Marktplatzangebote
6 Angebote ab € 8,00 €
  • Gebundenes Buch

Lyrischer Proviant von Inseln, einer winzigen Schäre im åländischen Archipel, von der Küste Irlands, von Ingmar Bergmans Fårö, aber auch von der Buche am Neckar.Wer Eva Christina Zellers Gedichte liest, taucht ein in eine Welt, in der es die Natur noch gibt. Sie schreibt Hymnen und Verluste. Sie schreibt Gedichte von entlegenen Gegenden und den Rändern der Wahrnehmung - schön, rau und seltsam vertraut."Wie ist die Welt zu ertragen? Am besten wohl mit Gedichten,zum Beispiel von Eva Christina Zeller. Plötzlich hat alles eine Sprache und eine Stimme, der Wind und der Stein, der Baum und die…mehr

Produktbeschreibung
Lyrischer Proviant von Inseln, einer winzigen Schäre im åländischen Archipel, von der Küste Irlands, von Ingmar Bergmans Fårö, aber auch von der Buche am Neckar.Wer Eva Christina Zellers Gedichte liest, taucht ein in eine Welt, in der es die Natur noch gibt. Sie schreibt Hymnen und Verluste. Sie schreibt Gedichte von entlegenen Gegenden und den Rändern der Wahrnehmung - schön, rau und seltsam vertraut."Wie ist die Welt zu ertragen? Am besten wohl mit Gedichten,zum Beispiel von Eva Christina Zeller. Plötzlich hat alles eine Sprache und eine Stimme, der Wind und der Stein, der Baum und die Krähe, und alles spricht mit uns, den Verstockten, und nach einer Weile sprechen wir mit. Wie sie das machen, die Gedichte? Ganz einfach. Man lernt es, indem man nicht fragt, sondern liest. Am schönsten sind die Naturgedichte!"Michael Krüger"Die Gedichte von Eva Christina Zeller vermessen das Alterder Steine, durchdringen den Erinnerungsstoff, machenaus dichterischem Material Materie, überwindenmit der Sprache die Sprache, mit den Bildern die Bilder."Walle Sayer"Eine minutiöse, bannende Bestandsaufnahmedes Gesehenen. Gedichte in ihrer herbenAnmut. Ein Proviant, der reichlich ausgibt."Dorothea Grünzweig
Autorenporträt
Eva Christina Zeller schreibt Lyrik, Prosa und Theaterstücke und lebt in Tübingen, direkt am Neckar. Für Ihre Lyrikbände erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Thaddäus-Troll-Preis, den Preis der Akademie Schloss Solitude und das Venedig-Stipendium des Kulturstaatsministeriums. Aufenthaltsstipendien führten sie nach Irland, auf eine einsame Insel im Åland-Archipel, nach Fårö, Gotland, an den Genfer See und nach Venedig. Einige der neuen Gedichte erschienen schon in "Sinn und Form" und im "Jahrbuch der Lyrik". Sie ist Mitglied im deutschen PEN. Seit ihrem gerühmten "Stiftsgarten, Tübingen" (2002 und 2006) erschienen alle ihre Gedichtbände bei Klöpfer & Meyer.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Wulf Segebrecht wird nicht lyrisch zumute mit den Gedichten von Eva Christina Zeller. Dass die Autorin die Suche nach dem passenden Wort zum Thema ihrer Texte macht, findet Segebrecht eigentlich in Ordnung. Die Umsetzung aber überzeugt ihn nicht, da die Monotonie der "Spracherlernung" angesichts von Meer, Möwen und Bäumen durch eingestreute "einfältige" Losungen und Feststellungen und grammatikalische Seltsamkeiten nicht eben geadelt wird, wie er findet. Irritiert fragt sich der Rezensent: Sind das noch Gedichte oder schon Plattitüden?

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.03.2021

Suche doch die Buche
Eva Christina Zellers neuer Gedichtband mit Naturwahrnehmungen

Der Lyrikerin Eva Christina Zeller fehlen die Worte. Sie sucht sie überall, besonders im Norden auf einer unbewohnten Ostsee-Insel, in Dänemark, Finnland und in Irland, auch in Venedig und Südafrika und zuletzt in Hölderlins Tübingen, aber sie findet sie nicht, sie fallen ihr nicht ein, und "immer wenn mir nichts einfällt / schreibe ich ein gedicht". Genau das ist das Problem und das Thema der neuen Gedichte von Eva Christina Zeller: Sie wartet auf die Inspiration, auf die Wörter und die Gedichte, und sie macht ebendiesen Wartezustand zum Gedicht: Sie "suchte ein wort im warten / . . . es war das warten auf das warten / auf das warten".

Diese tautologische Redefigur nach dem Muster von Gertrude Stein ("Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose") ließe sich auf den ganzen Gedichtband der Autorin Zeller anwenden: Sie sagt, wovon immer sie spricht, genaugenommen immer dasselbe. Die präzisen Wahrnehmungen der Naturphänomene laufen darauf hinaus, dass sie in ihrer Eigenart nicht wirklich wahrnehmbar sind und dass die Sprache, die sie sprechen, allenfalls nur näherungsweise erlernt und wiedergegeben werden kann. Das gilt für das Meer, die Wellen, den Wind, die Steine, die Möwen, Schwalben und die Quallen ebenso wie für die allgegenwärtige Katze, das Eichhörnchen, die Ringelnatter - also für die bevorzugten Sujets der Gedichte.

Vor allem aber gilt es für die Buche. Sie ist gleichsam der Lebens- und Liebesbaum der Autorin. Sie streichelt sie täglich mit den Augen, umarmt sie heimlich, "wünscht sich ohren / für die sprache der buche". Eine ganze Folge von Gedichten steht unter dem Titel "Buchensprache". Darin werden mehrere Versuche unternommen, die Geheimnisse der Buche, ihrer Farben, ihrer Rinde, ihres harmonischen Wuchses zu enträtseln. Und eigens wird der Mathematiker Leonardo Fibonacci an die Buche zitiert, damit er mit seinen Zahlenreihen und mit einem Zollstock ihren goldenen Schnitt vermesse.

Es gibt für die Autorin gute Gründe, die Blätter der Buche zu zählen; denn für sie ist "jedes blatt ein buchstabe / bei hundert und tausend blättern / ein verwildertes gedicht", und sie erwägt: "die blätter könnten gedichte sein / die dich trösten". Also sucht sie "angestrengt . . . nach gedichten für die vielen blätter". Sie erwägt auch: "die rotbuche gebiert dreißigtausend blätter", vielleicht sind es aber auch mehr, wer weiß; es ist mit den Sternlein am Himmel im frommen Kinderlied vergleichbar, das Zeller zitiert: Gott allein hat sie gezählet, "dass auch nicht eines fehle". Aber: "gott ist ein synonym / für die worte, die ich nicht finde" - und wir sind wieder bei ihrem aporetischen Grundproblem der ausweglosen Wortfindung angelangt.

Auf der Suche nach den zutreffenden Worten und den gelungenen Gedichten kommt Eva Christina Zeller zu teils gutherzigen, teils betont einfältigen Fragen ("wie alt ist das meer?"), dringenden Losungen ("leere den papierkorb"), Empfehlungen ("denke rund") und verblüffend simplen Feststellungen ("die erde dreht sich / auch in der nacht") - wer hätte das gedacht!

Spätestens angesichts solcher Weisheiten stellen sich misstrauische Irritationen bei der Sichtung des Gedicht-Proviants ein, den die Autorin vorweist. Das mag zum Teil an der konsequenten Kleinschreibung und am Fehlen der Interpunktionszeichen (mit Ausnahme der Fragezeichen) bei den reimlosen und metrisch regellosen Texte liegen. Aber auch an manche grammatische Eigenwilligkeit ("du schreckst", "sehe" und "spreche" als Imperativformen) gewöhnt man sich nicht ohne weiteres. Und was ist von einem "tausch" zu halten, "für den es keine worte gibt / du sie nicht kennst"? Derlei macht es dem Leser mitunter schwer, die intendierte Poesie von der unterlaufenen Plattitüde zu unterscheiden.

Einmal, als in tiefer Nacht eine Sternschnuppe über den irischen Himmel flitzte, sah die Lyrikerin Eva Christina Zeller ganz genau: "zwei lyriker standen an der klippe und staunten / mit offenem mund / und nahmen keinen stift in die hand". Sie haben uns, wie es aussieht, vielleicht manches erspart.

WULF SEGEBRECHT

Eva Christina Zeller: "Proviant von einer unbewohnten Insel". Gedichte.

Verlag Klöpfer, Narr, Tübingen 2020. 142 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr