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In Bogotás exklusivster Wohngegend liegt der Kosmetiksalon "Haus der Schönheit". Eine der gefragtesten Kosmetikerinnen ist die alleinerziehende Karen. Ihre Kunden teilen ihre intimsten Geheimnisse mit ihr, ob sie will oder nicht. Karen weiß alles über ihre Affären, ihre Ängste, ihre Geheimnisse. An einem regnerischen Nachmittag kommt ein junges Mädchen in Schuluniform zur Behandlung. Sie riecht nach Alkohol und will sich ganz offensichtlich für ein Rendezvous schön machen lassen. Am nächsten Tag ist das Mädchen tot. Karen war die letzte Person, die das Mädchen lebend gesehen hat, und eine mörderische Dynamik nimmt ihren Lauf.…mehr

Produktbeschreibung
In Bogotás exklusivster Wohngegend liegt der Kosmetiksalon "Haus der Schönheit". Eine der gefragtesten Kosmetikerinnen ist die alleinerziehende Karen. Ihre Kunden teilen ihre intimsten Geheimnisse mit ihr, ob sie will oder nicht. Karen weiß alles über ihre Affären, ihre Ängste, ihre Geheimnisse. An einem regnerischen Nachmittag kommt ein junges Mädchen in Schuluniform zur Behandlung. Sie riecht nach Alkohol und will sich ganz offensichtlich für ein Rendezvous schön machen lassen. Am nächsten Tag ist das Mädchen tot. Karen war die letzte Person, die das Mädchen lebend gesehen hat, und eine mörderische Dynamik nimmt ihren Lauf.
Autorenporträt
Melba Escobar, geboren 1976 in Kolumbien, schreibt regelmäßig für die Zeitungen El País und El Espectador. Neben ihrer Tätigkeit als Journalistin hat sie bislang fünf Romane und zwei Sachbücher verfasst. 'Die Kosmetikerin' wurde als bester Roman 2016 mit dem kolumbianischen Premio Nacional de Novela ausgezeichnet. Zudem arbeitet Melba Escobar an mehreren Literaturprojekten für Kinder mit. Sie lebt mit ihrer Familie in Bogotá.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.02.2020

Tod einer Schülerin
Melba Escobar zeigt Kolumbien im Würgegriff von Armut und Verbrechen

Der Roman beginnt in einem Schönheitssalon und endet im Gefängnis. Die wahren Fieslinge kommen natürlich ungeschoren davon. Die 1976 geborene Journalistin und Autorin Melba Escobar zeichnet in ihrem kolumbianischen Sittenstück "Die Kosmetikerin" ihre Heimat als Hort der Gewalt und der Korruption. Wie Armut und Verbrechen die zweitgrößte Republik Südamerikas seit Jahrzehnten im Würgegriff halten, lassen uns die Nachrichten seit jeher wissen.

Kolumbien war mehr als fünfzig Jahre lang Schauplatz eines grausamen Bürgerkriegs, der erst 2016 zu Ende ging. Der Frieden aber bleibt brüchig. Noch immer haben die Clans das Sagen. Von den Folgen der sozialen Ungerechtigkeit, dass der bitteren Armut der vielen ein obszöner Reichtum einiger weniger gegenübersteht, davon handelt Melba Escobars multiperspektivisch erzählter Thriller.

Zwei Frauen, Claire und Karen, stellt sie ins Zentrum ihrer Geschichte. Claire, die Erzählerin, ist Mitte fünfzig, gehört zur europäisch geprägten Oberschicht, ist geschieden, hat eine erwachsene Tochter und arbeitet als Psychologin in Bogotá. Karen entstammt dem anderen Ende der gesellschaftlichen Skala. Indianischer Herkunft aus der Provinz und Mutter eines vierjährigen Sohnes, ist sie nach Bogotá aufgebrochen und träumt davon, sich mit ihrem Sohn ein neues Leben in der Hauptstadt aufzubauen, wenn sie erst genügend Geld verdient hat. So lange lebt das Kind weit weg bei der Großmutter.

Die beiden so unterschiedlichen Frauen lernen einander im mondänen Viertel Zona Rosa im "Haus der Schönheit" kennen. Karen gehört zum Personal des Salons, in dessen Kabinen der weiblichen Oberschicht alle Wünsche zur körperlichen Optimierung erfüllt werden. Die Damen mit den penetranten Parfums und den schrillen Fingernägeln werden massiert, manikürt und epiliert. Auch Claire sucht den Laden auf, wenn auch mit gemischten Gefühlen, denn die Attribute ihrer sozialen Schicht verachtet sie insgeheim. Vielmehr beklagt sie das mafiöse Universum Kolumbiens, "das seit über dreißig Jahren die Ästhetik dieses Landes und die Weltanschauung von Verbrechern, Politikern, Unternehmern und allen prägt, die auch nur die geringste Berührung mit der Macht haben".

Die Krimihandlung setzt ein, als eine von Karens Kundinnen tot in einem Hotelzimmer aufgefunden wird. Die siebzehnjährige Schülerin war am Tag zuvor erstmals im "Haus der Schönheit" gewesen, um sich ganz offensichtlich für ihre Entjungferung präparieren zu lassen. Zunächst wirft der Todesfall keine weiteren Fragen auf, denn von offizieller Seite wird Selbstmord festgestellt. Als aber die Mutter der toten Sabrina, die an der Version Zweifel hegt, Karen aufsucht, um von ihr Hinweise auf die wahren Umstände zu erhalten, ahnen die Beteiligten bald, was der Leser da längst weiß: Das Mädchen wurde Opfer eines Gewaltverbrechens.

Je mehr die Frauen herausfinden, umso prekärer wird die Situation für sie selbst. Nicht nur für Sabrinas Mutter, die von der Justiz im Stich gelassen wird, auch für Karen, die ahnungslos in jenes einflussreiche Netzwerk aus politischen und kriminellen Akteuren gerät, das mit dem Tod des Schulmädchens in direktem Zusammenhang steht. Claire wird bald offensiv bedroht.

Was Melba Escobar in ihrer stark geplotteten Story beschreibt, ist eine Sphäre der Machtausübung durch Gewalt, Sexualität und Geld. Die Opfer - Frauen, Arme, Indigene - bleiben sich selbst überlassen und finden keine Fürsprecher. Bestenfalls werden sie ignoriert oder, wenn es schlimm kommt, als lästige Begleiterscheinung aus dem Weg geräumt. Beklemmende Ohnmacht wird zur Grunderfahrung derjenigen, die nicht dazugehören oder sich den Gesetzen der Clans widersetzen.

Wie institutionalisierte Ungerechtigkeit Menschen beschädigt, auch das zeigt dieser bittere Krimi. Erstmals in der Geschichte Kolumbiens finden seit einiger Zeit Massenproteste gegen die Regierung statt. Hunderttausende gehen auf die Straße, um gegen das protestieren, was die Autorin anprangert: Korruption und wirtschaftliche Ungleichheit. Noch ist ungewiss, wohin die Proteste führen. Melba Escobars Tonlage lässt wenig Hoffnung, dass sich dieses System in die Knie zwingen lässt.

S.K.

Melba Escobar: "Die Kosmetikerin".

Roman.

Aus dem Spanischen

von Sybille Martin.

Heyne Verlag,

München 2019.

320 S., br., 9,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

"Die Kosmetikerin" ist der erste Roman der kolumbianischen Autorin, der ins Deutsche übertragen wurde, weiß Rezensent Tobias Gohlis. Und wer ihn liest, erfahre eine Menge über die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in Kolumbien: Machismus, Geldgier, Mord und Korruption - davon handeln laut Gohlis die Geschichten der Kosmetikerin Karen, mit denen sie Kundinnen wie Claire und ihre Freundin Lucía zu packen und zu schrecken weiß. Tatsächlich ist Claire so fasziniert von Karen und ihren Erzählungen, dass sie darüber zu schreiben beginnt. Doch auch sie kann nicht über die Klassengrenzen hinwegsehen, an denen weibliche Solidarität in Kolumbien ihr Ende findet. Das, so der überzeugte Rezensent, ist das traurige Fazit aus diesem düsteren und hintersinnigen Roman, dessen verschiedenen Stimmen zu folgen nicht immer ganz einfach sei.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Hintersinnig und doppelbödig, reflektiert und bös.« Tobias Gohlis, Die ZEIT