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"DER ABGRUND, IN DEN WIR SCHAUEN" GERD KOENEN ÜBER RUSSLANDS WEG ZUM KRIEG
Kaum jemand hat in den vergangenen Jahrzehnten das deutsch-russische Geflecht aus historischen Erfahrungen, machtpolitischen Interessen und ideologischen Fieberträumen intensiver erforscht als Gerd Koenen. Im Widerschein des neuen Krieges, der viele alte Fragen wieder aufwirft, begibt er sich auf eine Spurensuche, die uns von der zynischen Partnerschaft in der Zeit des Hitler-Stalin-Paktes bis zur Freund-Feind-Propaganda unserer Tage und von den Gründern von «Memorial» bis zu den Spin Doctors Putins führt.
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Produktbeschreibung
"DER ABGRUND, IN DEN WIR SCHAUEN" GERD KOENEN ÜBER RUSSLANDS WEG ZUM KRIEG

Kaum jemand hat in den vergangenen Jahrzehnten das deutsch-russische Geflecht aus historischen Erfahrungen, machtpolitischen Interessen und ideologischen Fieberträumen intensiver erforscht als Gerd Koenen. Im Widerschein des neuen Krieges, der viele alte Fragen wieder aufwirft, begibt er sich auf eine Spurensuche, die uns von der zynischen Partnerschaft in der Zeit des Hitler-Stalin-Paktes bis zur Freund-Feind-Propaganda unserer Tage und von den Gründern von «Memorial» bis zu den Spin Doctors Putins führt.

Was hat Putin und die um ihn gescharte oligarchische Machtelite dazu getrieben, einen ebenso mörderischen wie selbstzerstörerischen Angriffskrieg zu beginnen? Welche langfristigen Ziele verfolgt Russland? Und warum hat sich zwischen ihm und seinen westlichen Nachbarn erneut ein tödliches Spannungsfeld aufgebaut, das ganz Europa in eine Gefahrenzone verwandelt? In seinem neuen Buch bündelt Gerd Koenen sein jahrzehntelanges Nachdenken über Russland zu einer ebenso differenzierten wie schonungslosen Bilanz.

Eine reflektierte Analyse des großen Russland-Kenners Gerd Koenen Russland im ewigen Zirkel der Geschichte - Gerd Koenen analysiert den Weg in den Krieg

Autorenporträt
Gerd Koenen wurde für sein ¿ soeben neu aufgelegtes ¿ Buch "Der Russland-Komplex. Die Deutschen und der Osten" mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet. Seine Darstellung der Geschichte des Kommunismus "Die Farbe Rot" war für mehrere Buchpreise nominiert. Er gilt als einer der besten Kenner der politischen Mentalität Russlands.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.2023

Dieser Gewaltausbruch hat sich lange vorbereitet
Dem Irrsinn des Krieges nachspüren: Gerd Koenen demontiert Putins Russland und hofft auf bessere Zeiten

Wenn man sich die seit einem Jahr stark vergrößerte Zahl der Russlandkommentatoren wie einen Marktplatz vorstellt, dann finden sich da: fliegende Händler, die ihre russischen Lackschalen am 24. Februar vergangenen Jahres blitzschnell durch blau-gelbe Flaggen ersetzt haben; kluge, häufig jüngere Anbieter von Spezialwissen; die Panzerverkäufer, die ihren mittlerweile leeren Stand für Kampfflugzeuge vorbereiten; Verkäufer hinter Wühltischen mit Russland- und Putinkitsch; mediale Sprechkreise, an denen man besser schnell vorbeigeht; und es gibt Gerd Koenen.

Skizzen oder Vorstudien liegen bei ihm nicht aus. Sein Metier ist das Gemälde. In ausladenden, kunstvoll geführten Pinselstrichen entsteht das große Tableau. Wie auch in seinem neuesten Buch, wenngleich dessen Inhalt nicht ganz neu ist, weil es neben einigen für es verfassten Texten bereits veröffentlichte Essays enthält.

Nachdenken über die letzten dreißig Jahre Russland heißt, so Koenen, nicht analysieren, sondern dem Irrsinn des Krieges und des Putin-Regimes nachspüren. Heute gedacht, morgen verwelkt, diese Gefahr gibt er offen zu, zumal sich die Lage jeden Tag ändern kann. Auch in dieser Zeitung hat er den Schlafmützen in der SPD ihre verfehlte Russlandpolitik um die Ohren gehauen. Fast hätte man dabei vergessen, dass über viele Jahre die Kanzlerin Angela Merkel hieß, unter ihrer Richtlinienkompetenz Nord Stream 2 gebaut, ein Teil der deutschen Gas-Infrastruktur an die Putin-Clique verhökert wurde und ein CDU-Wirtschaftsminister - wie hieß er doch gleich? - nicht bemerkt hat, dass zu Anfang des Krieges der größte deutsche Gasspeicher nicht nur Putins Kontrolle unterstand, sondern auch fast leer war. Im neuen Buch mag Koenen Merkel immer noch nicht nennen, dafür aber andere. Bei der Passage über die deutsche Putin-Blindheit, von Energieunternehmen bis Sportfunktionären, verweilt man gern. Hat irgendjemand ihre Selbstkritik gehört? Dass der Krieg nach sechzehn Jahren Merkel-Stagnation eine deutsche Perestroika forciert, bei der das Wort Beschleunigung ebenso zentral ist wie seinerzeit unter "Gorbi" 1987, hätte der Autor aber hinzufügen dürfen.

Mit dem überzeugenden Furor des Aufklärers und Demokraten demontiert Koenen die "selbstidiotisierende" Welt Putins und seiner Clique, das Übel der Selbstisolierung, das Hineinsteigern in eine aberwitzige Ideologie von imperialer Größe und zivilisatorischer Besonderheit, die doch nur den "zivilisatorischen Rückfall" erkennen lässt, und Gewaltphantasien, die sich nicht erst im Februar letzten Jahres bestialisch entluden, sondern seit langem angelegt waren.

Immer wieder greift Koenen die These aus seinem Buch "Der Russland-Komplex" auf, in dem er die imperiale Kontinuität der Sowjetunion und Russlands mit dem Zusammenbruch der deutschen Weltmachtambitionen 1945 und dem russischen Triumph verbindet. Ob allerdings die heutigen Kriegsverbrecher in der russischen Armee das im Kopf haben, wenn sie in der Ukraine morden, vergewaltigen und plündern, sei dahingestellt. Riefe also jemand nach der Lektüre des Buches "So war's!", so hätte er den Autor missverstanden. Hat Koenen das Gemälde fertiggestellt, beginnt die Arbeit der Historiker.

Wie geht es in Russland weiter? An dieser Stelle zeigt sich der Optimist. Das Putin-Regime werde, wie auch schon die anderen autokratischen Regime vor ihm, an den Punkt der Selbstruinierung kommen, wozu der Krieg gegen die Ukraine beitrage. Das wäre zu begrüßen, aber wie lange sollen die Menschen warten, bis das Regime sich zum Kollaps entschließt? Der Optimist erweist sich als Fatalist. Koenen übersieht zudem die mittlerweile zusammen fast 50.000 Mann starken Privatarmeen der Wagner- und Kadyrow-Truppen. In Russlands Unglück wächst nicht das Rettende. Aber die Rettung Russlands stehe auf dem Spiel, meint Koenen zu Recht, und die gelinge nur dann, wenn Putin scheitere, weil das toxische Gemenge aus Geschichtslüge, Vernichtung, Repression und russischem Messianismus anders nicht verschwinden wird. Deshalb dürfe der Westen nicht nachlassen, die Ukraine zu unterstützen.

Was aber ist mit der Gesellschaft? Da bleibt eine Leerstelle, weil ohne eine organisierte Gesellschaft die Selbstzerlegung des Regimes unweigerlich in die nächste Autokratie führen wird. Sosehr Koenen von den belarussischen Frauen des Sommers 2020 schwärmt, von den ukrainischen Demokraten und ihrem Präsidenten Selenskyj, dessen Wandel vom Komiker zum Politiker im Feuer des Angriffskrieges er bewundert und dessen nie fanatisierende Kriegsreden er den Vernichtungsphantasien Putins gegenüberstellt, sosehr er den demokratischen Frühling auch in Russland herbeisehnt und ein bisschen wie einst Trotzki vor der Revolution die Signale zusammenzählt, so wenig weiß er zu sagen, welche Rolle die Gesellschaft spielen soll.

Sie sei immer für eine Revolution gut, wie das zwanzigste Jahrhundert beweise. Das Problem aber ist, dass es drei solcher Revolutionen im vorigen Jahrhundert gab, dazu Hunderte von lokalen Aufständen im neunzehnten, eine die Herrschaft bedrohende, gewaltige Rebellion und mehrere kleinere im achtzehnten - und das siebzehnte Jahrhundert läuft unter "Zeitalter des Aufruhrs", während sich just zur gleichen Zeit ein weiser russischer Autor über das "stumpfsinnige Schweigen" der Russen angesichts der himmelschreienden Ungerechtigkeit empörte. Die Aufstände kommen und gehen, die Autokratie aber bleibt bestehen; heute steht die Mehrheit hinter Putin. Den Optimisten Koenen ficht das nicht an. Ihn zu lesen ist wie ein Gebet: In der tiefsten Not Russlands hilft der Glaube an eine bessere Welt. STEFAN PLAGGENBORG

Gerd Koenen: "Im Widerschein des Krieges". Nachdenken über Russland.

Verlag C. H. Beck, München 2023. 317 S., Abb., br., 20,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit seinem Buch "Die Deutschen und der Osten" hat Gerd Koenen 2005 laut Rezensentin Franziska Davies zwar ein wichtiges Buch über den Blick der deutschen Öffentlichkeit auf Russland geschrieben; sein neuer, im Licht des russischen Angriffs auf die Ukraine zusammengestellter Band überzeugt sie jedoch nicht. Insbesondere ist sie irritiert davon, dass es sich nicht ausschließlich um neues Material handelt, sondern um eine Kompilation diverser Aufsätze, die auch jahrzehntealte Arbeiten umfasst. Teile des Buchs liest Davies dennoch gern, wie etwa Passagen, die sich Boris Jelzin widmen, dessen politisches Selbstverständnis sich deutlich von dem Wladimir Putins abhebt. Diejenigen, die unter Russlands Machthunger litten und leiden kommen in dem Buch jedoch nicht vor, moniert Davies. Daran anschließend kritisiert sie außerdem die Transkription der ukrainischen Hauptstadt (Kiew statt Kyjiw) sowie die Autorenpolitik von C.H. Beck, wo viele Bücher von alten Männern verlegt werden, aber wenige von Frauen oder auch Osteuropäern.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Gerd Koenen gehört zu den profunden Kennern des östlichen Totalitarismus in Deutschland."
taz, Andreas Fanizadeh

"Mit dem überzeugenden Furor des Aufklärers und Demokraten demontiert Koenen die 'selbstidiotisierende' Welt Putins und seiner Clique."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Stefan Plaggenborg

"Zweifellos hat Koenen ... auch das imperiale und antidemokratische Mindset dieser Eliten im Blick und weist - mal etwas zu zurückhaltend, mal erfrischend deutlich - außerdem darauf hin, dass auch die im Westen so heißgeliebten sowjetrussischen Dissidenten ebenfalls oft ein imperiales Mindset kultivierten."
Süddeutsche Zeitung, Franziska Davies

"Einer der profiliertesten Kenner Russlands hierzulande."
Frankfurter Rundschau, Claus-Jürgen Göpfert

"Koenens Stil ist beneidenswert in seiner polemischen Eloquenz und Verve."
Kölner Stadtanzeiger, Markus Schwering

"Gerd Koenens engagiertes und enorm lesenswertes Buch weiß darum, daß Analysen von heute möglicherweise schon morgen überholt sind. Seine Essays wollen und können dabei helfen, Russland in einem nüchternen und doch empathischen Sinne zu verstehen. Die großen Potentiale und Möglichkeiten des Landes ebenso wie die Neigung zu destruktiver Gewalt."
Ö1 Kontext, Holger Heimann

"Koenen analysiert die Angst des Kreml vor Massenprotesten der Opposition sowie die Bedeutung der Kriege in Tschetschenien und Georgien, der Beziehungen zu China und der Corona-Epidemie im Vorfeld von Putins Angriff auf die Ukraine."
Falter, Erich Klein

"Gerd Koenen ist einer der profiliertesten Buchautoren zu Russland, der sich stets illusionsfrei seinem Gegenstand näherte."
VDI Nachrichten, Peter Steinmüller

"Anstelle konventioneller Konfliktdiagnosen macht Koenen deutlich, dass Putins Revision der Geschichte nicht etwa von einer kohärenten Ideologie angestiftet wird, sondern von einer historischen Mythologie getrieben ist."
Frankfurter Rundschau, Christian Thomas
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