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Eine leidenschaftliche Antithese zum üblichen Kulturpessimismus und ein engagierter Widerspruch zu dem weitverbreiteten Gefühl, dass die Moderne dem Untergang geweiht ist.
Hass, Populismus und Unvernunft regieren die Welt, Wissenschaftsfeindlichkeit macht sich breit, Wahrheit gibt es nicht mehr: Wer die Schlagzeilen von heute liest, könnte so denken. Doch Bestseller-Autor Steven Pinker zeigt, dass das grundfalsch ist. Er hat die Entwicklung der vergangenen Jahrhunderte gründlich untersucht und beweist in seiner fulminanten Studie, dass unser Leben stetig viel besser geworden ist. Heute…mehr

Produktbeschreibung
Eine leidenschaftliche Antithese zum üblichen Kulturpessimismus und ein engagierter Widerspruch zu dem weitverbreiteten Gefühl, dass die Moderne dem Untergang geweiht ist.

Hass, Populismus und Unvernunft regieren die Welt, Wissenschaftsfeindlichkeit macht sich breit, Wahrheit gibt es nicht mehr: Wer die Schlagzeilen von heute liest, könnte so denken. Doch Bestseller-Autor Steven Pinker zeigt, dass das grundfalsch ist. Er hat die Entwicklung der vergangenen Jahrhunderte gründlich untersucht und beweist in seiner fulminanten Studie, dass unser Leben stetig viel besser geworden ist. Heute leben wir länger, gesünder, sicherer, glücklicher, friedlicher und wohlhabender denn je, und nicht nur in der westlichen Welt. Der Grund: die Aufklärung und ihr Wertesystem.
Denn Aufklärung und Wissenschaft bieten nach wie vor die Basis, um mit Vernunft und im Konsens alle Probleme anzugehen. Anstelle von Gerüchten zählen Fakten, anstatt überlieferten Mythen zu glauben baut man auf Diskussion und Argumente. Anschaulich und brillant macht Pinker eines klar: Vernunft, Wissenschaft, Humanismus und Fortschritt sind weiterhin unverzichtbar für unser Wohlergehen. Ohne sie wird die Welt auf keinen Fall zu einem besseren Ort für uns alle.

»Mein absolutes Lieblingsbuch aller Zeiten.«
Bill Gates
Autorenporträt
Steven Pinker, geboren 1954, studierte Psychologie in Montreal und an der Harvard University. 20 Jahre lang lehrte er am Department of Brain and Cognitive Science am MIT in Boston und ist seit 2003 Professor für Psychologie an der Harvard University. Seine Forschungen beschäftigen sich mit Sprache und Denken, daneben schreibt er regelmäßig u.a. für die 'New York Times' und den 'Guardian'. Er war 'Humanist of the Year 2006', das Magazin 'Prospect' zählte ihn zu den 'Top 100 öffentlichen Intellektuellen', das Magazin 'Foreign Policy's zu den '100 globalen Intellektuellen' und das 'Time Magazine' zu den '100 einflussreichsten Menschen in der heutigen Welt'. Im S. Fischer Verlag ist die viel diskutierte Studie 'Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschheit' (2011) erschienen, außerdem 'Wie das Denken im Kopf entsteht' (2011), 'Der Stoff, aus dem das Denken ist' (2014) sowie 'Das unbeschriebenen Blatt. Die moderne Leugnung der menschlichen Natur' (2017). Sein Werk ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Martina Wiese studierte Anglistik und Linguistik an der Universität Düsseldorf und ist seit 1984 als freie Übersetzerin und Lektorin tätig. Sie hat u.a. Steven Pinker, Richard E. Nisbett sowie die Nobelpreisträger Peter Doherty und Eric Kandel ins Deutsche übersetzt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.2018

Das Ideal des Wohlergehens

Seht doch nur all die philosophischen Schwarzmaler und Grübler: Steven Pinker möchte die Aufklärung retten und macht sich die Sache dabei sehr einfach.

Eine aufgeklärte Kultur ist kein Selbstläufer. Wie alle Kulturen muss auch sie durch die, die in ihr leben, erhalten und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Es gibt kein Gesetz der Geschichte, dass sich Vernunft und Menschlichkeit "am Ende" von selbst durchsetzen. An welchem Ende, möchte man fragen. Zwar ist der Eindruck durch keine statistische Untersuchung belegt, doch er wird von vielen geteilt: Die Menge an gedruckten und elektronisch verbreiteten Texten, die Verschwörungstheorien, Lügen, haltlose Vermutungen verbreiten und die zu Hass und Gewalt aufrufen, nimmt immer mehr zu gegenüber der Menge an Texten, die von überprüften Erfahrungen, belegten Theorien, vielversprechenden Vermutungen berichten und zu Mitgefühl und Hilfeleistung ermuntern. Dieser Eindruck legt nahe, dass wir in einer Zeit der Gegenaufklärung leben.

Solche Zeiten hat es immer gegeben. Wenn man unter aufgeklärten Epochen solche versteht, die sich der Verbreitung eines potentiell von der ganzen Menschheit teilbaren Wissens zum Zwecke einer Steigerung des Wohlergehens aller auf der Welt verpflichten, dann sind die Tendenzen des religiösen Fundamentalismus, fanatischen Nationalismus und die Bullshit- und Desinformationsmaschinen des Internets gegenaufklärerisch. Deshalb kann man das neueste, teilweise polemische, auf jeden Fall streitbare Buch von Steven Pinker mit dem Titel: "Aufklärung jetzt" grundsätzlich nur begrüßen. Denn es breitet nicht nur Ideale der Aufklärung neu aus. Sondern es stellt auch die Motive und Kräfte der Gegenaufklärungen dar und argumentiert gegen sie.

Pinker betont, dass sein Buch lange vor der Zeit von Trump geplant war, der gegenwärtig aufgrund der militärischen und wirtschaftlichen Macht der Vereinigten Staaten mit seiner "America first"-Politik und der Verbreitung von Lügen und Verschwörungstheorien Anführer der politischen Gegenaufklärung ist, die Pinker auch als antihumanistisch einstuft. Humanismus definiert er als das Streben, "menschliches Wohlergehen zu maximieren - Leben, Gesundheit, Glück, Freiheit, Wissen, Liebe, Reichtum an Erfahrungen", und zwar auf der Ebene der Menschheit. Politiken, die für die Wohlergehensgewinne kleiner Gruppen in Kauf nehmen, dass andere leiden müssen, sind antihumanistisch.

Für die Begründung, dass Aufklärung einer Anstrengung bedarf, holt Pinker weit aus. Er geht bis zum zweiten Hauptsatz der Thermodynamik zurück. Dieser besagt, dass Unordnung in geschlossenen energetischen Systemen zunimmt. Wer Ordnung erhalten will, muss dafür etwas tun. Leben ist ein energetisch unwahrscheinlicher Zustand, der durch Nahrungszufuhr erhalten werden muss. Es zu zerstören ist dagegen einfach. Oder, wie Pinker es mit den Worten des texanischen Abgeordneten Sam Rayburn formuliert: "Jeder Trottel kann eine Scheune zum Einsturz bringen, aber um sie zu bauen, braucht man einen Zimmermann." Menschliches Wohlergehen beruht nun auf sehr komplexen kulturellen Ordnungen, die ebenfalls nur unter großem Aufwand erhalten werden können. Es ist sicher nur eine Analogie, aber keine unplausible, wenn man behauptet, dass es ohne erheblichen wissenschaftlichen, erzieherischen, technischen und politisch-kooperativen Aufwand nicht möglich sein wird, das Niveau des Wohlergehens, das Menschen gegenwärtig erreicht haben, zu erhalten, geschweige denn es global zu steigern.

Als wesentliche Kraft der Gegenaufklärung unter den Intellektuellen betrachtet Pinker die Fortschrittsskeptiker. Zwar würden auch sie die Früchte des Fortschritts gern genießen und sich lieber mit als ohne Narkose operieren lassen und lieber Computer zum Schreiben benutzen als Tinte und Federkiel, trotzdem zweifelten sie an, dass sich die Welt durch Forschung verbessern ließe. Hier teilt Pinker ziemlich heftig und pauschal gegen "die Crème de la Crème der Geisteswissenschaften" aus und nennt Nietzsche, Schopenhauer, Heidegger, Adorno, Benjamin, Sartre, Fanon, Foucault, Edward Said und Cornel West als "Schwarzmaler", die Fortschritte der Aufklärung nicht anerkennen. Das ist philosophiehistorisch starker Tobak. Nietzsches Diagnose am Ende des neunzehnten Jahrhunderts, dass das Verschwinden des Christentums als Sinnspender zu einem Nihilismus führen wird, in dem sich Menschen an charismatischen politischen Führern als Ersatzsinngebern berauschen und in Kriege stürzen werden, war eine gute Prognose der Schrecknisse von zwei Weltkriegen. Auch Adornos Diagnose und Warnung, der Kapitalismus werde alles zur Ware machen, eingeschlossen die sozialen Beziehungen, kann man angesichts von Facebook nur als hellsichtig bezeichnen.

Pinker scheint nicht zu verstehen, dass die Freude über fließend Warmwasser, reduzierte Kindersterblichkeit, abnehmenden Welthunger, immer weniger Tote durch Gewalt und Infektionskrankheiten nicht bedeutet, dass man sich der Kritik an Lebensverhältnissen enthält. Aufklärung ist einerseits ein Wohlergehensprojekt. Aber sie ist auch ein kritisch emanzipatorisches Vorhaben. Wer nichts zu essen hat und fürchten muss, erschlagen zu werden, wird sich keine Gedanken über den Sinn des Lebens machen. Da hat Pinker recht. Doch dass gegenaufklärerische Bewegungen wie nationale und religiöse Fanatismen mit Sinn- und Partizipationsverlusten zu tun haben, die durch Wohlstandsprojekte nicht aufgefangen werden können, scheint er nicht zu sehen.

Verächtlich polemisiert er gegen moralphilosophische Vorlesungen, in denen Studenten lernen, Probleme des Utilitarismus und deontologischer Ethik "herunterzurattern", und behauptet: "Eine in einer kosmopolitischen Welt umsetzbare Moralphilosophie darf nicht aus Schichten komplizierter Argumentation bestehen oder auf tiefgründigen metaphysischen oder religiösen Überzeugungen beruhen. Sie muss ihre Kraft aus einfachen, transparenten Prinzipien beziehen, die jeder verstehen und akzeptieren kann. Das Ideal des menschlichen Wohlergehens ist genau solch ein Prinzip, da es auf nicht mehr (und nichts weniger) basiert als auf unserem gemeinsamen Menschsein."

Das Problem mit dem "gemeinsamen Menschsein" ist leider, dass es unter anderem kulturell in Erziehungsprozessen entsteht (was Pinker in anderen Publikationen bestritten hat). Mitglieder des "Islamischen Staates" interessieren sich halt mehr für das Jenseits und die (vermeintlichen) Befehle Mohammeds als für globales Wohlergehen. So sind sie erzogen worden. Pinker wird einwenden, dass sie eine Gehirnwäsche erlitten, bei der sie Prinzipien der Vernunft aufgeben mussten. Doch wo verläuft die Grenze zwischen vernünftiger Erziehung zu Mündigkeit auf der einen und Manipulation auf der anderen Seite? Lässt sie sich einfach durch Hinweis auf "unser gemeinsames Menschsein" ziehen? Pinker tut so, als würden sich Philosophen über die Natur von Begründungen, die Vernunft, Autonomie von Einzelnen und Gruppen nur deshalb komplizierte Gedanken machen, weil sie Lust an Komplikationen haben. Da irrt er.

Letztlich wird die Fortsetzung der Aufklärung nicht nur ein anstrengendes wissenschaftliches, politisches und kulturelles Projekt sein. Sie wird auch ein schwieriges philosophisches und erzieherisches Unternehmen. In ihm müssen "wir", die Menschheit, ein gemeinsames Verständnis von Wahrheit, Erziehung und Freiheit über Kulturgrenzen hinweg entwickeln. Das ist nicht durch Hinweis auf ein paar Studien der empirischen Psychologie möglich, wie Pinker zu glauben scheint. Denn hier geht es um die Antwort auf die normative Frage, wie wir auf diesem Globus leben wollen: in einer gemeinsamen Welt, die sich transparentem Wissen in ihrem Handeln verpflichtet, oder in hysterischen Stämmen, die von Mythen aufgepeitscht Kämpfe gegeneinander führen, mit deren Hilfe sich einige wenige entschieden bereichern können.

MICHAEL HAMPE

Steven Pinker: "Aufklärung jetzt". Für Vernunft, Wissenschaft, Humanismus und Fortschritt. Eine Verteidigung.

Aus dem Englischen von Martina Wiese. S. Fischer Verlag, Frankfurt 2018. 736 S., geb., 26,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Für Alexander Cammanns Empfinden hätte Steven Pinker ruhig etwas weniger dröhnend und noch mehr auf Daten und Fakten bauend gegen die Krisendiagnostiker von allen Seiten anschreiben können. Pinkers 17 Kapitel über den Fortschritt bei der Gesundheit, der Bildung, der Armutsbekämpfung und beim Glück bestechen laut Rezensent ansonsten durchaus durch Selbstironie, Vehemenz und Unterhaltungswert. Manchen "Unsinn" (wie das Einhauen auf Nietzsche und die Romantik als vermeintliche Feinde von Wissenschaft und Objektivität) sieht er dem Autor gerne nach. Dessen Religionsaversion und Empirievergötzung auf Kosten der Geisteswissenschaften geben ihm allerdings zu knabbern.

© Perlentaucher Medien GmbH
sein Buch ist die beste Waffe gegen Fake News Jörg Harlan Rohleder Focus 20181006