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Michel und Harry sind Wachmänner in einem Wohnblock mit Luxusappartements. Ihren Dienst verrichten sie in der Tiefgarage des Gebäudes, von dort kontrollieren sie den Zugang zum Haus. Draußen muss sich etwas Schlimmes zugetragen haben, eine nukleare Katastrophe vielleicht oder ein Krieg. Nach und nach verlassen die Bewohner den Block, aber Michel und Harry halten mit eiserner Disziplin die Stellung. Bestimmt wird ihnen von der Organisation, für die sie tätig sind, bald ein wichtigeres Objekt anvertraut. Doch als ein dritter Wachmann in der Tiefgarage auftaucht, eskaliert die Situation. Ist er…mehr

Produktbeschreibung
Michel und Harry sind Wachmänner in einem Wohnblock mit Luxusappartements. Ihren Dienst verrichten sie in der Tiefgarage des Gebäudes, von dort kontrollieren sie den Zugang zum Haus. Draußen muss sich etwas Schlimmes zugetragen haben, eine nukleare Katastrophe vielleicht oder ein Krieg. Nach und nach verlassen die Bewohner den Block, aber Michel und Harry halten mit eiserner Disziplin die Stellung. Bestimmt wird ihnen von der Organisation, für die sie tätig sind, bald ein wichtigeres Objekt anvertraut. Doch als ein dritter Wachmann in der Tiefgarage auftaucht, eskaliert die Situation. Ist er von der Organisation geschickt worden, um die beiden zu überprüfen? Oder hat er es auf den letzten Bewohner abgesehen, der das Gebäude augenscheinlich nie verlassen hat? Michel und Harry geraten in eine Spirale aus Wahnsinn und tödlicher Gewalt ... Meisterhaft erzählt Peter Terrin in seinem Roman von den latenten Ängsten, die gegenwärtig unsere Gesellschaft beherrschen, und dem daraus resultierenden, stetig wachsenden Kontrollwahn der Obrigkeiten. "Der Wachmann" ist ein Psychogramm unserer Zeit, eindringlich, pointiert und hochaktuell.
Autorenporträt
Peter Terrin, 1968 im belgischen Tielt geboren, gehört zu den wichtigsten Stimmen der flämischen Literatur. Er veröffentlichte Erzählungen, Theaterstücke und bislang sieben Romane, darunter »Der Wachmann«, für den er 2010 den Literaturpreis der Europäischen Union erhielt, und »Post Mortem«, der 2012 mit dem AKO-Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Seine Werke wurden in über fünfzehn Sprachen übersetzt.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Sie leiden unter Klaustrophobie? Lesen Sie dieses Buch nicht! Es sei denn, Sie gehen davon aus, dass die literarische Beschreibung klaustrophobischer Zustände Ihre eigenen Ängste zu heilen vermag. Überhaupt spielt Peter Terrins "Der Wachmann" virtuos mit den Urängsten des Lesers. Das aufs Wesentliche reduzierte Setting mit zwei, zwischendurch auch mal drei, Menschen in einem begrenzten unwirtlichen fensterlosen Raum verursacht bei der Lektüre schon Beklemmungen. Die lakonische, nur selten ins Emotionale driftende Sprache tut ihr Übriges, damit die Geschichte der Wachmänner Michel und Harry, die tagaus, tagein rund um die Uhr die Tiefgarage eines Wohnblocks mit Luxusappartements bewachen, für ein dauerhaft flaues Gefühl in der Magengegend sorgt. Terrin schafft es dabei, seinen Roman ?zu einer bildhaften Beschreibung der modernen Gesellschaft werden zu lassen. In ihr gibt es keine Gemeinschaft mehr, sondern nur noch gegenseitige Kontrolle und ständiges Misstrauen. Michel und Harry sind vielleicht das letzte Bollwerk des gegenseitigen Vertrauens, doch auch dieses Bollwerk gerät unter immensen Druck. Die meist sehr kurzen Kapitel sorgen für einen recht atemlosen Lesefluss, sodass der Leser das Buch nur ungern aus der Hand legt.

© BÜCHERmagazin, Carsten Tergast (ct)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.06.2018

Endspiel der Wachmänner
Peter Terrin verlegt Dick und Doof in eine Tiefgarage

Der neue Roman von Peter Terrin ist eine explosive Mischung aus Science Fiction und "Warten auf Godot". Er spielt fast ausschließlich in der Tiefgarage einer Luxuswohnanlage. Während draußen, in einer unbekannten Stadt einer nicht näher definierten Zukunft, etwas Schlimmes passiert sein muss, mindestens ein Kriegsausbruch oder eine nukleare Katastrophe, herrscht im Innern Paranoia. Dass man dabei als Leser nie genau weiß, welcher Ort schlimmer ist, verleiht dem Buch seinen Horror - bei aller Klaustrophobie des Settings sowie einigen Toten -, aber auch seine Komik. Das liegt vor allem an den beiden Hauptfiguren, weshalb der Roman tatsächlich "Die Wachmänner" heißen müsste oder auch: "Dick und Doof in der Tiefgarage".

Denn die beiden, die da Tag für Tag und Nacht für Nacht ihren Dienst tun, sind so begriffsstutzig, dass sie sogar dann noch an ihrer Routine festhalten, als längst klar ist, dass sie von allen verlassen sind. Doch wie ein altes Ehepaar verharren Michel und Harry in ihrem Keller, führen die immer selben Gespräche, und während sich alles schlagartig verändert zu haben scheint, steht ihre Zeit still.

Auch die Bewohner der Luxusanlage sind, bis auf einen, längst geflohen. Michel und Harry aber glauben, ihr Arbeitgeber, von ihnen nur die "Organisation" genannt, habe sie zu Höherem bestimmt und dies sei eine Art Test für sie. Also schreiten sie in ihren strahlend blauen Uniformen weiterhin durch den gewaltigen Kellerkomplex. Selbst als das Licht ausfällt, hören sie nicht auf, ihre Runden nach dem vorgegebenen Muster abzugehen. Das lässt sich natürlich als Allegorie auf eine von Konflikten getriebene und Ängste hervorrufende Gegenwart lesen.

Der Ich-Erzähler Michel ist dabei der Einfaltspinsel, während sein Kompagnon sich als Verschwörungstheoretiker von Gnaden erweist. Zusehens treibt die Isolation die Männer in die Obsession. Und je länger ihre Ungewissheit andauert, umso abenteuerlicher wird ihr Verhalten. Als schließlich ein dritter Wachmann in der Dunkelheit des Kellers auftaucht, angeblich von der Organisation entsandt, eskaliert die Situation.

Dem 1968 im flämischen Tielt geborenen Autor, dessen Romane, Erzählungen und Dramen vielfach übersetzt und mit Preisen bedacht wurden, geht es bei allem Grusel auch um soziale Strukturen. "Der Wachmann", der das literarische Motiv des Nachtwächters aufnimmt, ist deshalb auch ein Angestelltenroman. Auch im Gebäude sind die Rollen klar verteilt: Der Aufzug ist nur für Bewohner und Bedienstete, nicht aber für die Wachmänner zugänglich.

Die Tragik der beiden liegt darin, dass sie bis zuletzt hoffen, befördert zu werden, wenn sie jetzt nur alles richtig machen. Oberstes Gesetz sind deshalb die Regeln der Firma, denen sie ihr gesamtes Denken und Tun unterwerfen. Der Witz ist aber, dass sie nicht wissen, wie dieses Gesetz und diese Regeln aussehen, schon gar nicht im Ausnahmefall. In kurzen, nicht chronologisch arrangierten Szenen rollt der Erzähler das Psychogramm von Michel und Harry auf.

Durchgehend vermag Peter Terrin die Spannung nicht zu halten. Irgendwann erschöpft sich das Erzählte in der Wiederholung, und der Showdown am Ende ist allzu verwirrend. Aber der Befund, dass Loyalität, die sich blind an eine unhinterfragte Macht bindet, in die Irre läuft, ist so aktuell wie eh und je.

SANDRA KEGEL

Peter Terrin:

"Der Wachmann".

Roman.

Aus dem Niederländischen von Rainer Kersten.

Liebeskind Verlag,

München 2018.

256 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Sie leiden unter Klaustrophobie? Lesen Sie dieses Buch nicht! Es sei denn, Sie gehen davon aus, dass die literarische Beschreibung klaustrophobischer Zustände Ihre eigenen Ängste zu heilen vermag. Überhaupt spielt Peter Terrins "Der Wachmann" virtuos mit den Urängsten des Lesers. Das aufs Wesentliche reduzierte Setting mit zwei, zwischendurch auch mal drei, Menschen in einem begrenzten unwirtlichen fensterlosen Raum verursacht bei der Lektüre schon Beklemmungen. Die lakonische, nur selten ins Emotionale driftende Sprache tut ihr Übriges, damit die Geschichte der Wachmänner Michel und Harry, die tagaus, tagein rund um die Uhr die Tiefgarage eines Wohnblocks mit Luxusappartements bewachen, für ein dauerhaft flaues Gefühl in der Magengegend sorgt. Terrin schafft es dabei, seinen Roman ?zu einer bildhaften Beschreibung der modernen Gesellschaft werden zu lassen. In ihr gibt es keine Gemeinschaft mehr, sondern nur noch gegenseitige Kontrolle und ständiges Misstrauen. Michel und Harry sind vielleicht das letzte Bollwerk des gegenseitigen Vertrauens, doch auch dieses Bollwerk gerät unter immensen Druck. Die meist sehr kurzen Kapitel sorgen für einen recht atemlosen Lesefluss, sodass der Leser das Buch nur ungern aus der Hand legt.