorenporträt
Kaufmann, Walter1924 in Berlin geboren, aufgewachsen in Duisburg. 1939 erst nach Grossbritannien, dann nach Australien emigriert, wo er in vielen Berufen, u.a. als Hafenarbeiter und Seemann arbeitete und auf englisch zu schreiben begann. 1956 ging er in die DDR und wurde ein erfolgreichere Autor, u.a. war er Generalsekretär des PEN. Er lebt in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.09.2019

Als Sehmann unterwegs
Autobiographische Skizzen von Walter Kaufmann

Als Opfer sieht er sich nicht. Eher als Davongekommenen, der das Glück hatte, mit einem Kindertransport nach England gerettet und wenig später als "feindlicher Ausländer" in Australien interniert zu werden. Die meisten seiner Duisburger Mitschüler und deren Familien überlebten den Holocaust nicht. Aber von Glück redet der fünfundneunzig Jahre alte Walter Kaufmann selten. Ein Dutzend Berufe hat er ausgeübt - Schriftsteller ist nur einer davon. Als deutsch-australischen Autor bezeichnet er sich, also als jemanden, der in mindestens zwei Welten zu Hause ist. Vier Jahre lang war er australischer Soldat, nicht immer freiwillig wurde er zum Weltenbummler. Die Unsicherheit seiner Existenz hat er aber stets unbeirrt und selbstbewusst ertragen: Er nutzte die nächste Chance und sammelte Material für ein nächstes Werk. Schriftsteller wollte er immer werden, auch wenn er anfangs nicht vom Schreiben leben konnte. Die Seefahrt bot die beste Gelegenheit, Länder und Leute kennenzulernen. Sehmann wäre die richtige Bezeichnung für ihn. Kaufmann ist ein guter Beobachter und neugierig genug, um sich immer wieder auf Neues einzustellen.

Mitte der fünfziger Jahre kehrte Walter Kaufmann nach Deutschland zurück, in die DDR. Man nahm ihn dort gerne auf. Er zählte bald zu den Privilegierten, die reisen durften, wohin sie wollten. Seine australische Staatsbürgerschaft hat er nie aufgegeben. Acht Jahre lang war er Generalsekretär des dortigen PEN. Die meisten seiner vielgelesenen Romane und Kurzgeschichten entsprachen dem in der DDR gewünschten Realismus und gewannen fast alle ihren Stoff aus Selbsterlebtem. Vorbilder dafür waren Stefan Zweig, Anna Seghers und die jungen Amerikaner.

In den letzten Jahren war es still geworden um Walter Kaufmann. Die meisten seiner Werke sind vergriffen. Jetzt bringt Thomas Schumanns Ein-Mann-Verlag Edition Memoria eine Sammlung kurzer Porträts und Erlebnisse heraus: Begegnungen und ungewöhnliche Erfahrungen eines langen Lebens. Alle Menschen und Ereignisse gab es wirklich, hat der Autor versichert. So ist ein lebendiges Panorama entstanden, das aus mehr als hundert Einzelteilen besteht. Gegenüber einer Autobiographie hat es den Vorteil, Zufälliges gleichrangig mit Bedeutsamem zu stellen, also eine Reihe von spannenden Augenblicken zu schaffen.

Manche Erinnerungen brechen vorschnell ab. Vielleicht sollten aus ihnen ursprünglich längere Texte entstehen. Seine direkte, schnörkellose Sprache hat sich Walter Kaufmann über all die Jahre erhalten. Dem Leser bleibt es vorbehalten, zu ergänzen und die Etappen seines Lebens, die oft nur Skizze und komprimierte Andeutung bleiben, in einen Zusammenhang zu bringen.

MARIA FRISÉ.

Walter Kaufmann: "Gibt es dich noch - Enrico Spoon?" Über Menschen und Orte weltweit.

Edition Memoria, Hürth 2019. 123 S., br., 20,- [Euro].

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